BLKÖ:Köpp Edler von Felsenthal, Wolfgang

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Köppe, Wolfgang
Band: 12 (1864), ab Seite: 234. (Quelle)
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Köpp Edler von Felsenthal, Wolfgang (Maler und Mosaikkünstler, geb. zu Eisenstadt in Ungarn 24. December 1738, gest. zu Wien im Jahre 1807). Sein Vater Christian war Maler und Architekt bei dem Fürsten Paul Eßterházy. Wolfgang zeigte früh Talent für die Kunst und kam, zwölf Jahre alt, nach Wien, wo er die Akademie der bildenden Künste besuchte und bald die Aufmerksamkeit des Akademiedirectors Martin von Meytens auf sich zog. Von allen Künstlern, welche zu jener Zeit an der Akademie lehrten, fühlte sich K. zu Maulbertsch hingezogen, dessen Arbeiten er so fleißig studirte und copirte, daß die Copien vom Originale oft nicht zu unterscheiden waren. So jung er war, so erhielt er doch schon Aufträge, und Heiligenbilder, Opfertafeln u. dgl. bildeten damals einen guten Erwerb. Im Jahre 1760 verließ er die Akademie und ging zuerst nach Wiener-Neustadt, wo er heirathete und mehrere Altarblätter auf Bestellung nach Ungarn malte, und dann in Eisenstadt den Plafond der Pfarrkirche am Calvarienberge al fresco ausführte. Nachdem er diese Arbeit beendet, begab er sich wieder nach Wien, wurde Professor der Zeichenkunst an der Theresianischen Ritterakademie, und in den Mußestunden beschäftigte er sich mit der Malerei. Zu gleicher Zeit machte er Versuche [235] in der florentinischen Mosaik, nämlich mit einer Composition von weichen Pasten, welche nach ihrer Calcinirung steinhart werden und dann im schönsten Glanze hergestellt werden konnten. Bald erreichte er darin eine solche Vollkommenheit, daß er die Muster, nach denen er arbeitete, weit übertraf. Seine erste vollendete Arbeit in dieser Kunst und wohl auch in Deutschland durfte er der Kaiserin Maria Theresia vorlegen. Seine Mosaiken fanden bald gerechte Würdigung, die Bestellungen im Auslande mehrten sich mit jedem Tage; von Paris, St. Petersburg, London, Rom, von allen europäischen Höfen häuften sich die Aufträge. Die Wiener Akademie der bildenden Künste zeichnete K. 1774 durch Aufnahme in den Kreis ihrer Mitglieder aus. Die Akademie von Florenz schickte ihm 1785 das Diplom als Mitglied und Professor, jene zu Berlin im Jahre 1787, und das Jahr zuvor verlieh ihm der Papst den Orden des goldenen Sporns. Noch in seinem sechzigsten Jahre erfand K. eine ganz neue Art Mosaik, welche er die spartanische nannte. Sie besteht aus kleinen Kies- und Backsteinen, welche auf eine Steinplatte in Kitt mit großer Sorgfalt aufgetragen werden. Trotz der Einfärbigkeit dieser Steinchen verstand es K. doch, denselben durch geschickte Zusammenstellung eine Kraft von Schatten und Licht zu geben, daß die aus ihnen zusammengelegten Bilder die größte Wirkung hervorbrachten. Für seine Verdienste wurde Köpp im Jahre 1803 in den erbländischen Adelstand mit dem Prädicate von Felsenthal erhoben. Von seinen Mosaik Scagliola-Arbeiten – wie er sie selbst nannte – liegt vor mir ein in Wien 1800 gedrucktes, schon höchst seltenes Verzeichniß, welches jene Arbeiten aufzähli, die im Jahre 1800 sich noch in K.’s Besitze befanden und ausgestellt waren, und zwar: „Zwölf etrurische Stücke“, mit verschiedenen Darstellungen; – „Sechzehn Köpfe“. Bildnisse verschiedener Helden und Gelehrten des Alterthums; – „Acht Thierstücke“, nach Berghem und Rosa; – „Zwanzig einzelne Figuren“; – „Fünfzehn Stücke mit Figuren, Landschaften und Conversationsszenen“; – „Drei grosse Mosaiken“, nach Correggio, nach Tizian, nach Rubens; – „Sechsunddreissig Landschaften“, je zwölf mit Ansichten von Rom, Neapel und Florenz; – „Drei Stücke Mosaiken“, mit Raphaelischen Arabesken; – „Zwanzig Pferdestücke“, die Raçen verschiedener Länder; – „Zwanzig Stücke mit Vögeln“, theils einzeln, theils in Gruppen; – „Fünfundvierzig verschiedene Köpfe“, und zwar 8 nach Raphael, je 6 nach Tizian, Ostade und Rembrandt, 2 nach Spagnoletta, 3 nach Holbein, 4 nach Rubens, je 2 nach Correggio und Carracci, 1 nach [[Michelangelo Buonarroti|Michael Angelo] und 5 nach Piazetta; – „Die zwölf Monate“, in landschaftlichen Darstellungen; – „Vier Jagdstücke“; – „Vier Blumenstücke“, und „Vier römische Mosaiken“. Außerdem hatte er noch Mosaiken aus den verschiedenartigsten Stoffen gearbeitet, und zwar aus Baumrinde den „Kopf eines Eremiten“; – aus Moos und Blätern eine „Landschaft“; – aus natürlichen Baumblättern den „Kopf eines alten Gelehrten“; – aus Glas eine „Landschaft“; – aus Rohr und Stroh eine „Florentiner Gegend“; – aus verschiedenen Samensorten eine „Landschaft“; – aus Wollfäden eine „Landschaft“ und „Zwei Köpfe“, Moses darstellend; – aus Zwiebelschalen ein „Frauenbildniss“; – aus Wachs eine „Landschaft“, und eine altdeutsche Malerei auf Gold und Silber. Die ausgeführten Arbeiten sind aber nur jene, die in seinem Besitze sich befanden; [236] die große Menge der von ihm auf Bestellung gearbeiteten, darunter Meisterstücke in ihrer Art, ist nicht berücksichtigt und können die einzelnen Darstellungen, die sich meist im Auslande befinden und in allen Verzeichnissen fehlen, nicht angegeben werden. So z. B. besitzt die Kirche zu St. Stephan zwei Altarblätter für beide Seiten des Hochaltars, den „H. Karl Borromäus“ und „Johannes der Täufer“ (10 Fuß hoch u. 58 Fuß breit); – dann die „Apostel Petrus und Paulus“, beide über Lebensgröße (12 Fuß hoch), befinden sich in der Schatzkammer der Kirche; – das kaiserliche Kunst- und Naturalien-Cabinet bewahrt aber die drei Stücke: „Kaiser Leopold“, Brustbild, – „Kaiser Joseph“ und „Feldmarschall Loudon“ zu Pferde. Nagler bemerkt auch, daß sechs kleinere geätzte Landschaften von Köpp bekannt seien. K. war zweimal verheirathet, der Zeichner Anton Köpp von Felsenthal und der Schriftsteller Christoph K. v. F. [s. d. S. 232] sind seine Söhne, wie denn der berühmte Polizist Rudolph K. v. F. [s. d. S. 233] wohl sein Enkel sein dürfte.

Adelstands-Diplom vom 22. December 1803. – Annalen der Literatur und Kunst des In- und sAuslandes (Wien, Doll, 8°.) Jahrg. 1810, Bd. IV, S. 354. – Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, Anton Strauß, 4°.) Jahrg. 1814, Bd. 2, S. 133: „Wolfgang Köpp Edler von Felsenthal“. – Tschischka (Franz), Kunst und Alterthum in dem österreichischen Kaiserstaate (Wien 1836, Friedr. Beck, gr. 8°.) S. 54, 370 [nach diesem geb. 24. Februar 1738, gest. 1808]. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1838, Fleischmann, 8°.) Bd. VII, S. 123. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 241 [nach dieser geb. 24. December 1738]. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XVIII, S. 416, Nr. 1. – Porträt. J. Böhm sc. 1798 (4°.). – Wappen. In Schwarz ein goldener rechtsschräger Balken. links von einem goldenen, zum Sprunge gestellten Löwen, rechts von einem aus grünem Boden aufsteigenden schroffen Felsen von natürlicher Farbe begleitet. Auf dem Schilde ruht ein gekrönter rechtsgekehrter Helm, aus dessen Krone zwischen einem offenen schwarzen Fluge der goldene Löwe hervorwächst. Die Helmdecken sind beiderseits schwarz mit Gold belegt.