BLKÖ:Ipolyi-Stummer, Arnold
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 10 (1863), ab Seite: 286. (Quelle) | |||
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[WS 1] nach Tyrnau, wo er die philosophischen Studien beendete, und wo sich schon damals seine Vorliebe für Geschichte kund gab. In der ungarischen Literatur war Emerich Meszaros sein Lehrer. In diese Zeit bereits fallen Ipolyi’s erste literarische Versuche. Von Tyrnau, wo I. die Philosophie beendet hatte, kam er nun nach Wien in das Pazmaneum. Neben seinen theologischen Berufsstudien betrieb I. das der fremden Sprachen und der schönen Literatur der verschiedenen Völker, zu welchem sich später jenes der mittelalterlichen Paläographie, Diplomatik und Kunstgeschichte, namentlich jener des Mittelalters gesellte. Schon im Jahre 1843 begann er seine Forschungen über die Religion der alten Ungarn und hielt darüber Vorträge im Pazmaneum; es sind dieß so zu sagen die Anfange zu jenen Arbeiten, welche seinen Namen später in der gelehrten Welt zu solcher Geltung gebracht. Nachdem er im Jahre 1844 die theologischen Studien beendet, kam er nach Gran in das Presbyterium, und da er das zur Erlangung der heiligen Weihen erforderliche Alter noch nicht besaß, setzte er mit allem Eifer seine archäologischen und anderen Studien fort. Ein Antrag, als Erzieher in das Haus des Baron Alois Mednyansky, königlichen Schatzmeisters, zu treten, war ihm auch sehr willkommen. Er nahm ihn an und die Catalogisirung der reichen Bibliothek des Barons, mit welcher I. betraut worden, machte ihn mit literarischen Schätzen bekannt, die ihm bei seinen Forschungen große Dienste leisteten. Im Jahre 1847 erhielt er die heil. Weihen. Die Ferienmonate hatte I. bereits seit mehreren Jahren zu Reisen im Vaterlande [287] benützt, welches er zu seinen wissenschaftlichen Zwecken nach allen Richtungen durchstreifte. Bald nachdem er ausgeweiht war, trat er in die Seelsorge und zuerst als Caplan zu St. Peter in der Nähe von Komorn. Schon im folgenden Jahre kam er nach Preßburg als Prediger. Im Jahre 1849 folgte er einem Rufe des Grafen Ferdinand Pálffy nach Wien als Erzieher seiner Kinder. Auf diesem Posten aber blieb er nicht lange, und noch zu Ende desselben Jahres kam er als Pfarrer nach Zohor in die Nähe von Preßburg. Seine wissenschaftlichen Forschungen hatte er während des Wechsels seines äußeren Lebens ununterbrochen fortgesetzt, und nachdem er zuerst mit einigen Abhandlungen im „Uj magyar Muzeum“, d. i. im neuen ungarischen Museum, aufgetreten, und auch die letzte durch Kränklichkeit veranlaßte Unterbrechung überwunden war, ließ er sein durchgearbeitetes, schon seit dem Jahre 1850 zur Herausgabe vorbereitete Materiale auf eigene Kosten unter dem Titel: „Magyar Mythologia“, d. i. Ungarische Mythologie (Pesth 1854, 8°.), erscheinen. Dieses Werk, der erste Versuch, die Götterlehre der Magyaren vor ihrer Einwanderung und Vermischung mit anderen Völkern festzustellen, machte durch das Stoffliche, welches darin mit großer Gründlichkeit erörtert wird, wie durch seine sprachlichen Ergebnisse in der gelehrten Welt großes Aufsehen. Noch veröffentlichte I. verschiedene, bald größere, bald kleinere Aufsätze meist verwandten Stoffes in mehreren Zeitschriften, und zwar die Beschreibung der ungarischen kirchlichen Kunstdenkmäler, eine „Schilderung der Preßburger Johanneskirche“: die „Biographie des Johann Rimay“, eines ungarischen Poeten und Staatsmannes aus dem 16. Jahrhunderte; eine „Erinnerung an B. Mednyánski“ im „Uj Magyar Muzeum“ (1854); eine „Abhandlung über alte ungarische Volksbücher“ (ebd. 1855); und in den Jahrbüchern der ungarischen Akademie: „A Deákmonostori XIII. századbeli román basilika“ d. i. Die romanische Basilika zu Deakmonostor aus dem 13. Jahrhunderte (1861). Im Jahre 1855 wurde I. bei Errichtung der Centralcommission zur Erforschung und Erhaltung alter Baudenkmale zum Conservator im Preßburger Statthaltereidistricte ernannt. Im Jahre 1860 wurde er, der bis dahin Pfarrer in Zohor gewesen, durch den Erzbischof von Erlau als Pfarrer nach Torök-Szent-Miklós berufen. An diese Ernennung knüpfte man in der wissenschaftlichen Welt die nicht ungegründete Hoffnung, daß der aus der kleinen Marchebene und von der westlichen Grenze in das Innere des Landes versetzte Forscher über die zwar spärlichen aber nicht minder interessanten geschichtlichen Alterthümer des Alföld, über die räthselhaften Kumanierhügel, Teufelsgraben u. a. dieser Gegend ein neues Licht verbreiten werde.
Ipolyi-Stummer, Arnold (Alterthumsforscher, geb. zu Ipolyi-Keszi im Honter Comitate 20. October 1823). Sohn adeliger Eltern. Sein Vater Franz, ein eifriger Patriot und Redner der Comitatsversammlung, war mehrere Jahre hindurch Oberstuhlrichter des Honter Comitates und stand als solcher in hoher Achtung; seine Mutter Arsenia war eine geborne Semrecsányi. Der Sohn erhielt im Elternhause eine religiöse, Geist und Herz bildende Erziehung, lernte frühzeitig die besten Werke des In- und Auslandes kennen; besuchte dann die Piaristengymnasien zu Korpona und Schemnitz, auf welch’ letzterem vornehmlich Georg Lörincz großen Einfluß auf den begabten und lernbegierigen Zögling ausübte. Der Unschlüssigkeit des Vaters über die Standeswahl des Sohnes, nachdem die Vorbereitungsstudien beendet waren, machte dieser durch seine Neigung für den geistlichen Stand ein Ende, da ihm derselbe zunächst geeignet schien, seinem wissenschaftlichen Hange zu leben. So trat denn Arnold nach beendetem Gymnasium, erst 13 Jahre alt, in das erzbischöfliche Seminar zu Gran, kam aber seiner Jugend wegen in das St. Emerichs-Seminar zu Preßburg, wo er zwei Jahre zubrachte; dann- Magyar néplap (Pesth 1856), Nr. 22, S. 172: „Ipolyi-Stummer Arnold“ , von Joseph Danielik. – Vasárnapi ujság, d. i. Sonntagszeitung (Pesth, 4°.) 1859, Nr. 48. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gust. Emich, 8°.) S. 221. – Budapesti Hirlap, d. i Pesth. Ofner Zeitung, 1855, Nr. 758, 759, 762–765, 768 u. 769: „Anton Csengeri’s Vortrag über Ipolyi’s Mythologie“. – Pesti Naplo, d. i. Pesther Journal, 1855, Nr. 305. – Religio; egyházi és irodalmi folyóirat, d. i. Die Religion, eine kirchliche und literarische Zeitschrift (Pesth, 4°.) 1855, Nr. 56–58, 64–67, 71 u. 72. – Wiener Zeitung 1860, Nr. 117, S. 2035. – Porträt. Dasselbe in wohlgetroffenem und schönem Holzschnitt in Nr. 22 des Magyar [288] néplap und im Vasárnapi ujság Nr. 48. – Bemerkenswerth ist es, daß, während Ipolyi von Danielik als der Sohn adeliger Eltern ausdrücklich bezeichnet wird, was auch in der Oberstuhlrichterwürde, die sein Vater bekleidete, seine Bestätigung findet, Iván Nagy in seinem Werke: Magyarország családai czimerekkel és leszármazási táblákkal, d. i. Die ungarischen Familien mit ihren Wappen und Stammtafeln, einer Adelsfamilie Ipolyi gar nicht gedenkt.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: denn.