BLKÖ:Hrabovsky von Hrabova, Johann Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 9 (1863), ab Seite: 350. (Quelle)
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Hrabovsky von Hrabova, Johann Freiherr (k. k. Feldmarschall-Lieutenant, Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Raab in Ungarn 1779, gest. als Staatsgefangener in der Festung Olmütz 18. September 1852). Einer ungarischen Adelsfamilie entstammend, begann er seine militärische Laufbahn bei der ungarischen Leibgarde, in welche er im Alter von 17 Jahren eintrat. Nachdem er drei Jahre in derselben gedient, kam er im August 1797 als Oberlieutenant in das Infanterie-Regiment Davidovich Nr. 34. Im Jahre 1805 zum Hauptmann im Generalstabe befördert, wohnte er nun allen folgenden Kämpfen gegen Frankreich und den beiden Interventionen in den italienischen Staaten 1821 und 1830 bei. Im Jahre 1809 war er Chef des Generalstabes bei den Truppencorps in Dalmatien. Als am 30. April 1809 der Feind die Stellung der Unsrigen bei Gravibrod an der Zermagna mit seiner ganzen Macht angriff, sein Vorhaben aber durch den Widerstand, den ihm General Stoichevich entgegensetzte, vereitelt wurde, zog er sich mit seinen sechs Bataillonen gegen unseren nur aus drei Compagnien Szluinern bestehenden, am Gittaberge aufgestellten linken Flügel. Hauptmann Hrabovsky, die Absicht des Feindes, unsern linken schwachen Flügel zu durchbrechen, errathend, erbat von dem General Stoichevich zwei Bataillone, zog mit diesen dem Feinde nach Gitta entgegen und stieß schon bei Penter auf die feindliche Avantgarde. Obwohl bedeutend schwächer, eröffnete [351] H. nichts desto weniger den Kampf, hielt den stark überlegenen Gegner von 2 Uhr Mittag, um welche Zeit der Kampf begonnen hatte, bis spät Abends am weiteren Vorrücken auf, und stellte ihm solchen Widerstand entgegen, daß der Feind sein Vorhaben, vorzudringen, aufgab und nächsten Tag in aller Frühe sich zurückzog. Nicht minder that sich H. am 15. Mai bei der Veste Knin hervor. Von seinem Corps abgeschnitten, in der Nähe des feindlichen Lagers blieb ihm keine Wahl, als das Lager bei Stara Straka, worin der General Delson mit einer Brigade sich befand, zu überfallen. Dieser Ueberfall brachte den überraschten Feind in solche Verwirrung, daß Alles floh und H. eine Beute von 700 Schafen, 34 Ochsen und 10 Pferden machte. Die nächsten Tage gingen unter kleineren hartnäckigen Kämpfen vorüber, erst am 21. kam es zum allgemeinen Gefechte. Hrabovsky hatte die Unseren in zwei Treffen aufgestellt. Der Kampf war heftig, aber weder die Unseren, noch der Gegner vermochten einen Vortheil zu erringen. Die Nacht war hereingebrochen und beide Theile behaupteten ihre Stellung. Die Nacht über hatte General Marmont seine ganze Macht an sich gezogen, um mit kommendem Morgen den linken von Hrabovsky befehligten Flügel anzugreifen. Hrabovsky hatte sich aber auch mit zwei Bataillonen und fünf Kanonen verstärkt. Als nun mit Tagesanbruch Marmont ihn angriff, leistete H. tapferen Widerstand und hielt sich so lange, bis um 9 Uhr die erwartete Verstärkung eintraf. Noch zeichnete sich H. bei Sebenico aus, als am 19. Juli das von dem General Peter Freiherr von Knesevich befehligte Corps, welches gegen Dalmatien agiren sollte, die Grenze überschritt. Bei Sebenico stießen die Unseren auf den Feind. Hrabovsky griff ihn an und trieb ihn in die Stadt. Während er nun einige kleinere Abtheilungen an verschiedenen Stellen zum Angriffe beorderte, führte er selbst unter dem Kugelregen des Feindes seine Abtheilung an die Stadtmauer, welche er mitten unter dem feindlichen Feuer durchbrach und dann in die Stadt drang. Die Franzosen zogen sich nun in das Fort San Nicolo zurück. Noch wurde am 23. Juli Zara blockirt und die wiederholten Ausfälle des Feindes von unseren von Hrabovsky geführten Truppen zurückgeschlagen. General Knesevich meldete in seinem Berichte über seinen Generalstabschef: „Daß er gegen jedes Streben inneren Selbstgefühles die erste Grundlage des glücklichen Vorrückens den klugen Dispositionen des Majors Hrabovsky und seiner rastlosen Verwendung zu danken habe“. H., welcher mittlerweile zum Major befördert worden war, wurde im Jahre 1810 für seine Waffenthaten mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Im Jahre 1813 wurde H. k. k. wirklicher Kämmerer; 1822 in den Freiherrnstand erhoben; 1837 Feldmarschall-Lieutenant und 1840 Inhaber des oberösterreichischen Infanterie-Regiments Nr. 14; 1841 und 1846 inspicirte er im Namen des deutschen Bundes die königl. und herzoglich sächsischen Bundescontingente und wurde Anfangs 1847 commandirender General in Slavonien und Syrmien. Bei Ausbruch der Revolution in Ungarn im Jahre 1848 erhielt Hrabovsky den Oberbefehl in diesem Königreiche und als die croatisch-slavonischen Bestrebungen einen bedrohlichen Charakter anzunehmen begannen, von Seite des ungarischen Kriegsministeriums den Befehl gegen die Slaven und gegen Ban Jellačić zu [352] ziehen. Hrabovsky trieb sofort den in Karlowitz tagenden slavischen Congreß auseinander, zwang die Stadt selbst nach kurzer Beschießung zur Uebergabe an die Magyaren und legte damit den Grund zu Verwicklungen, welche ihn, als die Sachlage bald darauf ein durchaus verändertes Ansehen erhielt und die ungarische Regierung selbst den letzten Schein von Gesetzmäßigkeit fallen gelassen hatte, zu Schritten verleiteten, die seine kriegsrechtliche Verurtheilung zur Folge hatten. Er hatte sich zwar nicht an dem Kampfe gegen die österreichischen Truppen betheiligt, aber er hatte die Festungen Peterwardein und Temesvár an die Ungarn übergeben und in Pesth-Ofen mit zu wenig Energie eingegriffen, durch deren Anwendung vielleicht die gräßliche Ermordung eines königlichen Abgesandten, des Feldmarschall-Lieutenants Grafen Lamberg, ungeschehen geblieben wäre. Hrabovsky wurde vom Kriegsgerichte im Mai 1850 in erster Instanz zum Tode, in zweiter Instanz aber zu zehnjähriger Festungsstrafe verurtheilt. Man wollte wissen, H. wäre zu diesem Schritte durch seine Gemalin Isabella Chlobusitzky, eine geborne Magyarin, welche er erst ein Jahr vor dem Ausbruche der Revolution geheirathet, verleitet worden; doch wurde diesen Angaben von anderer Seite widersprochen. H. büßte seine Strafe auf der Festung in Olmütz ab, wohin ihm zu folgen es seiner Gemalin gestattet worden war. Kurz vor seinem Tode aber wurde er vom Kaiser begnadigt.

Ereignisse an der unteren Donau (1852). – Humorist 1848, Nr. 219: Brief Jellachich’s an Hrabowsky“. – Allgemeine Zeitung (Augsburg 1850), Nr. 87 u. 95. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, 4°.) S. 1058, 1747. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, Voigt, kl. 8°.) Bd. XXX, S. 942. – Neueste Ergänzungen zu sämmtlichen Auflagen von Pierer’s Universal-Lexikon (Altenburg 1855, 8°.) Bd. I, S. 450. – Pierer’s Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart (Altenburg, gr. 8°.) Vierte Auflage, Bd. VIII, S. 565 [nach diesem geb. 1782, gestorben erst Anfang 1854].