BLKÖ:De Vaux, Thiery Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Devecchi, Ursula
Band: 3 (1858), ab Seite: 268. (Quelle)
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De Vaux, Thiery Freiherr (Feldzeugmeister, Commandeur des Mar. Theresienordens, Inhaber des Inf.-Reg. Nr. 25, geb. zu Petit Failly in Lothringen 4. Juni 1748, gest. zu Wien 4. April 1820). Entstammt einem altadeligen normannischen Geschlechte, besuchte die Schulen zu Luxemburg, studirte Philosophie zu Verdun-sur-Meuse, trat dann in die Ingenieurschule zu Sedan, durch Vermittlung des Erzh. Karl von Lothringen am 20. Sept. 1768 als Cadet in das k. k. Ingenieurcorps, wo er 1773 Unterlieutenant und 1778 Oberlieutenant wurde. Im bairischen Erbfolgekriege erprobte D. öfter seinen Muth und seine Kenntnisse, insbesondere beim Bau der Verschanzungen zu Möskirch, wo D. bei Anlegung einer Batterie den Feind so zu täuschen verstand, daß dieser sie nicht eher sah, als bis sie vollendet war und er, aus derselben beschossen, sein Blockhaus schleunigst räumen mußte (10. Jänner 1779). Nach dem Friedensschlusse wurde D. in Berücksichtigung seiner ausgezeichneten Dienste bei Möskirch zum Kapitän-Lieutenant befördert (19. Juli 1779) und bei dem Bau der Festung Theresienstadt verwendet, zum Hauptmann befördert (27. Sept. 1780) und von dort 1788 vor Ausbruch des Türkenkrieges zum Armeecorps des Generalen der Cavallerie Fürst Karl Liechtenstein nach Croatien geschickt. Unter der Leitung des Ingenieur-Obersten von Lauer eröffnete D. in der Nacht vom 20. auf den 21. April die 1. Parallele vor Türkisch-Dubicza, entwarf und führte einen großen Theil der Angriffs- und Vertheidigungswerke aus. Als FM. Loudon nach Uebernahme des Commando’s des croatischen Armeecorps neuerdings zur Belagerung Dubicza’s schritt, bewies D. während dieser ganzen Zeit bis zum Falle von Dubicza (26. Aug. 1788) seltenen Muth und Unerschrockenheit. Hier wurde ihm durch eine Gewehrkugel der rechte Arm verwundet. In Folge seines ausgezeichneten Verhaltens rückte D. zum Major vor (8. Mai 1789), verwendete sich wieder bei der Belagerung von Berbir (22. Juni bis 9. Juli) in hervorragender Weise und dann im nämlichen Jahre bei der Belagerung von Belgrad, wo ihm bei den Belagerungs-Arbeiten neuerdings eine Kugel den rechten Arm durchbohrte; er ergriff nun im heftigsten Kugelregen den Degen mit der linken Hand, trieb die zurückweichenden Arbeiter wieder vor und verließ erst dann seinen gefährlichen Posten, als ihn Blutverlust und der ausdrückliche Befehl des Obersten Lauer dazu nöthigten. Für diese heldenmüthige Ausdauer wurde D. [269] mit dem Ritterkreuze des Mar. Theresienordens belohnt und 15. Oct. 1792 zum Freiherrn ernannt. Im folgenden Jahre leitete er die Belagerungsarbeiten von Türkisch-Czettin. Nach Beendigung derselben kam er als Local-Genie-Director nach Prag. Nach dem Ausbruche des französischen Revolutionskrieges zur Armee berufen, wurde D. vor der Festung Thionville am 5. Sept. 1792 so gefährlich verwundet, daß er bis Dec. dess. Jahres undienstbar blieb. Dann verschanzte er die Stellung von Trier zwischen der Saar und der Mosel und wurde bei der Blockade von Valenciennes wieder verwendet. Zu dem Gelingen des am Abend des 25. Juli 1793 auf die Vorwerke ausgeführten Sturmes trug sein heldenmüthiges Beispiel vorzüglich bei. In gleicher Weise that sich D. bei der Belagerung von Quesnoy, bei dem Treffen von Saultain, den Schlachten von Famars und Wattigny und der Blockade von Maubeuge hervor. 15. Aug. 1793 rückte D. zum Oberstlieutenant vor und wurde mit der Leitung mehrerer Befestigungsarbeiten in den Flandrischen Provinzen beauftragt. Von seiner Sendung zurückgekehrt wohnte D. dem Sturme auf das französische Lager bei Landrecy und an der Sambre, der Belagerung dieser Festung und den Schlachten von Charleroy und Fleurus bei. Als nach einer längeren Ruhe der Kampf zwischen den feindlichen Heeren, bei Beginn des Herbstes 1795 neuerdings entbrannte, wurde D. nach Neuwied beordert, um den von den Franzosen dort erbauten Brückenkopf anzugreifen. Er zwang nun den Feind, die Verschanzungen ohne Vertheidigung in der Nacht vom 31. Oct. bis 1. Nov. zu räumen. 1 Oberst, 24 Officiere und 682 Gemeine, die sich verspätet hatten, fielen in die Gewalt seiner Truppe. In der nun folgenden Belagerung von Mannheim (1795), errichtete man auf seinen Vorschlag auf dem Rheindamme und den alten zur Rheinschanze führenden Laufgräben Batterien, und wurde von da aus in Gemeinschaft mit den Wurfbatterien der Parallelen am 20. Nov. ein so wirksames Feuer auf die Stadt und die Mühlau eröffnet, daß die Besatzung (ungefähr 9000 Mann) schon am 23. capitulirte. Auf Befehl des Erzh. Karl entwarf und vollendete nun D. das verschanzte Lager von Mainz, auf den Höhen zwischen Höchstheim und Laubenheim. Im Mai zum Obersten ernannt, machte er das Treffen bei Bopfingen mit, setzte Ingolstadt in Vertheidigungszustand und übernahm gemeinschaftlich mit dem Ingenieur-Oberst von Szereday die Leitung der Belagerung von Kehl, wo seiner Umsicht und Tapferkeit das Mißlingen des Ausfalls zu verdanken ist, den General Moreau in der Nacht vom 21. auf den 22. Nov. mit beträchtlichen Streitkräften unternahm und wodurch der beim Dorfe Sundheim befindliche Artilleriepark gerettet wurde. Obschon bei dieser Gelegenheit durch eine Gewehrkugel im Gefechte bedeutend verwundet, blieb D. doch im Hauptquartiere zu Kork, besichtigte mit noch offener Wunde und während der empfindlichsten Kälte beinahe täglich die Laufgräben und stürmte am 1. Jänner mit verbundenem Kopfe an der Spitze seiner Colonne die 4 Fleschen am rechten Ufer des Oberrheins. Nach dem Falle Kehls übernahm er die Leitung der Belagerungsarbeiten vor dem Brückenkopfe von Hüningen, dessen schnelle Besitznahme das Rheinufer vom Feinde reinigte. Diese vielen Beweise von Heldenmuth und unerschütterlicher Tapferkeit zeichnete sein Kaiser durch das Commandeurkreuz des Mar. Theresienordens aus. Nun wurde D. zur Uebernahme der Feld-Genie-Direction der italienischen Armee nach [270] Vordernberg beordnet, wurde dann in das Hauptquartier des Erzh. Karl nach Kannstadt berufen, wo er bis zum Beginne des J. 1798 bei dem Prinzen blieb und die Befestigungsarbeiten in Braunau, Passau und Burghausen leitete. Als 1799 der Krieg neuerdings ausbrach, wurde D. in’s Hauptquartier des Erzh. Karl nach Heidelberg berufen. 18. Nov. 1799 rückte D. zum Generalmajor vor und wurde nach der Schlacht bei Eugen (3. Mai 1800) zum FZM. Baron Kray nach Donauwörth und Neuburg beordert, um diese wichtige Strecke und die auf ihr liegenden Magazine gegen feindliche Streifzüge zu schützen; konnte aber der Uebermacht der feindlichen Truppen nicht erfolgreichen Widerstand entgegensetzen. Er zog sich auf die Festung Ingolstadt zurück (22. Juni 1800). Dann erhielt er den Auftrag, die Vertheidigungslinie am obern Inn und an der Salza in Stand zu setzen (5. Juli). Er entwarf den Brückenkopf bei Mühldorf, ein in seiner tactischen Ausführung meisterhaftes Werk. Ferner einen andern bei Krayburg und führte die Befestigungen bei Rosenheim, Westerburg, Neu-Oetting, Marktl, Burghausen, Dittmaning, Waldshut, Lauffen u. Ueberaker und die Vollendung der Brückenköpfe von Braunau und Burgheim aus; vollzog ferner zur Vertheidigung Tyrols die Befestigung der Pässe und strategischen Puncte dieses Landes und wurde in der Zwischenzeit zum Feld-Genie-Director der Armee in Deutschland ernannt, als welcher er die Schlacht von Hohenlinden mitkämpfte. Im Monate Dec. mit der Befestigung Wiens beauftragt, wurde er nach dem Luneviller Frieden im Haupt-Genie-Amte angestellt und dem Generaldirector Erzh. Johann zur Seite gegeben, welchen er in den folgenden Jahren auf seiner militärischen Reise in Tyrol, dem Venetianischen und dann Krain und Kärnthen begleitete. Beim Ausbruche des Krieges 1805 übernahm D. die Leitung der Feld-Genie-Direction der italienischen Armee und entwarf den Plan zur Befestigung der beiden Pässe der Flitscher Klause und der Chiusa Veneta (Ponteba), welche bereits begonnenen Arbeiten in Folge der unglücklichen Ereignisse in Deutschland unterbrochen wurden. D. befestigte nun Prewald und begab sich nach einem kurzen Aufenthalte nach Karlsstadt, stellte dort die angefangenen nutzlosen Befestigungsarbeiten ein und ließ Geschütz und Munition nach Sissek transportiren. In Groß-Szigeth erwartete er dann das Eintreffen sämmtlicher Ingenieur-, Mineur- und Sappeurcorps-Abtheilungen aus Tyrol und sendete von hier aus das vom Erzh. Karl abverlangte Gutachten über die Vertheidigungsfähigkeit der Festungen Raab, Ofen, Essegg, Peterwardein, Brood und Gradiska in das Hauptquartier nach Körmend ein. Nach dem Preßburger Frieden kehrte D. wieder nach Wien zurück und begleitete den Erzh. Johann auf seiner Reise durch Oberösterreich und Steiermark. 31. Dec. 1806 wurde er zum Inhaber des Inf.-Reg. Nr. 45, am 2. Mai 1807 zum FML. und 20. Febr. 1809 zum General-Genie-Prodirector ernannt. Im nämlichen Jahre gerieth er bei der Uebergabe Wiens in Kriegsgefangenschaft, wurde aber bald gegen einen bairischen General-Lieutenant ausgewechselt, worauf er nach geschlossenem Friedensschlusse als k. k. Commissär, die Hauptstadt von dem französischen General-Lieutenant Andreossy übernahm. Im folgenden Jahre untersuchte D. mit dem FML. Baron Duka die Befestigungspuncte von Oesterreich und Steiermark, und erhielt statt des aufgelösten Regiments Nr. 45, das Inf.-Reg. Nr. 25. Am 6. Sept. 1813 rückte D. [271] zum FZM. vor und erhielt 28. Juni 1817 die Würde eines geheimen Rathes. Im J. 1818 feierte sein Regiment das 50jährige Dienstjubiläum des Helden, dessen Namen es führte. Zwei Jahre später erlag er einer langwierigen und schmerzlichen Krankheit, nachdem er unter vier Monarchen und länger als ein halbes Jahrhundert mit Treue und rastlosem Eifer gedient hatte. Unter seinen zahlreichen Arbeiten und Entwürfen sind zu nennen die Denkschrift über die Wichtigkeit der Festung Komorn als Hauptwaffenplatz der Monarchie; sein Entwurf des daselbst feldschanzenmäßig aufzustellenden doppelten Brückenkopfs, der später auch (1809) nach seinem Entwurfe anfangs von dem FML. Marquis Chasteller (s. d. II. Bd. S. 331), dann durch den Obersten Dedovich (s. d. III. Bd. S. 197) ausgeführt worden; ferner seine Berichte und Entwürfe über die Puncte von Enns und Mauthhausen, Bruck an der Mur, Marburg, Legra, Graz u. m. a., wo die darin ausgesprochenen Ansichten in den folgenden Kriegsereignissen glänzende Bestätigung fanden. D. hatte in 12 Belagerungen, in vielen Schlachten und Gefechten seltene Einsicht, großen Muth und unbesiegbare Ausdauer erprobt. Er ward 5mal verwundet; ebenso ein trefflicher Soldat, als ein ausgezeichneter Ingenieur, wird er in allen Zeiten eine Zierde des Corps bleiben, in welchem er zu dienen begonnen und zuletzt die höchsten militärischen Stellen bekleidet hatte.

Oestr. militärische Zeitschrift (Wien, 8°.) 1822, III. Bd. 9. Hft. S. 221. – Rittersberg (Johann Ritter von), Biographien der ausgezeichnetsten verstorbenen und lebenden Feldherrn der k. k. österr. Armee aus der Epoche der Feldzüge 1788–1821 (Prag 1829, Enders, 8°.) S. 413 [nach diesem geb. 4. Juni 1748, gest. 4. April 1820]. – Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria-Theresien-Orden und seine Mitglieder. Nach authentischen Quellen bearbeitet (Wien 1857, Staatsdruckerei, Lex. 8°.) S. 578 [nach diesem geb. 4. Juli 1748, gest. 4. April 1820]. – Oestr. Militar-Konversations-Lexikon. Herausgegeben von Hirtenfeld und Dr. Meynert (Wien 1851) II. Bd. S. 66 [nach diesem geb. 4. Juni 1748, gest. 4. April 1820]. – Szöllösy (Joh. Nep. v.), Tagebuch gefeierter Helden ... (Fünfkirchen 1837, bisch. Lyceums-Druck., 8°.) [nach diesem geb. 4. Juni 1748, gest. 4. April 1823]. – Neuigkeiten (ein Brünner Blatt, Fol.) 1857, Nr. 152 [gibt im „Historischen Erinnerungs-Kalender“ den 4. Juni 1748 als D.’s Geburtsdatum und den 4. April 1823 als Sterbedatum an]. – Porträt. Unterschrift: Thiery Freih. De Vaux, k. k. General-Feldzeugmeister (F. Schier lith., gedr. bei A. Machek [Prag] 8°.).