BLKÖ:Hrabovszky, Georg von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Hrabovszky, David
Band: 9 (1863), ab Seite: 352. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Georg von Hrabovszky in Wikidata
GND-Eintrag: 1203079532, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Hrabovszky, Georg von|9|352|}}

Hrabovszky, Georg von (gelehrter protestantischer Theolog, geb. zu Homok Bödöge in der Veszprimer Gespanschaft Ungarns 8. März 1762, gest. 12. April 1825). Sohn des Superintendenten Samuel von H., besuchte er das evangelisch-lutherische Lyceum zu Oedenburg, wo er auch die Theologie studirte. Nachdem er dann einige Zeit im Hause eines ungarischen Edelmannes Erzieher gewesen, begab er sich 1786 zur weiteren Ausbildung nach Deutschland und zwar auf die Universität in Halle. 1788 folgte er dem Rufe der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Palota, die ihn zu ihrem Prediger wählte, wo er sein geistliches Amt musterhaft versah und durch seine Bemühungen den Bau eines Pfarr- und Waisenhauses und einer Schule zu Stande brachte. Im Jahre 1791 wohnte er der denkwürdigen protestantischen Synode zu Pesth bei, wurde 1795 Prediger zu Kis Somlyo, kehrte aber 1803 zu seiner früheren Gemeinde nach Palota zurück und wurde Senior des untern Veszprimer Districtes. Nach 14jähriger Wirksamkeit daselbst nahm er die Predigerstelle an der magyarisch-deutsch-slavischen Gemeinde zu Lajos Komarom vornehmlich aus dem Grunde an, um die dortige gemischte Gemeinde in eine magyarische zu verwandeln. Daselbst starb er im 64. Jahre als emeritirter Senior und Censor der theologischen Werke der augsburgischen Confessions-Verwandten im Veszprimer [353] Seniorate. H. war ein sehr fruchtbarer Schriftsteller von reichem Wissen und einer Liebe für seine Nation beseelt, die ihn Alles andere vergessen ließ. Da seine schriftstellerischen Bemühungen zu seiner Zeit wenig Theilnahme fanden, so war er genöthigt, seine Schriften auf eigene Kosten drucken, einen bei weitem größeren Theil aber ungedruckt zu lassen. Im Drucke sind von ihm erschienen – mit Uebergehung mehrerer Reden, Trauergedichte und Predigten: „A’ szent Lutzai új szállóknak eredetek ’s szaporodások, azon törvényekkel együtt mellyekkel virágzásokat eszközli negyedik Ferdinand etc.“, d. i. Ursprung und Zuwachs der neuen Colonie von St. Lucia, sammt den Gesetzen, durch welche Ferdinand IV. ihre Blüte befördert (Veszprim 1792); „Az embernek Istenhez, magához egyebekhez a Királyhoz és a Hazához való Kötelességei kérdésekben és feleletekben“, d. i. Pflichten des Menschen gegen Gott, sich selbst und Andere, gegen den König und das Vaterland … (ebd.); – „Evangyeliomos könyv“, d. i. Evangelienbuch (ebd. 1793), in welchem die für die Sonn- und Feiertage bestimmten evangelischen Perikopen erklärt werden; – „Papitükör vagy a Dunáutúli Evang. Aug. Conf. Superintendentia Prédikatorai“ d. i. Spiegel der Geistlichen oder die Prediger in der evang. Superintendenz A. C. jenseits der Donau (ebd. 1806), mit schätzbaren biographischen Nachrichten über 125 Prediger; durch dieses Buch zog sich H. manche Feindschaft zu. Auch waren verschiedene Aufsätze gedruckt in der „Zeitschrift von und für Ungarn“ 1804, im „Tudományos Gyüjtemény“, und zwar in ersterer: „Leben und Werke des Seniors David Perlaky“, in letzterer: „Beschreibung des Waisenhauses zu Palota“ (1817, 2. Heft); – „Leben des Oedenburger Professors Jonathan Vietoris“ (1818, 1. Heft); – „Die Schriftsteller des Oedenburger Comitates“ (1818, 3. Heft); – „Die Schriftsteller des Eisenburger Comitates“ (1818, 6. Heft); – „Leben des Doctors und Arztes David Madai zu Halle“ (1818, 11. Heft); – „Die Schriftsteller des Raaber Comitates“ (1820, 3. Heft); – „Leben des evang. Rectors Johann Deccard des Aeltern zu Oedenburg“ (1820, 10. Heft); – „Leben des k. k. Historiographen Johann Michael Brutus“ (1825, 7. Heft). Ungleich werthvoller und für die Geschichte der ungarischen Literatur und Cultur wichtiger ist aber sein handschriftlicher, 31 Werke umfassender Nachlaß, der nach seinem Tode in den Besitz seines Sohnes Johann gelangte. Darunter befinden sich: Eine „Abhandlung über die Alterthümer der evangelischen Kirchen zu Bück und Ostfi Aszonyfa“; – „Beschreibung und Beurtheilung vorzüglicherer magyarischer Werke“; – „Memorabilia Aug. Confessionis in Hungaria Transdanubiana 1521–1817“ – und „Tabula chronologica Memorabilium Aug. Conf. in Hungaria Transdanubiana“ – „Leben des Andreas Dudith, Bischofs von Fünfkirchen“; über diesen gelehrten Bischof, der, um ein polnisches Edelfräulein zu heirathen, seine hohe Würde niedergelegt hatte, zur protestantischen Kirche übergetreten war und dann in Breslau lebte, bestehen bereits mehrere Werke, jedoch soll diese Schrift von Hrabovszky die beste von allen sein; – „Klerogamie oder Verzeichniß einiger ungarischer und ausländischer katholischer Bischöfe, die deßhalb viel zu leiden hatten, weil sie geheirathet haben“; – „Evangelische Professoren, Akademiker und Schullehrer A. C. im Kreise jenseits der Donau in alphabetischer [354] Ordnung“; – „Prediger der evang. Superintendenz A. C. jenseits der Donau von der Reformation bis auf unsere Tage, auch in alphabetischer Ordnung“; – „Schriftsteller der Gespanschaften Veszprim, Schimegh, Tolna, Szala, Baranya, Raab, Wieselburg, Oedenburg, Eisenburg, Comorn und Stuhlweißenburg, biographische Notizen und Verzeichnisse ihrer Werke“; – „Gelehrte Frauen, die sich durch Herausgabe gedruckter Werke ausgezeichnet haben“; – „In das Ausland gewanderte und größtentheils daselbst gestorbene ungarische Gelehrte“; – „Annales sui temporis“ 1784–1821 (seinen Kalendern beigeschrieben), und noch vieles Andere, alles rein und correct geschrieben, im Ganzen 965 Bogen. Ferner befand sich in seinem Nachlasse ein ansehnlicher literarischer Briefwechsel und eine Bibliothek von 2000 Bänden, welche gleichfalls in den Besitz seines vorerwähnten Sohnes übergingen. Hrabovszky zählt zu den thatkräftigsten Beförderern der ungarischen Literatur, und ausschließlicher Magyarismus, der eben nichts anders kennt und verlangt, spricht sich in allen seinen in magyarischer Sprache verfaßten Schriften aus.

Tudományos gyüjteméni, d. i. wissenschaftliche Nachrichten (Pesth, 8°.) 1826. VI. Heft. S. 53. – Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) XVIII. Jahrgang (1827), Nr. 10, S. 55; Nr. 22, S. 110. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Ilmenau, 8°.) III. Jahrgang (1825), Nr. 140, S. 1401. – Ersch und Gruber, Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste. II. Section, 11. Theil, S. 288. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich, 8°.) S. 213 [nach diesem geb. 8. März 1762, gest. 12. April 1825]. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és leszármazási táblákkal, d. i. Die ungarischen Familien mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1859, Moriz Ráth, 8°.) Bd. VI, S. 181. –