BLKÖ:Illésházy, Nikolaus Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 10 (1863), ab Seite: 193. (Quelle)
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Illésházy, auch Illyésházy, Nikolaus Graf (ungarischer Staatsmann, geb. 1653, gest. 1723). Entstammt einer alten ungarischen Familie, Einen Ursprungs mit den Eßterházy’s [Bd. IV, S. 89[WS 1]; siehe auch die Genealogie S. 194 d. Bds.]. Er ist der Sohn des Baron Franz I. und wurde von seinem Vetter Georg, der keinen männlichen Leibeserben hatte, als Edelknabe angenommen. Nicht angenehme Tage verlebte der Jüngling an des wilden Georg Seite, der aber von seines Schützlings anspruchsloser Weise sich angezogen fühlte, ihn mit nach Wien nahm, dem Kaiser als Erben vorstellte, und dessen Erhebung in den Grafenstand erwirkte. Als nach ihrer Rückkehr in’s Vaterland der Aufstand des Tököly ausgebrochen war, stand der ungestüme Georg, der empfangenen kaiserlichen Gnaden vergessend, zu Tököly und ließ Nikolaus in der von den Kaiserlichen belagerten Feste Trencsin zurück. Als Nikolaus in dieser Bedrängniß das Archiv und die Papiere der Familie durchmusterte, entdeckte er, daß es nicht die Großmuth seines Vetters war, die ihn zum Erben und Nachfolger der Illésházy einsetzte, sondern daß die Verfügungen, in Folge welcher er seinen Vetter beerbte, längst durch des großen Palatin Stephan I. [s. diesen: Hervorragende Sproßen des Grafengeschlechtes Illésházy, S. 196, Nr. 6] Anordnungen festgestellt waren und er also seinem Oheim Georg keinen Dank schuldete. Nikolaus, jeder Rücksicht entbunden und dem Kaiser treu [194] zu bleiben entschlossen, kündete den Belagerern sofort seine Unterwerfung an, öffnete die Thore der Burg und begab sich in Person nach Wien, wo ihn Kaiser Leopold als Illésházy’schen Haupterben und Obergespan von Liptau und Trencsin anerkannte. Endlich unterwarf sich auch Georg, forderte aber seine Ehren und Aemter zurück, nicht wenig über Nikolaus ergrimmt, der von den ihm zukommenden Rechten gegen Georg’s Willen Kenntniß genommen und Gebrauch gemacht hatte. Nikolaus, der durchaus nicht die Absicht hatte, dadurch daß er von seinen Rechten Gebrauch machte, Georg in den seinigen zu verkürzen, stellte Alles dem Ausspruche des Kaisers anheim und erklärte sich bereit, in sein früheres Verhältniß zurückzutreten. Die Entscheidung des Kaisers lautete aber: Georg solle die Obergespanswürde beider Comitate Liptau und Trencsin bis zu seinem Tode behalten, Nikolaus aber der Verwaltung beider Gespanschaften vorstehen. Nikolaus versah sein Amt mit Würde und Festigkeit und auch in häuslichen Angelegenheiten wirkte seine Thatkraft wohlthuend; indem er Georg’s große Schulden bezahlte und das ganze Hauswesen ordnete, brachte er das Haus Illésházy zu einer bis dahin nicht gekannten Blüthe. Die Würde eines ungarischen Kanzlers, bisher ein Attribut der höchsten geistlichen Würdenträger, wurde auf Nikolaus Illésházy, den ersten Weltlichen, von Kaiser Joseph I. und in einem sehr verhängnißvollen Zeitpuncte übertragen, nämlich während des Rakoczy’schen Bürgerkrieges, dem erst der Szathmarer Friede (29. April 1711) eben damals ein Ende machte, als nach Eugen’s Siegen bei Peterwardein und Belgrad durch den Passarowitzer Frieden der Türkenkrieg geendet wurde; ferner während auf dem Preßburger Reichstage die denkwürdigen Verhandlungen über die von Karl VI. vorgelegte pragmatische Sanction stattfanden, im Lande selbst aber die neue Organisation vornehmlich der Statthalterei, der Comitatsverfassung und des hohen und niedern Gerichtswesens durchgeführt wurde. Alles dieses wurde während Nikolaus Illésházy’s Hofkanzlerschaft zu Stande gebracht und, bereits dem Tode nahe, unterschrieb er noch auf des Kaisers ausdrücklichen Wunsch alle diese wichtigen Decrete und verblich wenige Tage später in einem ruhmvollen Alter von mehr denn 70 Jahren.

Hormayr (Jos. Freih. von), Taschenbuch für die vaterländische Geschichte (Stuttgart, Frankh, kl. 8°.) Neue Folge, I. Jahrg. (1830), S. 22 u. f. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és leszármazási táblákkal, d. i. Die Familien Ungarns mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1859, Moriz Ráth, 8°.) Bd. V, S. 228. – Magyar néplap (Pesth, 4°.) 1857, Nr. 3 u. f.: „Az Illésházyak“, d. i. Die Illésházy.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Bd. IV, S. 81.