BLKÖ:Jetzer, August Freiherr von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Jezbera, F. J.
Band: 10 (1863), ab Seite: 173. (Quelle)
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Jetzer, August Freiherr von (Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Wien 9. Mai 1789, gest. ebenda 14. Jänner 1862). Entstammt einer bürgerlichen Familie. Er wurde im gräflich Löwenburgischen Convicte bei den Piaristen in Wien erzogen, trat aber, als im J. 1809 die Landwehr errichtet, und Alt und Jung von der Begeisterung für das Vaterland zu kämpfen hingerissen wurde, als Fähnrich in das 1. Landwehr-Bataillon des Mühlviertels ein und gab schon damals bei mehreren Anlässen, namentlich im Treffen bei Ebelsberg Beweise seiner Tapferkeit. In der Friedensepoche bis zum Jahre 1813 wurde J. bei der militärischen Zeitschrift, welche damals unter den Auspicien des Erzherzogs Karl in’s Leben trat und bei der Ausarbeitung von dieses Feldherren „Beiträgen zum praktischen Unterrichte im Felde“, später aber als Oberlieutenant im General-Quartiermeisterstabe im Hauptquartiere der gegen den Vicekönig von Italien operirenden Armee verwendet, wo er sich bei Recognoscirungen, Aufstellung der Truppen und durch sonstige Beweise persönlicher Tapferkeit rühmlichst hervorthat. Als der commandirende Feldzeugmeister Baron Hiller den Drauübergang und allgemeinen Angriff auf die feindliche Linie beschlossen und den 19. September 1813 dazu bestimmt hatte, war es J., der, im Gefolge Hiller’s befindlich, bei Hollenburg in Kärnthen sich freiwillig an die Spitze der Avantgarde stellte, und unter dem heftigsten Kartätschenfeuer den Uebergang über die Brücke erzwang, die an derselben angebrachten Verschanzungen erstürmte, und dadurch wesentlich die weiteren Erfolge förderte. Er hatte bei dieser Gelegenheit zwei schwere Wunden erhalten, deren Folgen er Zeitlebens fühlte, wurde aber auch für seine Waffenthat am 28. d. M. von Sr. Majestät mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens auf dem Schlachtfelde ausgezeichnet. Seine schwere Verwundung hatte nunmehr zur Folge, daß er im Jahre 1814 bei der Ausarbeitung der Operationskarten und dann im Präsidialbureau des Hofkriegsrathes verwendet wurde. Erst zu Ende des Jahres 1814, nachdem der zerschmetterte Fuß theilweise geheilt war, that er als Hauptmann im Hauptquartiere des Fürsten Schwarzenberg wieder Dienste vor dem Feinde. Nach dem Pariser Frieden kam J. in die Directionskanzlei des Generalstabes zurück und wurde 1826 Director derselben, bald darauf Major und dann Generalcommando-Adjutant in Ungarn. Im Jahre 1831 wurde J. Oberst im Infanterie-Regimente Nr. 31, im Jahre 1844 General-Major und zugleich Festungscommandant in der Bundesfestung Mainz, wo er sich im Jahre 1848, als verschiedene Einflüsse der Bewegungspartei [174] die militärische Disciplin unter der Bundesbesatzung zu lockern versuchten, durch sein energisches Auftreten bemerkbar machte. Im Jahre 1849 wurde J. Feldmarschall-Lieutenant und erhielt das Commando einer Division in Italien; aber schon im folgenden Jahre – er hatte bereits 41 Jahre gedient – nöthigten ihn die Beschwerden des zunehmenden Alters, um Versetzung in den Ruhestand zu bitten, welche ihm unter Bezeugung Allerhöchster Zufriedenheit gewährt wurde. J. verlebte seither den Winter in Wien, den Sommer in Gmunden. Im Jahre 1815 wurde er den Statuten des Maria Theresien-Ordens gemäß in den Freiherrnstand erhoben und derselbe im Jahre 1843 auf seinen Stiefsohn Eugen Fleschner (aus der Ehe von Jetzer’s erster Gattin), welchen J. adoptirt hatte, übertragen. Bei seinem Abschiede von Mainz haben ihn Preußen, Baden, Hessen mit Orden ausgezeichnet. Wie oben bereits bemerkt worden, war J. auch schriftstellerisch thätig, und enthalten die ersten Jahrgänge der „Oesterreichischen militärischen Zeitschrift“ mehrere Aufsätze aus seiner Feder. Er starb im Alter von 73 Jahren, und sank mit seinem Tode die Zahl der Theresienritter, welche aus den Befreiungskriegen noch am Leben sind, auf sieben[1].

Hirtenfeld (J.), Oesterreichischer Militär-Kalender für 1863 (Wien, F. B. Geitler, kl. 8°.) S. 190. – Linzer Zeitung 1862, Nr. 16 [nach dieser geb. 1790]. – Oesterreich. Militär-Konversations-Lexikon, herausgegeben von J. Hirtenfeld (Wien 1850 u. f., gr. 8°.) Bd. III, S. 319. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien, Staatsdruckerei, 4°.) S. 1210 und 1749. – Klagenfurter Zeitung 1862, Nr. 15. – Kneschke (Ernst Heinrich Prof. Dr.), Die Wappen der deutschen freiherrlichen und adeligen Familien in genauer, vollständiger und allgemein verständlicher Beschreibung (Leipzig 1855, T. O. Weigel, 8°.) Bd. II, S. 232. – Oesterreichische Zeitung (Wien, Fol.) Jahrgang 1862, Nr. 25 [führt ihn, wie mehrere andere Blätter, unter der irrigen Schreibung Jeetzer auf]. – Freiherrnstands-Diplom vom 17. März 1815. – Wappen. Gevierteter Schild. 1 u. 4: in Gold ein schwarzer zum Kampfe gerichteter Löwe, welcher ein Schwert in seiner rechten Pranke hält; 2 u. 3: in Roth drei links schräge silberne Balken. Den Schild bedeckt die Freiherrnkrone, auf welcher sich zwei zueinandergekehrte Turnierhelme erheben. Aus dem rechten Helme steigt der Löwe von 1 und 4 einwärts gestellt hervor; der linke trägt einen offenen rothen, mit den drei silbernen Querbalken der Felder 2 und 3 belegten Flug. Die Helmdecken sind rechts schwarz mit Gold, links roth mit Silber belegt. Unter dem Schilde auf einem flatternden Streifen die Devise: Honor et virtus.

  1. Diese sieben Theresienritter sind: Major Füller von der Brücke [Bd. V, S. 10], FML. Graf Eugen Haugwitz [Bd. VIII, S. 66], Landgraf Ferdinand von Hessen-Homburg [Bd. VIII, S. 434], GM. Baron Kropfreiter, GdC. Baron Prohaska, FZM. Berger von der Pleisse und Oberstlieutenant Baron Pittel.