Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 15 (1866), ab Seite: 35. (Quelle)
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Levstik, Franz (slavischer Sprachforscher und Schriftsteller, geb. zu Laas in Unterkrain im Jahre 1833). Der Sohn armer Leute, besuchte das Gymnasium in Laibach und ging im Jahre 1853 nach Wien, wo er die technischen Studien begann. Aus Mangel an erforderlichen Mitteln mußte er aber den Besuch des Polytechnikums aufgeben und trat in den deutschen Orden, der in Krain drei Commenden besitzt, worauf er nach Olmütz geschickt wurde, um dort die Theologie zu studiren. Schon hatte sich L. zufrieden in ein Loos gefügt, das er Armuth halber wählen mußte, als er nach etwa einem halben Jahre plötzlich entlassen wurde. Die Ursache dieser unerwarteten Maßregel ist folgende. Im nämlichen Jahre hatte L. bei Blaznik in Laibach ein Bändchen Gedichte (pesmi) erscheinen lassen, welche einerseits vielen Beifall fanden, aber von anderer und namentlich von jener Seite, welche in dem Stande, dem L. jetzt angehörte, maßgebend war, ihres „ruchlosen Inhalts“ wegen, Verstimmung und Aergerniß erregten. Auch blieb die Sache nicht im kleinen Kreise, sondern gewann größere Verbreitung. Von Jemand, der dem Dichter sehr feindlich gesinnt war, wurde ein Exemplar der Pesmi an seine Klosterobern geschickt. Nun blieb keine Wahl, L. sollte entweder die Dichtungen selbst vernichten, oder aber das Kloster verlassen und er wählte – das Letztere. Indessen hatte L. während seines Aufenthaltes in Olmütz sich die polnische und böhmische Sprache eigen gemacht, und einer längst empfundenen Sehnsucht folgend, [36] beschloß er, über Brünn nach Prag zu gehen. In Brünn wurde ihm die Erlaubniß nach Prag zu gehen, verweigert und so war er genöthigt, nach Wien zurückzukehren, was er auf einem Umwege über Mähren und die Slovakei that. In Wien konnte er seiner beschränkten Geldmittel wegen nicht länger verweilen und so reiste er unaufgehalten nach Laibach. Dort fand er im Hause des Grafen Pace eine Erzieherstelle und versah dieselbe bis zum Mai 1858, darauf wurde L. Erzieher im Hause des Friedrich Vilhar, eines Schriftstellers und Gutsbesitzers zu Senoschitsch in Krain und blieb es bis zu Anfang des Jahres 1861, worauf er nach Triest ging und die Stelle eines Secretärs des dortigen Lesevereins übernahm. Als Vilhar bald darauf das slovenische Oppositionsblatt „Naprej“, d. i. Vorwärts, begründete, forderte er Levstik auf, als Mitredacteur einzutreten. An diesem Blatte war nun L. thätig, bis dasselbe Ende September 1863 zu erscheinen aufhörte. Im April 1864 endlich wurde L. Secretär mit angemessenem Jahresgehalte bei der mittlerweile entstandenen Matica slovenska; einem Vereine, der gleich den übrigen Matice eine Gemeinsamkeit und Vereinigung der slavischen Interessen anstrebt, um so mit vereinten Kräften für die slavische Sache im Kaiserstaate zu wirken und das Deutschthum zu beschränken. Aber nicht lange war es ihm vergönnt, auf diesem Posten zu wirken. Bei der im Juli 1865 abgehaltenen Generalversammlung wurde Levstik veranlaßt, seine Stelle niederzulegen, und werden seit Mitte Juli d. J. die Secretärsgeschäfte der Matica von zwei Geistlichen, denen ein Professor des Gymnasiums beigegeben ist, unentgeltlich besorgt. Außer den schon erwähnten „Pesmi“ (Laibach 1853) hat L. noch herausgegeben eine slovenische Uebersetzung der Königinhofer Handschrift[WS 1], welche zu Klagenfurt im Jahre 1856 erschien und mehrere philologische und culturhistorische Aufsätze in den slavischen Blättern „Novice“ und „Glasnik“, unter denen besonders hervorzuheben sind die „Napake slovenskega pisanja“ in den Novice 1858; – „Martin Kerpan z Verha“ und „Polovánje z Litije do Cateza“, beide im Glasnik 1858. Levstik gilt als einer der bedeutendsten slovenischen Linguisten. Die gründliche Kenntniß zweier anderer slavischer Mundarten machte es ihm möglich, manches in seine slovenische Muttersprache aufzunehmen, was mit dem Geiste derselben verträglich ist. Wohl hatte er anfänglich mit seinem Aufsatze „Napake“ einen allgemeinen Sturm über sich heraufbeschworen, denn in Slovenien ist man seit mehreren Decennien immer bereit, ABC-Kriege, wie ein solcher in den Dreißiger-Jahren Statt gehabt, zu führen, aber allmälig legte sich der Sturm, und der Reformator hat die Genugthuung, seine Neuerungen vorurtheilslos geprüft zu sehen.

Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 1258. – Abriß der neuslovenischen Literaturgeschichte von Franz Zakrajšek im ersten Jahresberichte über die k. k. Ober-Realschule in Görz 1861 (Görz, 8°.) S. 28.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vergleiche dazu Königinhofer Handschrift (Wikipedia).