BLKÖ:Löwenburg, Johann Jacob Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 15 (1866), ab Seite: 437. (Quelle)
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Löwenburg, Johann Jacob Graf (Hofkammerrath, Geburtsjahr unbekannt, gest. im August 1732). Gehört einer ungarischen, ursprünglich Lovorovszky heißenden Adelsfamilie an, deren Grafenstand dem k. k. Feldmarschall-Lieutenant Friedrich Grafen von Löwenburg mit Diplom vom Jahre 1709 bestätigt wurde. Die Familie ist bereits im vorigen Jahrhundert erloschen. Der Graf Johann Jacob, welcher zuletzt die Stelle eines k. k. geheimen und Hofkammerrathes bekleidete, hat sich durch seine letztwillige Anordnung ein bleibendes Andenken gegründet. In seinem Testamente ddo. 14. April 1731, §. 3, setzte er seine einzige Tochter Aloisia zur Universalerbin mit der ausdrücklichen Bedingung ein: „daß, wenn sie vor eingetretener Großjährigkeit oder ohne Erben sterben sollte, seine ganze Verlassenschaft in Oesterreich zu einem Convicte bei den PP. Piaristen in Wien in der Josefstadt gewidmet und in demselben so viele ungarische und österreichische adelige Jünglinge in gleicher Anzahl unterhalten und in den Studien unterwiesen werden sollten, als die Einkünfte sich erstrecken würden“. Des Grafen Tochter hatte sich zwar mit Anton Grafen Gaisruck verheirathet, war aber unbeerbt gestorben, somit kam die Stiftung zur Wirklichkeit. Die Stiftungscuratoren erbauten sofort auf einem dem Collegium der Piaristen eigenthümlichen Gartengrunde ein eigenes Gebäude für die Stiftlinge, ihre Vorgesetzten und die nöthigen Unterrichtszimmer, welches in einem mit dem gegenüberstehenden Collegium gleichgelegenen und gleich hohen Tracte bestand und ober dem Eingange die Inschrift erhielt: „Convictus | Austriacae et Hungaricae | Nobilitatis | A. D. Joanne Jacobo Comite | a Löwenburg | Fundatus MDCCXXXII“. Das Gebäude wurde später noch zweimal, u. z. im Jahre 1749 und in den Jahren 1765–1768 vergrößert, in den letzteren bis an die Kirche fortgesetzt und im Jahre 1772 das physikalische Museum und die Bibliothek hergestellt. Durch eine Verfügung des Hofmarschall-Gerichtes vom 4. April 1748 wurde nun festgesetzt, daß noch im genannten Jahre die Stiftung mit vier Stiftlingen, die mindestens das 10. Jahr erreicht und zum Eintritt in die erste lateinische Schule geeignet wären, zu eröffnen und die übrig bleibenden Interessen zum Capital zu schlagen seien, damit nach und nach mehr Stiftlinge aufgenommen werden können. Zugleich wurde den Piaristen gestattet, noch andere adelige oder denselben gleichgehaltene Knaben in die Kost zu nehmen. Im Jahre 1755 vermehrte die Kaiserin Maria Theresia die Löwenburgische Stiftung auf sechs Zöglinge, deren Ernennung sie sich selbst vorbehielt. In der Folge (17537) kamen noch die Callminzersche Stiftung für vier Alumnen, deren Präsentationsrecht der Universität überlassen wurde, dann [438] (1767) die Teuffenbach’sche für sieben Stiftlinge, die Managetta’sche für eben so viele und zuletzt (1770) die von Johann Baptist Graf Kielmannsegge [Bd. XI, S. 243, Nr. 4] gewidmete Stiftung ursprünglich für fünfzehn, dann für zehn Stiftlinge hinzu. Alle diese Stiftungen erlitten im Laufe der Zeit die mannigfaltigsten Veränderungen, die Teuffenbach’schen Stiftlinge wurden nach Olmütz in das Ferdinandische Convict übersetzt und blieben dort, die anderen wurden sogar in Handstipendien verwandelt, bis mit Allerh. Entschließung vom 14. December 1801 die schon vorlängst dem Löwenburgischen Convicte einverleibt gewesenen, später (seit 1782) mit Handstipendien außer einem Erziehungshause betheilten Stiftlinge der Löwenburgischen, Kielmannseggischen und Callminzer-Schwendner’schen Stiftungen wieder demselben zugewiesen und durch eine Allerh. Entschließung vom 19. August 1802 auch die ferneren Bestimmungen, betreffs Leitung des Convictes, der aufzunehmenden Zöglinge, ihrer Tracht, der ihnen zu gewährenden Emolumenta und der dafür zu entrichtenden Summen festgesetzt wurden. Geusau’s und Savageri’s in den Quellen bezeichnete Werke geben ausführlichere Nachrichten über das noch bestehende Löwenburgische Convict.

Geusau (Anton Reichsritter von), Geschichte der Stiftungen, Erziehungs- und Unterrichtsanstalten in Wien von den ältesten Zeiten bis auf das gegenwärtige Jahr (Wien 1803, 8°.) S. 363–383. – Savageri (Johann Nep. Edl. v.), Chronologisch-geschichtliche Sammlung aller bestehenden Stiftungen, Institute, öffentlichen Erziehungs- und Unterrichts-Anstalten der k. k. österr. Monarchie mit Ausnahme von Italien (Brünn 1832, R. Rohrer, 8°.) S. 119 u. 206. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die ungarischen Familien mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1860, Moriz Ráth, 8°.) Bd. VII, S. 183, unter Lovorovszky.