BLKÖ:Koch, Joseph Anton

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 12 (1864), ab Seite: 184. (Quelle)
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Koch, Joseph Anton (Maler, geb. zu Obergiebeln am Bach im Lechthale Tirols 27. Juli 1768, gest. zu Rom 12. Jänner 1839). Sein Vater Joseph K. war der Sohn armer Bauersleute, die stark mit Kindern gesegnet, sich mühselig fortbrachten, so begann denn Joseph frühzeitig den Citronenhandel und verheirathete sich im Jahre 1760 zu Coblenz mit Anna Elisabeth Burdi. Auf seinen Wanderungen hatte er das Lechthal kennen gelernt, es lieb gewonnen und dort ließ er sich nun in Obergiebeln nieder, von da aus seinen Citronenhandel treibend. Auch seine Ehe ward mit eilf Kindern gesegnet, von denen jedoch acht in der Jugend hinstarben, aber Joseph, der nachmals so berühmte Landschaftsmaler, [185] mit zwei Schwestern blieb am Leben. Joseph zeigte bald ein auffallendes Zeichnentalent; auf alten Blättchen Papier entdeckte zuerst der Schullehrer zu Elbigenalb bald allerlei Zeichnungen von Vögeln, vierfüßigen Thieren, menschlichen Figuren, ja selbst Porträte seiner Mitschüler, die auf den ersten Blick erkennbar waren. Dabei fand sich der Knabe von jedem Bilde, jedem Schnitzwecke auf das lebhafteste angezogen, ließ sich aber durch sein Talent nicht abhalten, mit allem Fleiße der Erlernung der Schulgegenstände obzuliegen. Nachdem der Schulbesuch beendet war, nahm ihn ein Feldmesser, der damals im Gerichtsbezirke Ehrenberg arbeitete und die Geschicklichkeit des Knaben kennen gelernt hatte, als Handlanger mit, und hier fehlte es ihm von Seite der Mappirer nicht an Aufmunterung, sich weiter auszubilden und fleißig zu zeichnen. Die häuslichen Verhältnisse förderten umdestoweniger diese künstlerische Entwickelung, denn Joseph wurde über Andringen seiner Mutter, eben als einmal der Vater abwesend war, zum Schäferdienst in Krabach bestellt. Jedoch auch der Hirtendienst ließ ihm manche freie Stunde und in solchen wurde ununterbrochen gezeichnet, und da es an Papier und Feder fehlte, kritzelte er Figuren auf Baumrinde, Steine und in das sandige Ufer des wilden Krabaches. In solchen Augenblicken vergaß er leicht seinen niedrigen Hirtendienst und dachte an die Zeit, da er den Mappirern helfen durfte; verfiel aber über die traurige Wendung seines Geschickes bald in Mißmuth und vernichtete in solchen Anfällen Alles wieder, was er geschaffen. Um diese Zeit geschah es, daß der Weihbischof und Generalvicar von Augsburg, der Freiherr von Umgelder, in geistlichen Geschäften das Lechthal besuchte und ihm bei dieser Gelegenheit der brave Schullehrer von Elbigenalb mehrere Blätter mit Zeichnungen Koch’s vorlegte, welche jener aufbewahrt hatte. Der Weihbischof betrachtete mit großer Aufmerksamkeit diese Blätter und erkannte darin ein ganz ungewöhnliches Talent; besonders eine Landschaft, welche das Lechthal in richtiger Perspective und bewunderungswürdiger Mannigfaltigkeit des Charakters und mit Beobachtung des Helldunkels darstellte, fesselte seine Blicke. Der Weihbischof erklärte nun den talentvollen Knaben unterstützen zu wollen, er möge immerhin den Weg der Kunst betreten. Die Mutter, die früher den Knaben zum Hirtendienste bestimmt, fand nun in dem Ausspruche des Bischofs wieder nicht das Rechte; ein Maler war ihr, da des Knaben Arbeiten Aufsehen erregt hatten, jetzt viel zu wenig; nun sollte er recht was Großes werden und so beschloß sie bei sich, ihn studiren zu lassen. Alles dieses war geschehen, während Joseph auf der Alpe seine Heerde weidete; er wußte von Allem nichts und als er im Herbste des verhaßten Schäferdienstes ledig in’s Elternhaus zurückgekehrt war, blieb er den Winter über in demselben und mußte auf Antrieb der Mutter die Anfangsgründe der lateinischen Sprache erlernen, um sich zu dem von ihr gewünschten Berufe vorzubereiten. Joseph gehorchte, trieb aber in den freien Stunden fleißig das Zeichnen. Im Spätjahre 1782 brachte ihn nun seine Mutter nach Dillingen, wo sie den dortigen Prokanzler Schnöller, einen gebornen Lechthaler, bat, ihren Sohn unter die Studirenden aufzunehmen. Bei der vorgenommenen Prüfung bemerkte jedoch Schnöller, daß der junge Koch, wenngleich Talent, so doch durchaus keine Neigung zum Studiren, wohl aber einen ausgesprochenen [186] Trieb zum Zeichnen und Malen habe- und brachte durch Zureden der Mutter bei, dem Sohne keinen Beruf aufzudringen. Die Mutter fügte sich, und auf Schnöller’s Vorschlag wurde Koch noch auf ein Jahr in die deutsche Schule zu Witislingen, zwei Stunden von Dillingen, geschickt, wo sich sein Talent für die Kunst immer entschiedener aussprach. Schnöller erinnerte nun den Weihbischof Umgelder in Augsburg an das betreffs des Knaben gegebene Versprechen, worauf der Prälat den Knaben sofort zu sich nahm, ihn zu einem Zeichnenmeister in Unterricht gab und alle Kosten für seine Erhaltung bestritt. Jedoch bald hatte der Schüler den Meister überflügelt und Schnöller, welcher bei ihm Vaterstelle vertrat, überredete den Weihbischof, den hoffnungsvollen Jüngling nach Stuttgart zu schicken, wo er, nachdem seine Arbeiten geprüft worden, die unentgeltliche Aufnahme in der Karlsakademie fand. Koch’s originelle, launische, nicht selten in die Caricatur hinüberstreifende Compositionen und sein treues Wiedergeben der Natur erregten Erstaunen. Aber sein eigenwilliger, feuriger Geist widerstrebte dem militärischen Zwange der Akademie. Er verließ sie, schickte ihr zum Andenken seinen Zopf zurück und brachte sich, mit allerlei eigenthümlichem Geistesschwindel, mit manchem widrigen Geschick und harten Sorgen ringend, lange Zeit mühsam fort. Zuerst begab er sich nach Straßburg (1791), wo er sich am Jacobiner-Clubb betheiligte, darauf ging er in die Schweiz, von da nach Mailand und Florenz, wo er die Werke alter und neuer Kunst studirte, bis er endlich nach Rom kam (1794), wo er später seinen bleibenden Aufenthalt genommen hat, und von wo sein Ruhm als Künstler in seine Heimat, nach Deutschland und überall hin drang, wo der Sinn für echte Kunst nicht erstorben ist. Mehrere Jahre lebte K. in Rom, als die französische Revolution ihre blutige Hand auch über die Halbinsel ausstreckte und unter Bonaparte’s Druck Rom tief aufseufzte. Nun war auch dieses Asyl der Kunst den unheimlichen Mächten des Krieges verfallen. Die Künstler verloren Beschäftigung und Verdienst und stoben nach allen Richtungen der Windrose auseinander. Koch, der sich mittlerweile verheirathet hatte, begab sich nach Deutschland und lebte mehrere Jahre in München, Dresden, Wien. Als endlich auch in Wien, wo er drei Jahre zugebracht, die Bestellungen seltener wurden, kehrte er auf den Wunsch seiner Frau nach Rom zurück und blieb dort bis an sein Lebensende. In den letzten Jahren war K. körperlich sehr herabgekommen, aber sein Geist blieb frisch, seine Phantasie lebendig wie in jungen Jahren. An äußerlichen Sorgen hat es auch diesem großen Künstler nie gefehlt und namentlich flossen ihm in den letzten Jahren die Subsistenzmittel so spärlich zu, daß er mehrmals in wirkliche Noth kam. Wohl suchten die deutschen Künstler in Rom dem würdigen Greise nach besten Kräften das Drückende seiner Lage zu lindern; allein eine dauernde Verbesserung derselben dankte er erst seinem vieljährigen Freunde Cornelius, der im Jahre 1838 die Gegenwart eines hochgestellten Kunstfreundes in München benützte, um durch diesen den verdienstvollen Künstler der Gnade des Kaisers, Koch’s angestammten Landesherrn, zu empfehlen. Die ihm nun huldvoll im September 1838 gewährte Pension diente aber leider nur mehr dazu, ihm den letzten Schrift zum Grabe zu erleichtern; denn schon kurze Zeit darauf starb der Künstler. [187] Koch wird gewöhnlich als Landschaftsmaler bezeichnet, weil seine am meisten verbreiteten Werke ihn als solchen charakterisiren; aber seine Arbeiten umfassen auch historische Compositionen zu den Erzählungen des alten Testaments, zu Dante’s göttlicher Komödie, in denen seine unerschöpfliche kühne Phantasie sich ebenso offenbart, wie in seinen Landschaften, die jedenfalls seinen eigentlichen Künstlerruhm begründeten. Seine Bilder sind weit verbreitet; man findet sie in Rußland und England; die Rom besuchenden Engländer machten oft bei ihm Bestellungen. Meine Absicht, ein vollständiges oder doch möglichst reichhaltiges Verzeichniß seiner Werke zu geben, mußte ich aufgeben, weil das Meiste im Privatbesitze zerstreut ist. Von seinen Werken kann ich namhaft machen: „Die Erde nach der grossen Fluth“, 1814, auch als „Opfer Noah’s „ in der Kunstwelt bekannt, womit er seinen Ruf begründete und welches von der Münchener Kunstakademie gekrönt ward; dieses Motiv hat K. öfter gemalt, aber immer neue Aenderungen daran angebracht; die erste Behandlung befindet sich zu Frankfurt a. M. und die Originalskizze stand ehedem in Thorwaldsen’s Gallerie; – „Ansicht der Küste Grossgriechenlands“; – „Die Befreiung Tirols durch Hofer“, für Minister von Stein; über eine im Vordergrunde dieses Bildes angebrachte allegorische Darstellung, erhält man aus Niebuhr’s „Briefen“ (Bd. II, S. 292) eine ergötzliche Aufklärung: „Koch, der durch und durch lebensfroh ist“, schreibt Niebuhr, „und immer erfindet und arbeitet, kitzelt sich bis in den Herzensgrund über eine etwas ungeheuer derbe, allegorische Darstellung der Ministerial- und Regierungspolitik, welche er wie Shakespeare’s komische Scenen aus dem Vordergrunde des Tyroler Gemäldes vor „„Hofers Auszug““, das er für den Minister Stein malt, angebracht hat, allwo eine zischende Schlange von einem Misthaufen auffährt gegen die Tyroler hin. „„Das seynd die Landesverräther, die das Land um die Freiheiten gebracht haben.““ – Und Frösche, die mit Orden umherkriechen und ein Tausendfuß, der ihm besonders Spaß macht. „„Das seynd die unnützen Beamten.““ – In einer Ecke des Vordergrundes liegt ein Eselskinnbacken. „„Der ist für mich gegen die Philister.““ Frösche brachte er fast auf jeder Landschaft an; er meinte damit die Recensenten seiner Bilder“; so Niebuhr. Fernere Bilder Koch’s sind: „Der Fall des Schmadri-Baches“, eine Schweizerlandschaft, in welcher Koch die Natur der Alpen, die mit Wolken bedeckten, himmelanstrebenden eisigen Häupter mit ergreifender Wahrheit dargestellt hat. Noch hat Koch viele meisterhafte Schweizer- und Tirolerlandschaften, reich mit Figuren staffirt, gemalt, die meist nach England und Rußland gewandert sind. Unter den letzteren sind bekannt: „Wasserfall mit der Figur eines Hirten“, diese letztere ist von Thorwaldsen gemalt; – „Das Hasli-Thal“ – und „Jacob’s Flucht vor Laban“, die drei letztgenannten Bilder im Besitze des russischen General-Consuls von Krause; – „Christus im Tempel“, dieses schöne Bild ist auch noch dadurch bemerkenswerth, daß rechts im Hintergrunde, zunächst dem Rahmen, unter den Zuhörern sich Koch’s Porträt, von seinem Freunde Veit ausgeführt, befindet; – „Tivoli“, im Hintergrunde die römische Campagna und das Albanergebirge; – „Tiroler Gegend“, majestätische Gletscher, im Hintergrunde eines einsamen Thales, spiegeln sich in den klaren Gewässern eines Alpsee’s; – „Bileam“, diesen Stoff hat K. zweimal [188] behandelt; die erste Behandlung dieses Motivs befindet sich in Frankfurt a. M.; – „Diana im Bade von Aktäon überrascht“, der bereits verwandelte Aktäon vertheidigt sich gegen die eigenen Hunde; dieses Bild war im österreich. Kunstverein im Jahre 1851 zum Verkaufe (um den Preis von 1000 fl.) ausgestellt; – „Der Raub des Ganymed“, die letzte, aber leider nicht vollendete Arbeit Koch’s; – „Olevano“, in der Münchner Gallerie; – „Francesca da Rimini“; – „Apoll unter den Hirten“; – „Christus im Tempel“; – „Der Raub des Hylos“; – „Macbeth“. Ferner arbeitete Koch zugleich mit Overbeck, Schnorr, Veith und Führich die Fresken in der Villa Massimi in Rom, u. z. Scenen aus Dante’s divina Commedia, als: „Die Zusammenkunft Dante’s mit Virgil“; – „Den Eingang in’s Purgatorium“, mehrere Scenen aus demselben; – dann „Die Hölle“, in welchem Gemälde er die Hauptscenen verschiedener Gesänge vereinigte und bei dem er den Jammer erleben mußte, daß der nachmalige Besitzer die eine Figur aus der Gruppe, die für verbrecherische Liebe bestrafte Franziska von Rimini, aus barbarischer Decenz überstreichen ließ. Koch, der ein tüchtiger Zeichner war, führte auch eine große Menge von Zeichnungen und skizzirten Compositionen nach Dante, Ossian und der h. Schrift aus, deren einige er selbst veröffentlichte, während die Mehrzahl sich viele Jahre in seinem Nachlasse befand und erst in letzterer Zeit einige Blätter durch seinen Schwiegersohn Michael Wittmann in die Oeffentlichkeit gelangten. So hat nämlich eine Sammlung solcher Compositionen aus Dante’s Inferno et Purgatorio, nachdem sie 20 Jahre unverkauft gelegen, Georg Joseph Manz in Regensburg durch deutsche Künstler in Rom stechen lassen und durch einen Cyklus von Compositionen aus dem Paradiso von Wittmann in Koch’s Geiste vervollständigt, schon im Jahre 1858 herauszugeben begonnen, und erst in neuester Zeit (Anfang 1863) wurden die im Ferdinandeum zu Innsbruck befindlichen Bibelcompositionen Koch’s, 17 Blätter, von Dr. J. Müller photographirt und in Albumformat in 6 Lieferungen, denen Koch’s Bildniß beigegeben war, veröffentlicht. Koch hat auch eine ansehnliche Reihe von Blättern – es sind deren 50 bekannt – selbst radirt, als vier Blätter zu Dante’s Hölle, und zwar: 1) „Der Wald mit den allegorischen Thieren“; – 2) „Der höllische Charon“; – 3) „Der Kampf des H. Franciscus mit dem Teufel um die Seele des Graten Guido von Montefeltro“; – 4) „Die Höllenstrafe des Tyrannen“ (Qu. Fol.); – „Der Schwur der Franzosen bei Montenesino“ (14 Zoll hoch, 25 Zoll breit); – „Ansichten von Rom und der Umgebung, mit Figuren geziert“, numerirte Folge von 20 Blättern mit Unterschriften (Qu. Fol.), die zu dem Besten gezählt werden, was seit Poussin in diesem Fache erschienen ist; – „Les Argonauten selon Pindar, Orphée et Apollonius de Rhodes, 24 Blätter nach A. J. Carsten’s Zeichnung, nebst Text (Rom 1799, Qu. Fol.). Im Jahre 1805 erhielt er von Humboldt den Auftrag, zu einem Theile seiner Werke die Ansichten, wie z. B. von Peru, den Cordileren u. s. w. zu verfertigen. Noch auf einem Gebiete, welches von Malern nur selten betreten wird, auf schriftstellerischem, begegnen wir Koch, und seine Spottschrift: „Moderne Kunstchronik. Briefe zweier Freunde in Rom und der Tatarei, oder die Rumfordsche Suppe, gekocht und geschrieben von Joseph Anton Koch“ (Karlsruhe 1834, Velten), hat bei ihrem Erscheinen nicht geringes Aufsehen erregt. Koch schwingt in derselben über [189] die Künstlererbärmlichkeiten in Rom, deren Zeuge er lange Jahre hindurch gewesen, die Geißel. Dann fällt er über das ganze „moderne Kunsttreiben“ her, das er an „sieben Todsünden, die die Kunst aus ihrem Paradiese vertrieben“, ersterben sieht. Diese „unnütze Bevölkerung“ bringt er in die sieben Abtheilungen der „Kunsthecker oder Mäcenaten der Kunstakademien; der Kunstschreiberei, Kunstliteratur genannt; der Kunstantiquare, dieser von Koch besonders gehaßten Classe, die mit ihren „Erdaufwühlungen“ das alte Rom so verdarben, daß er die letzten zwölf Jahre seines Lebens nicht mehr an’s Forum und an’s Colosseum gekommen; der Kunstindustrie und des Kunsthandels; der Bildergallerien und endlich der überklugen Kennerschaft“. Aus jeder Zeile dieser wunderlichen Schrift spricht ein nur der wahren Größe zugekehrter und diese allein würdigender Geist, dem es an Witz und Satyren nicht fehlt; aber eine über alle Grenzen des Erlaubten hinausgehende Geschmacklosigkeit im Ausdrucke und in jeder Form der Darstellung beeinträchtigen nicht unwesentlich die Absicht dieser Schrift, welche eine wahre Chronica scandalosa der neueren Kunst ist. Koch ist 71 Jahre alt geworden. Am 31. December 1838 hatte ihn der Schlag berührt und die Aerzte gaben jede Hoffnung ihn zu retten sofort auf. Noch zwölf Tage lebte er, aber erst kurz vor seinem Tode verlor er die Besinnung. Die deutschen Künstler erwiesen ihrem hingeschiedenen Genossen die letzten Ehren. Ein Lorberkranz, der sich um Pinsel und Palette schlang, schmückte seinen Sarg; derselbe wurde auf dem Kirchhofe von San Pietro beigesetzt.

Allgemeine Zeitung 1839, Beilage Nr. 51, S. 382: Nekrolog; – dieselbe, Nr. 77. S. 589: „Ueber Koch’s Nachlaß“. – Der Aufmerksame (Gratzer Unterhaltungsblatt) 1839, Nr. 14 [nach diesem gest. 10. Jänner 1839]. – Bote für Tirol und Vorarlberg (Innsbruck, kl. Fol.) Jahrg. 1822, Nr. vom 11. März u. f.; Jahrg. 1839, S. 64 u. f. – Brockhaus’ Conversations-Lexikon, 10. Auflage, Bd. IX, S. 90. – Deutsches Kunstblatt 1855, S. 37; 1857, S. 101. – Hormayr’s Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) Jahrg. 1821, S. 284 u. 296. – Kugler (Franz), Handbuch der Geschichte der Malerei (Berlin 1837, Duncker, 8°.). – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner und Seubert, gr. 8°.) Bd. II, S. 506. – Kunst-Blatt (Stuttgart, Cotta, 4°.) Jahrg. 1820, S. 263; Jahrg. 1822, S. 187; Jahrg. 1839, S. 59 u. f. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Ständee (Hildburghausen, Bibliograph. Institut, gr. 8°.) Erste Ausgabe, Bd. XVIII, S. 323, Nr. 13. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1838, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. VII, S. 107. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, B. F. Voigt, 8°.) XVII. Jahrgang (1839), S. 124–145. [Die interessanteste Biographie des Künstlers; gibt den 10. Jänner als Koch’s Todestag an.] – Staffler (Joh. Jacob), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen; in zwei Bänden (Innsbruck 1847, Felic. Rauch, 8°.) Bd. I, S. 322. – Tirolisches Künstler-Lexikon (Innsbruck 1830, Felician Rauch, 8°.) S. 129. – Volks-und Schützen-Zeitung (Innsbruck, 4°.) 1858, Nr. 71; 1863, Nr. 74. – Wigand’s Conversations-Lexikon (Leipzig 1846 u. f., gr. 8°.) Bd. VII, S. 956. [Daselbst heißt es: „Koch sei zu Obergübeln am Bach im Lechthale bei Augsburg geboren. Viele glauben, er sei ein Tiroler von Geburt“. Daß Koch ein Tiroler von Geburt, ist kein bloßer Glaube, sondern eine feststehende Thatsache. Sein Geburtsort Obergibeln ist ein kleines Dorf von etwa 19 Häusern, im tirolischen Landgerichtsbezirke Reutte, zur Gemeinde Elbigenalp gehörig.] – Porträt. C. Küchler del. ad viv. et sc. Romae 1836. Radirung in 4°. [auch in der bei G. G. Lange in Darmstadt herausgegebenen Suite: „Bildnisse berühmter Künstler der Neuzeit“, von der jedoch nur fünf Blätter: Koch, [190] Overbeck, Reinhard, Thorwaldsen und Wagner, erschienen sind. Dieses Porträt Koch’s von Küchler schildert nach Aussprüchen von Personen, die Koch gekannt, „auf eine überraschende Weise die ganze Eigenthümlichkeit dieses wunderbaren Mannes mit allen Widersprüchen und Glanzpuncten“]. – Zu Koch’s Charakteristik als Künstler und Mensch. Koch’s Eigenthümlichkeit als Mensch möchte schon aus obiger Lebensskizze zum Theile zu erkennen sein. Seine „gutmüthig zankende, seine derb schimpfende, aber im Grunde immer tüchtig denkende“ Weise war in Rom unter seinen Fachgenossen wohl bekannt. In Opposition aufgewachsen, verharrte er in derselben gegen Alles was geschah, und selbst gegen die erfreulichsten Erscheinungen in Deutschland seit 1818 blieb er – aber Gott behüte, daß es aus Neid geschehen wäre – wo nicht im Widerspruche, dennoch im Zweifel. Nichtsdestoweniger bekümmerte er sich um jeden neuen Ankömmling in Rom, forschte nach seinen Fähigkeiten und beachtete sie liebreich, wenn sie solcher Aufmerksamkeit würdig waren, wodurch es geschah, daß junge Künstler mit ihm mehr wie mit einem Fachgenossen als mit einem Meister verkehrten. Ungeachtet seiner Gutmüthigkeit hatte er doch das Bedürfniß, seinen Unmuth über alles, was ihn ärgerte, mit größtmöglicher Bitterkeit auszusprechen. Er that dann dieß durch irgend ein oder anderes Sinnbild auf den Gemälden und als dieß schon nicht mehr hinreichte, griff er zur Feder und schrieb das berühmte Pamphlet „Die Rumfordische Suppe“, das trotz seiner Subjectivität und Einfachheit doch unbestreitbare Wahrheiten und eine tüchtige Dosis Witz besitzt. Sein Umgang wurde durch die merkwürdige, bis in das hohe Alter bewahrte Frische des Geistes, Lebendigkeit der Gedanken und seinen reichen, mitunter sehr beißenden Witz anregend. Er war eine wohlbekannte und trotz seiner Schimpflaune beliebte Persönlichkeit, der alte Koch, wenn er gebückt, auf einen starken Stock gestützt, durch die Straßen Roms vor das Thor ging, aber frisch in seiner Phantasie, wie in jungen Jahren, hell der Blick seines durchdringenden klaren freundlichen Auges und mit außergewöhnlich klarem, ja zartem Colorit. – Seine Stellung als Künstler und seinen Einfluß als solchen charakterisirt einer seiner Biographen, wie folgt: „Als er in Rom 1794 eintraf – Koch zählte damals 26 Jahre – fand er bereits zwei gleichgesinnte junge Männer, Eberhard Wächter aus Stuttgart und Carstens aus Schleswig, vor, zu denen bald auch Thorwaldsen aus Island kam, mit denen gemeinschaftlich er der damals herrschenden geist- und gemüthlosen, durchaus oberflächlichen Kunstübung entgegentrat und somit den Grund legte für eine Schule, die anfangs von allen Seiten verfolgt und verschmäht, bald aber im In- und Auslande die gebührende Achtung und eine nicht vorausgesehene Wirksamkeit erlangt hat. Koch ist gewöhnlich nur als Landschaftsmaler genannt; allein sein Umfang ist viel beträchtlicher und nur theils äußere Verhältnisse, die im Allgemeinen dem Landschaftsmaler günstiger sind, theils die Ansicht, man dürfe in der rechten Kunst Welt und Menschen nicht sondern und sichten, sondern müsse, gleich Gott, die Erlebnisse der letzteren mit den Ereignissen der Natur in Verbindung setzen, bestimmte ihn fast unvermerkt und wider Willen zu dem, der er in der Reihe der Künstler geworden. Seine frühesten Arbeiten in Rom sind historische Compositionen, und zwar zu den Erzählungen des alten Testaments und zu Dante’s göttlicher Komödie, in denen er eine ganz unbefangene klare Anschauungsweise und eine fruchtbare, ja unerschöpfliche kühne Phantasie offenbarte. Mit weniger Glück zog er die Erzählungen des neuen Testaments in den Bereich seiner Darstellungen; seiner vorherrschend und kräftig sinnlichen Natur standen wohl die Hütten der Patriarchen und die mit antiker Plastik geformte Unterwelt Dante’s, nicht aber das rein ethische und geistige Gebiet des neuen Bundes offen. So schmückte er auch in der Folge seine Landschaften am liebsten mit Scenen aus dem alten Testament, oder der Mythologie, dem Leben der alten Griechen und Römer und dem diesen noch immer sehr verwandten gegenwärtigen Volksleben, wohl fühlend, daß in den genannten Erscheinungen nicht nur kein Zwiespalt mit der Natur liege, sondern daß sie wesentlich, mit ihr im Zusammenhange stehen. Als Landschaftsmaler wie Poussin der Landschaft einen historischen Charakter zu verleihen bemüht, spricht sich in seinen Gemälden, wie selbst in seinen Radirungen ein vorzügliches Talent für charakteristische Auffassung und für eine neue und schöne Architektonik in der Landschaft, in den Linien und den Verhältnissen der Massen aus, sowie hingegen der Mangel detaillirter Durchführung, das Nichteingehen auf Form und Gesetz der Erscheinung, hier schon, wie [191] an späteren größeren Werken, den Werth um vieles schmälert. Unter seinen gemalten Landschaften. die sich, außer durch die genannten Eigenschaften, noch durch Frische und Klarheit der Farben auszeichnen, haben mehrere Tiroler Gegenden großen Ruhm erlangt; vollendete sind jedenfalls solche, deren Motive aus der Umgegend Roms, in der er mehr als in seiner Heimat zu Hause war, genommen sind, wie z. B. das große Bild von Olevano in der Münchener Kunstakademie; am reinsten und vollkommensten sind jene Landschaften ausgeführt, deren Staffage dem heidnischen Alterthume angehört.“ – Nagler charakterisirt den Landschafter Koch: „Mit Koch und Reinhard hat sich in Rom eine landschaftliche Schule gebildet, als deren Mitglieder Rhoden, Steinkopf und Reinhold angesehen werden können. Das Streben dieser genialen Männer geht auf genaue Darstellung des Natur-Charakters, auf poetische freie Auffassung der Erscheinungen, die sich bei ihnen in großer Kraft der Farben abspiegeln. Koch hat jedoch nur einzelne Beispiele von glänzender Farbenwirkung gegeben, und vielleicht gerade deßwegen wurden seine Bilder nicht immer nach Verdienst gewürdigt, weil ihnen diejenigen Eigenschaften fehlen, welche ein Theil des Publicums als erste Bedingung seiner Bewunderung fordert – Eleganz der Farbe und hohe Meisterschaft der technischen Behandlung der neueren Meister. Koch ist aber genial, poetischen Geistes und sein Hauptvorzug besteht in einer ungewöhnlichen Art der Auffassung, er ist Dichter, Meister jeder Form, welche ihm die Natur bietet; so ganz Herr über den Stoff, daß es ihm ziemlich gleichgiltig ist, ob er ihn irgendwo in der Wirklichkeit zusammensucht oder selben dieser gemäß in seiner Phantasie nachbildet. Er schildert niemals die Natur in ihrer realen Erscheinung, wie sie theilweise dem Auge sich zeigt; er sieht sie im Großen und Ganzen, wie sie einen eigenen Gedanken ausspricht, welchen er auf dem kürzesten Wege und mit den einfachsten Mitteln zur klarsten Anschauung bringt. Dieser Hauptgedanke beherrscht alle Theile und durch ihn gestaltet sich Alles zur schönsten poetischen Einheit. In den Formen und Linien sind seine Bilder unübertrefflich, meisterhaft in Anordnung und Verbindung. Seine Färbung ist zwar nicht glänzend, aber wahr und charakteristisch bei ihrer Bescheidenheit. Dann ist Koch auch Meister in der Perspective, überhaupt im Besitze solcher Mittel, die einen Künstler in den Stand setzen, Ausgezeichnetes zu leisten.“ – Was Koch den Zeichner betrifft, so ging er dabei mit einer Gewissenhaftigkeit vor, die es deutlich zeigt, wie ernst er das Wesen der Kunst nahm. Wenn er eine historische Skizze schuf, so suchte er vorerst alle noch existirenden Bildnisse derjenigen Personen sich zu verschaffen, welche in seiner Skizze vorkommen sollten. Seine Compositionen zu Dante sind ganz im Geiste dieses großen Dichters entworfen, und es gibt Kenner, die Koch in dieser Beziehung weit über Flaxman stellen, denn seine Zeichnungen sind ausgeführter und mehr Gemälde, als jene des Engländers. Ueberhaupt reicht beim Betrachten der Bilder von Koch das einmalige Ansehen nicht aus. Für dasselbe bieten sie wahrhaft oft nicht genug Fesselndes. Aber wenn man sie öfter und immer aufmerksamer betrachtet, so erschließen sich vor unseren Blicken eine Tiefe und Kühnheit der Auffassung, die uns zu ungetheilter Bewunderung rückhaltlos hinreißt. – Anführenswerth erscheint das von einem andern Biographen (in Meyer’s Lexikon) über ihn gefällte Kunsturtheil: „An Koch“, schreibt dieser, „rühmt man, daß er den Eindruck der Natur im Ganzen durch Auffassung des Einzelnen in seiner höchsten Bestimmtheit darzustellen wisse, und daher die Erde in ihrer ganzen Kräftigkeit, wie kein Anderer vor ihm, male. In der That muß man ihm eine Durchsichtigkeit der Form und eine Klarheit der Farbe zugestehen, die in vielen Bildern deutscher Landschaftsmaler nur zu sehr fehlt, die an ihm aber zuweilen als Mangel aller Luftperspective getadelt wird. Außerdem beschränkt noch diesen Vorzug, daß ihm bisweilen Uebung im Malen abgeht und daß er wegen Mangel an Studium in den verschiedenen Kunstarten, die er zu vereinigen sucht, oft statt aus der Natur, aus anderen Kunstwerken zu schöpfen gezwungen ist. Allgemein werden daher seine Zeichnungen, indem er in der Erfindung Keinem nachsteht, seinen ausgeführten Gemälden vorgezogen. Berühmt ist sein Subiaco und mehrere Ansichten der großartigen Natur seines Tirolerlandes; ferner seine Landschaft mit dem Opfer Noah’s nach der Sündfluth. Als er 1808 nach Rom zurückkehrte, hat er außer vielen Landschaften, die, von ungleichem Werthe, zum Theile vortrefflich, zum Theile nur halb gelungen zu nennen, aber immer von poetischem Geiste durchdrungen sind, auch mehrere historische Werke geliefert, besonders die Fresken aus Dante’s [192] Hölle, die mit reicher und lebendiger Phantasie entworfen sind und nur in der Ausführung manches zu wünschen übrig lassen. ... Den jüngeren Künstlern in Rom stand er vielfach bei; würde aber einen noch schöneren Einfluß auf dieselben ausgeübt haben, wäre er nicht früher ein so großer Verächter der akademischen Studien gewesen, weßhalb ihm die besonders gründliche Kenntniß der Anatomie mangelt.“