BLKÖ:Förster, Christian Friedrich Ludwig
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 4 (1858), ab Seite: 270. (Quelle) | |||
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[BN 1] Sohn des damaligen Forstinspectors und Oberingenieurs der Fürstenthümer Ansbach und Bayreuth Christoph Förster. Besuchte das Gymnasium in Ansbach, betrieb nebenbei fleißig Mathematik und das Zeichnen und begann 1816 das Fachstudium auf der königl. Akademie der bildenden Künste in München. Da er schon 1809 seinen Vater verloren hatte, kämpfte er mit vielen Entbehrungen, um seine Studien vollenden zu können. Im Frühling 1818 trat er seine Reise nach Wien an, wo er ohne Geldmittel am [271] 1. April ankam. Er fand Beschäftigung, um dürftig sein Leben zu fristen, bis ihn Peter Nobile kennen lernte, der damals durch Kaiser Franz I. von Triest nach Wien berufen wurde, um daselbst den völlig gesunkenen Sinn für Architektur zu wecken und die Studien über diesen Gegenstand zu organisiren. Nobile, F.’s Talente würdigend, nahm sich väterlich desselben an, und behielt ihn in seinem Hause, wo dauernde Beschäftigung im Zeichnen von Plänen, Entwürfen, im Kupferstechen und Lithographiren, ja selbst im Uebersetzen aus dem Italienischen und in andern schriftlichen Arbeiten, einerseits zur Entwicklung des talentvollen Mannes in der Kunst beitrugen, andererseits auch seine Anstellung als Corrector an der Architekturschule der Akademie der bildenden Künste (Mai 1820) zur Folge hatten. Sechs Jahre besorgte F. seinen Dienst, aber die Qual, aller selbständigen Thätigkeit entbehren zu müssen, ließ ihn denselben aufgeben. Bei der schlechten Bestelltheit des Bauwesens in Oesterreich in allen seinen Richtungen, in öffentlichen wie privaten, erwachte in F. der Gedanke: eine artistisch-lithographische Anstalt in’s Leben zu rufen. Nun gab er eine Sammlung von Ideen zur äußeren Verzierung von Gebäuden und eine Sammlung von Handzeichnungen alter Meister heraus, letztere nach Originalen aus der Gallerie des Erzherzogs Karl. Im J. 1836 begründete F. die „Bauzeitung“, bei welcher ihm die von ihm eingeführte bisher in Oesterreich nicht bekannte Zinkographie treffliche Dienste leistete, weil er sich derselben bei den Abbildungen der „Bauzeitung“ bediente. Die Aufmerksamkeit, welche F. unter Einem dem Eisenhüttenwesen zuwendete, erwies sich bei F.’s Arbeiten im Gebiete der Architektur und Plastik so lohnend, daß er ein eigenes Etablissement in Wien und bei Merklin in Böhmen eine Zinkhütte errichtete, in deren Betrieb erst die Jahre 1848 und 49 störend einwirkten, weil der Preis des Zinkes so herabgedrückt wurde, daß die Zinkhütte aufgelassen werden mußte. Auch war das genannte Jahr von andern schlimmen Folgen für F. begleitet, weil in den Octoberereignissen die Verwüstung und Plünderung seines Hauses in der Leopoldstadt stattfand. Die „Bauzeitung“ bot ihm Gelegenheit genug, ebenso seine vom Studium durchgebildete, praktische Richtung, als einen durch viele Reisen in Deutschland, Italien, Frankreich und England geläuterten Geschmack zu bethätigen. Gleich bei ihrer Begründung erfreute sich F. eines namhaften Schutzes der Regierung, da selbe allein 200 Exemplare seiner Zeitung pränumerirte, unter die amtlichen Bauämter vertheilte und dadurch den abgestumpften Sinn für diese Kunst wieder weckte. Auch wurde Förster im Publicum als Architekt bekannt und mit der Ausführung mancher Bauwerke betraut. Unter den von F. theils ausgeführten, theils entworfenen Bauten nennen wir das Baron L. Pereira’sche Haus in der Weihburggasse, das Daum’sche Haus am Peter, welches bei seiner Umgestaltung in ein Hôtel manche Umänderungen erfuhr, den Bazar am Haarmarkt, das Baron Ad. Pereira’sche Haus in der Krongasse, in Verbindung mit dem Architekten Hansen (s. d.), der sich 1851 mit F.’s Tochter vermält hatte, vom J. 1846–1848 das National-Hôtel[WS 1] in der Leopoldstadt, die evangelische Kirche in der Vorstadt Gumpendorf, die Baron L. Pereira’sche Villa in Altenberg bei Greifenstein, das Klein’sche Haus in Brünn u. m. a. Im J. 1849 wurde ihm und Hansen nach den von ihnen eingereichten Concurs-Projecten für das Arsenal vor dem Südbahnhofe der Bau des Waffenmuseums, der Gewehrfabrik und Schießstätte übertragen, welche letztere zwei sie ganz, das [272] Waffenmuseum bis zum ersten Stockwerke vereint ausführten. Zum Bau der Kanonenwerkstätte unternahm F. Reisen nach Belgien, Frankreich, England, wo ihm Empfehlungsbriefe Sr. Durchl. des Fürsten Metternich den Zutritt in die Waffenetablissements der genannten Länder öffneten. In diese Zeit fällt der Tod von Hansens Gemalin (Försters Tochter), welcher die Auflösung der gemeinschaftlichen Betheiligung am Bau des Arsenals und anderer Bauten folgte; F. entwarf und beendete nur den Bau der Kanonenwerkstätten des Arsenals. Nach der feierlichen Grundsteinlegung des Arsenals erhielt F. das goldene Verdienstkreuz mit der Krone. Unter den nach dieser Periode ausgeführten Bauten nennen wir noch die Elisabethbrücke über die Wien, das Graf Hoyos’sche Zinshaus (der vormalige Lazenhof), das Graf Breda’sche Landhaus im Orte Mauer bei Wien, das israelitische Bethaus in der Leopoldstadt (eröffnet Mitte 1858), das große israelitische Bethaus in Pesth, das Augarten-Casino in Brünn, die Realschulen ebenda und in Troppau, die Säulenhalle vor dem Graf Fries’schen Schloß in Vöslau, den Florahof und mehrere kleinere Villen ebenda und außerdem mehrere große Fabriken, kleinere Kirchen, Landhäuser u. d. m. in Böhmen, Mähren und Ungarn. Das Hauptwerk aber, welches F. bereits im J. 1839 über Anregung des Freiherrn Ludwig Pereira vollbracht, war ein Plan zur Erweiterung des inneren Stadttheiles von Wien zwischen der Bieber- und Schottenbastei mit vielen ausgeführten Projecten zu öffentlichen Gebäuden, welchen Plan er vorerst plastisch darstellte, im J. 1844 aber in der Bauzeitung veröffentlichte. Die Ausführung des Projects der Stadterweiterung überhaupt scheiterte damals an der Idee einiger einflußreicher Männer, welche eine – denn doch nie zu umgehende – Verstärkung der Bevölkerung Wiens für nachtheilig und die alten Festungswerke für nothwendig erklärten. Nun da die Erweiterung auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph ausgeführt werden wird und bereits begonnen ist, gewinnt Försters Project aus jener Zeit erhöhte Bedeutung; auch hat er sich – was selbstverständlich – an dem (1858) ausgeschriebenen Concurse zur Erlangung eines Planes für die Stadterweiterung betheiligt. Diese reiche und ersprießliche Thätigkeit F.’s veranlaßte seinen Gönner P. Nobile bereits 1843, ihm die Professur für höhere Baukunst an der Bauschule der kaiserl. Akademie der bildenden Künste anzubieten. F. übernahm sie, behielt sie aber nur drei Jahre, da ihm die Besorgung des öffentlichen Dienstes in seinen Privatunternehmungen hinderlich war; er erhielt nunmehr die angesuchte Enthebung vom Lehramte jedoch mit dem Titel eines außerordentl. Professors, und das Befugniß, nach seinem Belieben Vorträge an der Akademie zu halten. Seit 1855 ist F. Vorstand des österr. Ingenieur-Vereins und ging im genannten Jahre von der niederösterr. Handels- und Gewerbekammer als Jurymitglied für die Weltausstellung in Paris vorgeschlagen, als solches dahin ab, wo seine Wirksamkeit als Jury-Präsident der 26. Classe neben anderen Würdigungen von Kaiser Napoleon durch das Ritterkreuz der Ehrenlegion ausgezeichnet und durch die Schenkung mehrerer von der französ. Regierung herausgegebenen Prachtwerke über Architektur von hohem Werthe belohnt wurde. Außer der bereits erwähnten von F. herausgegebenen und redigirten „Bauzeitung“, welche gegenwärtig (1858) den XXIII. Jahrgang zählt, im Ganzen bereits nahezu an 2000 größtentheils in Zink gestochene Tafeln enthält, und in 3 Haupttheile zerfällt [die eigentliche „Bauzeitung“, 23 Bände, das „Literatur- [273] und Anzeigeblatt“, 5 Bde. und das „Notizenblatt“, 3 Bände], ein Blatt, das in der Reihe der besten dieses Faches steht und einer großen Verbreitung im In- und Auslande sich erfreut, ist F. noch der Verfasser des Berichtes über die 26. Classe in dem von dem kais. österr. Ministerium für Handel und Gewerbe herausgegebenen Gesammtberichte über die Pariser Industrie-Ausstellung und des Berichtes über die „Lithographie“ im französischen Gesammtberichte. Von vielen Akademien, darunter von der Akademie der schönen Künste in Venedig, der kais. russ. Akademie in St. Petersburg, der königl. Akademie der Wissenschaften in Brüssel, der königl. Societät der Architekten in London, ist F. Ehren- und correspond. Mitglied. Von seinen Söhnen widmen sich zwei Heinrich[WS 2] und Emil[WS 3] der Kunst des Vaters. – Heinrich hat nach beendeter Bildung in Wien sich auf Reisen in Italien, Frankreich und England für das praktische Leben vorbereitet und ist über Vorschlag Sr. kais. Hoheit des Erzh. Karl Ludwig mit der Ausarbeitung und Ausführung der Pläne zur Restauration des Schlosses Ambras beauftragt. – Der dritte Sohn Friedrich führt die Leitung der von dem Vater begründeten artistischen Anstalt, mit welcher in neuerer Zeit eine Buchdruckerei in Verbindung steht und welche bereits zu den namhaften Instituten dieser Art in der Residenz zählt.
Förster, Christ. Friedrich Ludwig (Architekt, geb. in Bayreuth 1797).- Nagler (G. K. Dr.), Neues allg. Künstler-Lexikon (München 1835 u. f., 8°.) IV. Bd. S. 386. – Müller (Fr.)[WS 4], Die Künstler aller Zeiten u. Völker (Stuttgart 1857, Ebner und Seubert, Lex. 8°.) II. Bd. S. 78 [beide Werke mit sehr dürftigen Daten über F.]. – Frankl (L. A.) Dr.), Sonntagsblätter 1842, S. 864: „Oehlmüllers Nachlaß“ [diesen Nachlaß hat F. auf der Architekten-Versammlung zu Leipzig angekauft].
Berichtigungen und Nachträge
- ↑ † Förster, Christ. Friedr. Ludwig [s. d. Bd. IV, S. 270], gestorben zu Gleichenberg 15. Juni 1863.
- Waldheim’s illustrirte Zeitung (Wien, kl. Fol.) II. Jahrg. (1863), S. 942 [mit Porträt [407] auf S. 941]. – Wiener Zeitung 1863, Nr. 138, S. 861. – Der Hausfreund. Redigirt von Wachenhusen, 1863, S. 608. – Die übrigen zahlreichen in Journalen erschienenen Nekrologe sind – ohne Quellenangabe – meinem Lexikon entnommen. [Band 11, S. 406 f.]
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Naional-Hôtel.
- ↑ Heinrich von Förster (Architekt) (Wikipedia).
- ↑ Emil von Förster (Wikipedia).
- ↑ Vorlage: Müller (Franz).