Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Aus Nordamerika
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aus: Die Gartenlaube, Heft 17, S. 272
Herausgeber: Ferdinand Stolle
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Erscheinungsdatum: 1860
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[272] Aus Nordamerika. Die deutschen Blätter in Nordamerika haben sich schon oft darüber lustig gemacht, daß die dortige Thran- und Stockfischaristokratie, das heißt die reich gewordenen Kaufleute, während ihrer Reisen in Europa sich gern an die Höfe drängen, für vornehme Leute gelten wollen und nach der Heimkehr sich dann der hohen Bekanntschaften rühmen. Dieses „Knack- und Protzenthum“ drängt sich seit einigen Jahren auch in die napoleonischen Tuilerien, wird aber dafür in folgender Art gegeißelt. „Diese amerikanischen Faullenzer (so ruft einer unserer Landsleute aus), welche sich Europa aus dem Eisenbahnwagen betrachten und sich in Paris vierzehn Tage in einem Hotel garni aufhalten! Ihr erster Gang ist zum amerikanischen Gesandten, um durch ihn Einlaß in die Tuilerien zu erhalten. Diese stoischen Republikaner, diese Käsekrämer, Landschwindler, Seifenfabrikanten, Schweins- und Walfischthranhändler, oder was sie sonst sein mögen, stürzen sich mit einer Servilität zu den Füßen des Menschen, welcher jetzt zeitweilig in den Tuilerien wohnt, daß die Franzosen und ihr dermaliger Despot sich über solche Republikaner mit Recht moquiren. Welcher grimmige Hohn, wenn wir an den alten Franklin denken, wie er bescheiden und doch stolz am Hofe Ludwigs den Sechzehnten erschien, und wenn wir dagegen die Laffen betrachten, welche sich haufenweise in Napoleons Zimmer treiben lassen. Es ist hübsch von ihm, daß er mit diesen den Maul aufreißenden Käsehändlern seinen Spuk treibt und mit einem Lächeln an ihnen vorübergeht, ohne sie eines Wortes zu würdigen. Darin zeigt er mehr Charakter, als diese republikanischen Lumpen, die vor seiner Hofclique sich entwürdigen. Auch hier zu Lande machen sie sich lächerlich. Der erste beste Schwindler, der sich für einen deutschen Baron, ungarischen Grafen oder polnischen Edelmann ausgibt, kann die pfiffigen Yankees und ihre Frauenzimmer über’s Ohr hauen. Und weshalb sollten nicht lebenslustige Industrieritter diese Lächerlichkeit der Amerikaner ausbeuten? Sie erwerben sich überdies ein Verdienst um die republikanischen Principien, indem sie ihre einfältigen Opfer vor der ganzen Welt blamiren und beweisen, daß andere Leute eben so gut den Baron spielen können, als ein Baron selber. Wie lächerlich ist es, daß der Hüter des Grabes auf St. Helena, Rougemont, dem Amerikaner Kimball einen Stein von dem leeren Grabe des Tyrannen Napoleon geschenkt hat, um diesen Stein in die Säule Washingtons setzen zu lassen! Die Amerikaner finden das erhaben! Welche Zärtlichkeit: ein Napoleonsstein im Washington-Obelisk! Welche feine Anspielung auf das Schicksal Amerika’s, da ja Napoleon der französischen Republik einen großen Leichenstein auf das Grab gesetzt hat!“