BLKÖ:Koffler, auch Kofler, Johann

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 12 (1864), ab Seite: 271. (Quelle)
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Koffler, auch Kofler, Johann (Missionär, geb. zu Prag 19. Juni 1711, gest. in Siebenbürgen im December 1780.). Trat im Alter von 15 Jahren in den Orden der Gesellschaft Jesu, in welchem er sich für das Missionsgeschäft vorbereitete. Im Jahre 1740 ging er als Missionär nach Cochinchina. Da er in der Arzneikunde wohl bewandert war, gewann er das Vertrauen des dortigen Königs, der ihn zu seinem Leibarzte ernannte. Sieben Jahre bekleidete K. dieses Amt zunächst im Hinblick auf thätige Förderung seiner Missionszwecke. Als in China die Christenverfolgung begann, blieb auch Cochinchina von ihren Wirkungen nicht verschont, da König Vo Vuong beschloß, theils um seinem Oberherrn dem chinesischen Kaiser nachzuahmen, theils von seinem Minister Kaïan-tin aufgestachelt, allen weiteren Verbindungen mit den Missionären und ihren Bekehrungsversuchen ein Ende zu machen. Mit Ausnahme P. Koffler’s, den der König als seinen Leibarzt behalten wollte, wurden alle übrigen Missionäre verhaftet, zu Taïfo versammelt und am 27. August 1750 nach Macao eingeschifft. K., der nun allein zurückgeblieben, gelang es mit Hilfe eines ihm befreundeten Mandarins, einige Reste des streng untersagten Cultus zu retten. Aber auch nicht für lange. Der Rachedurst der Verfolger sollte auch ihn nicht schonen. Gewaltsam wurde er eines Tages am Altare ergriffen, fortgeschleppt, mißhandelt und endlich gar gezwungen, auf einem holländischen Schiffe Cochinchina zu verlassen. Das fand im Jahre 1750 Statt. So war K. einer großen Gefahr entgangen, um in eine noch größere zu gerathen. Auf Befehl Pombal’s wurde er in Macao verhaftet, mit seinen Collegen nach Portugal gebracht und dort in die Kerker der Veste Saint Julien geworfen. Die portugiesische Regierung behauptete auf Grund der seit der Entdeckung Ostindiens ihr vom h. Stuhle verliehenen Privilegien die einzige das Recht zu haben, das Evangelium in Asien zu predigen! Von daher leiteten sich die unerhörten Verfolgungen der Missionäre aller übrigen Nationen ab, welche diese namentlich von Seite der Portugiesen über ein Jahrhundert lang zu erdulden hatten. Von da [272] entsprang das Schisma in Goa, Malacco, Singapore, welches noch in der Gegenwart so hinderlich für die Christianisirung dieser Länder nachwirkt. Mehrere Jahre brachte K. mit seinen Mitbrüdern in Haft zu, bis Kaiserin Maria Theresia ihn als ihren Unterthan reclamirte und seine Freigebung verlangte. Diese erfolgte auch im Jahre 1765. K. wurde nun in die österreichische. Ordensprovinz eingetheilt und in Wien, wo er einige Zeit verweilte, von der Kaiserin sehr huldvoll aufgenommen. Später begab er sich als Missionär nach Siebenbürgen, wo er mehrere Jahre bis an seinen Tod, der ihn im Alter von 69 Jahren seinem Orden entriß, geblieben ist. Außer einem Elogium auf den im Kerker der Portugiesen gestorbenen Franciscus de Cunha, welches in Murr’s „Journal“ (Bd. VIII, S. 247) abgedruckt ist, und außer einigen. in Stöcklein’s „Briefe und Reisebeschreibungen, welche von den Missionärs der Gesellschaft Jesu aus beiden Indien u. s. w. seit 1642–1730 in Europa angelangt sind“ abgedruckten Briefen aus Cochinchina, erschien von ihm das Werk: „Historica Cochinchinae descriptio in epitomen redacta a. P. Anselmo Eckart S. J. edente Christ. Theoph. Murr“ (Norimbergae 1803, 8°.). Dieses Buch hat K. während seiner Kerkerhaft in Saint Julien niedergeschrieben. Auch arbeitete K. während seines Missionsaufenthaltes in Siebenbürgen an einer ausführlichen Geschichte dieses Landes, deren Vollendung jedoch durch seinen Tod vereitelt wurde.

Stoeger (Joh. Nep.), Scriptores Provinciae Austriacae Societatis Jesu (Viennae 1855, Lex. 8°.) p. 190. – Meusel (Joh. Georg), Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1806, Gerhard Fleischer, 8°.) Bd. VII, S. 234. – De Montezon et Estéve, Mission de la Cochinchine et du Tonkin (1858). –