Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 14 (1865), ab Seite: 439. (Quelle)
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Engel, Joseph (Bildhauer, geb. zu Sátor-alj-Ujhely im Zempliner Comitate im Jahre 1815). Ein Sohn armer jüdischer Eltern, der eine traurige Jugend verlebte und mühsam nach der Palme der Künstlerschaft rang, die ihn jetzt zwar schmückt, aber nicht nährt. In frühester Jugend verrieth sich durch Schnitzereien E.’s ausgesprochenes Talent, aber dasselbe zu bilden, durfte er bei dem talmudischen Spruche: „Du sollst dir kein Bildniß machen“, an dem sein orthodoxer Vater mit Strenge hielt, gar nicht denken. Im Alter von 13 Jahren verließ er das Elternhaus und wanderte nach Unghvár, um dort bei dem berühmten Rabbi Hirsch Heller sich auch zum Rabbi zu bilden, mußte aber ob mangelhafter Vorbereitung vorher nach Igor, einem Dorfe in der Heveser Gespanschaft, wo er zwei Jahre Vorbereitungsunterricht erhielt. Im Jahre 1830 ging er nach Preßburg, wo er als fleißiger Talmudjünger nicht minder fleißig schnitzelte und drechselte und Arbeiten ausführte, wie z. B. ein Basrelief mit der Ansicht des Wiener Stephansdomes, welches die Aufmerksamkeit von Kennern auf den talentvollen Jüngling richtete. Von ihm wohlwollenden Glaubensgenossen erhielt er den Rath, nach Wien zu gehen, und auch die erforderlichen Geldmittel zur Reise. In Wien, 1832, wollte E. bei einem Drechsler in die Lehre treten, wurde jedoch von Sachverständigen, welche seine Schnitzereien sahen, berathen, die Akademie der bildenden Künste zu besuchen, was er auch that. Einige kleinere Stipendien boten kärgliche Mittel zu seinem Lebensunterhalt, aber muthig schritt er auf dem Pfade der Kunst weiter, erhielt bald bei einem Concurse den zweiten Preis, im folgenden Jahre für die Nachbildung einer Antike und eine Nachbildung der Natur zwei erste Preise. Als der Vater Nachricht von seinen Kunstwerken erhielt, mußte er der Kunst entsagen, Wien verlassen und sich als Pfeifenschneider in Preßburg verdingen. Sein Talent brachte ihn auch in diesem Gewerbe vorwärts, als aber sein Vater starb, litt es ihn nicht länger bei der gewerblichen Beschäftigung, er kehrte nach Wien zurück und besuchte fleißig die Akademie. Im Jahre 1837 begab sich E. nach Paris; dort fehlte es ihm an zwei Hauptsachen: an der Kenntniß der französischen Sprache und an Freunden. Nach kurzem Aufenthalte in Paris wanderte er also nach London, wo seine Bemühungen, in die dortige Akademie einzutreten, gleichfalls erfolglos blieben. Eine zufällige Begegnung mit dem Fürsten Eßterházy, damaligen österreichischen Gesandten in London, war für E. folgenreich. Als der Gesandte einen ungarischen Landsmann in ihm erkannte, seine Arbeiten prüfend betrachtete, lud er ihn zu sich und E. wurde bleibender Gast an des Fürsten Tafel. Zugleich erhielt er, über des Fürsten Verwendung, [440] die Erlaubniß zum Eintritt in die Akademie und erwarb in derselben bald den ersten akademischen Preis. Aber damit war noch immer keine Abhilfe für seine materiellen Bedürfnisse geboten. Glücklicher Weise wurde der kunstsinnige Prinz-Regent Albert auf E. aufmerksam und es gab manche Bestellung, die für E. gewinnbringend war. Er erübrigte die Mittel zu einer Reise nach Rom, wo er seit 1847 sich aufhält und sein künstlerischer Genius immer neue Nahrung findet. Auch wurde ihm die Ehre zu Theil, im Jahre 1857 sein Atelier in Rom von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen besucht und eine seiner Arbeiten so gewürdigt zu sehen, daß sie von dem Könige angekauft wurde. Seit der Zeit arbeitet E. in Rom, welches er nur einmal, im Jahre 1851, verließ, um nach vieljähriger Abwesenheit endlich wieder seine Heimat zu besuchen. Von Zeit zu Zeit gelangt durch die Presse eine vereinzelte Nachricht über seine Werke in die Oeffentlichkeit. Von seinen Arbeiten sind besonders anzuführen: „Die Amazonengruppe mit dem verwundeten Krieger“, im Auftrage des Prinz-Regenten Albert, von Engel in Rom (1851) vollendet; – „Eine Achillesgruppe“, für Capitän Seeland; – „Eine Parze“, im Auftrage des Lordmayor Salomons zu London, wiederholt für den Prinz-Regenten; – „Die Unschuld“, Statue eines Mädchens mit Tauben, angekauft von dem Könige von Preußen; – „Mädchen mit dem gefangenen Amor“, – „Jägerinnen“, zwei Gruppen, alle auf der Londoner Ausstellung des Jahres 1862; – „Eva“, Statue aus carrarischem Marmor, für den Grafen Paul Pejachevich; – „Ein Amor“, Statue für die Gräfin Nádasdy – und die „Büste der Gräfin Teleki-Beekersteath“. Engel, wie viele andere talentvolle Jünger seiner Kunst, bedarf des hochsinnigen Mäcens, der ihm Gelegenheit zu einer seinem Talente entsprechenden Beschäftigung gibt, sonst wird auch er – ein Pegasus im Joche – unter der Werkeltagarbeit des nöthigen Broterwerbes seine Phantasie bald ihr Schwanenlied singen lassen.

Reich (Ignaz), Beth-El. Ehrentempel verdienter ungarischer Israeliten (Pesth, Bucsánsky, (4°. V. Heft (1865), S. 45.