BLKÖ:Gyulai, Paul (Dichter)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Gyurich, Michael
Band: 6 (1860), ab Seite: 83. (Quelle)
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Gyulai, Paul (ungarischer Dichter und Kritiker, geb. zu Klausenburg 1826). Sohn eines königlichen Beamten. Die untern Schulen beendete er 1846; dann studirte er die Rechte und einige Zeit hindurch Theologie, um das evangelische Priesteramt – er ist calvinischer Confession – auszuüben. Nun übernahm er eine Erzieherstelle in Siebenbürgen, betheiligte sich dann an der Redaction des „Erdélyi Hirado“, d. i. Siebenbürgischer Anzeiger. Graf Dominik Teleki ernannte ihn zu seinem Secretär, in welcher Stellung ihm Muße blieb zu poetischen Schöpfungen. 1853 ließ er sich in Pesth nieder und beschäftigte sich ausschließlich mit der Literatur. Seine Kritiken erregten bald die allgemeine Aufmerksamkeit, und Gyulai’s Feder ward beliebt und gesucht. In der stehenden Rubrik: „Szépirodalmi szemle“, d. i. belletr. Revue der Budapesti Hirlap, d. i. Pesth-Ofner Zeitung, geißelte er schonungslos die schöngeistigen Arbeiten seiner Landsleute, welche mit jedem Tage an Zahl, aber auch an Gehalt abnehmen. Schon in seinen Studienjahren veröffentlichte G. in einigen Blättern Gedichte und Novellen. Zeit 1850 begegnet man seinem Namen sehr häufig in den guten Zeitschriften seines Vaterlandes. Von seinen Novellen, von denen jedoch bisher keine Sammlung erschienen ist, sind zu nennen: „A ven szinész“, d. i. Der alte Schauspieler; – „Fanny“; – „Legelső magyar komikus“, d. i. Der erste ungarische Komiker; – „Varju István“, d. i. Stephan Varju. Zeit 1853 leitet er mit Albert Pákh die Redaction der „Szépirodalmi lapok“, d. i. Belletristische Blätter. Außer zahlreichen Gedichten theilte er darin seine Novelle: „Egyszerü történet“, d. i. Eine einfache Begebenheit, und das Gedicht „Biydosi“, mit, die so Wie seine im „Magyar Muzeum“, d. i. Ungarisches Museum, veröffentlichte kritische Abhandlung: „Petőfi és lyrai költészetünk“, d. i. Petőfi und unsere lyrische Poesie, großes Aufsehen erregten. Selbstständig gab er bisher in Gemeinschaft mit Karl Szász die Liedersammlung: „Nemzeti szinék“, d. i. Nationalfarben (Klausenburg 1848) heraus. Auch hat er sich an der Redaction des „Ujabbkori ismeretek tára“, d. i. Conversations-Lexikon der neueren Zeit, und des belletristischen Blattes: „Hölgyfutár“, d. i. Damen-Courier, betheiligt. In letzter Zeit nahm er an die Stelle eines Begleiters auf der dreijährigen Reise durch Europa, welche Leopold Graf Nádasdy seinen Sohn zur Vollendung seiner Ausbildung machen läßt.

Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gust. Emich) S. 174. – Wurzbach von Tannenberg (Constantin), Bibliographisch-statistische Uebersicht der Literatur des österreich. Kaiserstaates (Wien, Staatsdruckerei, gr. 8°.) Zweiter Bericht (1851) S. 450, Marg. 14.054; – dritter Bericht (1855) S. 151, Marg. 5075; S. 152, [84] Marg. 5085, 5117; S. 224, Marg. 6680; S. 1074, Marg. 35.245. – Kertbeny (C. M.), Album hundert ungarischer Dichter. In eigenen und fremden Uebersetzungen herausgegeben (Dresden, Pesth 1854, Rob. Schäfer, Herm. Geibel, 16°.) S. 500 [bezeichnet ihn als einen der bedeutendsten Lyriker der Neuzeit, dessen Zukunft vielversprechend sei]. – Porträt. Unterschrift seitwärts Facsimile seines Namens: Gyulai Pál (lithogr. Barabas 1855, kl. 8°.).