BLKÖ:Lauer, Joseph Freiherr von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 14 (1865), ab Seite: 216. (Quelle)
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Lauer, Joseph Freiherr von (k. k. Feldzeugmeister und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Gratz 18. Mai 1769, gest. zu Wien 26. Februar 1848). Sohn des k. k. Feldzeugmeisters Franz Freiherr von L. [s. d. Vorigen] aus dessen erster Ehe mit Maria d’Allio. Unter des Vaters Leitung wurde er für den Eintritt in das Ingenieurcorps vorbereitet, in das er im Alter von 17 Jahren als Cadet eintrat, und in demselben bald zum Officier, im Laufe des Türkenkrieges aber, in welchem er sich bei dem Uebergange über die Donau und bei der Belagerung von Belgrad besonders ausgezeichnet hatte, zum Oberlieutenant befördert wurde. Als Capitän-Lieutenant ging er zur Armee am Rhein, wo er sich vor Lequesnoi, Maubeuge, insbesondere aber bei der Belagerung und Einnahme von Fort Louis (im November 1793) so hervorthat, daß sein treffliches Verhalten öffentlich anerkannt wurde. L. wurde auch die Auszeichnung zu Theil, mit der Nachricht von der Capitulation dieses Platzes an das kais. Hoflager nach Wien entsendet zu werden. Darauf kehrte er zur Armee zurück und that an der Seite seines ausgezeichneten Vaters Dienste. Zugleich mit demselben that er sich bei der Eroberung des Galgenberges bei Mannheim [217] (29. October 1795) und bei der darauf folgenden Belagerung dieses Platzes hervor. Vom 11. November, an welchem Tage die Laufgräben eröffnet wurden, bis zur Einnahme Mannheims, stand er ungeachtet einer erhaltenen Wunde seinem Vater mit wahrer Todesverachtung und unermüdeter Thätigkeit bei den, unter dem steten Feuer des Feindes auszuführenden, auf den Fall des Platzes berechneten Arbeiten ununterbrochen zur Seite. Und als er dieses Mal mit der Nachricht von der Capitulation Mannheims nach Wien an den kais. Hof entsendet wurde, kehrte er, am 27. November d. J. für sein ausgezeichnetes Verhalten mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens geschmückt, zur Armee zurück. Im September 1800 wurde L. zum Major im Generalstabe befördert. Nach dem Luneviller Frieden kehrte L. in das Ingenieurcorps zurück und wurde im Feldzuge des Jahres 1805 zur Ausführung mehrerer Verschanzungen verwendet. Im Jahre 1807 rückte er zum Oberstlieutenant, 1809 zum Obersten, im Februar 1814 zum General-Major vor. In der Zwischenzeit war er 1806 Fortifications-Localdirector zu Königgrätz, 1811 zu Ofen, 1813 zu Temesvár. Als General-Major erhielt er eine Brigade in Italien und wurde bei Eröffnung der Operationen gegen Murat mit der Vertheidigung der Citadelle von Ferrara – 6. bis 13. April 1815 – beauftragt, welchen Auftrag er gegen 50.000 Neapolitaner glänzend ausführte, dann mit einer Brigade im Corps des Feldmarschall-Lieutenants Grafen Neipperg eingetheilt, und nach Murat’s Niederlage bei Tolentino (2. Mai) mit dem Commando über das Belagerungs- und Blockadecorps von Gaeta betraut, welches sich nach Murat’s Fall noch lange auf das hartnäckigste vertheidigte und bis zum 5. August hielt. Mit dem Falle dieses Platzes war ganz Neapel für seinen rechtmäßigen König gewonnen; General-Major Lauer aber wurde für seine damals bewiesene Umsicht mit dem Commandeurkreuze des Leopold-Ordens ausgezeichnet. Im Jahre 1826 wurde er zum Feldmarschall-Lieutenant, 1831 zum Festungscommandanten von Königgrätz, im folgenden Jahre zu jenem von Olmütz und im Jahre 1841 zum geheimen Rathe ernannt. Nachdem er 16 Jahre lang Festungscommandant von Olmütz und dort eine von Alt und Jung seiner Liebenswürdigkeit und Güte wegen verehrte Persönlichkeit gewesen, trat er nach 60jähriger Dienstleistung im Mai 1847 in den Ruhestand, bei welcher Gelegenheit er zum Feldzeugmeister ernannt wurde. Auch wurde er im Jahre 1830 zweiter Inhaber des im nämlichen Jahre an Se. kais. Hoheit den Erzherzog Albrecht verliehenen Infanterie-Regiments Nr. 44. Kein volles Jahr genoß L. den Ruhestand, wenige Wochen vor Anbruch der Märztage starb er als nahezu achtzigjähriger Greis. Lauer war nicht nur ein tapferer, sondern auch ein gebildeter Soldat. Eine von ihm verfaßte ausführliche Schilderung der Belagerung von Gaeta befindet sich im Jahrg. 1823 der von Schels redigirten militärischen Zeitschrift. Ueber die Nachkommenschaft Lauer’s und den heutigen Familienstand siehe das Nähere in den Quellen bei Franz Freiherr von Lauer [S. 216].

Moravia (Brünner Unterhaltungsblatt, 4°.) Jahrg. 1841, Nr. 40; Jahrg. 1845, Nr. 146. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XIX, Abthlg. 1, S. 1155. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, 4°.) S. 456 u. 1738.