BLKÖ:Jirsjk, Johann Valentin

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 10 (1863), ab Seite: 186. (Quelle)
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Jirsjk, Johann Valentin (Bischof von Budweis und theologischer Schriftsteller, geb. zu Kačov in Böhmen 19. Juni 1798). Begann nach beendeten Gymnasial- und philosophischen Studien jenes der Theologie und erhielt am 28. December 1820 die heiligen Weihen. Er trat nun in die Seelsorge, u. z. zuerst als Caplan in Raudnitz, später als Pfarrer zu Mnich im Rakonitzer Kreise, bis er nach 25jähriger Thätigkeit in derselben 1846 Mitglied des „allzeit getreuen Metropolitan-Capitels“ zu Prag bei St. Veit, zugleich čechischer Prediger und fürsterzbischöflicher Consistorialrath wurde. Am 25. März 1851 vom Kaiser zum Bischofe ernannt, am 5. September vom Papste bestätigt und am 19. October vom Fürsterzbischof Schwarzenberg consecrirt, hielt er am 1. November desselben Jahres in der Kathedrale zu Budweis seinen feierlichen Einzug. Als mit Diplom vom 20. October 1860 und kaiserlichem Patent vom 26. Februar 1861 die Einberufung eines Reichsrathes in zwei Häusern, einem Herren- und einem Abgeordnetenhause, angeordnet worden [187] war, wurde Bischof Jirsjk im Hauptsitze seiner Diöcese, in Budweis, in den böhmischen Landtag und aus diesem in das österreichische Abgeordnetenhaus gewählt, in welchem er, der von Sr. Majestät dem Kaiser ernannte, zu Oesterreichs Staatskirche sich bekennende Kirchenfürst, eines der thätigsten Glieder der Föderalisten-Partei ist. Schon zur Zeit seines Seelsorgeramtes war J. als katechetischer und theologischer Schriftsteller, sowohl in Fachzeitschriften wie in selbstständigen Werken vielfach thätig. Wenige Jahre vor Erlangung der bischöflichen Würde (1846 oder 1847) begann er die Herausgabe der theologischen Zeitschrift: „Časopis pro katolické duchovenstvo“, d. i. Zeitschrift für die katholische Geistlichkeit, welche jedoch in einigen Jahren zu erscheinen aufhörte. Seine selbstständig herausgegebenen Schriften sind: „Škola nedělní“, d. i. Sonntagsschule (Prag 1826, 8°.); – „Bohumil. Kniha v kteréžto jeden upřímný nekatolický křestan vypravuje za kterými přičinami se do lůna svaté církve katolické navrátil“, d. i. Gottlieb. Das Buch, in welchem ein hartnäckiger nichtkatholischer Christ erzählt, aus welchen Gründen er in den Schooß der h. katholischen Kirche zurückgekehrt sei (1835, 3. Aufl. Prag 1850, 8°.), in’s Deutsche übersetzt von G. Anton (Linz 1838, 8°.) und von Jos. Rup. Trinks (Prag 1848); – „Proč jsem katolikem?“, d. i. Warum bin ich ein Katholik? (1838, 4. Aufl. 1846), auch in’s Deutsche übersetzt von Georg Anton (Linz 1838) und nach der 4. čechischen Auflage von F. A. Lemayer (2. Aufl. Prag 1850, 8°.); – „Zdravé, pravé a čisté učení Lutherovo, Kalvinovo a t. d.“, d. i. Heilsame, richtige und reine Lehren Luther’s, Calvin’s u. s. w. (Prag 1836); – „Říp a jeho chrám“, d. i. St. Georgenberg und seine Kirche (1826); – „Dvadcatero přátelských listů k Evangelíkům nebo Protestantům v Čechách bytujících ...“, d. i. Zwanzig vertrauliche Briefe an Katholiken, welche neben Protestanten in Böhmen wohnen (Prag 1842, 8°.); – „Jirsíkova kázaní na všecky neděle a svátky celého roku a řeči příležitostné“, d. i. Jirsik’s Predigten auf alle Sonn- und Feiertage des Jahres u. s. w. 3 Theile (Prag 1851–1852, 2. Ausgabe 1856); der 3. Theil auch unter dem Titel: „Sváteční a postní kázaní“, d. i. Feiertags- und Fastenpredigten (1852); – „O církevním přikázáni postu“, d. i. Von dem kirchlichen Gebote des Fastens (Prag 1839, 8°.); – „Populární dogmatika. Kniha, v kteréžto učení viry svaté křesťanské katolické církve prostonárodním způsobem vykládá“, d. i. Populäre Dogmatik, in welcher die h. Glaubenslehren der kathol. Kirche in gemeinfaßlicher Weise dargestellt werden (3. Aufl. Prag 1852), auch deutsch von Georg Anton (Wien 1845, Mechitharisten, 8°.); und die von V. Zahradnik verfaßte Schrift: „O přisaze“, d. i. Vom Eide (Prag 1839, 8°.), wurde von J. zum Drucke befördert. Mit J.’s Werken „Bohumil“ und „Populári dogmatika“, eröffnete die Nepomucenische Heredität zu Prag, ein literarischer Verein, welcher die Aufgabe hat, populäre Bücher im Volke zu verbreiten, seine Wirksamkeit, und später gingen noch mehrere von J.’s oben angeführten Schriften aus diesem Vereine hervor. Auch hat Bischof Jirsjk in Budweis ein Knabenseminar gestiftet, in welchem unter Aufsicht zweier Priester arme Studirende, theils ganz unentgeltlich, theils um eine sehr kleine Summe verpflegt und erzogen werden. Wichtiger aber als diese schriftstellerische und geistliche [188] Thätigkeit ist J.’s politische. Am ersten Tage des Jahres 1862 hielt er eine Ansprache an seinen Diöcesan-Clerus, worin das abgelaufene Jahr als ein solches bezeichnet wird, „während dessen die Kirche Gottes sich mehr denn je gegen die Hölle (!) zu vertheidigen gehabt habe; wie die Tagespresse gegen Religion und Sittlichkeit sich versündigt und der Kirche einen Vernichtungskrieg erklärt habe; ja, auch in anderen Kreisen beabsichtige man die christlichen Grundlagen des österreichischen Kaiserstaates zu untergraben und dessen providentielle Sendung als katholische Großmacht zu vernichten. Nicht um Gleichstellung der Confessionen handle es sich, sondern um Ausrottung des katholischen Glaubens, um Förderung des Unglaubens in jeglicher Form; aber am apostol. Kaiser und König werde sich die kirchenfeindliche Freimaurerpartei ihr Haupt zerschellen“. Sein Vorgehen anläßlich der Verfassungsfeier am 26. Februar 1862 hatte ein Schreiben des Staatsministers an ihn zu Folge gehabt, in welchem dem Bischofe das Mißfallen der kaiserlichen Regierung über sein Verhalten ausgesprochen wurde. Auch wurden seine Versuche, die Stadt Prachetic in ihre určechische Gemüthlichkeit zu versetzen, in den Journalen um so ernster gerügt, als dieses Verfahren mit jener in seinem Schreiben an den Staatsminister, worin er die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zu entkräften bemüht war, betonten Objektivität in der politischen und nationalen Frage, welche er zu beobachten behauptet, im Widerspruche steht. Bezüglich des Concordates erklärt J. in dem erwähnten Schreiben für die Aufrechthaltung dieser, mit dem Papste abgeschlossenen Vereinbarung mit seiner ganzen bischöflichen Macht um so mehr einstehen zu wollen, als eben durch diesen Staatsact die freie und selbstständige Verwaltung des bischöflichen Amtes ermöglicht wird.

Der Reichsrath. Biographische Skizze der Mitglieder des Herren- und Abgeordnetenhauses des österreichischen Reichsrathes (Wien 1861, Fr. Förster, 8°.) I. Heft, S. 41. – Stenographische Protokolle des Abgeordnetenhauses des österreichischen Reichsrathes. I. Session 1861–1862 (Wien, Staatsdruckerei, 4°.) Seite 2, 71, 75, 338, 1546, 1959, 2335. – Presse (politisches Journal, Wien, Fol.) 1862, Nr. 104: „Der Staatsminister und der Bischof von Budweis“; Nr. 117: „Correspondenz aus Prag“. – Bohemia (Prager Blatt) 1862, Nr. 10, S. 93. – Národní listy, d. i. National-Zeitung (Prag, Fol.) Redacteur Dr. Greger, Jahrg. 1861, Nr. 237: „Obrázy z říšské sněmovny“. – Rittersberg, Kapesní slovníček novinářský a konversační, d. i. Kleines Taschen-Conversations-Lexikon (Prag 1850, 12°.) Bd. I, S. 875. –