Aus dem Schwanengesange eines deutschen Dichters
Mehr als dreizehn Jahre sind vergangen, seit in dem geräuschvollen, fernen Paris ein deutscher Dichter die Augen schloß, der unter allen Schriftstellern des letzten halben Jahrhunderts den tiefsten und nachhaltigsten Einfluß auf seine Zeit geübt und, trotz vielfacher Verirrungen seines Talents und Charakters, für immer einen hervorragenden Platz in der Literaturgeschichte behaupten wird. Die Hoffmann und Campe’sche Verlagsbuchhandlung trug daher nur eine Ehrenschuld an die deutsche Nation ab, als sie nach dem Tode Heinrich Heine’s eine wohlgeordnete, möglichst vollständige Gesammtausgabe seiner Werke erscheinen ließ. Leider jedoch sah der Herausgeber der Heine’schen Werke, Herr Adolph Strodtmann, sich zu der Erklärung genöthigt, daß es ihm, trotz wiederholter Bemühungen, nicht gelungen sei, die Familie des Dichters zur gleichzeitigen Veröffentlichung der von Letzterem hinterlassenen Manuscripte zu bewegen. Die Wittwe H. Heine’s begann damit, für ein kleines Heft willkürlich ausgewählter, oftmals höchst fehlerhaft abgeschriebener Gedichte den enormen Preis von dreißigtausend Francs zu fordern, und der Bruder des Dichters, Herr Gustav Heine in Wien, welcher dessen „Memoiren“ in Händen hatte, wies jeden Gedanken an eine baldige Veröffentlichung derselben auf’s Entschiedenste zurück. Wenn man einer seither niemals widerrufenen Notiz Glauben schenken darf, welche im vorigen Jahre die Runde durch die Tagesblätter machte, so wären die „Memoiren“ H. Heine’s vor einiger Zeit, durch Vermittelung des Fürsten Richard Metternich, an die österreichische Regierung verkauft und in den Archiven der k. k. Hofbibliothek vielleicht auf immer der Kenntniß des Publicums entzogen worden. Um so erfreulicher ist die Nachricht, daß die obengenannte Buchhandlung unlängst von der Wittwe des Dichters sämmtliche in ihrem Besitz befindliche Originalmanuscripte H. Heine’s käuflich erworben und Herrn Strodtmann mit der Ordnung und Herausgabe derselben betraut hat. Herr Strodtmann hat unserem Wunsche nach Mittheilung einiger Details über den Inhalt des Heine’schen Nachlasses, der schon nächstens als Buch erscheinen wird, bereitwilligst entsprochen und mehrere charakteristische Proben der verschiedenen Bestandtheile desselben beigefügt.
Ich habe, schreibt er uns, mit unsäglicher Mühe aus dem Wust bunt durch einander geworfener Papiere, aus den oft mit zitternder Krankenhand in undeutlichen, halb verwischten Bleistiftzügen gekritzelten Originalbrouillons endlich das sämmtliche Material zu Tage geschürft und sehe mit freudigem Staunen, wie viel reines Gold der Poesie darunter befindlich ist. Selbst aus früherer Zeit ist vieles noch Ungedruckte vorhanden, und die Zeugnisse aus jeder Periode der dichterischen Laufbahn Heine’s werden durch die Veröffentlichung seines literarischen Nachlasses eine erhebliche Bereicherung erfahren. Die Gedichte, welche den Raum von eilf bis zwölf Druckbogen füllen, ordnen sich nach ihrem Inhalte und der Zeit ihrer Entstehung naturgemäß in vier Abtheilungen. Die erste derselben umfaßt Nachträge zum „Buche der Lieder“, Liebesklagen um die verlorene Jugendgeliebte, welche anfangs meist einen sentimental schwermüthigen Charakter tragen, später jedoch des bekannten satirischen Stachels nicht entbehren. Hier eine Probe der einen wie der anderen Art:
Wir wollen jetzt Frieden machen,
Ihr lieben Blümelein,
Wir wollen schwatzen und lachen,
Und wollen uns wieder freun.
Du Rose mit rothem Gesicht,
Du Nelke mit bunten Fleckchen,
Du blaues Vergißmeinnicht!
Kommt her, ihr Blumen, jede
Nur mit der schlimmen Resede
Lass ich mich nicht mehr ein.
„O, die Liebe macht uns selig,
O, die Liebe macht uns reich!“
Also singt man tausendkehlig
In dem heil’gen röm’schen Reich.
Und sie klingen, theurer Freund,
Jubelnd Dir im Herzen wider,
Bis der große Tag erscheint:
Wo die Braut, mit rothen Bäckchen,
Und der Vater, mit dem Säckchen,
Dir den Segen überträgt.
Säckchen, voll mit Geld, unzählig
Linnen, Betten, Silberzeug –
O, die Liebe macht uns reich!
Den persönlichen Abschluß dieser unvergessenen Liebesepisode bildet folgendes originelle Gedicht, welches Heine bei seinem zweiten Besuche in Deutschland am 5. September 1844 dem fünfjährigen Töchterchen seiner Jugendgeliebten für deren Album auf einen hübsch verzierten Briefbogen schrieb:
Ich seh’ Dich an und glaub’ es kaum –
Es war ein schöner Rosenbaum –
Die Düfte stiegen mir lockend zu Häupten,
Daß sie mir zuweilen das Hirn betäubten –
Ach! damals war ich närrisch und jung –
Jetzt bin ich alt und närrisch – Ein Stechen
Fühl’ ich im Aug’ – Nun muß ich sprechen
In Reimen sogar – es wird mir schwer,
Du kleine Cousinenknospe! es zieht
Bei Deinem Anblick durch mein Gemüth
Gar seltsame Trauer, in seinen Tiefen
Erwachen Bilder, die lange schliefen –
Die lachenden Augen, sie schwimmen herauf
Lustplätschernd – die Schönste der ganzen Schaar
Die gleicht Dir selber auf ein Haar.
Das ist der Jugend Frühlingstraum –
Das sind die Züge der theuren Sirene,
Das sind die Blicke, das sind die Töne –
Sie hat ein süßkrötiges Stimmelein,
Bezaubernd die Herzen groß und klein.
Meerwunderlich mahnend an Delphine.
Ein bischen spärlich die Augenbraun,
Doch hochgewölbt und anzuschaun
Wie anmuthstolze Siegesbogen –
Dicht unter das Aug’ in den rosigen Wänglein –
Doch leider weder Menschen noch Englein
Sind ganz vollkommen – das herrlichste Wesen
Hat seine Fehler, wie wir lesen
Der einst die schönste Meerfee gewann,
Hat doch an ihr, in manchen Stunden,
Den heimlichen Schlangenschwanz gefunden.
In der zweiten Abtheilung der Gedichte begegnen uns zum Theil Lieder, welche vorwiegend den sinnlichen Genuß in der Liebe verherrlichen und der Mehrzahl nach an die Kitty oder Katharina der „Neuen Gedichte“ gerichtet sind, während die reizende Einfachheit anderer an den „Neuen Frühling“ erinnert. So das folgende:
Es erklingt wie Liedestöne
Alles, was ich denk’ und fühl’.
Ach! da hat der kleine, schöne
Liebesgott die Hand im Spiel.
Meines Herzens ist er jetzt,
Was ich fühl’ und denke, hat er
Gleich schon in Musik gesetzt.
[634] Die dritte Abteilung umfaßt ausschließlich politische Satiren, darunter eine Anzahl Sonette und einen witzigen Prolog zum Wintermärchen „Deutschland“. Nachstehendes Gedicht scheint sich auf Herwegh zu beziehen, welcher auch in der letzten Abtheilung mit einem stark gepfefferten Spottergusse bedacht wird:
Du singst, wie einst Tyrtäus sang,
Von Heldenmuth beseelet,
Doch hast du schlecht dein Publicum
Und deine Zeit gewählet.
Und loben, schier begeistert:
Wie edel dein Gedankenflug,
Wie du die Form bemeistert.
Sie pflegen auch beim Glase Wein
Und manchen Schlachtgesang von dir
Lautbrüllend nachzusingen.
Der Knecht singt gern ein Freiheitslied
Des Abends in der Schenke:
Und würzet die Getränke.
Die bei Weitem größte Zahl der hinterlassen Gedichte entstammt den letzten Krankheitsjahren und ist erst nach Veröffentlichung des „Romancero“ entstanden. Sie bilden die vierte Abtheilung und werden durch ein großes, mehrere Bogen umfassendes Gedicht im Tone und Versmaße des „Atta Troll“ eröffnet, das zu den herrlichsten, poetisch reinsten Erzeugnissen der Heine’schen Muse gehört. Es führt den Titel „Bimini“, und ist vollständig abgeschlossen, wenn gleich Heine, nach der umständlichen Breite des Prologs zu schließen, anfangs eine etwas detaillirtere Ausführung der seltsamen Entdeckungsfahrt nach der Wunderinsel, wo der Quell der Verjüngung fließt, beabsichtigt haben mag. In der zweiten Hälfte dieser Abtheilung ist die Satire auf politische, literarische und musikalische Zustände und Personen besonders reichhaltig vertreten, und jener furchtbare Nihilismus, der sich als das Endresultat von Heine’s Entwicklung herausstellte, spricht hier und in den Nachtragsliedern zum „Lazarus“ mit gellendem Verzweiflungsschrei sein letztes Wort. Auch die sociale Frage, deren Lösung Heine mit schaudernder Angst in dem ihm unvermeidlich dünkenden Siege des Communismus erblickte, beschäftigt ihn in diesen Sterbelager-Phantasien:
Es giebt zwei Sorten Ratten:
Die hungrigen und satten.
Die satten bleiben vergnügt zu Haus,
Die hungrigen aber wandern aus.
Ganz ohne Rasten und Weilen,
Gradaus in ihrem grimmigen Lauf,
Nicht Wind noch Wetter hält sie auf.
Sie klimmen wohl über die Höhen,
Gar manche ersäuft oder bricht das Genick,
Die lebenden lassen die todten zurück.
Es haben diese Käuze
Gar fürchterliche Schnäuze,
Ganz radical, ganz rattenkahl.
Die radicale Rotte
Weiß Nichts von einem Gotte.
Sie lassen nicht taufen ihre Brut,
Der sinnliche Rattenhaufen,
Er will nur fressen und saufen,
Er denkt nicht, während er säuft und frißt,
Daß unsre Seele unsterblich ist.
Die fürchtet nicht Hölle, nicht Katze;
Sie hat kein Gut, sie hat kein Geld,
Und wünscht auf’s Neue zu theilen die Welt.
Die Wanderratten, o wehe!
Sie rücken heran, ich höre schon
Ihr Pfeifen, die Zahl ist Legion.
O wehe! wir sind verloren,
Sie sind schon vor den Thoren!
Sie schütteln die Köpfe, und Keiner weiß Rath.
Die Bürgerschaft greift zu den Waffen,
Die Glocken läuten die Pfaffen.
Gefährdet ist das Palladium
Nicht Glockengeläute, nicht Pfaffengebete,
Nicht hochwohlweise Senatsdecrete,
Auch nicht Kanonen, viel’ Hundertpfünder,
Die helfen euch heute, ihr lieben Kinder!
Der abgelebten Redekünste.
Man fängt nicht Ratten mit Syllogismen,
Sie springen über die feinsten Sophismen.
Im hungrigen Magen Eingang finden
Nur Argumente von Rinderbraten,
Begleitet mit Göttinger Wurst-Citaten.
Ein schweigender Stockfisch, in Butter gesotten,
Behaget den radicalen Rotten
Und alle Redner seit Cicero.
Als die wunderbarste Perle dieser Krankheitsgedichte aber erscheint mir das folgende Lied, in welchem die rein poetische Bewältigung des grausamsten Stoffes, der einem Dichter beschieden sein kann, des Mark und Bein verzehrenden Uebermaßes eigener physischer Leiden, von einer titanischen Obmacht des Geistes über den gebrechlichen Körper zeugt, welche bei allem realistischen Anschein doch in sich selbst eine glänzende Verherrlichung der idealistischen Weltanschauung ist:
Mir lodert und wogt im Hirn eine Fluth
Von Wäldern, Bergen und Fluren;
Aus dem tollen Wust tritt endlich hervor
Ein Bild mit festen Contouren.
Das Städtchen, das mir im Sinne schwebt,
Ist Godesberg, ich denke.
Dort wieder unter dem Lindenbaum
Sitz’ ich vor der alten Schenke.
Der Hals ist mir trocken, als hätt’ ich verschluckt
Die untergehende Sonne.
Herr Wirth! Herr Wirth! Eine Flasche Wein
Aus Eurer besten Tonne!
Es fließt der holde Rebensaft
Hinunter in meine Seele
Und löscht bei dieser Gelegenheit
Den Sonnenbrand der Kehle.
Und noch eine Flasche, Herr Wirth! Ich trank
Die erste in schnöder Zerstreuung,
Ganz ohne Andacht! Mein edler Wein,
Ich bitte dich drob um Verzeihung.
Ich sah hinauf nach dem Drachenfels,
Der, hochromantisch beschienen
Vom Abendroth, sich spiegelt im Rhein
Mit seinen Burgruinen.
Ich horchte dem fernen Winzergesang
Und dem kecken Gezwitscher der Finken –
So trank ich zerstreut, und an den Wein
Dacht’ ich nicht während dem Trinken.
Jetzt aber steck’ ich die Nase in’s Glas,
Und ernsthaft zuvor beguck’ ich
Den Wein, den ich schlucke; manchmal auch
Ganz ohne zu gucken, schluck’ ich.
Doch sonderbar! Während dem Schlucken wird mir
Zu Sinnen, als ob ich verdoppelt,
Ein andrer armer Schlucker sei
Mit mir zusammengekoppelt.
Der sieht so krank und elend aus,
So bleich und abgemergelt.
Gar schmerzlich verhöhnend schaut’ er mich an,
Wodurch er mich seltsam nergelt.
Der Bursche behauptet, er sei ich selbst,
Wir wären nur Eins, wir Beide,
Wir wären ein einziger armer Mensch,
Der jetzt am Fieber leide.
Nicht in der Schenke von Godesberg,
In einer Krankenstube
Des fernen Paris befänden wir uns –
Du lügst, du bleicher Bube!
Du lügst, ich bin so gesund und roth
Wie eine blühende Rose,
Auch bin ich stark, nimm dich in Acht,
Daß ich mich nicht erbose!
Er zuckt die Achsel und seufzt: „O Narr!“
Das hat meinen Zorn entzügelt,
Und mit dem verdammten zweiten Ich
Hab’ ich mich endlich geprügelt.
Doch sonderbar! jedweden Puff,
Den ich dem Burschen ertheile,
Empfinde ich am eignen Leib,
Und schlage mir Beule auf Beule.
Bei dieser fatalen Balgerei
Ward wieder der Hals mir trocken,
Und will ich rufen nach Wein den Wirth,
Die Worte im Munde mir stocken.
Mir schwinden die Sinne, und traumhaft hör’ ich
Von Kataplasmen reden,
Auch von der Mixtur – ein Eßlöffel voll –
Zwei Tropfen stündlich in jedem.
Von den vermischtem Aufsätzen in Prosaform sind nur einzelne, wie z. B. mehrere ungedruckte Capitel der „Reisebilder“, von früherem Datum; die meisten stammen aus den fünfziger Jahren. Als besonders interessant hebe ich einen Nachtrag zu den „Göttern im Exil“, eine Lebensskizze des französischen Schriftstellers Loeve-Veimars, und eine Anzahl unterdrückter Blätter aus den „Geständnissen“ hervor, welche, anknüpfend an die Schlacht von Waterloo, einen ebenso geistvollen wie malitiösen Rückblick auf die politische Geschichte der letzten fünfzig Jahre werfen und dem Verfasser bei Lebzeiten sicherlich einen vom nationalen Gesichtspunkte aus wohlberechtigten Sturm von Angriffen zugezogen hätten. Eine biographisch wichtige und originelle Zugabe sind die Briefe, welche Heine bei seinem zweimaligen Besuche in Deutschland, 1843 und 1844, an seine Frau nach Paris schrieb. Die leidenschaftliche, oft bis zu drolligster Eifersucht gesteigerte Liebe, mit welcher der Dichter an seiner Mathilde hing, ihre kindliche Unerfahrenheit in allen Verhältnissen des Lebens, das ganze idyllisch zärtliche Schäferspiel des ehelichen Haushaltes erscheinen hier im Lichte einer reizenden Natürlichkeit.
Den werthvollsten Bestandtheil der Prosa-Manuscripte bildet eine Sammlung von mehreren Hundert aphoristischen Bemerkungen über Kunst und Literatur, Religion und Philosophie, Staat und Gesellschaft, Frauen, Liebe und Ehe. Diese Gedanken und Einfälle, welche auf einer Unzahl abgerissener Papierfetzen – oft auf der Rückseite von Brieffragmenten, Rechnungen und Einladungskarten – flüchtig und mit mancherlei Abbreviaturen aufgezeichnet sind, boten der Entzifferung nicht selten die größte Schwierigkeit. Sie geben in ihrer kurz gedrängten, witzigen Form ein äußerst pikantes Bild des Heine’schen Geistes, dem sich jeder Gedanke zum geistreichen Impromptu gestaltete,. Einige dieser Einfälle mögen hier folgen:
Das alte Märchen der drei Brüder realisirt sich. Der eine läuft hundert Meilen in der Stunde, der andre sieht hundert Meilen weit, der dritte schießt so weit, der vierte bläst Armeen fort – Eisenbahn, Fernrohr, Kanonen, Pulver oder Presse. –
Weise erdenken die neuen Gedanken, und Narren verbreiten sie. –
Die jüdische Geschichte ist schön; aber die jungen Juden schaden den alten, die man weit über die Griechen und Römer setzen würde. Ich glaube: gäbe es keine Juden mehr und man wüßte, es befände sich noch irgendwo ein Exemplar von diesem Volke, man würde hundert Stunden reisen, um es zu sehen und ihm die Hände zu drücken – und jetzt weicht man uns aus. –
Der Taufzettel ist das Entréebillet zur europäischen Cultur. –
Daß ich Christ ward, ist die Schuld jener Sachsen, die bei Leipzig plötzlich umsattelten, oder Napoleon’s, der doch nicht nöthig hatte, nach Rußland zu gehen, oder seines Lehrers, der ihm zu Brienne Unterricht in der Geographie gab und ihm nicht gesagt hat, daß es zu Moskau im Winter sehr kalt ist. –
Die Erde ist der große Felsen, woran die Menschheit, der eigentliche Prometheus, gefesselt ist und vom Geier des Zweifels zerfleischt wird. Sie hat das Licht gestohlen und leidet nun Martern dafür. –
Ich sehe die Wunder der Vergangenheit klar. Ein Schleier liegt auf der Zukunft, aber ein rosenfarbiger, und hindurch schimmern goldene Säulen und Geschmeide und klingt es süß. –
Die Thoren meinen, um das Capitol zu erobern, müsse man zuerst die Gänse angreifen. –
Ich ließ mich nicht naturalisiren, aus Furcht, daß ich alsdann Frankreich weniger lieben würde, wie man für seine Geliebte kühler wird, sobald man bei der Mairie ihr legal angetraut worden. Ich werde mit Frankreich in wilder Ehe fortleben. –
Die Gesellschaft ist immer Republik – die Einzelnen streben immer empor, und die Gesammtheit drangt sie zurück. –
Luther erschütterte Deutschland – aber Franz Drake beruhigte es wieder: er gab uns die Kartoffel. –
Das Oel, das auf die Köpfe der Könige gegossen wird, stillt es die Gedankenstürme? –
Der Deutsche gleicht dem Sclaven, der seinem Herrn gehorcht ohne Fessel, ohne Peitsche, durch das bloße Wort, ja durch einen Blick. Die Knechtschaft ist in ihm selbst, in seiner Seele; schlimmer als die materielle Sclaverei ist die spiritualisirte. Man muß die Deutschen von innen befreien, von außen hilft Nichts. –
Ich habe die friedlichste Gesinnung. Meine Wünsche sind: eine bescheidene Hütte, eine Strohdach, aber ein gutes Bett, gutes Essen, Milch und Butter, sehr frisch, vor dem Fenster Blumen, vor der Thür einige schöne Bäume, und wenn der liebe Gott mich ganz glücklich machen will, läßt er mich die Freude erleben, daß an diesen Bäumen etwa sechs bis sieben meiner Feinde aufgehängt werden. Mit gerührtem Herzen werde ich ihnen vor ihrem Tode alle Unbill verzeihen, die sie mir im Leben zugefügt – ja, man muß seinen Feinden verzeihen, aber nicht früher, als bis sie gehängt werden. –