BLKÖ:Gradenigo, Johann Augustin

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Grabowski, Ambros
Band: 5 (1859), ab Seite: 293. (Quelle)
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Gradenigo, Johann Augustin (Bischof von Ceneda und gelehrter Theolog, geb. zu Venedig 10. Juli 1725, gest. 16. März 1774). Entstammt einer berühmten Patrizier-Familie Venedigs; sein Vater Hieronymus war Senator, und dann Gouverneur von Friaul. Der Sohn, den körperliches Leiden verhinderte, öffentliche Dienste zu nehmen, wählte, um seiner Vorliebe zu Studien genügen zu können, den geistlichen Stand und trat jung in den Benedictinerorden; 1748 legte er das Gelübde ab, im folgenden Jahre wurde er in’s Kloster Polirone bei Mantua berufen, um Philosophie vorzutragen, zwei Jahre später wurde für ihn eine Lehrkanzel des canonischen Rechtes begründet. Zugleich erhielt er die Aufsicht und Leitung der Bibliothek und Archive. 1756 kehrte er nach Venedig zurück in’s Kloster San Giorgio maggiore, und übernahm wie in Mantua die Aufsicht über die Bibliothek, deren Schätze er theils selbst, als gründlicher Kenner veröffentlichte, theils mit seltener Bereitwilligkeit andern Forschern zugänglich machte. Als 1762 die Accademia dei Concordi zur Förderung kirchengeschichtlicher Studien gestiftet ward, an der alle religiösen Genossenschaften Italiens Theil nahmen, wurde G. zum Secretär derselben gewählt. Als solcher entwickelte G. eine große Thätigkeit, ohne jedoch Hindernisse, die sich bei Veröffentlichung werthvoller Urkunden ihm entgegenstellten, bewältigen zu können. Im letztgenannten Jahre wurde er Bischof von Chioggia, und Papst Clemens XIII. [294] berief ihn nach Rom, um ihm selbst die bischöfliche Weihe zu ertheilen. Seine Diöcese leitete er musterhaft; er gründete in seinem Bischofspalaste eine Akademie der schonen Künste. Das ihm angetragene Bisthum Corfu schlug er 1765 aus, mußte aber 1768 jenes von Ceneda annehmen, wohin er jedoch erst 1770 abging. In Chioggia hatte er aber ein bischöfliches Seminar errichtet, für welches er noch wirkte, als er nach Ceneda gegangen war, und an das die letzte Hand anzulegen, ihn nur der Tod hinderte, der ihn in der Vollkraft des Lebens, im Alter don 39 Jahren hinraffte. Gradenigo’s schriftstellerische Thätigkeit ist beträchtlich; er gab heraus: „Calendario Polironiano del XII secolo“ (Venedig 1759, 8°.); – „Due lettere: nella prima delle quali si prova l’uso de’ monasteri doppi in Venezia; nella seconda si dimostra che i conti che dominavano Padova e Vicenza nel XI secolo erano della famiglia Caudiana, de’ dogi di Venezia“ (Ebenda 1760, 8°.), diese Schrift gab er unter dem Pseudonym Dorasio heraus; – „Vita del ren. servo di Dio don Giambattista Nani, patrizio veneto“ (Venedig 1761, Fol.); – „Serie di podestà di Chioggia“ (Venedig 1767, 4°.); – „Epistolae pastorales et sermones farmliares ad Clerum et populum Clugiensem“ (Ebenda 1770, 4°.); – „Rime di Gabriello Fiamma, con la vita stessa“ (Treviso 1771, 8°.). Außer diesen selbständigen Schriften erschienen von ihm Abhandlungen in der „Raccolta Calogeriana“ u. z.: „Memorie intorno a Giovanni Cornaro abbate“ (im II. Bd.); – „Memorie intorno la vita e gli scritti di Arnoldo Wion“ (im IV. Bd.); – „Memorie istorico-critiche intorno la vita e gli scritti di Dionisio Faucher“ (im V. Bd.); – „Memorie intorno la vita e gli scritti d’Innocenzo Cesi“ (im VI. Bd.); – „De’ Piombi diplomatici ponteficii“ (im XXVIII. Bde.); – in den von Valvaneuse herausgegebenen „Memorie per servire alla storia letteraria“': „Lettera sopra un zecchino di Dombe“ und „Lettera sopra Augusto Udinese detto il Vaticinatore“ (beide im IX. Bde.); – „Sopra un documento del 1404 intorno Giov. Querini, arcidiacono di Torcello“ (im XI. Bde.); – „Lettere in cui s’illustrano quattro monete dei secoli di mezzo, ciòe una dell’ arcivescovo di Vienna in Francia, l’altra d’Acontry, città in Irlanda, la terza di Savona, e la ultima de’ conti Gadoldo“ (im XII. Bde.); – in den „Nuove Memorie“ derselben Sammelschrift: „Sopra i poeti laureati“ (im I. Bde.); – „Sopra i codici del monastero di Polirone“ (im II. Bde.); – „Lettera in cui si illustrano alcuni documenti dell’ Archivio di San Giorgio“ (im V. Bde.). Von andern Arbeiten, die er theils begonnen, theils in Handschrift hinterlassen hat, sind zu nennen die: „Notizie storiche alla Chiesa di S. Martino ed ai PP. Osservanti di Chioggia“; – und die „Biblioteca degli scrittori Chioggiotti“; von ihm herausgegeben wurden auch das Macaronische Gedicht des Merlin Coccaj(Mantua 1768), welchem er Coccajs Leben und Erläuterungen beifügte, und die Werke des Cardinals Cortese in Padua. G. war ein fleißiger Sammler und besaß eine reiche Sammlung von Incunablen, seltenen Manuscripten, italienischen Münzen und Siegeln des Mittelalters, welche nach seinem Tode in den Besitz seines Bruders Jacob G., von dessen Erben aber in das Eigenthum des Turiner Hofes übergingen. G. war Mitglied der meisten gelehrten Akademien Italiens und stand mit den ausgezeichnetsten Gelehrten seiner Zeit, mit Mazzuchelli, Lami, Mansi, Morelli u. A., in literarischem Verkehr.

Doglioni (Lucio), Elogio storico di G. A. Gradenigo, vescovo di Ceneda (Belluno [295] 1774, 8°.). – Tipaldo, Biografia degli Italiani illustri tomo X. – Dandolo (Girol.), La caduta della repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’ anni. Studii storici (Venedig 1855, Naratovich, 8°.) S. 135. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1853) XXI. Bd. Sp. 577. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon (Hildburghausen 1845, Bibliogr. Inst., Lex. 8°.) XIII. Bd. S. 614, Nr. 5 [nach diesem geb. 1720]. – Nach Oettinger (E. M.), Bibliographie biographique (Bruxelles 1854, Stienon, Lex. 4°.) I. Bd. Sp. 654 geb. 10. Juli 1725, gest. 16. März 1774. – Ueber andere Mitglieder der Familie Gradenigo siehe in den Quellenangaben des Folgenden: Johann Hieronymus.