BLKÖ:Högelmüller, Georg Ritter von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 9 (1863), ab Seite: 107. (Quelle) | |||
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Högelmüller, Georg Ritter von (Hippolog und Humanist, k. k. Major, geb. zu Wien 6. Februar 1770, gest. ebenda 14. April 1826). Der Sohn wohlhabender Eltern; obgleich in Wien geboren, wurde er vom 7. bis 16. Jahre in Straßburg erzogen. Später trat er in Militärdienste, wurde Officier und zeigte als solcher eine besondere Vorliebe für die Pferdezucht und Geschicklichkeit in Behandlung des Pferdes. An einem Gestüte in Ungarn in Verwendung, bot sich ihm dort genug Gelegenheit, seine Vorliebe nutzbringend zu machen, und in einer guten Pferdezucht auch eine der Quellen des Nationalwohlstandes erkennend, unterließ er nichts, das von ihm angestrebte Ziel zu fördern. Aus [108] eigenen Mitteln setzte er Prämien für die besten Pferde und für bestimmte Arbeiten über die Veredlung und Förderung der Pferdezucht fest. Ja selbst mit dem Gedanken einer Reise nach Aegypten, Arabien und Syrien, in das gelobte Land der Pferde, trug er sich lange herum, setzte sich zu diesem Zwecke mit tüchtigen Orientalisten und Fachgelehrten in Correspondenz, um mit allen Kenntnissen ausgerüstet seinen Weg anzutreten, aber die politischen und kriegerischen Ereignisse vereitelten die Ausführung seines wohlorganisirten und ganz vorbereiteten Planes. Högelmüller hatte alle Feldzüge bis 1815 mitgefochten und in diesem Jahre war er Adjutant des Feldmarschall-Lieutenants Grafen Radetzky, welcher damals die Stelle eines General-Quartiermeisters versah. Nach eingetretenem Frieden trat H. seiner Wunden wegen als Major in den Ruhestand, überließ aber seine Pension dem Staate, dessen finanzielle Lage damals eine sehr mißliche war. Das Armeekreuz und das Ehrenbürgerrecht von Fontainebleau, welcher Stadt er während der Invasion der deutschen Kriegsheere in Frankreich wesentliche Dienste geleistet, waren die Erinnerungen, welche er aus einem vielbewegten Kriegsleben in den Ruhestand hinübernahm. Nun aber erst beginnt jene Thätigkeit H.’s, in welcher er einzig in seiner Art dasteht und sich mit derselben Anspruch erworben hat auf bleibende Erinnerung seiner Mitbürger. Von dem Gedanken der Nützlichkeit einer Brandversicherung erfüllt, arbeitete er eine Reihe von Jahren unablässig an der Ausführung dieser Idee. Seiner Ueberredungsgabe und seinem rastlosen Eifer gelang es, Tausende und Tausende in sein Interesse zu ziehen, und endlich kam 1824 die so wohlthätige wechselseitige Brandversicherungs-Anstalt zu Stande, welche 1825 nach einjährigem Bestande 58.687 Theilnehmer mit 114.236 Gebäuden im Schätzungswerthe von 26,068.400 fl. C. M. zählte und eine Entschädigung von 77.426 fl. für die in 48 Feuersbrünsten abgebrannten oder beschädigten Gebäude bezahlte. Seine Anstalt beschränkte sich nur auf Niederösterreich, aber mit ihrer Begründung war der Anstoß gegeben, daß man in Mähren und Schlesien, in Böhmen, Steiermark und Illyrien an der Errichtung ähnlicher arbeitete. Schon hatte er auch die Aufmerksamkeit des ungarischen Reichstages auf diesen Gegenstand zu lenken verstanden, als ihn mitten in seinen Bestrebungen der Tod ereilte. Ueber seine anderen humanistischen Pläne und Arbeiten, als: Erfindung verbesserter Löschwerkzeuge, Einführung zweckmäßigerer Löschanstalten, Errichtung eines allgemeinen Feuercommissariates für die ganze Monarchie, einer Erziehungsanstalt armer Soldatentöchter zu tüchtigen Dienstboten u. dgl. m., breitet sich sein Biograph im „Neuen Nekrolog der Deutschen“ ausführlicher aus. H. war auch als Schriftsteller in den verschiedenen Fächern seiner dienstlichen und freiwilligen Wirksamkeit thätig, u. z. erschienen von ihm: „Versuch über die Einrichtung der Artillerie nach dem Französischen des Generals Despinasse, mit Anmerkungen“ (Dresden 1801, 2. Aufl. 1811, gr. 8°.); – „Tractatus de vulnerationibus equorum per arma inflictis pro veterinariis belli tempore; auct. et ex idiomate germanico in latinum vers. ab G. S. T. R. de Högelmüller“ (Wien, 2. Ausg. 1803, gr. 8°., mit 2 Taf.). H. übersetzte dieses Werk in die lateinische Sprache, um ihm vornehmlich in Ungarn unter dem Adel und den Pferdebesitzern möglichst Eingang zu verschaffen; – „Hippokrates [109] Abhandlung von der Luft, den Wassern und den Gegenden auch der französischen Bearbeitung des Dr. Corray“ (Wien 1804. Rohrmann, mit 1 Tab. und 1 Karte, gr. 8°.); – „Anleitung zur Erkenntniss des Pferdealters aus den Veränderungen der Zähne“ (Wien 1811, 8°.); – „Wünsche und Vorschläge zur Errichtung eines Erziehungsinstitutes für Dienstboten“ (1810); – „Vorschlag zur Theilnahme an den in Oesterreich zu errichtenden Brandschaden-Versicherungs-Privatanstalten“ (1822). Die „Oekonomischen Neuigkeiten“ 1823, Nr. 13 u. 17, und 1824, Nr. 29 u. 48, enthalten nähere Mittheilungen über solche Anstalten von Högelmüller selbst und von Anderen und auch die von Kudler entworfenen Statuten. Sein Biograph berichtet über ihn: „Die Erde wägt ihre Männer nach Thaten, der Himmel schätzt sie nach Gesinnung und Charakter. Er verdiente neben Themistokles und Aristides gestellt zu werden; er war unternehmend und klug wie jener, redlich und arm wie dieser. Er war es werth, ein Bürger des freiesten Staates zu sein und blieb doch immer gehorsamer Unterthan der Monarchie. Er kroch nie; zur Erreichung gemeinnütziger Zwecke aber konnte er sich beugen. Mit welchem Enthusiasmus hingen die Leute an ihm! er sprach ihnen in’s Herz, er hob alle ihre Bedenklichkeiten, er wußte zu Entschluß und Geduld sie zu bewegen. Bei den in Wiens Nähe ausgekommenen Feuersbrünsten erschien er der Erste auf der Brandstatt und wie ein Schutzgeist waltete er unter den Unglücklichen, gewann neue Theilnehmer u. s. w. Er lebte nicht für sich, er opferte sich ganz der Menschheit auf. Folgende Grabschrift wünschte er sich gesetzt zu sehen:
Flammarum domitori
Humanitatis amico.“
- Hesperus 1826. Nr. 275, 276. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Ilmenau 1828, B. F. Voigt. 8°.) IV. Jahrgang (1826). S. 265. – Ersch und Gruber, Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, II. Section, 9. Theil, S. 335. – Oesterreichisches Militär-Konversations-Lexikon, herausgegeben von J. Hirtenfeld (Wien 1850, gr. 8°.) Bd. III, S. 218. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. II, S. 595. – Nach Kayser’s Bücherlexikon. III. Bd. S. 172, ist H. am 16. April 1826 gestorben. – Wappen der deutschen freiherrlichen und adeligen Familien … (Leipzig 1855 u. f., J. O. Weigel). Bd. III, S. 214. – Schon Högelmüller’s Vater Johann Georg, Großhändler in Prag, ist von Kaiser Franz mit Diplom vom 14. December 1793 in den Ritterstand erhoben worden. – Wappen. Quadrirter Schild. 1 und 4 in Roth ein silberner, die Hörner nach oben kehrender Halbmond mit Gesichte und unter denselben nebeneinander drei gefiederte, die Spitzen nach unten kehrende silberne Pfeile, von welchen der mittlere etwas tiefer als die seitlichen steht; 2 und 3 von Gold und schwarz quer getheilt mit einem Doppeladler von gewechselten Farben, dessen Köpfe mit goldenen Scheinen umgeben sind. Auf dem Schilde stehen zwei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt den Doppeladler des 2. und 3. Feldes, aus dem linken Helme wächst der Hals und Kopf eines einwärtssehenden feuerspeienden rothen Drachen auf. Die Decken des rechten Helmes sind roth und silbern, die des linken schwarz und golden.