BLKÖ:Kitaibel, Paul
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 11 (1864), ab Seite: 337. (Quelle) | |||
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Winterl und erhielt 1785 die Doctorwürde. Das Studium der Botanik betrieb K. mit Vorliebe und wurde darin durch dahin einschlägige Arbeiten, wie z. B. die Ordnung des höchst werthvollen und reichen Herbars des Hofrathes Mygind, eines Freundes von Linné und Jaquin, wesentlich gefördert. Nachdem er 1792 eine wissenschaftliche Reise nach Croatien unternommen und diese bis Fiume ausgedehnt hatte, kehrte er nach Pesth zurück, wo er im folgenden Jahre zum Correpetitor der Pharmaceuten ernannt wurde. Als er 1794 die Aufsicht des botanischen Gartens erhielt, gab er die Correpetitorstelle auf. Im Jahre 1799 gewährte ihm die Regierung eine Gehaltszulage und im Jahre 1802 wurde er zum ordentlichen Professor der Botanik und Chemie ernannt. Im Jahre 1816 trat er in den Ruhestand über, den er aber nur kurze Zeit genoß. Kitaibel, obgleich er Professor war, hatte doch niemals Vorlesungen gehalten, er war so zu sagen beständig auf Reisen, und zwar zu wisenschaftlichen Zwecken, in welchen er anfänglich durch Private, später aber von der Regierung unterstützt wurde. Im Jahre 1795 besuchte und untersuchte er [338] im Auftrage der Regierung den Sauerbrunnen zu Bartfeld, verband aber mit dieser Aufgabe zugleich die botanische Durchforschung der Gegend. Im folgenden Jahre begleitete er den als Botaniker geschätzten Franz Adam Grafen von Waldstein in die Marmaros, und im Jahre 1798 nach Berlin, wo er mit Willdenow bekannt wurde. Nach seiner Rückkehr besuchte er noch im nämlichen Jahre die Umgebung des Plattensee’s und das Baranyer Comitat, im Jahre 1800 das Banat. Im Jahre 1802 begleitete er wieder den Grafen Waldstein auf der botanischen Reise nach Croatien, bereiste 1803 Oberungarn in östlicher, 1804 in nördlicher Richtung, 1805 zum zweiten Male das Banat, 1806 im Auftrage des Staates das Stuhlweißenburger Comitat, worauf er sich in die sogenannte Hanság am Neusiedler See begab, durch schwere Krankheit aber verhindert wurde, Studien zu machen. Nachdem er im Jahre 1808 mit den Professoren Fabrici und Reisinger das Museum geordnet, unternahm er in Gemeinschaft mit Ersterem noch im nämlichen Jahre einen Ausflug nach Slavonien. Im Jahre 1810 durchforschte er das Stuhlweißenburger Comitat und zu wiederholten Malen das Banat und geleitete im nämlichen Jahre den Erzherzog Rainer auf das Matragebirge. Im Jahre 1815 besuchte er die Marmaros. Im Jahre 1817 suchte er Heilung in den Bädern von Parád, wurde aber schwer leidend nach Pesth gebracht, wo er noch im nämlichen Jahre, 63 Jahre alt, starb. Kitaibel hat folgende Werke herausgegeben: „Ueber das Bartfelder Mineralwasser“ (Kaschau 1801); – „Plantae rariores Hungariae indigenae descriptionibus et iconibus illustratae“. 28 Decaden in 3 Bänden (Wien 1802–1812, Fol.); dieses Sr. Majestät dem Kaiser Franz gewidmete Werk gab K. in Gemeinschaft mit dem Grafen Waldstein heraus; – „De aqua soteria thermarum Budensium“ (Budae 1804); – „Examen thermarum Budensium“ (Neosolii 1804); – „Dissertatio de terrae motu in genere ac in specie Moorensi“, 1800 (Budae 1814), in Gemeinschaft mit A. Tomcsányi. Nach seinem Tode erschien von J. Schuster herausgegeben: „Hydrographia Hungariae“. 2 Bände (Budae 1829). Von seinen in Zeitschriften mitgetheilten Aufsätzen sind anzuführen, und zwar in Schedius’ Literarischem Anzeiger für Ungarn: „Ueber das Matragebirge in topographisch-naturhistorischer Rücksicht“ (1799); – „Ueber die Mineralwässer zu Parád, Comitat Heves“ (ebd.); – in Schedius’ Zeitschrift von und für Ungarn: „Analyse des Salatnyer Mineralwassers“ (II, 1802); – „Allgemeine Ansichten der Oberfläche des Bodens von Ungarn“ (III, 1803); – in Gehler’s Neuem allgemeinen Journal der Chemie: „Ueber Kitaibel’s Antheil an der Entdeckung des Tellurs“ (I, 1803). Kitaibel’s reicher literarischer Nachlaß wurde von dem Pesther Nationalmuseum um den Preis von 7000 fl. angekauft; und aus den daselbst befindlichen Handschriften in jüngster Zeit erst von Aug. Kanitz das Werk: „Reliquiae Kitaibelianae“ (Vindobonae 1862/63, Braumüller, 8°.) herausgegeben, welchem noch weitere Veröffentlichungen – es sind botanische Reiseberichte – folgen sollen. Kitaibel hat vor Klaproth das Tellur entdeckt im Deutsch-Pilsner Bleierze, dann in Nagyager und Nagy-Banyer Golderzen. Als Klaproth deßhalb eine Erklärung verlangte, gab K. dieselbe und trat auch [339] seine Priorität der Entdeckung an Klaproth ab. Kitaibel war ein ausgezeichneter Naturforscher, der nicht bloß auf botanischem Gebiete das Trefflichste geleistet, sondern auch die übrigen Zweige der Naturwissenschaft mit Sorgfalt gepflegt hat. In Betreff Ungarns besitzt er um die botanische Erforschung des großen Landes große Verdienste, aber manche seiner Arbeiten, welche übrigens der Verschleuderung entzogen sind, warten noch der sichtenden Hand und der wissenschaftlichen Liebe, die sie weiter bekannt und so erst recht nutzbar machen wird.
Kitaibel, Paul (Naturforscher, geb. zu Nagy-Márton [Mattersdorf] im Oedenburger Comitate 3. Februar 1757, gest. zu Pesth 18. December 1817). Der Sohn eines wohlhabenden Landmannes im Oedenburger Comitate, besuchte die Akademie in Raab, wo er sich für die Universität vorbereitete, und diese im Jahre 1780 in Ofen bezog. Anfänglich betrieb er rechtswissenschaftliche Studien, vertauschte aber bald dieselben mit jenen der Medicin. Noch als Studirender wurde er 1784 Adjunct für Chemie und Botanik bei Professor- Dem von J .Schuster herausgegebenen Werke Kitaibel’s: „Hydrographia Hungariae“ (Budae 1829), ist Kitaibel’s Leben von dem Herausgeber vorausgeschickt. – Flora. Botanische Zeitung (Regensburg) 1831, Bd. I, S. 149. – Budapesti szemle (Pesth, 8°.) XVIII. Bd. p. 143–153: „Kitaibel és hátrahagyott munkái“, d. i. Kitaibel und seine hinterlassenen Schriften. Von August Kanitz[WS 1]. – Tudományos gyüjtemény d. i. Wissenschaftliche Sammlung (Pesth, 8°.) Jahrg., 1818, Heft 1: Nekrolog. – Kanitz (August), Geschichte der Botanik in Ungarn. Gedruckt in 70 Exemplaren (Hannover 1864, 12°.) S. 59–62 u. 187. – Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Jahrg. 1818, Nr. 7, Intelligenzblatt Nr. 6 u. 20. – Fejér (Georgius), Historia Academiae scientiarum Pazmaniae Archi-Episcopalis ac M. Theresianae regiae literaria (Budae 1835, 4°.) p. 150 [nach diesem geb. 3. Februar 1747, gest. 13. December 1817]. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliograph. Institut, gr. 8°.) Bd. XVII, S. 1311 [nach diesem geb. 1759, gest. 1814]. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, J. A. Barth, gr. 8°.) Sp. 1264. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 210 [nach dieser geb. 1759, gest. 13. November 1817]. – Willdenow verherrlichte das Andenken des ausgezeichneten Botanikers, indem er eine Gattung der Malvaceen nach ihm Kitaibelia benannte. Die einzige bisher bekannte, in Ungarn fortkommende Art ist die Kitaibelia vitifolia.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Gustav Kanitz.