BLKÖ:Fixlmillner, Joseph (Placidus)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 4 (1858), ab Seite: 261. (Quelle)
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Fixlmillner, irrig auch Fixmüller, Joseph, mit dem Klosternamen Placidus (Astronom u. Benedictiner-Prior, geb. zu Achleiten bei Kremsmünster 28. Mai 1721, gest. zu Kremsmünster 27. Aug. 1791). Neffe des Vorigen. Besuchte die Klosterschule zu Kremsmünster, wo sich frühzeitig sein Talent für Mathematik beurkundete. In Salzburg hörte er die Philosophie und erhielt daselbst die philosophische Doctorswürde. 1737 trat er in’s Kloster und 1738 legte er das feierliche Gelübde ab. Sein Oheim, der Abt, schickte ihn nun nach Salzburg, wo er neben Jurisprudenz und Theologie vorzugsweise Mathematik studirte, sich nebenbei in Sprachen und in der Musik ausbildete. Nachdem er die theologische Doctorwürde erlangt, ging er in’s Kloster nach Kremsmünster zurück und wurde 1745 zum Priester geweiht. Nun lehrte er an der adeligen von seinem Oheim begründeten Ritterschule des Stiftes das Kirchenrecht, wurde dann Decan der höhern Schulen und zwei Jahre später erster Regens über die adelige Jugend. Sein gründliches Wissen in den theologischen Fächern veranlaßte auch seine Ernennung zum Notarius apostolicus in Curia romana. Seine schriftstellerische Thätigkeit nach dieser Richtung beschränkt sich nur auf Ein Werk: „Reipublicae sacrae origines divinae“ (Steyr 1756, 4°.), das in zweiter Auflage 1760 erschien. Ungleich Größeres und Bedeutsameres leistete er als Astronom der Kloster-Sternwarte, welchen Posten er 1762 nach Eugen Dobner erhielt. Nun studirte er mit besonderem Eifer Lalande’s: „Exposition du calcul astronomique“, und fand an dem Abte Berthold Vogel einen Gelehrten, der ihn auf das Emsigste unterstützte. Schon im dritten Jahre seiner neuen Stellung erschien die Schrift: „Meridianus speculae astronomicae Cremifanensis“. – Zehn Jahre später seine zweite: „Decennium astronomicum continens observationes praecipuas ab a. 1765 ad a. 1775 in specula Cremifanensi[WS 1] factas“ (ohne Angabe des Druckortes 1775, 4°.). – Sein Hauptwerk aber „Acta astronomica Cremifanensia …“ (Steyr 1791, 4°., mit Tafeln, neue Aufl. 1793, gr. 8°.), welches er in den letzten Jahren seines Lebens ausgearbeitet, erschien erst nach seinem Tode. F. hat wesentliche Verdienste um die Astronomie, seine genauen Beobachtungen des Mercur, welche er sorgfältig aufzeichnete, setzten Lalande in den Stand, seine Mercurtafeln anzufertigen. Aehnliche Tafeln verfertigte F. für die Bahn des Uranus. Der ausgezeichnete Astronom Zach rühmt namentlich F.’s vortreffliche Arbeit über die Parallaxe der Sonne (Allgem. geogr. Ephemeriden 1799, Nov., S. 486 u. f.), welche er mit vielem Fleiße aus sämmtlichen im Jahre 1769 in allen Theilen der Welt aufgestellten Beobachtungen des Vorbeiganges der Venus vor der Sonnenscheibe berechnet hat. Auch die Beobachtung der Sonnenflecken beschäftigte ihn sehr, er beobachtete sie in den J. 1767, 1776, 1777, 1778 und 1782, zog daraus die Schlüsse auf eine Umdrehung der Sonne, bestimmte den Ort des Knotens des Sonnenäquators [262] und dessen Neigung. Mehrere seiner Aufsätze und Abhandlungen, Berechnungen der Sonnenfinsternisse, der Mondesphasen, der heliocentrischen Elongationen der Sonnenflecken, über die Abirrung des Lichtes, über das Keppler’sche Problem u. a. befinden sich abgedruckt im „Journal des Savants“; in Bernouilli’s „Lettres sur différens sujets“, in Hells „Wiener Ephemeriden“, den „Memoires de l’Academie royale de Paris“ und in andern gelehrten Journalen. Einen Beleg seines mechanischen Talentes hinterließ er in der Erfindung einer Maschine, mit welcher man genau concentrische Zirkel auf Gläser zu zeichnen im Stande ist. F. starb im Alter von 70 Jahren. Einer seiner Freunde schildert ihn: „Einfach, gleichförmig und unzerstörbar wie die ewigen Gesetze der Natur, mit denen er sich beschäftigte, war seine Gemüthsart; sanft, edel und liebenswürdig war sein Charakter bis an das Ende seiner Tage.“ Im J. 1788 feierte er das 50jährige Jubiläum seines Eintritts in den Orden und war dies ein allgemeiner Freudentag in Kremsmünster.

Necrologium Cremifanense 1600–1857 (Wien 1858, Auer, Lex. 8°.) [nach diesem sind Geburts- und Sterbedatum und die übrigen Angaben berichtigt]. – Epistola funebris (Kremsmünster 1791). – v. Zach, Geographische Ephemeriden. Novbr. 1799, S. 484. – Meusel (J. G.), Lexikon der vom Jahre 1750–1800 verstorb. deutschen Schriftsteller III. Bd. S. 378. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon (Hildburghausen 1845, Bibl. Inst., Lex. 8°.) X. Bd. S. 441 [nach diesem geb. 28. Mai 1721, gest. 24. Aug. 1791]. – Lalande, Dictionnaire des sciences astronom. – Supplementband zu Schlichtegrolls Nekrolog der Deutschen f. d. Jahre 1790–93 S. 1 u. f. – [De Luca] Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1776, Trattner, 8°.) I. Bdes. 1. St. S. 127 [nach diesem geb. 29. Mai 1721. Enthält das vom 25. Mai 1776 datirte Schreiben Lalande’s an F., welches eine Folge von Lobeserhebungen über ein Werk F.’s bildet und worin es unter Anderem heißt: „C’est un ouvrage important pour l’astronomie et qui demeurera parmi les monumens de cette belle science pour votre gloire et pour celle de votre illustre Abbé“]. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann), (Wien 1835) II. Bd. S. 153 [nach dieser geb. 28. Mai 1721 (wie nach Kaysers Bücher-Lexikon II. Bd. S. 225), gest. 27. Aug. 1791]. – Ersch (J. S.) u. Gruber (J. G.), Allg. Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig 1822, Gleditsch, 4°.) 1. Sect. 44. Thl. S. 467 [nach dieser geb. 28. März 1721, gest. 27. Aug. 1791. Mit der Angabe aller in den Gelehrten-Sammelwerken enthaltenen astronomischen Abhandlungen F.’s. Uebrigens geht durch den ganzen von Heinr. Döring verfaßten Artikel der Druckfehler: Cremisanensia statt Cremifanensia]. – Bergmann (Jos.), Medaillen auf berühmte u. ausgezeichnete Männer des östr. Kaiserstaates vom 16.–19. Jahrhund. (Wien 1844 u. f., Tendler, 4°.) II. Bd. S. 73 Anmerkung.[BN 1]Porträt. Dasselbe befindet sich in Zach’s „Geograph. Ephemeriden“ Jahrg. 1799. –

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Fixlmillner, Placidus [s. d. Bd. IV, S. 261].
    Programm des kaiserl. königl. Gymnasiums zu Kremsmünster für das Schuljahr 1865 (Linz 1865, Jos. Feichtinger’s sel. Erben, 4°.). [Schon im Programme für 1854 wurde die „Geschichte der Sternwarte der Abtei Kremsmünster“ begonnen; die Fortsetzung dieser Geschichte im Programm für 1865 bildet auf S. 3–60 die ausführliche Biographie des ersten Astronomen dieser Sternwarte P. Placidus Fixlmillner. Verfasser dieser Biographie ist P. Sigismund Fellöcker. Indem uns der Biograph in I den äußeren Lebensumriß Fixlmillner’s erzählt, schildert er in II Fixlmillner als Professor des canonischen Rechtes, Decan der höheren Schulen und Rector der adeligen Akademie, in III Fixlmillner als Astronomen, und schließt diese höchst interessante Monographie in IV mit der Mittheilung einiger Züge von Fixlmillner’s Charakter. Auf einer von dem Kremsmünsterer Convicts-Zeichnenmeister Dümmler gezeichneten und von Red in Linz ganz nett lithographirten Tafel wird eine Ansicht des Inneren des hohen Beobachtungssaales mit Fixlmillner’s Instrumenten gegeben. Daß Fellöcker’s Arbeit eine quellenmäßige ist, braucht wohl kaum bemerkt werden zu müssen. Denn erstens ist Fellöcker selbst Fachmann und das berühmte Stift, zu dessen Zierden Fixlmillner selbst zählte, bot ihm ja alle Materialien reichlich dar.] [Band 14, S. 450]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Creminafensi.