Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 36 (1878), ab Seite: 164. (Quelle)
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Špindler, Erwin (čechischer Schriftsteller, geb. zu Chocno in Böhmen [165] 22. August 1843), der Sohn eines Gärtners. Seine Mutter Therese ist eine Schwester der (bereits verstorbenen) čechischen Dichterin Anna Tukačov von Nedošín, welche in den čechischen belletristischen Blättern „Včela“, d. i. Die Biene, und „Květy“, d. i. Blüthen, in den Jahren 1845 und 1846 aufgetreten ist. Erwin besuchte die Real-Schule in Mährisch-Trübau, dann die Schulen in Polička, und zuletzt in Prag, wo er zwei Jahre hindurch den Lehrer-Curs für Mittelschulen hörte, da er die Absicht hatte, sich dem Lehramte zuzuwenden. Später aber gab er diesen Gedanken auf, und betrat die schriftstellerische Laufbahn. Die erste Arbeit, mit welcher S. öffentlich auftrat, war eine metrische čechische Uebersetzung des „Zizka“ von Meißner, u. d. T.: „Zižka. Báseň ve čtyrech zpěvích“ (Prag 1864, Koler, 12°.), welche von Seite der Kritik eine wohlwollende Aufnahme fand; nun folgte eine Sammlung seiner eigenen Dichtungen u. d. T.: „Básně“ (Prag 1866, Styble, 8°.), welche Lyrisches und Episches enthält; und nun trat er mit einem Original-Roman, betitelt: „Bělohorští mučedlníci Původní historický román z dob působení řadu Jezovitského v Čechach“, d. i. Die Märtyrer von Weißenberg, historischer Roman aus der Zeit der Thätigkeit der Jesuiten in Böhmen (Prag 1867, Pospisil, 8°.), auf, wovon auch noch im nämlichen Jahre eine zweite (wie es aber scheint, nur eine Titel-) Auflage erschien. Ueberdieß arbeitet S. für mehrere čechische, schöngeistige Zeitschriften, in welchen u. a. seine historischen Erzählungen: „Jan Zelivsky“; – „Dceruška čarodějnice“, d. i. Der Hexe Töchterlein, „Poesie dělnictva francouzského“, d. i. Die Poesie der französischen Arbeiter mit einer großen Anzahl französischer Chansons, ein in den „Květy“ mitgetheilter Essay, Uebersetzungen Heine’scher Gedichte in der „Zlata Praha“, d. i. Das goldene Prag. Bulgarische Volkslieder in der „Rodinna kronika“, d. i. Die National-Chronik, besonders hervorzuheben sind. Für die čechische Bühne übersetzte er das bekannte Girardin’sche Lustspiel: „La joie fait peur“ (Furcht vor der Freude) unter dem Titel: „Návrat z hrobu“, d. i. Die Rückkehr aus dem Grabe, und einige Opernlibretto’s. S., der einige Zeit bei der ehemaligen Prager Gemeinde-Polizei angestellt war, wurde im Jahre 1868 Secretär bei der Kreisvertretung in Raudnitz, welche Stelle er noch bekleidet. Seiner ausgesprochenen nationalen Richtung wegen, welche entschieden zu bethätigen, S. bereits öfter Anlaß nahm, kam er in Conflicte mit den Behörden, deren untere Instanzen ihn zu mehrmonatlicher Haft verurtheilten, während die höchste ihn zuletzt als nichtschuldig freisprach. In Raudnitz gründete S. einen Arbeiter-Verein, Namens „Sokol“, d. i. Der Falke, und machte auch Anstalten, einen politischen Verein unter dem Namen: „Slovanska lipa“, d. i. Slovenische Linde, zu organisiren, woran ihn aber das Verbot der Behörde hinderte. Spindler ist als Schriftsteller fortwährend thätig, und ein zweites Bändchen seiner Gedichte, welches vorzugsweise politische Lieder enthalten soll, liegt druckbereit, wenn es nicht mittlerweile bereits erschienen ist.

Slovník naučný. Red. Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex-8°.). Bd. IX, S. 126.
Porträt. Dasselbe im Holzschnitt, aber ohne Angabe des Zeichners und Xylographen, bringen die čechischen humoristischen Blätter: „Humoristické listy“, 1874, Nr. 50, mit [166] der Ueberschrift: Ervín Špindler, und der Divise: „Ryc! – anebo – nïc“.