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Titel: Aus der Stadt des Concils
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aus: Die Gartenlaube, Heft 22, S. 352
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1870
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[348]

Nach einer Concilsitzung.
Nach der Natur aufgenommen von Julius Jury in Rom.

[352] Aus der Stadt des Concils. Noch immer sind Aller Augen nach der Tiberstadt gerichtet, wo unter den Auspicien eines Papstes, dem die katholische Welt bereits das Dogma von der unbefleckten Empfängniß Maria’s dankt, von einer Versammlung hoher Kirchenfürsten der Versuch gemacht wird, alle geistigen Errungenschaften der letzten und namentlich des neunzehnten Jahrhunderts als ungeschehen hinzustellen, und die finsteren, liebelosen, fanatischen Anschauungen des Mittelalters wieder auf den Schild zu heben. Als der Gipfelpunkt dieser Bestrebungen gilt bekanntlich die Verkündigung des Unfehlbarkeitsdogma’s, nach welcher, wie man sagt, Pius der Neunte in den Berathungen des Concils eine Unterbrechung anordnen und dessen ehrwürdige Glieder auf geraume Zeit in ihre Heimath entlassen wird, dort im Sinne der zu Rom gewonnenen und befestigten Anschauungen weiter zu wirken. Ein erfreulicher Blick, der sich uns hier für die Zukunft eröffnet! Da römisches Leben und Treiben unter solchen Verhältnissen erneutes Interesse gewonnen, hat die Gartenlaube schon wiederholt anregende Berichte und Bilder aus der Stadt des Concils gebracht; heute sind es zwei Illustrationen von der Hand des in Rom lebenden begabten Künstlers Julius Jury, deren eine die Abfahrt der ehrwürdigen Kirchenväter nach Schluß einer Sitzung darstellt. Zwei Cardinäle begleiten sich, der Statue des heiligen Peter vorbei, zu dem vom Diener geöffneten, oben mit goldenen Verzierungen geschmückten Wagen. Der Eine in hellem Gewand und Mantel, mit langem, weißen Bart ist der Patriarch von Jerusalem, der Andere in dem schwarzen, vornherunter mit kleinen Knöpfen besetzten Rocke ist der Cardinal Antonelli. Um den Leib trägt er eine breite Schärpe und um den Hals ein großes, goldenes, mit Steinen besetztes Kreuz an gleicher Kette. Der Hut ist von drei Seiten ein wenig aufgeschlagen und mit einer reichen Borte versehen. Hinter den beiden Cardinälen schreiten noch zwei Kirchenherren und drei Diener, von denen zwei ihren Platz links und rechts am Kutschenschlage finden, indeß der dritte hinten folgt. Im Hintergrunde des Bildes drängen sich Dominicaner, Griechen und Andere, während die Gruppe vornen Landleute aus Frosinone darstellt. – Die andere Illustration zeigt uns einen armenischen Kirchenfürsten, vor welchem die Wache auf dem Monte Pincio präsentirt – eine militärische Auszeichnung, die schon manchen der geistlichen Herren in Verlegenheit gesetzt haben soll. Vor den höheren Kirchenfürsten (denn auch die Diener Gottes sehen in so weltlichen Dingen auf strenge Rangordnung) tritt die Wache in’s Gewehr; vor Anderen präsentirt sie; vor Anderen wieder zieht sie das Gewehr an und vor den Geringsten unter ihnen wird, wie man uns schreibt, „blos salutirt“. Der Obelisk steht vor der Kirche Trinita de Monte, im Hintergrunde ist der Monte Mario sichtbar.

[349]

Armenische Kirchenfürsten auf dem Monte Pincio.
Originalzeichnung nach der Natur von Julius Jury in Rom.