Auf der Weihnachtsmesse
[856] Auf der Weihnachtsmesse. (Zu unserer farbigen Kunstbeilage.) Ja, der Mann kennt seine Leute! Als die beiden schmucken Bauerndirnen auf seinen Stand zukamen, mit neugierig suchenden Augen die Herrlichkeiten seines Reiches musternd und doch mit dem Ausdruck der Unschlüssigkeit und Befangenheit im Gesicht, da hat er sofort gewußt: Aha, die suchen nichts für sich, auch nichts für Mutter und Geschwister, nicht einmal für den Vater – nein, die suchen etwas für einen – nun, von dem man halt nicht reden darf. So greift er denn mit Gewandtheit unter seinen Schätzen dasjenige heraus, was unter sothanen Umständen die größte Aussicht auf Absatz hat. Just eben setzt er die Schönheit und Vorzüge eines buntbemalten Porzellanpfeifenkopfes mit beredten Worten und verständnißvollem Schmunzeln auseinander, und fast scheint es, als ob er mit dem hübschen Mädchen, dank dem Zureden der erfahreneren Freundin, darüber handelseins werden sollte. Dann verschwindet die stattliche Tabakspfeife rasch im Tüchlein neben der Essigflasche – am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages aber steht einer draußen auf dem Dorfe unter seiner Hausthür und raucht aus einer nagelneuen Pfeife – kalt! Denn über den Gedanken an die liebliche Spenderin hat er wahrhaftig das Ziehen vergessen!