BLKÖ:Ladurner, Joseph Alois

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 13 (1865), ab Seite: 474. (Quelle)
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Ladurner, Joseph Alois (Hofcaplan und Tonsetzer, geb. zu Algund 7. März 1769, Todesjahr unbekannt). Bruder des Ignaz L. [s. d. S. 471]; die Studien begann er gleich seinem Bruder in dem Benedictinerstifte Benedictbeuern, wo er auch Unterricht im Gesange und Clavierspiele erhielt. Vierzehn Jahre alt, ging er nach Algund zurück, um an Stelle seines Bruders Ignaz die Aemter seines verstorbenen Vaters, das Schul- und Organistenamt, zu übernehmen, wovon seine Mutter lebte. Neun Jahre war er in besagter Weise in Algund thätig, setzte nebenbei die musikalischen Studien fort, nun traf er für die Unterstützung der Mutter andere Anstalten und ging 1792 nach München, wo er die philosophischen und theologischen Studien hörte. Die Mittel für sein Fortkommen verschaffte er sich durch Unterrichtgeben in der Musik. Im Jahre 1798 beendete er die Theologie, erhielt im März 1799 die heiligen Weihen, nahm noch, bevor er München verließ, bei Joseph Gratz Unterricht im Contrapuncte und kehrte nun in sein Vaterland zurück, wo er in der bischöflichen Consistorialkanzlei in Brixen alsbald eine Verwendung fand. In derselben wurde er Secretär, dann Registrator und Archivar, 1816 Consistorialrath und Hofcaplan. Im Jahre 1849 – damals schon 80 Jahre alt – muß er noch gelebt haben, da Gaßner in seinem 1849 herausgegebenen „Universal-Lexikon der Tonkunst“ von ihm schreibt: „er wirkt noch zum Segen“. Die Muße seines Berufes widmete er seiner Lieblingsneigung, der Musik, in der er sich gründlich gebildet hatte und Andere, wenn sie Talent zeigten und nicht die Mittel besaßen, etwas für die Ausbildung desselben zu thun, unentgeltlich unterrichtete. L. hat auch fleißig componirt; jedoch ist der größte Theil seiner Compositionen Handschrift geblieben. Es sind meist Psalmen, Litaneien, Te Deum, Stabat mater, Fugen u. dgl. m. Gedruckt sind erschienen: „16 Variationen über ein Pastoralthema in G-Dur“; – „16 Variationen über einen Wiener Walzer u. s. w.“; – „52 kurze Cadenzen mit variirter Modulation über ein einfaches Accordenthema durch alle 24 Tonarten“; – „Phantasie in C“; – „Ecce Sacerdos magnus, vierstimmiger Gesang als Graduale und Offertorium“ (die bisher angeführten Compositionen sämmtlich in München bei Falter); – „Fantasie pour le Clavecin, Des-dur et Cis-moll“ (Mainz, bei Schott), diese Phantasie wird im „Handbuche der musikalischen Literatur“ irrthümlich seinem Bruder Ignaz zugeschrieben; – „Rondeau all’ anglaise“; – „Phantasie, Fuge und Sonate über das Thema einer Fuge von G. F. Händel in Fis-moll“. Außerdem, bemerkt Gaßner, sind später noch mehrere andere Werke L.’s bei Falter in München erschienen. In Handschrift besaß er von L.’s Arbeiten ein „Ave Maria“, vierstimmig ohne Instrumente; – „O salutaris hostia“; vierstimmig; – „Venite adoremus eum“, für vier Singstimmen mit Orgelbegleitung. Auch hat sich L. seit Jahren mit Studien über die Harmonielehre beschäftigt und mehrere darauf bezügliche Arbeiten theils druckfertig, theils in Entwürfen liegen. Es hat den Anschein, daß [475] die beiden Componisten Ignaz und Joseph Alois zu der Familie des Geschichtsforschers Joseph L. [s. d. S. 472] gehören. Des Letzteren, im Ferdinandeum zu Innsbruck befindliches Manuscript „Genealogie und Abstammung der Ladurner seit dem Jahre 1558“, ein starker Folioband, dürfte wohl darüber Aufschlüsse geben und vielleicht noch mehrere Mittheilungen über die beiden Musiker, vornehmlich über den in Paris verstorbenen Ignaz L. enthalten.

Gaßner (F. S.]Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex. 8°.) S. 523. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Eduard Bernsdorf (Dresden 1857, R. Schäfer, gr. 8°.) Bd. II, S. 697 u. 698. – Porträt. Sein Bildniß ist in Lithographie erschienen. –