BLKÖ:Kulcsár, Stephan

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 13 (1865), ab Seite: 354. (Quelle)
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Kulcsár, Stephan (Geschichtsforscher, geb. zu Komorn 16. September 1760, gest. 30. März 1828). Sohn adeliger Eltern, beendete zu Komorn von 1770 bis 1778 das Gymnasium, trat dann in das berühmte Benedictinerkloster Martinsberg auf dem Mons Pannonius, wo er die Philosophie hörte, worauf er im Preßburger Seminar die Theologie zu studiren begann. Als im Jahre 1786 das Kloster aufgehoben worden, verließ K. die theologische Laufbahn und erhielt 1787 ein Lehramt zuerst zu Komorn, später am Gymnasium zu Gran. Zwölf Jahre hatte er sein Lehramt bekleidet, als er es 1799 freiwillig niederlegte, um dem Rufe des Grafen Georg Festetics als Erzieher in seinem Hause zu folgen. Mehrere Jahre verwaltete K. im gräflichen Hause sein Erzieheramt; nachdem er seine Aufgabe gelöst, begab er sich nach Pesth und begann dort im Jahre 1806 die Herausgabe der „Hazai tudósitások“, d. i. Wissenschaftliche Nachrichten, und der „Hasznos mulatságok“, d. i. Nützliche Unterhaltungen, welche zwei periodischen Schriften er bis zu seinem Tode herausgab. Bei seinem Streben, die nationale Richtung nach allen Seiten zu fördern und dabei zunächst die Sprache, die er als wirksamstes Mittel seiner Zwecke ansah, zu heben, zu bilden und ihr in allen Kreisen der Gesellschaft Eingang zu verschaffen, nahm er sich, als die Pesther Theatergesellschaft bereits daran war, vom Pesther Comitate aufgelöst zu werden, der Leitung derselben an und erweckte der Erste den Gedanken zum Baue eines National-Theaters, welcher sich später auch verwirklichte. K. unterstützte seine Idee durch Herausgabe der folgenden Schrift: „Buzdítás a nemzeti theatrom felépitésére“, d. i. Aufruf zum Aufbau eines nationalen Theaters (Pesth 1815). Außerdem hat K. folgende Werke herausgegeben: „Baro Laudonnak nándorfehérvári győzelme“, d. i. Der Sieg des Baron Laudon zu Belgrad (Tyrnau 1790), ein Gedicht; – „Mikes Kelemen törökországi levelei“, d. i. Die Briefe des Clement Mikes aus der Türkei (ebd. 1791); – „Magyarország históriája. Gebhardi Lajos Albert munkájábol magyarázta Hegyi József, megigazította, 1803-ig folytátta Kulcsár István“, d. i. A. L. Gebhard’s Geschichte Ungarns, herausgegeben von Joseph Hegyi, von Kulcsár [355] verbessert und bis zum Jahre 1803 fortgesetzt (Pesth 1803); – „Krónika a mohácsi veszedelemtől a bécsi békülésig Magyarországban, Erdélyben, Havasföldön és Moldvában történt dolgokról“, d. i. Die Chronik der Ereignisse in Ungarn, Siebenbürgen, Havasföld und Moldau von dem Mohacser Treffen bis zum Wiener Frieden (Pesth 1805). Auch soll K. noch eine „Chronik der Szekler“ geschrieben haben. Seine Liebe für die nationale Sprache bethätigte K. auch dadurch, daß er mehrere junge Leute in der Ausbildung derselben materiell unterstützte. Kulcsár starb im Alter von 68 Jahren. In einer letztwilligen Verfügung setzte er das Comitat von Komorn zum Erben seiner an 4000 Bände starken Bibliothek ein.

Tudományos gyüjtemény, d. i. Wissenschaftliche Sammlung (Pesth, 8°.) Jahrg. 1828, Heft IV, S. 121. – Toldy (Ferencz), Irodalmi arcképei s újabb beszédei, kiadta Tárkányi, d. i. Literarische Porträte von Franz Toldy, herausg. von Tárkányi (Pesth 1856, Gustav Emich, 8°.) S. 69–75. – Magyar Sajtó (Pesth, Fol.) 1856, Nr. 47, im Feuilleton: „Magyar irok csarnoka. LII. Kulcsár István“. Von Franz Toldy. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Jos. Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich, 8°.) I. Theil. S. 290. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die Familien Ungarns mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1860, Moriz Ráth, 8°.) Bd. VI, S. 501. – Sartori (Franz Dr.), Historisch-ethnographische Uebersicht der wissenschaftlichen Cultur, Geistesthätigkeit und Literatur des österreichischen Kaiserstaates (Wien 1830, C. Gerold, 8°.) S. 146.