Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Hellmesberger, Joseph
Nächster>>>
Hellwig
Band: 8 (1862), ab Seite: 287. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Franz Hellweger in der Wikipedia
Franz Hellweger in Wikidata
GND-Eintrag: 116690232, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Hellweger, Franz|8|287|}}

Hellweger, Franz (Historienmaler, geb. im Markte Lorenzen im Tiroler Pusterthale 7. September 1812). Seinen Vater, Handelsmann zu St. Lorenzen, verlor er in der Jugend, und die Mutter, des Sohnes Liebe zur Malerei achtend, übergab ihn dem Landmaler Andreas Winkler zu Mühlen im Thale Taufers, mit dem naiven Wunsche, Franz möge dort so viel erlernen, um Todtenkreuze und sonst kleine Gegenstände nach den Wünschen des Landvolkes malen zu können, und sich so die nöthigen Mittel für seinen Unterhalt verschaffen. Der Sohn blieb drei Jahre in Mühlen und hatte dort bereits so viel erlernt, daß er mit seinen Arbeiten die Aufmerksamkeit des Kunstkenners Johann von Vintler zu Bruneck auf sich zog. Vintler, der eine auserlesene Gemäldesammlung besaß, nahm sich des jungen Künstlers an und selbst ein Mann von feinem Geschmack, leitete er desselben Urtheil und Kunstsinn; er gestattete ihm, Bilder aus seiner Sammlung zu copiren und beeinflußte so durch Rath und That des jungen Mannes Kunstrichtung. Als er [288] auch mit nicht geringer Mühe die Mutter zur Ueberzeugung gebracht, daß ihr Sohn zu etwas Besserem als zum Malen von Gräberkreuzen tauge und ihr auf diese Art die Zusage abgewann, ihren Sohn zu seiner weitern Ausbildung nach München gehen zu lassen, begab sich dieser, damals 20 Jahre alt, dahin, wo er unter Professor Zimmermann im Antikensaale zeichnete und von Professor Heß Unterricht im Malen erhielt. Unter so günstigen Verhältnissen entwickelte sich H.’s Talent und schon sein erstes größeres Bild: „Eine heilige Familie“, wurde vom Münchener Kunstvereine angekauft. Seine folgende Arbeit, ein Altarblatt für die Kirche in Aufhofen in Tirol: „Das Jesukindlein im Schoosse seiner h. Mutter steckt der h. Katharina den Brautring an den Finger“, ein Werk von seltener Anmuth, machte den Namen des Künstlers bald im weiteren Kreise bekannt und ihm ward die lohnende Aufgabe, an der Seite des berühmten Cornelius an den Fresken der Ludwigskirche in München mitzuarbeiten. Drei Sommer hindurch mit dieser Aufgabe beschäftigt, konnte sein schönes Talent unter der Leitung eines solchen Meisters nur gewinnen. Den Winter über malte er fleißig in Oel und fallen in jene Periode folgende Werke: „Der h. Johannes unter den Räubern“, vom Kunstvereine in München um hohen Preis gekauft, und „Der h. Johannes in der Wüste“, Altarblatt für eine Kirche in Coblenz; eine „H. Familie auf der Flucht nach Egypten“, im Besitze des Ferdinandeums zu Innsbruck. Im Sommer 1843 einem ehrenvollen Rufe nach Cöln folgend, malte er dort im Vereine mit Eduard Steinle an den Fresken des herrlichen Cölner Domes; später fiel auf ihn und seinen Freund Schraudolph die Wahl des Königs Ludwig, um den Dom von Speyer mit seinen Werken zu verherrlichen. Darauf begab sich H. in sein Vaterland zurück, ließ sich zu Hall nieder, wo er mit seinen Arbeiten, meistens für Kirchen seines Vaterlandes, als einer der würdigsten Vertreter der modernen christlichen Kunstrichtung thätig ist. Von seinen Arbeiten sind dem Herausgeber dieses Lexikons noch bekanntgeworden: ein „H. Stephan“, Altarbild; – „H. Maria im Chor der himmlischen Jungfrauen“, für die neue Kirche zu Silz in Tirol; – „H. Maria mit dem Kinde von Engeln angebetet“, für die Kirche zu Mühlwald im Pusterthale; – „Der h. Antonius von Padua“, für eine Kirche ebenda; – eine „H. Familie“, Joseph im Sterben, an seinem Lager die jungfräuliche Braut, der Pflegesohn den Vater segnend, ein Kunstwerk von seltener Schönheit; – „Des h. Sebastian Martertod“, der Heilige an den Baum gebunden, von fünf Pfeilen getroffen, bricht ohnmächtig zusammen und fällt in den Schooß zweier Engel, die ihn im Sinken stützen. Von den Arbeiten Hellweger’s urtheilt die Kunstkritik: „Sie bestechen nicht durch eine glänzende lüsterne Darstellung, sie blenden nicht durch Glanz und Farbenschmelz die äußeren Sinne des Beschauers; ihre Attribute sind: tiefes religiöses Gefühl, geistreiche charakteristische Auffassung, edle vollendete Durchbildung in lebendigen plastischen Formen, naturgetreue gefällige Färbung und eine glückliche Verschmelzung des Wirklichen mit dem Idealen, des Irdischen mit dem Himmlischen. Seine Figuren sprechen das Gemüth an, und stimmen zur Andacht.“ Es ist dem Herausgeber dieses Lexikons nicht bekannt, daß die kais. Gallerie im Belvedere durch ein Werk dieses Meisters, dem ein Platz neben den besten gebührt, bereits vertreten wäre.

Staffler (Joh. Jacob), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen [289] Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felician Rauch, 8°.) Bd. II, S. 207. – Nagler (G. K. Dr.)), Neues allgem. Künstler-Lexikon (München 1838, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. VI, S. 75 [nach diesem geboren 1813]. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Carl Klunzinger (Stuttgart 1857 u. f., Ebner und Seubert, gr. 8°.) Bd. II, S. 361 [auch nach diesem geboren 1813]. – Bothe für Tirol und Vorarlberg (Innsbruck, Fol.) 1856, Nr. 198; 1858, Nr. 178; 1860, Nr. 270 [über einzelne Bilder Hellweger’s]. – Tiroler-Stimmen (Innsbruck, 4°.) 1861, Beilage zu Nr. 36: „Vaterländische Kunst“ [über H.’s Altarbild des heil. Stephan]. – Volks- und Schützenzeitung (Innsbruck, 4°.) 1855, Nr. 22, Beilage. – Katholische Blätter aus Tirol. Redigirt von Martin Huber (Innsbruck, Wagner, 8°.) XI. Jahrgang (1853), Bd. I, S. 117 [Nachricht über sein Altarbild für die Kirche zu Silz]. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen 1853, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) III. Suppl. Band, S. 1368.