BLKÖ:Hradeczky, Johann Nepomuk Felix

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hráczek, Irenäus
Band: 9 (1863), ab Seite: 355. (Quelle)
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Hradeczky, auch Hradetzky, Johann Nepomuk Felix (Bürgermeister der Stadt Laibach und Humanist, geb. zu Laibach 30. August 1775, gest. ebenda 6. Juli 1846). Sohn eines Rechnungsrathes, der nach in Gratz 1792 beendeten philosophischen Studien als Prakticant bei der Laibacher Staatsbuchhaltung in Staatsdienste trat. Stufenweise vorrückend, hatte er sich bei verschiedenen Anlässen so bewährt, daß er 1806 zum provisorischen Verwalter der Herrschaft Freudenthal in Krain ernannt wurde. Während der französischen Occupation 1810 und 1811 zum Receveur der Domänen zuerst in Unterloitsch, dann in Laibach ernannt, berief ihn, als Krain wieder österreichisch wurde, der Generalgouverneur Freiherr von Lattermann, 1813, in das Domänenbureau; im folgenden Jahre wurde er Verwalter und Bezirkscommissär an der k. k. Cameralherrschaft Lack. Daselbst machte er sich durch seine energischen und hilfreichen Maßregeln zur Zeit der Hungersnoth in Krain im Jahre 1815, durch seine Vorkehrungen während der Typhusepidemie, durch Errichtung von Landschulen und zwar der dreiclassigen Normalschule zu Lack, der Landschulen zu Eisnern und Selzach, durch Herstellung trefflicher Straßen und durch seine ganze Verwaltung während seiner sechsjährigen Amtsführung unvergeßlich. Im Jahre 1820 wurde H. zum Bürgermeister der Stadt Laibach ernannt und auf diesem Posten eröffnete sich ihm ein weites Feld zu gemeinnütziger Thätigkeit. Unter ihm und zunächst durch ihn trat das Armenversorgungshaus in’s Leben; an der Begründung der Laibacher Sparcasse, deren Kanzleidirector und Curator er bis zu seinem Tode war, hatte H. wesentlichen Antheil für die Verschönerung der Stadt durch Anlegung freundlicher Spaziergange in ihrer Mitte und in ihrer nächsten Umgebung, durch Erbauung von Brücken, durch den neuen und feuersichern Aufbau alter baufälliger Häuser, war H. rastlos thätig; ferner unterstützte er mit allen seinen Kräften die Entstehung der von dem Laibacher Handelsstande im Jahre 1834 gegründeten Handelslehranstalt und bewahrte die Schießstätte durch den neuerlich gebildeten Schützenverein vor ihrem Untergange. Als die Cholera im Jahre 1831 in Laibach in Entsetzen erregender Weise zu wüthen begann, entfaltete er sowohl in Ergreifung aller Mittel, welche die Verbreitung der Seuche hintanhalten sollten, als durch Ausfindigmachung der Unterstützungsquellen für die bedürftigsten Armen, eine allgemein und selbst von den Behörden anerkannte Energie. Bald nach seiner Ernennung zum Bürgermeister wurde H. am Landtage zum städtischen Deputirten der krainischen Verordnetenstelle erwählt. Auch auf diesem Posten bewährte H. seine Umsicht und ersprießliche Thätigkeit, insoweit eine solche an dem in den letzten Zügen liegenden Institute der Stände zu erproben war. Einflußreicher und nachhaltiger war aber H.’s Wirksamkeit als Ausschußmitglied der krainischen Landwirthschaftsgesellschaft; als solches brachte er die Maulbeerbaumzucht in [356] Krain in seltener Weise empor. Schon ein Jahrhundert früher stand in Krain dieser Culturzweig in hoher Blüthe gerieth aber allmälig ganz in Verfall, bis ihn H. in wirksamster Weise und von glänzenden Erfolgen belohnt von Neuem belebte. Auch machte er sich wesentlich um Begründung der Zeitschrift „Kmetijske i rokodelske Novice“, welche 1843 in’s Leben trat, verdient, wohl nicht ahnend, daß daraus dereinst ein Organ nationaler Wühlerei werden sollte. Eine nicht minder wirksame Theilnahme entfaltete H., als der innerösterreichische Industrie-Verein und 1844 der historische Provinzialverein für Krain in’s Leben traten. Den Gipfelpunct seines gemeinnützigen Wirkens erreichte aber H. mit der Entsumpfung des Laibacher Morastes und mit dessen Cultivirung. Dieses Riesenwerk, durch welches fast drei Quadratmeilen versumpften Moores trocken gelegt wurden, hat die Aufmerksamkeit der Regierungen zwei Jahrhunderte bereits beschäftigt. Der unermüdeten und aufopfernden Thätigkeit H.’s war es gegönnt, das bis dahin vergebens Angestrebte und stets für unmöglich Gehaltene zu erreichen, so zwar, daß nunmehr dort, wo früher nur Schilf und Moor wuchsen, ein jährliches Erträgniß von weit über einem halben Hundert tausend Gulden erzielt wird. Franz Graf Hohenwarth in seiner Geschichte der Entsumpfung des Laibacher Morastes bezeichnet H. ausdrücklich als denjenigen, der das Meiste zur Realisirung der Entsumpfung beigetragen hat [s. d. Quellen]. Für so viele Verdienste wurde H. am 28. Juli 1830 mit dem Titel eines kais. Rathes ausgezeichnet. H. starb im Alter von 71 Jahren seine Bürgertugenden machen ihn zum mustergiltigen Vorbilde für Alle, welche in einer Gemeinde thätig sind, und sichern ihm in einer Geschichte der Stadt Laibach eine ehrenvolle Stelle.

Von dem Laibacher Thierarzte und Redacteur der „Novice“ soll ein besonderer Nekrolog Hradeczky’s erschienen sein, dessen Titel ich jedoch nicht anzugeben vermag. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar 1848, Bernh. Friedr. Voigt, kl. 8°.) XXIV. Jahrgang (1846), S. 406–423. – Auf der durch den Laibacher Moor gezogenen Straße befindet sich ein Monument mit folgender Inschrift: „Erste Straße durch den Laibacher Moor, geführt von Laibach nach Brunndorf bei Sonnegg; begonnen im Jahre 1825, vollendet im Jahre 1828 auf Kosten und durch die vereinten Kräfte der Gemeinden der Bezirke: Magistrat Laibach, Umgebung Laibachs und Sonnegg, erbaut unter der Leitung und durch den beharrlichen Eifer des kais. Rathes, Landesverordneten und Bürgermeisters der Provinzialhauptstadt Laibach, Joh. Nep. Hradeczky, unter dem Schutz Sr. Excellenz des Landesgouverneurs Freiherrn von Schmidburg. Diese Tafel der Erinnerung widmet der Nachwelt die Dankbarkeit der Bürger Laibachs am 16. Mai 1833.“ – Porträt. Dasselbe wurde am 29. Juni 1845 zur Feier seiner 28jährigen Wirksamkeit als Vorstand der Laibacher Stadtgemeinde im Schützenhause zugleich mit einem Denkstein aus Marmor feierlich enthüllt und ihm ein prächtiger Pokal überreicht. Ein Jahr und wenige Wochen später nach dieser Festlichkeit war H. unter den Todten. –