BLKÖ:Clam-Martinitz, Heinrich Jaroslav Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Chmela, Joseph
Band: 11 (1864), ab Seite: 381. (Quelle)
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Clam-Martinitz, Heinrich Jaroslav Graf (Staatsmann, geb. 15. Juni 1826). Ein Sohn des Grafen und ausgezeichneten Diplomaten Karl Joseph Cl.-M. [s. d. Bd. II, S. 379] aus dessen Ehe mit der irischen Pairstochter Selina Lady Maade. Für den Staatsdienst erzogen und vielseitig gebildet, begann er unter Franz Graf Stadion im Jahre 1848 seine amtliche Laufbahn. Schnell durchlief er die unteren Grade der Verwaltung, wurde zu Anfang der fünfziger Jahre Statthaltereirath in Ofen, 1857 Landespräsident in Krakau. Als sich nach Beendigung des italienischen Krieges 1859 der Wechsel in der inneren Politik des Kaiserstaates vorbereitete, wurde auch Graf Clam als Candidat für das Ministerium des Innern genannt und würde, wenn dieses Ereigniß eingetreten wäre, Oesterreich – was seine innere Organisation betrifft – nicht in eine so verzweifelte Situation versetzt worden sein, als es die ist, welche jener schuf, der anstatt seiner die Zügel der Regierung im Innern ergriff. Ueber des Grafen Candidatur für den Ministerposten in jener Zeit ist jedoch nichts Zuverlässiges bekannt. Thatsache ist es, daß Graf Clam gerade damals plötzlich den Staatsdienst verließ. Im Jahre 1860 wurde der Graf in den verstärkten Reichsrath berufen. In demselben zählte er zu den eifrigsten Vertretern des Princips der „historisch-politischen Individualitäten“, nahm in fast allen Fragen das Wort, theilte sich mit dem Grafen Szecsen in die Führung der Majorität, verwahrte sich aber energisch, als Repräsentant Böhmens oder der čechischen Nationalität betrachtet zu werden. Er vertheidigte das Selfgouvernement, die Preßfreiheit, wollte jedoch den Grundsatz religiöser Gleichberechtigung nicht ausgesprochen wissen, und erklärte sich mit aller Entschiedenheit gegen eine Verfassung mit einem „die Geschicke des Reiches entscheidenden Parlamente“. Als bald nach Eröffnung der Sitzungen des verstärkten Reichsrathes das politische Blatt „Das Vaterland“ in’s Leben trat, wurde allgemein Graf Clam als dessen Begründer und als Verfasser jener geistvollen Artikel bezeichnet, welche dem Blatte die eigentliche Farbe liehen. Auch als die Flugschrift „Sustine et abstine“ [382] erschien, worin namentlich die Errichtung von Adelskammern als ein für das Gedeihen der Zukunft Oesterreich erforderliches Moment bezeichnet wird, wurde die Autorschaft dem Grafen C. beigelegt. Im böhmischen Landtage, welcher bald nach Erscheinen des Februarpatentes zusammentrat, als Großgrundbesitzer erscheinend, gelang es ihm, seine Wahl in das Abgeordnetenhaus des österreichischen Reichsrathes durchzusetzen. In demselben zählte er zu den Führern der föderalistischen Partei. Aber bald in den Verhältnissen, wie sie ihm geschaffen wurden, sich unbehaglich fühlend, benutzte er den Anlaß, daß ihm der auf Grundlage eines ärztlichen Zeugnisses angesuchte Urlaub vom Hause verweigert wurde, sein Mandat niederzulegen und sich von den öffentlichen Angelegenheiten in’s Privatleben zurückzuziehen. Seine Mandatsniederlegung hat der Graf mittelst eines Schreibens bewerkstelligt, welches als offener Brief einen Theil seines politischen Glaubensbekenntnisses bildet. Der Graf ist (seit 5. August 1851) mit Auguste Prinzessin Salm-Krautheim (geb. 5. November 1833) vermält, welche Ehe bisher kinderlos geblieben ist. Graf Clam ist das Haupt der älteren Linie der Clam, welche sich Clam-Martinitz schreibt, während die jüngere den Namen Clam-Gallas führt.

Verhandlungen des österreichischen verstärkten Reichsrathes 1860. Nach den stenographischen Berichten (Wien 1860, Manz, 8°.) S. 753, 78 [über die Berathung der Grundbuchsordnung]; S. 168 [über die Stellung der Confessionen]; S. 229 [über die Presse in Wien]; S. 243 [über die Gensd’armerie]; S. 268, 277, 283 [über die Subventionirung einzelner Kronländer]; S. 333 [über die Landesbehörden]; S. 426 [über die Grundentlastungsfonde]; S. 499 [über die Competenz des Landesausschusses]; S. 676 [über die Staatsgüter]; S. 698 [über Staatsschuldentilgung]; S. 724 [über die allgemeine Finanzlage]; – Bd. II, S. 3, 12 [über die Presse]; S. 62, 80, 374 [über den Majoritätsantrag]; S. 104 [über seine Stellung im Reichstage]; S. 386 [biographische Notizen]. – Stenographische Protokolle des Abgeordnetenhauses des österreichischen Reichsrathes für die erste Session 1861–1862 (Wien, Staatsdruckerei, 4°.) S. 53, 63, 72, 78, 79, 80, 82, 91, 93 [spricht in der Debatte über die anläßlich der Thronrede an Se. Majestät zu richtende Adresse des Abgeordnetenhauses]; S. 425 u. 427 [in der Debatte betreffs der Adresse des ungarischen Landtages an Se. Majestät den Kaiser]; S. 975 u. 1038 [anläßlich der Auflösung des ungarischen Landtages]; S. 1208, 1237, 1267, 1313, 1348, 1527 [über das Gemeindegesetz]; S. 2336, 2337, 2343, 2346, 2350 [über Gewerbegenossenschaften]; S. 3968 [legt sein Mandat nieder]. – Der Reichsrath. Biographische Skizzen der Mitglieder des Herren- und Abgeordnetenhauses des österreichischen Reichsrathes (Wien 1861 und 1862, Förster, 8°.) Heft 2, S. 15. – Waldheim’s illustrirte Zeitung (Wien, Fol.) 1862, Nr. 10, S. 111 [und auf S. 116 das wohlgetroffene Porträt im Holzschnitt]. – Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1862, Nr. 264 [Brief, mit welchem der Graf sein Mandat niederlegt]. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1862, Nr. 265.[BN 1]

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Clam-Martinitz, Heinrich Jaroslaw Graf [Bd. II, S. 379; Bd. XI, S. 381].
    Neues Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1868, Nr. 300; – dasselbe, Nr. 331: „Aus Prag. Graf Clam-Martinitz“. – Neues Wiener Tagblatt 1868, Nr. vom 3. Juli. – Neue freie Presse 1865, Nr. 402: „Der Narod und Graf Clam-Martinitz“; – 1868, Nr. 1378: „Correspondenz Wien ddo. 1. Juli“. – Presse 1865, Nr. 277, im 1. Leitartikel; – Nr. 280: „Graf Clam-Martinitz und der Narod“. – Konstitutionelle Volks-Zeitung (Wien, 4°.), Graf Clam-Martinitz [mit schlechtgetroffenem Bildniß im Holzschnitt]. – Bohemia (Prag, 4°.) 1865, Nr. 239, S. 880: „Graf Clam-Martinitz“. – Innsbrucker Zeitung 1868, Nr. 151: „Die Antwort des Kaisers an Clam-Martinitz“. – Posel z Prahy, Kalendář na 1865, d. i. Der Bote aus Prag, Kalender auf 1865, S. 63: „Jindřich Jaroslav hrabe Clam z Martinic“. – Světozor (Prager [377] illustr. Blatt) 1868, Nr. 47 und 48: „Hrabe Jindř. Jaroslav Clam z Martinic“. [Band 23, S. 376 f.]