Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 4 (1858), ab Seite: 142. (Quelle)
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Fáncsy, Ludwig (dramat. Künstler, geb. zu Fünfkirchen 1809, gest. zu Pesth Ende 1854). Besuchte die niedern Schulen in seiner Vaterstadt u. kam später nach Pesth, wo er mit ausgezeichnetem Erfolge die höhern Studien vollendete. Seine Neigung für die Bühne erwachte frühzeitig und als sich 1828 in Pesth unter Direction Ballás eine Theatergesellschaft gebildet, besuchte F. nicht nur die Vorstellungen fleißig, sondern trat später selbst auf. Er gefiel und schloß sich nun an wandernde Gesellschaften, spielte in Miskolcz, 1833 mit der Komlóssy-Gesellschaft [143] während des Landtages in Preßburg, worauf er zu der Ofner Gesellschaft berufen wurde. 1835 verließ er das Ofner Theater, gab in Kaschau Gastrollen und vermälte sich mit Maria Meszlényi. Nun bildete er in Debreczin selbst eine Gesellschaft, trat wieder in Ofen, in Fünfkirchen auf und machte dann Reisen im Auslande. Mit der Eröffnung des Pesther National-Theaters wurde auch F. Mitglied desselben und nahm als Sachverständiger wesentlichen Antheil an der Direction der Anstalt. F. spielte gemeiniglich chargirte Rollen und leistete in Auffassung und Ausführung seiner Charaktere Vollendetes. F. besitzt auch literarische Verdienste, denn er hat die dramatische Literatur Ungarns mit zahlreichen Uebersetzungen und Umarbeitungen vermehrt. Da er, bevor er Schauspieler geworden, eine gründliche Bildung genossen, fehlte es bei seinen ernsten Bestrebungen nicht an mannigfachen Angriffen, denen jedoch die Stirne zu bieten er ganz der Mann war. Mit der Presse hatte er viel zu kämpfen, deren oft berechtigten, doch oft von Parteigeist durchwehten Rügen in Betreff der Direction er allein entgegenzutreten wagte. In den zwei letzten Jahren betrat er fortwährender Kränklichkeit wegen nur mehr selten die Bühne. – Helene (geb. zu Pesth 1842). Seine Tochter. Trat, 14 Jahre alt, am 16. Jänn. 1856 zum ersten Male auf der Pesther National-Bühne als Julie in Shakspeare’sJulie und Romeo“ auf und beurkundete ein schönes Talent, wie in ihrer zweiten Rolle als Margarethe in Sigmund Czako’s Drama: „Kalmár és tengerész“, d. i. Kaufmann und Schiffer. Im J. 1858 vermälte sie sich mit Lendvay’s (gest. 29. Jänner 1858) Sohne, gleichfalls Mitglied der Pesther National-Bühne.

Ueber Ludwig F.: Fáncsy-Album. Kiadta Szilágyi Virgil, d. i. Fáncsy-Album. Herausg. von Virgil Szilágyi (Pesth, Gustav Emich, gr. 8°.) [daselbst S. 1–7 der erste Artikel: F.’s Biographie von Vahot]. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungar. Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jakob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1846, Gust. Emich) S. 133 [nach diesem geboren 1805]. – Ujabb kori ismeretek tára, d. i. Ungar. Conversations-Lexikon der neueren Zeit (Pesth 1850, Heckenast) III. Bd. S. 183. – Porträt. Unterschrift: Facsimile des Namens Fáncsy Lajos (nyomt. Walzel A. F. Pesten 1855. Marastoni Jos. gr. 8°.) Lithogr. – Ueber Helene F.: Magyar Sajtó, d. i. Ungarische Presse (Wiener Blatt, Fol.) 1856, Nr. 28: „Helene Fáncsy“ von Gabr. Egressy.