BLKÖ:Browne, Maximilian Ulysses, Reichsgraf von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 2 (1857), ab Seite: 161. (Quelle)
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Browne auch als Brown u. Broune aufgeführt, Baronet de Camus u. Mountany, Maximilian Ulysses Reichsgraf von (k. k. östr. Feldmarschall, Ritter des goldenen Vließes, geb. zu Basel 23. Oct. 1705, gest. nach der Schlacht bei Prag an den daselbst erhaltenen Wunden 26. Juni 1757). Entstammt einem [162] kathol. Adelsgeschlechte Irlands. Sein Vater Ulysses hatte bei der Katastrophe Königs Jacob II. im J. 1690 mit seinem ältern Bruder Georg das Vaterland verlassen und kais. Kriegsdienste genommen. Als Reiteroberst starb er 1731 zu Frankfurt a/M. – Sein Sohn Maximilian Ulysses wurde für den Kriegsdienst erzogen. Als im Jahre 1733 der polnische Successionskrieg ausbrach, war er bereits Oberstlieut. und rückte in Italien gegen die Franzosen und Sardinier in’s Feld. Im J. 1734 ward er Oberst und kämpfte bei Parma (29. Juni), Quistello (14. Sept.) und Guastalla (19. Sept.), an den zwei letzten Orten insbesondere sich auszeichnend. Im folgenden Jahre wurde B. General-Feldwachtmeister und bewährte sich in Tyrol, als er im unglücklichen Feldzuge des FM. Königsegg die Gränzen Tyrols mit seinen Truppen deckte. Im J. 1736 wurde B. wirklicher Kämmerer, 1737–39 wohnte er den drei Feldzügen gegen die Türken, und namentlich den Kämpfen von Banjaluka (4. Aug. 1737) und Grotzka (22. Juli 1739) bei, und zeichnete sich vornehmlich bei Banjaluka aus. Der Ruf seiner Tapferkeit wuchs, Auszeichnung auf Auszeichnung folgte; 1737 erhielt er ein Regiment zu Fuß, 1739 wurde er Hofkriegsrath und bald darauf FML. Nach dem Frieden von Belgrad erhielt er das Commando in Schlesien. Gelegenheit seine Feldherrntalente zu bewähren, bot ihm Friedrichs II. treuloser Einbruch in Schlesien, Ende 1740, und die folgende Kriegsperiode. Er focht in der Schlacht bei Mollwitz (10. April 1740), befehligte in der Schlacht bei Czaslau (17. Mai 1742). Im J. 1743 commandirte er die Avantgarde der Armee in Baiern, führte die Einnahme von Deckendorf (Ende Mai 1743) und den Uebergang über die Donau bei Wischelburg (6. Juni d. J.) aus. Ueberhaupt hatte er an der Vertreibung der Franzosen aus Baiern wesentlichen Antheil. Im J. 1744 war er in Italien thätig, wo der Feldzug schon im März begann, und er die weichende spanische Armee bis an Neapels Gränzen verfolgte. Seine glorreichste That in diesem Feldzuge war die Einnahme der Stadt Veletri, in die er am 11. Aug. unvermuthet eindrang und 7 feindliche Regimenter aufrieb. Im folgenden Jahre, 1745, operirte B. wieder in Baiern, wirkte bei der Erstürmung von Vilshofen mit, wo er im Eifer seiner Menschlichkeit, die mordlustigen Kroaten von der Niedermetzelung der Besatzung abzuhalten, einen Schuß in den Schenkel erhielt. 27. Juni 1747 wurde B. Feldzeugmeister; als solcher wohnte er dem Feldzuge am Rheine bei, nach dessen Beendigung er den Auftrag bekam, wieder nach Italien zu gehen (Jänn. 1746), um das Armeecorps des commandirenden Generals Fürsten Liechtenstein zu verstärken. Von Mantua aus eröffnete B. den Feldzug am 24. März, eroberte Guastalla, und entschied am 15. Juni 1746 den blutigen Sieg bei Piacenza über die vereinigte französisch-spanische Armee. Im Verlaufe des Feldzuges belagerte B. Piacenza vergebens, bemächtigte sich aber der Engpässe von Bocchetta, worauf Genua in Oesterreichs Besitz fiel. Ende desselben Jahres ging er in die Provence, von wo er nach glücklichen Erfolgen wieder in die Lombardie zurückkehrte. Genua hatte mittlerweile durch einen Volksaufstand sich aus Oesterreichs Besitz losgemacht. Nach manchen Wechselfällen, namentlich durch den seinerseits unverschuldeten Verlust des größten östr. Magazins veranlaßt, konnte er erst 1748 sich gegen Genua rüsten, in dessen Gebiet, er auch am 4. Juni d. J. rückte. Da erfolgte der Aachener Friede und B. schloß eine Uebereinkunft wegen Uebergabe der abzutretenden Länder und Plätze [163] zu Nizza, und begab sich dann nach Wien, wo er am 7. Apr. 1749 ankam. Im Mai d. J. erhielt er das Gouvernement von Siebenbürgen, wo er bis 1751 wirkte und wonach er das General-Commando in Böhmen übernahm. In Siebenbürgen erwarb er sich durch sein Verfahren allgemeine Achtung und Liebe, die Stände ertheilten ihm beim Abschiede das Indigenat. Ende Juni 1753 erhielt er die Feldmarschallswürde. In Böhmen durchblickte sein Scharfsinn bald die Absichten Friedrichs II. B. warnte den Hofkriegsrath in Wien, doch ohne Erfolg. König Friedrich fiel in einem Zeitpuncte in’s kaiserl. Land ein, als die kaiserliche Armee an Allem Mangel litt, dessen sie zu einem Feldzuge bedurfte. Browne betrieb energisch alle Vorkehrungen, und lieferte dem Könige die Schlacht bei Lobositz (1. Oct.), in welcher die Preußen mit großem Verluste Sieger blieben, und B. den Rückzug seines Heeres in Ordnung ausführte. Bei dem darauf folgenden Versuche B.’s, die bei Pirna eingeschlossene sächsische Armee zu befreien, gab B. solche Proben persönlicher Aufopferung, daß ihm die Kaiserin ihr Bild in Brillanten – im Werthe von 40,000 fl. – schenkte. Anfangs Febr. 1757 wurde B. nach Wien berufen, um an den Berathungen des Hofkriegsrathes über den Plan des bevorstehenden Feldzuges Theil zu nehmen. Doch in diesen Berathungen konnte B. seine Ansichten nicht geltend machen, obgleich das sprichwörtliche Mißgeschick des Hofkriegsrathes Grund genug war, die erprobten Ansichten des Feldherrn zu beherzigen. B. sah sich sogar von dem Range eines Oberbefehlshabers in die zweite Rolle zurückgesetzt. Die große Maria Theresia suchte den Feldherrn für seine Kränkung durch Verleihung des goldenen Vließes zu entschädigen, Nach Beendigung der Berathungen begab sich B. nach Böhmen zurück, wo die Dispositionen des Hofkriegsrathes jene ungünstigen Erfolge hatten, die er vorausgesehen. Die österreichische Armee hatte an dem am wenigsten geeigneten Orte bei Prag eine feste Stellung genommen. Friedrich II. griff diese an und Browne schlug den ersten Angriff unter Schwerin tapfer zurück. Im Begriff seinen Vortheil zu verfolgen, wurde B. schwer verwundet, und nun nahmen die Dinge eine mißliche Wendung. Noch erlebte er die Siege der Oesterreicher bei Kolin und die Rettung Prags; aber wenige Tage darnach verschied B. in Folge der im Kampfe erhaltenen Wunden. B.’s Leichnam wurde in der Kapuziner-Kirche zu St. Joseph in der Neustadt beigesetzt. Einer seiner Biographen – Kuniaczo – schildert Browne folgendermaßen: „Der östr. Staat verlor in ihm den ausgezeichnetsten Feldherrn, den er seit dem Tode des Prinzen Eugen besessen hatte, der im hohen Grade die Liebe und Achtung des Heeres genoß, und dessen früher Tod gewiß nicht ohne nachtheilige Folgen für den eben begonnenen Krieg blieb. B. vereinigte die methodische Kriegskunst Khevenhillers mit der Klugheit und Vorsicht Trauns und der kühnen Entschlossenheit Eugens. Friedrich II. schätzte ihn hoch, am österreichischen Hofe aber hemmten Neider u. heimliche Feinde oft seine Entwürfe, und hinderten ihn, dem Staate nach dem ganzen Umfange seiner Fähigkeiten zu nützen. Er besaß als Privatmann liebenswürdige Eigenschaften, war ein guter Familienvater, heiterer Gesellschafter, ein gewandter Hofmann, und im Fach der Diplomatie ebenso wenig fremd, als im Kriegsfache. In der Gunst seines Monarchen stand er sehr hoch, und genoß daher am Hofe auch großes Ansehen“. B. hatte sich frühzeitig – in J. 1726 – mit Maria Philippine Reichsgräfin von Martinitz, einer [164] ebenso schönen, als reichen, geistreichen und vornehmen Dame vermält. Seine Gattin überlebte ihn. Von mehreren Kindern pflanzten nur zwei am Leben gebliebene den Namen und Ruhm ihres Vaters fort.

Zuverlässige Lebensbeschreibung U. M. Reichsgrafen von Browne, k. k. General-Feldmarschalls (Frankfurt und Leipzig 1757, 12°.). – O Cahill, Geschichte der grösten (sic) Heerführer neuerer Zeiten (Rastadt 1785, Wolfg. Dorner, 8°.) II. Thl. S. 264–317: „Militärische Geschichte des k. k. General-Feldmarschalls Grafen von Browne.“ – Geständnisse eines östr. Veterans in Hinsicht auf die Verhältnisse zwischen Oesterreich u. Preußen (von Kuniaczo) 4 Thle. (Breslau 1788–1791 [Fleischer in Leipzig], gr. 8°.) II. Thl. S. 196, 214, 218, 287 und noch an vielen Stellen des Werkes. – Archenholz (Joh. Wilh. v.), Geschichte des siebenjährigen Krieges in Deutschland (Berlin 1793, und die spätere Aufl., 8°.). – Neue genealogisch-hist. Nachrichten aller Begebenheiten, welche sich an den europäischen Höfen zugetragen haben (Leipzig 1750 u. f., Heinsius, 8°.) 95. Thl. S. 1030–1052; 96. Thl. S. 1098–1123. – Ritter von Rittersberg (Johann), Histor. Militär-Almanach des 16., 17., 18. und 19. Jahrhunderts (Prag 1825) S. 245 [daselbst befindet sich auch B.’s Porträt] – und S. 121: „Browne’s Sieg bei Guastalla und Uebergabe dieses festen Ortes.“ – Oestr. Militär-Konversations-Lexikon. Herausgeg. von Hirtenfeld u. Dr. Meynert (Wien 1851) I. Bd. S. 521–23. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 393. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Auflage) III. Bd. S. 331.