BLKÖ:Croy-Chanel de Hongrie, Franz Claude August Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Čupr, Franz
Band: 11 (1864), ab Seite: 382. (Quelle)
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Croy-Chanel de Hongrie, Franz Claude August Graf (geb. 31. December 1793). Entstammt einem alten gräflichen Geschlechte, welches das ungarische Wappen im Mittelschilde und das Prädicat de Hongrie führt. Ein Enkel des im Jahre 1141 verstorbenen Königs Bela des Blinden, Namens Marcus, vermälte sich mit Katharina, Erbtochter von Airaines und Croy und von da führen seine Nachkommen letzteren Namen. Dieser Marcus ist der Stammvater der französischen Familien Croy, Chimay, Arschott, [383] Röux, Havre u. A. geworden. Die Crouy, oder wie sie gewöhnlich geschrieben werden: Croy, blühen noch in Ungarn und Frankreich in drei Zweigen, von denen der dritte mit dem Grafen Franz, welcher vormals Kammerherr des Kaisers Napoleon I. war und am 8. Jänner 1844 gestorben ist, im Mannsstamme erloschen ist. Einzelne Sproßen der in Frankreich und Ungarn lebenden Familie stehen in kaiserlich österreichischen und französischen Diensten. So war ein Karl Chevalier de C.-Ch. (geb. 5. December 1824) k. k. Oberstlieutenant im Generalstabe und Flügeladjutant Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich und ist jetzt k. k. Oberstlieutenant bei Karl Fürst Liechtenstein-Uhlanen Nr. 9; ein William Joachim Leo Chevalier de C.-Ch. (geb. 16. Jänner 1836) k. k. Rittmeister im nämlichen Regimente; ein Gustav (geb. 21. December 1830) ist Schiffslieutenant in der französischen Marine; die drei genannten Karl, Gustav und William sind Brüder; ein René Peter (geb. 20. Juli 1828) ist Attaché bei dem kaiserlich französischen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten in Paris. Für dieses Lexikon hat zunächst Franz Claude August Graf (marquis) C.-Ch. de Hongrie Interesse, weil derselbe als Prätendent der ungarischen Krone aufgetreten ist. Garibaldi, Kossuth und Türr haben dem alten Manne in den Kopf gesetzt, er habe große Hoffnung, den Thron seiner Väter zu besteigen. Zu diesem Zwecke wurde eine Flugschrift fabricirt – wie dieß in Paris, wo sich viele Flüchtlinge und Emigranten in ihrer Noth zu schlechten Diensten gegen ihr Vaterland hergeben, oft vorkommt [vergl. die Biographie Horn im Bde. IX, S. 288] – und dieselbe unter dem Titel: „Die Söhne Arpad’s. Ein Beitrag zur Zeitgeschichte“, herausgegeben. Diese Flugschrift ist einem Herrn Sarrus in die Feder dictirt und das Papier zum Drucke von einem Pariser Papierhändler, Namens Krantz geliefert worden. Als die Broschüre erschienen und das Papier – der Preis dafür betrug 2817 Fr. – noch immer nicht bezahlt war, klagte Krantz, der auf S. 87 des oberwähnten Libells die Entdeckung machte, daß der in Rede stehende ungarische Prätendent Franz Claude August Marquis Croy-Chanel de Hongrie seit etwa zehn Jahren von einer Pension von 3000 Fr. lebe, welche ihm Kaiser Napoleon angewiesen hat, auf Bezahlung der Schuld. Obgleich Fürst Croy durch seinen Advocaten behauptete, dem Papierhändler nichts schuldig zu sein, verurtheilte doch der französische Gerichtshof den ungarischen König in spe, in contumaciam zur Bezahlung der 2817 Francs, da derselbe sich zur Zeit des Urtheilspruches eben in Turin befand, wo er über seine Erbansprüche und die Mittel sie geltend zu machen, mit seinen Rathgebern verhandelte. Urkomisch erscheint es aber, daß Türr in neuester Zeit behauptet, seine Rechte auf den Königsthron Ungarns seien besser als jene Croy’s, welche Behauptung er auch durch Annahme des Königsnamens Stephan V., bekräftigen will!!

Donau-Zeitung 1862, Nr. 153: „Die Söhne Arpad’s“. – Historisch-heraldisches Handbuch zum genealogischen Taschenbuche der gräflichen Häuser (Gotha 1855, Justus Perthes, 32°.) S. 142. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die Familien Ungarns mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1859, Mor. Ráth, 8°.) Bd. III, S. 51–60. – Kronstädter Zeitung 1863, Nr. 95: „Aus Bukarest. General Türr als König von Ungarn“. – Presse 1863, Nr. 294.[BN 1]

Berichtigungen und Nachträge

  1. Crouy-Chanel, auch Croy-Chanel, Franz Claude August Graf [Bd. XI, S. 382].
    Wanderer 1867, Nr. 11, im Feuilleton: [379] „Historische Porträts“. – Neue freie Presse 1867, Nr. 1005: „Der Proceß Crouy-Chanel“. – Presse 1865, Nr. 257. – Fremden-Blatt 1868, Nr. 271. [Band 23, S. 378 f.]