BLKÖ:Ladurner, Ignaz Anton Franz X.

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Ladurner, Joseph
Band: 13 (1865), ab Seite: 471. (Quelle)
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Ladurner, Ignaz Anton Franz X. (Componist, geb. zu Aldein in Tirol 1. August 1766, gest. zu Paris 4. März 1839). Sohn des Aldeiner Organisten Franz X. L., der im Jahre 1767 als Lehrer und Organist nach Algund bei Meran versetzt wurde und dort 1782 starb. Sein Bruder ist der als tüchtiger Musicus bekannte Brixener Hofcaplan Joseph Alois L. [s. d. S. 474]. Ignaz, der älteste Sohn, kam im Jahre 1776 auf das Gymnasium nach Benedictbeuern, und versuchte sich dort bereits in der Composition. Nach seines Vaters Tode mußte er nach Algund zurück und dort zur Erhaltung seiner Mutter die Dienste des Vaters als Lehrer und Organist versehen. Nach einiger Zeit löste ihn sein zweiter Bruder Joseph Alois ab und Ignaz ging im Jahre 1784 nach München, wo er die Philosophie hörte und seine musikalischen Studien fortsetzte. Nun trat er in die Dienste einer Gräfin von Heimhausen, welche eine treffliche Clavierspielerin war und sich zu jener Zeit in Proceßangelegenheiten in München aufhielt. Mit der Gräfin reiste L. nach Longeville, einem in der Champagne gelegenen Besitzthum derselben. Bis 1788 blieb er in den Diensten der Gräfin, dann trat sein jüngster Bruder Augustin (geb. 28. August 1773) an seine Stelle. Ignaz selbst begab sich nach Paris, wo er als Clavierspieler und Componist sich einen Namen machte und eine Professur am Conservatorium erhielt, die er bis zu seinem im Alter von 57 Jahren erfolgten Tode bekleidete. Ignaz hat mehreres componirt und die Opuszahl seiner im Stich erschienenen Compositionen mag sich an etwa 20 Hefte erheben. Es sind zwei- und vierhändige Claviersonaten, Sonaten für Clavier und Violine, Capricen, Divertissements, Variationen, Phantasien für das Clavier allein. Auch sind in den Jahren 1793 und 1796 in der Opéra comique zwei einactige Opern seiner Composition, die eine mit dem Titel: „Wenzel ou le Magistrat du Peuple“, die andere: „Les vieux fous“ aufgeführt worden. Ignaz hatte sich in Frankreich verheirathet und zwar war seine Frau, welche jedoch lange vor ihm gestorben, eine ausgezeichnete Violinspielerin. Aus dieser Ehe entsprang ein Sohn Adolphe, der sich der Malerei widmete, im J. 1824 zuerst mit Genrebildern und Schlachtstücken im Pariser Salon auftrat und später nach St. Petersburg ging, wo er kaiserlicher Hofmaler wurde. – Des Ignaz schon erwähnter jüngster Bruder Augustin, der an seine Stelle bei der Gräfin Heimhausen getreten war, verließ beim Ausbruche der Revolution, im Jahre 1790, Frankreich [472] und begab sich nach München, wo er aber in kurzer Zeit, erst 21 Jahre alt, im Jahre 1794 starb.

Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex. 8°.) S. 523. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Eduard Bernsdorf (Dresden, R. Schäfer, gr. 8°.) Bd. II, S. 699. – Gerber (Ernst Ludw.), Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1813, Kühnel, gr. 8°.) Bd. XII, Sp. 159 [führt einen S. Ladorner und einen J. Ladurner auf; Gaßner weist nach, daß diese beiden eine und dieselbe Person seien; wie überhaupt Gaßner’s Nachrichten über diese Künstlerfamilie die ersten zuverlässigen sind]. – Porträt. Gestochen 1790 zu Paris.