BLKÖ:Emler, Bonaventura

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Engel, Joseph
Band: 14 (1865), ab Seite: 438. (Quelle)
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Emler, Bonaventura (Historienmaler, geb. zu Wien, gest. zu Rom 20. April 1862). Ueber diesen bedeutenden, in jungen Jahren nach kurzem Krankenlager verstorbenen Künstler ist vor wie nach seinem Tode kaum etwas Näheres bekannt geworden. Nur die wenigen Werke von ihm, die in die Oeffentlichkeit gelangt sind, weisen ihm eine ehrenvolle Stelle unter den Künstlern der Gegenwart an. In einer kurzen Anzeige, welche Sp(eidel) im Jahre 1861 über Emler’s Dante-Zeichnungen im Journal „Das Vaterland“ veröffentlichte, finden sich die Angaben, daß E. ein noch junger Mann sei, den Unterricht Führich’s genossen, flüchtig durch Rahl’s Schule gelaufen und dann nach Rom gegangen sei, um dort zu schauen, zu lernen und zu arbeiten. In Rom, ergänzen wir, lebte und arbeitete E. seit mehreren Jahren als kais. Pensionär. Im Frühlings 1862 meldeten dann die Wiener Journale, daß E., einer der talentvollsten Schüler Führich’s, dessen bisherige Leistungen auf dem Gebiete der Composition zu den schönsten Hoffnungen berechtigten, in der Blüthe seiner Jahre gestorben sei. Die einzigen bei Lebzeiten von ihm bekannt gewordenen Arbeiten waren ein im März 1861 im österreichischen Kunstverein ausgestellter Cyklus Tuschzeichnungen zu Dante’s „Göttlicher Komödie“, welche in Photographien nach den Originalcartons des Malers verkäuflich waren; und „Die alte Roma in ihrer Vollendung“. Diese mit bewunderungswürdigem Fleiße im Detail ausgeführten und mit genialer Kühnheit erfaßten Compositionen wurden später in Cöln als Werke eines vielversprechenden Künstlers anerkannt. Auf der Londoner Ausstellung des Jahres 1862, auf welche sie auch gesendet worden, blieben sie aber unbeachtet, weil sie keine mit guten Worten und klingender Münze geworbenen Pathen hatten, die zu einer Medaille oder doch ehrenvollen Erwähnung dem Unbedeutendsten verhalfen. Nach Emler’s Tode, im Mai 1862, wurden wieder acht Handzeichnungen: „Bilder aus dem Leben des heiligen Severin“ ausgestellt und um 360 fl. ö. W. zum Kaufe angeboten. Tadellos in Zeichnung und sinnig in der Erfassung des Stofflichen, können sie sich doch nicht mit den oberwähnten Dante-Blättern messen, die ein gewaltiges Dichterwerk in ebenso [439] gewaltiger Weise künstlerisch zu illustriren versuchten. Diese Blätter erschienen später unter dem Titel: „Bilder aus dem Leben des h. Severin, im Holzschnitte ausgeführt von Martin Speer, mit Text von dem Domcapitular Dr. J. Scheiner“ im k. k. Schulbücher-Verlage. Wenige Wochen vor seinem Tode hatte er zwei Miniaturen vollendet, welche für das von dem Wiener Kunstvereine vorbereitete Missale romanum bestimmt waren.

Das Vaterland (Wiener Parteiblatt) 1861, Nr. 74: „Bonaventura Emler’s Dante-Zeichnungen“. – Wiener Zeitung 1862, Tagesbericht Nr. 97, und 1863, Nr. 123, S. 657.