Apokalypse des Baruch (syrisch)

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Titel: Apokalypse des Baruch (syrisch)
Untertitel:
aus: Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel S. 55–113; Erläuterungen 1270–1272
Herausgeber: Paul Rießler
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1928
Verlag: Dr. B. Filser
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Erscheinungsort: Augsburg
Übersetzer: Paul Rießler
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: ULB Düsseldorf und Commons
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[55]
5. Apokalypse des Baruch (syrisch)

1. Kapitel: Verkündigung des Untergangs Jerusalems
1
Im 25. Jahr des Judakönigs Jechonias

erging das Wort des Herrn
an Baruch, des Neria Sohn.
Es hieß:

2
Du schautest alles,

was dieses Volk mir angetan;
die Sünden der zwei Stämme, die noch übrig,
daß sie noch zahlreicher, als die der Zehn,
die schon in die Gefangenschaft geraten sind.

3
Die frühern Stämme wurden

von ihren Königen zum Sündigen gezwungen;
doch diese zwei erzwangen es von ihren Königen,
zu sündigen.

4
Deswegen bring ich Unheil über diese Stadt und ihre Bürger;

sie soll für eine Zeit von mir verstoßen sein
und ich zerstreu dies Volk unter die Heiden.
Es soll dabei den Heiden wohl ergehen,

6
mein Volk jedoch gezüchtigt werden.

Dann kommt die Zeit,
wo ihre Friedenszeiten sie ersehnen.


2. Kapitel: Befehl, die Stadt zu verlassen
1
Dies sage ich zu dir,

daß du’s dem Jeremias kündest
und allen euresgleichen:
Verlasset diese Stadt,

2
weil eure Handlungen für diese Stadt

wie eine feste Säule sind
und eure Gebete einer starken Mauer gleichen!


3. Kapitel: Baruchs Klage
1
Ich sagte:

Herr, mein Herr!
Kam ich deswegen in die Welt,
das Unheil meiner Mutter anzuschauen?
Ach nein, mein Herr!

[56]
2
Fänd ich in deinen Augen Gnade,

nimm vorher meinen Geist hier weg,
daß ich zu meinen Vätern gehe
und nicht den Untergang der Mutter ansehen muß!

3
Denn beides drückt mich schmerzlich:

Ich kann dir nicht entgegentreten,
und doch kann ich das Unheil meiner Mutter nicht mitansehen.

4
Doch Eines sag ich, Herr, vor dir:
5
Was soll hernach geschehen?

Denn läßt du deine Stadt dem Untergang verfallen
und überlieferst unsern Hassern du dein Land,
wie könnte man sich noch des Namens Israel erinnern?

6
Wem könnte des Gesetzes Sinn erläutert werden?
7
Soll denn das Weltgebäude

zum Anfang wiederkehren?
Soll wohl die Welt dem Schweigen
des Urbeginns nochmals verfallen?

8
Soll denn der Lebewesen Masse wieder ausgerottet werden?

Soll von der menschlichen Natur nicht mehr die Rede sein?

9
Wo bleibt all das,

was du dem Moses über uns gesagt?


4. Kapitel: Das neue Jerusalem
1
Da sprach zu mir der Herr:

Ja, diese Stadt wird eine Zeitlang preisgegeben
und eine Zeit das Volk gezüchtigt;
jedoch die Welt wird nicht vergehen.

2
Meinst du vielleicht,

dies sei die Stadt, von der ich sprach:
„In meinen Händen trag ich dich gezeichnet?“

3
Nicht diese Stadt vor euch mit ihren Bauten ist die künftige,

die ich geoffenbart,
die hier im voraus schon bereitet ist
seit jener Zeit, wo ich beschloß,
das Paradies zu schaffen.
Ich zeigte sie dem Adam vor dem Sündenfall;
sie ward ihm mit dem Paradies entzogen,
nachdem er gegen das Verbot gefrevelt.

4
Ich zeigte sie auch meinem Diener Abraham

in jener Nacht zwischen den Opferhälften.

5
Ich zeigte sie dem Moses auf dem Berge Sinai,

wo ich das Bild des Zeltes
und aller der Geräte sein ihm wies.

6
So wird sie jetzt bei mir bereit gehalten,

mitsamt dem Paradies.

7
Geh also fort

und tu, was ich dich heiße!


[57]
5. Kapitel: Gott selbst zerstört Sion
1
Ich sprach:

So bin ich also Sion gegenüber schuld daran,
daß deine Hasser dieses Land betreten
und deinen Tempel unrein machen
und in Gefangenschaft dein Eigentum verschleppen
und alles, was du lieb hast, rauben,
in ihrer Götzen Heimat ziehen
und dort vor ihnen prahlen?
Was hab ich deinem hehren Namen angetan?

2
Da sprach der Herr zu mir:

Mein Name währt,
mein Ruhm in alle Ewigkeit;
doch mein Gericht wahrt sich sein Recht zu seiner Zeit.

3
Mit eigenen Augen sollst du sehen,

daß nicht die Feinde Sion selbst zerstören
und nicht Jerusalem verbrennen;
sie dienen vielmehr nur für eine Zeit dem Richter.

4
Geh du nun fort!

Tu alles, was ich dir gesagt!

5
So ging ich fort

und nahm den Jeremias,
Iddo und Seraja,
Jabes und Gedalja
samt allen Angesehenen im Volk mit mir
und brachte sie zum Kidronbach.
Ich sagte ihnen alles,
was mir verkündet ward.

6
Sie weinen alle laut.
7
Wir sitzen dort

mit Fasten bis zum Abend.


6. Kapitel: Engel zünden die Heilige Stadt an
1
Am andern Tag

umzingelte chaldäische Heeresmacht die Stadt.
Und da verließ ich, Baruch, zu der Abendzeit das Volk,
ging fort und trat zur Eiche.

2
Ich war in Kümmernis um Sions willen

und seufzte über die Gefangenschaft,
worin das Volk gekommen.

3
Sofort hebt mich ein starker Wind empor

und bringt mich oben auf die Mauer von Jerusalem.

4
Ich schaue:

Vier Engel stehen auf vier Ecken unserer Stadt,
ein jeder eine Feuerfackel in der Hand.

5
Vom Himmel kommt ein anderer Engel;

er spricht zu ihnen:

[58]

Nehmt eure Fackeln!
Doch zündet sie nicht früher an,
bis ich’s euch sage!

6
Gesandt bin ich,

zuvor der Erde anzukünden
und hier zu hinterlegen,
was mir der höchste Herr befohlen hat.

7
Ich sah ihn dann zum Allerheiligsten herniedersteigen

und dort den Vorhang an sich nehmen,
das heilige Schulterkleid,
den Sühnedeckel,
die beiden Tafeln,
der Priester heilige Gewänder,
den Rauchaltar
und achtundvierzig Edelsteine, die der Priester an sich trug,
und alle heiligen Gefäße in dem Zelt.

8
Mit lauter Stimme spricht er zu der Erde:

Erde! Erde! Erde!
Vernimm nun des allmächtigen Gottes Wort!
Nimm diese Dinge in Empfang,
die ich dir anvertraue!
Wahr sie bei dir bis auf die letzten Zeiten,
damit du nach Geheiß sie wiedergebest,
auf daß die Fremden sie nicht rauben können!

9
Gekommen ist die Zeit,

daß auch Jerusalem auf eine Zeit wird preisgegeben,
bis es dann heißt,
es werde wiederhergestellt,
und zwar für immer.

10
Da öffnete die Erde ihren Mund

und schlang sie in sich ein.


7. Kapitel: Die Brandlegung
1
Dann höre ich,

wie dieser Engel zu den Engeln,
den Fackelträgern, spricht:
Beginnet jetzt!
Zerstört bis auf den Grund die Stadtmauern,
daß nicht die Feinde prahlend sagen können:
Wir haben Sions Mauern eingerissen
und des allmächtigen Gottes Ort verbrannt“,

2
indessen ihr die Stätte nahmet,

wo ich vordem verweilt.


8. Kapitel: Einzug der Chaldäer
1
Die Engel tun, wie er sie heißt.

Als sie der Mauern Ecken sprengten,

[59]

vernahm man nach dem Fall der Mauer
noch aus dem Tempelinnern eine Stimme.
Sie rief:

2
„Ihr Feinde, dringt hinein!

Ihr Hasser, kommt herbei!
Denn, der das Haus bewacht,
hat es verlassen.“

3
Ich, Baruch, gehe fort.
4
Und der Chaldäer Heer hält seinen Einzug.

Das Heiligtum und alles ringsumher besetzen sie.

5
Dann führen sie das Volk gefangen fort

und töten manche;
den König Sedekias aber schlagen sie in Fesseln
und senden ihn zu Babels König.


9. Kapitel: Baruchs Trauer
1
Ich, Baruch, kam alsdann herbei

mit Jeremias, dessen Herz von Sünden rein erfunden,
und der nicht bei dem Fall der Stadt gefangen ward.

2
Und wir zerreißen unsere Gewänder

und weinen, trauern, fasten sieben Tage.


10. Kapitel: Baruchs Klagelied
1
Da kommt nach sieben Tagen über mich das Gotteswort;

es spricht zu mir:

2
Sag Jeremias, er soll gehen

und für des Volks Gefangene
bis hin nach Babel Sorge tragen!

3
Doch du bleib hier auf Sions Trümmerstätte.

Ich tue dir nach diesen Tagen kund,
was an der Tage Schluß geschieht.

4
Ich sage Jeremias,

was mich der Herr geheißen.

5
So zieht er mit dem Volke fort;

ich aber, Baruch, gehe hin,
sitz vor den Tempeltoren
und klage über Sion:

6
Heil dem, der nicht geboren!

Heil dem, der zwar geboren, aber bald gestorben!

7
Weh uns, die wir jetzt leben,

daß wir die Trübsal Sions angeschaut,
Jerusalems Geschick!

8
Ich ruf vom Meere die Sirenen:

Ihr Nachtgespenster, kommet aus der Wüste her!
Ihr Dämonen
und ihr Schakale aus den Wäldern!

[60]

Wohlan!
So gürtet eure Lenden für die Weheklage,
stimmt mit mir Trauerlieder an!
Wehklagt mit mir!

9
Ihr Ackerbauer!

Ihr sät nicht mehr!
Du Erde!
Weshalb gibst du der Ernte Früchte her?
Halt doch zurück in deinem Schoß
die Nahrung voller Wohlgeschmack!

10
Du Weinstock!

Weshalb gibst du den Wein noch immer her?
Nichts wird davon nach Sion mehr gebracht
und auch die Erstlingsfrüchte nicht mehr abgeliefert.

11
Ihr Himmel!

Behaltet euren Tau!
Macht nicht des Regens Vorratskammern auf!

12
Du Sonne!

Behalte deiner Strahlen Licht!
Wozu soll dort noch weiter Licht erstrahlen,
wo Sions Licht verdunkelt ist?

13
Brautleute!

Betretet nicht das Brautgemach!
Jungfrauen!
Laßt eurer Kränze Schmuck!
Ihr Weiber, betet nicht um Kindersegen!

14
Die Unfruchtbaren müssen vielmehr fröhlich sein,

und freuen sollen sich, die keine Kinder haben!
Die Kindermütter müssen traurig sein.

15
Weswegen sollen sie mit Schmerzen noch gebären?

Nur, um mit Seufzern zu begraben?

16
Weswegen sollen Menschen Kinder noch besitzen?

Warum soll vom Geschlecht der menschlichen Natur
noch weiterhin die Rede sein,
wo hier nun diese Mutter ganz verstört
und ihre Kinder in Gefangenschaft geschleppt?

17
Von jetzt ab dürft ihr nimmer von der Schönheit reden

und nicht erzählen von der Anmut.

18
Ihr Priester!

Nehmt jetzt die Tempelschlüssel!
Werft sie zur Himmelshöhe!
Gebt sie dem Herrn und sagt:
„Bewache du dein Haus!
Wir sind als trügerische Haushalter befunden worden.“

19
Ihr Jungfrauen,

die ihr mit Ophirgold
zusammen linnene und Seidenfäden webt,
nehmt schleunigst alles!

[61]

Werft’s in das Feuer,
um dem’s zu bringen,
der es hervorgebracht!
Die Flamme soll’s dem senden,
der es geschaffen!
Dann können’s nimmermehr die Feinde rauben.


11. Kapitel: Sions unvergleichlicher Schmerz
1
Dir, Babel, sag ich, Baruch, dies:

Wenn du in Blüte stündest
und Sion wäre noch in seinem vollen Glanz bewohnt,
so wär’s uns doch ein großer Schmerz,
daß du dann Sion glichest.

2
So aber ist’s für uns ein unermeßlich großer Schmerz,

ein Jammer ohne Maß,
daß du in Blüte bist
und Sion liegt verwüstet da.

3
Wer wird wohl über diese Dinge richten wollen?

Bei wem beklagten wir uns über unser Mißgeschick.
Herr! Wie hast du dies dulden können?

4
Es legten unsere Väter schmerzlos sich zum Schlafe nieder,

und die Gerechten schlummern friedlich in der Erde.

5
Denn sie erfuhren niemals solche Trübsal

und hörten nie von dem, was uns betroffen.

6
Ach Erde, hättest du doch Ohren!

Du, Staub, ein Herz!
Geht hin
und kündet es der Unterwelt
und sagt den Toten:
„Weit glücklicher seid ihr
als wir, die wir noch leben.“


12. Kapitel: Die Zeit des Zornes
1
Ich sag’s so, wie ich’s denke,

und rede, Erde, so vor dir,
die du in Blüte heute stehst:

2
„Die Mittagsglut wärmt nicht zu jeder Zeit;

es leuchten nicht der Sonne Strahlen unaufhörlich.

3
Glaub nicht!

Wähn nicht,
du könntest dich, zu aller Zeit in Blüte stehend, freuen!
Überheb dich nicht!
Prahl nicht!

4
Zu seiner Zeit regt sich auch gegen dich der Zorn,

der jetzt durch Langmut
gleichwie durch einen Zaun zurückgehalten wird.“

5
Nachdem ich dies gesprochen,

fast ich an sieben Tagen.


[62]
13. Kapitel: Gottes Strafgerichte
1
Ich, Baruch, stehe auf dem Sionsberg,

und eine Stimme kommt aus Himmelshöhen
und spricht zu mir:

2
Stell dich auf deine Füße, Baruch!

Hör des allmächtigen Gottes Wort!

3
Du wunderst dich ob dem, was Sion traf;

deswegen wirst du bis zum End der Zeiten aufbewahrt,
daß du zur Stelle bist, um Zeugnis abzulegen.

4
Wenn je die jetzt so blühenden Städte fragen:

„Wozu hat der allmächtige Gott
die Strafe über uns gebracht?

5
Sag dann zu ihnen,

du und die deinesgleichen,
die ihr dies Unheil miterlebt:
„Das ist das Unheil und die Strafe,
die über euch und euer Volk jetzt kommt,
zu der bestimmten Zeit,
damit die Völker ausnahmslos gezüchtigt werden

6
und dann in dieser Pein verbleiben.“
7
Und fragen sie zu jener Zeit:

Wie lang wird dieses währen?

8
Sag ihnen:

Ihr, die ihr klaren Wein getrunken,
trinkt auch von seiner Hefe!
Denn das Gericht des Hocherhabenen ist unparteiisch.

9
Deswegen schonte er im Anfang nicht der eigenen Kinder;

er peinigte sie vielmehr so,
als wären’s seine Hasser,
weil sie gesündigt hatten.

10
Sie wurden damals so gezüchtigt,

damit sie auch entsündigt werden könnten.

11
Jetzt aber, ihr Nationen und ihr Völker!

Jetzt seid ihr strafbar,
weil ihr die ganze Zeit hindurch die Erde nur zertratet
und auch die Schöpfung nutzbar machtet,
so, wie’s sich nicht gehörte.

12
Denn ich erwies euch allzeit Gutes;

ihr aber habt die Güte allezeit geleugnet.


14. Kapitel: Baruchs Bedenken
1
Ich gab zur Antwort:

Du hast der Zeiten Lauf mir kundgetan
und das, was nach der Gegenwart geschehen wird.
Du sprachst zu mir:

2
„Den Völkern mag die Strafe wohl bekommen,

wovon du sprachst.“

[63]
2
Jetzt weiß ich, daß gar viele sündigten

und doch im Glücke lebten
und so die Welt verließen.
Nur wenig Völker sind in diesen Zeiten übrig,
worauf sich deine Worte wohl beziehen könnten.

3
Was für ein Nutzen liegt darin?

Was können wir noch Schlimmeres erwarten
als das, was uns bereits getroffen?

4
Noch will ich weiter vor dir reden:
5
Was nützt es denen,

die voller Einsicht vor dir waren
und nicht, wie andere Völker, sich der Eitelkeit ergaben
und nicht so zu den Toten sprachen:
„Verschafft uns Leben!“,
die vielmehr allezeit vor dir sich fürchteten
und deine Wege nicht verließen?

6
Sie wurden doch hinweggerafft,

und du erbarmtest dich nicht ihretwegen Sion.

7
Wenn andere frevelten,

so hätte Sion doch vergeben werden müssen,
der Werke derer wegen,
die Gutes ausgeübt.
Es hätte nicht versinken sollen
der Werke derer wegen,
die Missetat verübt.

8
Mein Herr und Gott!

Wer mag wohl dein Gericht verstehen,
oder wer erforscht die Tiefe deines Weges,
oder wer bedenkt die schwere Bürde deines Pfades?

9
Wer? Wer kann deinem unausdenklichen Beschluß nachsinnen,

oder wer von Staubgeborenen
fand je den Anfang und das Ende deiner Weisheit?

10
Wir alle gleichen einem Hauch.
11
Denn wie der Hauch ohn eigen Zutun aufsteigt und vergeht,

so ist’s auch mit der Menschenkinder Wesen:
mit ihrem Willen gehn sie nicht dahin
und wissen nicht, was ihnen
am Ende noch beschieden.

12
Gern warten die Gerechten auf das Ende,

und ohne Furcht verlassen sie dies Leben.
Dieweil bei dir sie einen Schatz von Werken haben,
der in den Vorratskammern liegt.

13
Darum verlassen sie auch furchtlos diese Welt

und harren voller freudenreichen Zuversicht darauf,
daß sie die Welt empfangen,
die festversprochene von dir.

14
Weh aber uns, die wir jetzt Schimpf erleiden

und auch in jener Zeit nur Unheil zu erwarten haben!

[64]
15
Du weißt genau,

was du aus deinen Knechten machtest;
was gut, vermögen wir nicht einzusehen
wie du,
du, unser Schöpfer.

16
Doch weiter will ich vor dir reden,

Herr, mein Gott.

17
Noch war die Welt nicht und die sie bewohnen.

Da hieltst du Rat
und sprachst ein Wort,
und sogleich traten der Geschöpfe Werke vor dich hin.

18
Da sagtest du,

den Menschen wolltest du für deine Welt
zum Statthalter für deine Werke machen,
daß man erkenne,
nicht er der Welt,
vielmehr die Welt sei ihm zuliebe nur gemacht.

19
Jetzt seh ich nun,

es bleibt die Welt zwar stehen,
die unsretwegen ward erschaffen,
wir aber gehen dahin,
um deretwillen sie entstand.


15. Kapitel: Lösung der Bedenken
1
Da sprach der Herr zu mir:

Du wunderst dich mit Recht darüber,
wie so die Menschen hingehen;
doch urteilst du nicht richtig über jene Unglücksfälle,
die Sünder treffen,

2
sofern du sagst,

es würden die Gerechten weggerafft,
die Frevler aber seien im Glück

3
und „niemand hat je dein Gericht erkannt“.
4
Deswegen hör!

Ich will’s dir sagen.
Und merk auf mich!
Ich laß dich meine Worte hören.

5
Es würd der Mensch nie richtig mein Gesetz erkennen,

hätt’ er nicht das Gesetz empfangen
und hätt’ ich ihn nicht klugerweise unterrichtet.

6
Doch, weil er wissentlich es übertritt,

so soll er wissentlich auch Pein erleiden.

7
Insofern du von den Gerechten sagtest,

es sei um ihretwillen diese Welt gekommen,
so wird um ihretwillen auch die künftige erscheinen.

8
Es ist ja diese Welt für sie
[65]

nur Mühe, Arbeit, viele Anstrengung,
und so ist jene künftige
dann eine Krone voller Herrlichkeit.


16. Kapitel: Neues Bedenken
1
Ich sprach: »Herr, mein Gott!

Die Jahre, die jetzt sind,
sind wenige und üble.
Wer kann in dieser seiner so geringen Zeit erwarten,
was unentbehrlich ist?


17. Kapitel: Gleichgültigkeit der Zeitlänge
1
Da sprach der Herr zu mir:

Beim Höchsten wird nicht viele Zeit berechnet,
doch auch nicht wenig Jahre.

2
Was nützte es dem Adam,

daß er 930 Jahre lebte,
da er doch übertrat,
was ihm verboten war?

3
Nichts nützte ihm die lange Zeit, die er gelebt;

er brachte vielmehr nur den Tod,
und so verkürzte er die Jahre derer,
die von ihm stammen.

4
Oder was schadete es Moses,

daß er 120 Jahr nur lebte?
Er brachte doch deswegen,
dieweil er seinem Schöpfer untertänig war,
den Jakobssöhnen das Gesetz,
entzündete dem Stamme Israels ein Licht.


18. Kapitel: Neues Bedenken
1
Ich sprach:

Der, der es angezündet,
gab von dem Licht;
doch wenige sind es, die ihn nachahmten.

2
Die vielen aber, denen er es angezündet,

sie nahmen von der Finsternis des Adam
und freuten sich nicht an dem Licht der Leuchte.


19. Kapitel: Belehrung
1
Er sprach zu mir:

Deswegen stiftet er zu jener Zeit den Bund für sie,
und spricht:
„Ich leg vor euch das Leben und den Tod“,
und ruft den Himmel und die Erde gegen sie zu Zeugen auf.

[66]
2
Er wußte ja,

daß seine Zeit nur kurz,
dagegen Erd und Himmel allezeit vorhanden sind.

3
Sie aber sündigten

und frevelten nach seinem Tod,
obwohl sie wußten,
sie haben das Gesetz,
das zur Verantwortung sie zöge,
sowie das Licht, worin sich nichts verbergen konnte,
und dann die Sphären,
die Zeugnis geben,
und schließlich mich.

4
Ich richte über alles, was da ist.

Du aber denk nicht mehr darüber nach!
Laß das Geschehene dich nicht mehr schmerzen!

5
Denn jetzt ist es der Zeiten Ende,

das wohl bedacht sein muß,
sei’s in der Arbeit, sei’s im Glück,
sei’s in der Schande,
und nicht der Anbeginn davon.

6
Denn, lebt der Mensch in seiner ersten Zeit im Glück

und kommt im Greisenalter noch in Schande,
vergißt er all das Glück, das er genossen.

7
Und wiederum:

Lebt in der ersten Zeit ein Mensch in Schande
und kommt er in der Folgezeit ins Glück,
alsdann gedenkt er nicht mehr seiner Schande.

8
Und weiter höre!

Wär jemand diese ganze Zeit hindurch nur glücklich, –
vom Tag an, wo der Tod verhängt ward über die,
die sich in dieser Zeit vergingen, –
und ging er schließlich doch zugrund,
so wäre alles Frühere wertlos.


20. Kapitel: Mahnworte
1
Deswegen kommen Tage;

da eilen rascher hin die Zeiten,
als wie die früheren;
die Jahreszeiten laufen rascher,
als in Vergangenheit,
die Jahre schwinden schneller,
als wie die jetzigen.

2
Deshalb verstieß ich Sion,

um heimzusuchen
die Welt zu ihrer Zeit
so schnell als möglich.

[67]
3
Wahr jetzt in deinem Herzen alles, was ich dir befehle!

Versiegle dies in des Verstandes Kammern!

4
Dann künd ich dir auch mein gewaltiges Gericht

und meine Wege, die so unerforschlich.

5
Geh also hin!

Und heilige dich sieben Tage!
Iß kein Brot!
Trink kein Wasser,
Sprich mit niemand!

6
Komm dann an diesen Ort hieher!

Dann offenbare ich mich dir
und red mit dir die Wahrheit
und geb dir einen Auftrag
des Laufs der Zeiten wegen.
Sie kommen jetzt
und sie verziehen nicht.


21. Kapitel: Baruchs Zweifel
1
Ich ging von dort hinweg

und setzte mich im Kidrontal in eine Erdhöhle;
ich heiligte mich dort;
ich aß kein Brot
und hatte trotzdem keinen Hunger;
ich trank kein Wasser
und hatte trotzdem keinen Durst.
Ich blieb dort bis zum siebten Tag,
wie er mich hieß.

2
Dann kam ich an den Ort,

wo er mit mir geredet.

3
Zur Zeit des Sonnenuntergangs kam ich in tiefes Sinnen,

begann vor dem Allmächtigen zu reden;
und sprach:

4
Hör mich, der du die Erde schufest,

der du durchs Wort dem Firmament die Stätte angewiesen
und durch den Geist des Himmels Höhe hast befestigt,
der du im Anbeginn der Welt hervorgerufen,
was bis dahin noch nicht gewesen,
und sie gehorchen dir,

5
der du der Luft durch deinen Wink geboten,

das Künftige schon gegenwärtig sahest,

6
der du die Engelheere, die vor dir,

mit großer Umsicht leitest,
sowie die unzählbaren heiligen Wesen,
die du von Ewigkeit geschaffen,
die flammenden und feurigen,
die rings um deinen Thron,
durch Schelten leitest,

[68]
7
du bist allein imstand,

sofort den Willen dein zu tun,

8
der du mit vielen Regentropfen auf die Erde regnest

und ganz allein der Zeiten Schluß vor seiner Ankunft kennst, –
blick doch auf mein Gebet!

9
Denn du allein vermagst, die Wesen alle zu erhalten:

die Seienden, Vergangenen, Zukünftigen,
die Sünder und die Guten.

10
Denn du allein bist der Lebendige,

der niemals stirbt und unerforschlich ist.
Du kennst die Zahl der Menschenkinder

11
und weißt auch, ob zur Zeit gar viele sündigen

und andere, nicht wenige, recht handeln.

12
Du weißt es auch,

wo du für Sünder hältst bereit das Letzte
oder für die das Ende,
die recht gehandelt haben.

13
Denn, wenn es nur das Leben gäbe,

das jedermann hier hat, –
nichts wäre bitterer als dies.

14
Was nützt die Kraft,

die wiederum zur Schwäche wird,
Nahrung, die sättigt
und die dem Hunger weicht,
Schönheit,
die wieder häßlich wird?

15
Denn allzeit wandelt sich die menschliche Natur

oder wird zu nichts.

16
Denn wie wir vormals waren,

so sind wir jetzt nicht mehr
und wie wir jetzt sind,
so werden wir nicht nachher bleiben.

17
Denn, nähm nicht alles auch ein Ende,

so gäb’s davon auch keinen Anfang.

18
Doch laß mich alles wissen,

was von dir kommt!
Erleuchte mich,
worum ich dich ersuche!

19
Bis wann bleibt das Vergängliche bestehen?

Wie lange ist die Zeit der Sterblichen voll Glück?
Bis wann beflecken sich mit vieler Bosheit die Vergänglichen?

20
Gebiete nun erbarmungsreichen Sinnes!

Mach deine ganze Drohung wahr,
daß deine Kraft von denen auch erfahren werde,
die nur für Schwäche deine Langmut halten!

21
Sag’s denen, die’s nicht wissen!

Was uns und unsere Stadt bis jetzt betroffen,
geschah nach deiner Herrschaft Langmut;

[69]

denn du beriefest uns als Lieblingsvolk
um deines Namens willen.

22
So halt von dieser sterblichen Natur

die Sterblichkeit zurück!

23
Bedräu deswegen auch den Todesengel!

Und sichtbar werde deine Herrlichkeit
und deine hehre Majestät erkannt!
Versiegelt sei die Unterwelt,
daß sie von jetzt an keine Toten mehr empfange!
Der Seelen Kammern sollen jene wieder geben,
die noch darin verschlossen sind!

24
Denn da sind’s ihrer viel geworden

in jenen Jahren, die verflossen sind
seit Abrahams, Isaaks, Jakobs Tagen,
die alle in der Erde schlafen, so, wie jene.
Um ihretwillen schufest du die Erde,
wie du gesagt.

25
Zeig schleunigst deine Herrlichkeit

und zögere nicht mit der Verheißung!“

26
So endete ich mein Gebet;

ich war erschöpft.


22. Kapitel: Baruchs Zurechtweisung
1
Da taten sich die Himmel auf;

bei diesem Anblick ward mir wiederum die Kraft gegeben,
und eine Stimme ließ sich aus den Höhen vernehmen;
sie sprach zu mir:

2
Baruch, Baruch!

Warum bist du so unruhig?

3
Wenn jemand auf dem Wege wandert,

jedoch ihn nicht zu Ende geht,
oder auf dem Meere fährt,
doch nicht zum Hafen kommt,
kann dieser wohl befriedigt sein?

4
Oder wenn ein Mann dem andern ein Geschenk verspricht,

doch ihm es vorenthält,
ist das nicht Raub?

5
Oder wenn ein Mann ein Feld besät,

jedoch nicht seine Frucht zu ihrer Zeit abmäht,
bringt der sich nicht um seine ganze Ernte?

6
Oder wenn ein Mann sich eine Pflanze pflanzt,

sie aber wächst nicht bis zur nötigen Zeit,
kann dann ihr Pflanzer Frucht von ihr erwarten?

7
Oder wenn ein schwangeres Weib zur Unzeit niederkommt,

nimmt sie in solchem Fall
nicht sicher ihrer Leibesfrucht das Leben?

[70]
8
Oder baut jemand ein Haus,

und deckt es nicht mit einem Dach
und baut es so nicht aus,
kann man ein Haus dies heißen?
Sag dieses mir zuvor!


23. Kapitel: Die Nähe des Heils
1
Ich sprach:

Nein, Herr, mein Gott!

2
Er sprach zu mir:

Wozu bekümmerst du dich also über das,
was du nicht weißt?
Was ängstigt dich,
wovon du keine Kenntnis hast?

3
Denn, wie du von den gegenwärtigen Menschen weißt,

sowie von den Dahingegangenen,
so kenne ich die Künftigen.

4
Als Adam sündigte

und dann der Tod ward über seine Nachkommen verhängt,
da wurde damals abgezählt
die große Masse derer, die geboren werden sollten;
dann ward für jene Menge eine Stätte zubereitet,
den Lebenden zum Wohnen,
zur Aufbewahrung für die Toten.

5
Bevor die vorbestimmte Zahl nicht ganz erfüllt,

lebt auch die Kreatur nicht wieder auf.
Mein Geist ist ja des Lebens Schöpfer;
die Unterwelt empfängt die Toten weiter.

6
Doch mehr ist’s dir vergönnt, zu hören,

was noch nach diesen Zeiten kommt.

7
Denn wahrhaft nahe ist mein Heil zu kommen;

es ist nicht mehr so fern, wie ehedem.


24. Kapitel: Gottes Langmut
1
Denn sieh, es kommen Tage;

da öffnet man die Bücher,
worin die Sünden aller Missetäter aufgeschrieben,
sowie die Kammern,
wo die Gerechtigkeit all derer aufgespeichert ist,
die in der Schöpfung recht gehandelt.

2
Zu jener Zeit geschieht es;

da schauest du und mit dir viele
des Hocherhabenen Langmut,
die von Geschlechte zu Geschlechte währt;
voll Langmut ist er doch zu allen Erdgeborenen,
sie mögen Sünden oder gute Werke tun.

[71]
3
Ich sprach:

Sieh, Herr!
Die Zahl der künftigen und vergangenen Dinge
kennt niemand.

4
Auch ich weiß wohl, was uns getroffen.

Was aber unsere Hasser treffen wird,
das weiß ich nicht
und wann du gegen sie dich willst erheben.


25. Kapitel: Weltgericht
1
Er sprach:

Auch du wirst aufbewahrt für jene Zeit,
als Zeichen, daß der Höchste wirken wird
am End der Tage für die Erdbewohner.

2
Dies also wird das Zeichen sein:
3
Wenn starrer Schreck die Erdbewohner packt,

dann fallen sie in viele Nöte
in übergroße Peinen.

4
Und sagen sie bei sich in ihrer übergroßen Not:

„Der Erde denket immer der Allmächtige,“
dann wird die neue Zeit sich regen.


26. Kapitel: Dauer der Erdnot
1
Ich sprach:

So wird wohl jene Drangsal lange Zeit bestehen?
Und jene Notzeit viele Jahre währen?


27. Kapitel: Zwölf Drangsalszeiten
1
Er sprach zu mir:

Zwölf Abschnitte hat jene Zeit;
ein jeglicher davon ist vorbehalten
für das ihm Vorgesehene.

2
Im ersten Abschnitt tritt der Unruhen Anfang ein,
3
im zweiten Hinschlachtung der Großen,
4
im dritten Sterben vieler,
5
im vierten Aussendung des Schwertes,
6
im fünften Hunger, sowie Regenmangel,
7
im sechsten Erdbeben und Schrecknisse
8
im siebten ...
9
im achten viel Erscheinungen,

Begegnungen mit Geistern,

10
im neunten Feuerfall von oben,
11
im zehnten viel Beraubung und Bedrückung,
12
im elften Missetat und Üppigkeit,
13
im zwölften Mischung und Vermengung all des Vorgenannten.
[72]
14
Zunächst sind diese Zeitabschnitte vorbehalten;

dann werden sie gemischt und helfen so einander aus.

15
Denn einige lassen von dem Ihrigen noch übrig

und geben anderen noch her
und andere ergänzen sich und weitere,
so daß die Erdbewohner nicht bemerken,
daß es der Zeiten Ende ist.


28. Kapitel: Neues Bedenken
1
Doch der es merkt,

wird alsdann weise;

2
Was aber Maß und Zahl der Zeit betrifft,

so gibt’s zwei Abschnitte,
die Wochen von je sieben Wochen sind.

3
Ich sprach:

Es ist wohl gut,
wenn jemand es erlebt und schaut;
doch besser ist es,
wenn er es nicht erreicht,
daß er nicht falle.

4
Nun frag ich auch noch dies:

Wird wohl der Unvergängliche
verachten das Vergängliche
und was an dem Vergänglichen geschieht?
Betrachtet er das Unvergängliche allein?

5
Kommt aber wirklich das, mein Herr, herbei,

was du mir jetzt vorhergesagt,
so tu mir dieses kund,
wenn ich in deinen Augen jemals Gnade fand!
Ereignet sich’s in einem Lande nur,
vielleicht in einem Erdteil,
oder wird’s die ganze Erde spüren?


29. Kapitel: Der Messias
1
Er sprach zu mir:

Die ganze Erde trifft, was sich ereignet;
deswegen spüren’s alle, die am Leben.

2
Zu jener Zeit beschirme ich nur die,

die sich in diesem Land zu jenen Tagen finden.

3
Ist das vollendet,

was in den Zeitabschnitten soll geschehen,
alsdann beginnt mit seiner Offenbarung der Messias.

4
Es offenbart sich auch der Behemot aus seinem Land;

es steigt der Leviathan aus dem Meer empor;
die zwei gewaltig großen Meeresungeheuer,
die ich am fünften Schöpfungstage schuf

[73]

und sie auf jene Zeiten aufbewahre;
sie dienen alsdann allen Übrigbleibenden zur Speise.

5
Auch gibt die Erde ihre Frucht zehntausendfältig;

an einem Weinstock werden tausend Ranken sein,
und eine Ranke trägt dann tausend Trauben
und eine Traube tausend Beeren
und eine Beere gibt an vierzig Liter Wein.

6
Die Hunger litten, sollen reichlich essen,

an jedem Tage neue Wunder schauen.

7
Denn Winde gehen von mir aus,

um jeden Morgen aromatischer Früchte Duft mit sich zu führen
und an des Tages Ende Wolken,
die heilungsvollen Tau herabträufeln.

8
Da fallen aus der Höhe wieder Mannamengen;

sie zehren davon in jenen Jahren,
weil sie der Zeiten Ende miterlebt.


30. Kapitel: Auferstehung der Toten
1
Vollendet sich die Zeit des gegenwärtigen Messias,

dann kehrt er abermals in Herrlichkeit zum Himmel.
Dann werden alle jene auferstehen,
die, auf ihn hoffend, einst entschlafen sind.

2
Zu jener Zeit geschieht es:

da öffnen sich die Kammern,
worin der frommen Seelen Zahl verwahrt ist;
sie gehen heraus,
und all die vielen Seelen kommen
als Eines Sinnes Schar,
auf einmal zu Gesicht.
Die Ersten freuen sich;
die Letzten sind nicht traurig.

3
Es weiß ein jeglicher,

daß jetzt die Zeit herbeigekommen,
von der es heißt, sie sei der Zeiten Ende.

4
Der Frevler Seelen schwinden hin in Angst,

wenn sie dies alles schauen.

5
Sie wissen ja, daß ihre Peinigung sie jetzt erreicht

und daß ihr Untergang herbeigekommen.


31. Kapitel: Neue Zerstörung Sions
1
Da ging ich zu dem Volk

und sprach zu ihm:
Versammelt alle Ältesten zu mir!
Ich will euch manches sagen.

2
Sie sammelten sich in dem Kidrontal.
3
Da hob ich an und sprach zu ihnen:

Hör, Israel!

[74]

Jetzt will ich zu dir reden.
Jakobsstamm, merk auf!
Ich möchte dich vermahnen.

4
Vergesset Sions nicht!

Seid eingedenk der Trübsale Jerusalems!

5
Denn, seht, es kommen Tage;

da gibt man alles, das Gewordene, der Vernichtung hin;
dann wird es so,
als ob es nicht gewesen.


32. Kapitel: Neubau Sions
1
Bereitet ihr die Herzen aber vor,

und säet des Gesetzes Frucht darein,
dann schirmt es euch in jener Zeit,
wo der Allmächtige die ganze Schöpfung wird erschüttern.

2
Denn Sions Bau wird später kurze Zeit erschüttert;

dann aber wieder aufgebaut.

3
Doch bleibt nicht jener Bau bestehen;

nach einiger Zeit wird er nochmals zerstört
und liegt in Trümmern eine Zeit.

4
In Herrlichkeit wird’s dann erneuert

und völlig aufgebaut für alle Zeiten bleiben.

5
Wir dürfen über das gekommene Unheil uns nicht so betrüben,

wie über das, was noch geschehen wird.

6
Doch größer noch, als diese beiden Leiden,

ist dann der Kampf,
wenn seine Schöpfung der Allmächtige erneuert.

7
Nun kommet aber ein paar Tage nicht zu mir!

Bekümmert euch nicht mehr um mich,
bis daß ich zu euch komme!

8
Nach diesen Worten ging ich, Bausch, meines Weges,

und wie das Volk bemerkte,
ich wollte fortgehen,
erhob es klagend seine Stimme, rufend:
„Wo gehst du hin?
Weshalb verläßt du Baruch, uns,
gleich einem Vater,
der fortgeht und die Kinder läßt verwaist zurück?“


33. Kapitel: Des Volkes Klage
1
„Das sind die Aufträge,

die Jeremias, der Prophet, und dein Genosse, dir gegeben,
indem er zu dir sprach:

2
Schau doch nach diesem Volk so lange,

bis ich in Babel angelangt,
um unsere andern Brüder wiederum in Ordnung dort zu bringen,

[75]

sie, über die der Urteilsspruch ergangen,
sie sollen in Gefangenschaft verschleppt werden.

3
Verlässest auch du uns zu dieser Stunde,

dann wär’s für uns das Beste,
wir stürben vorher allzumal;
dann magst du uns verlassen!“


34. Kapitel: Des Baruch Gebet
1
Ich sprach zum Volk:

Fern sei’s mir, daß ich euch verlasse,
mich euch entziehe!
Ich gehe nur zum Allerheiligsten
und lege Fürsprach beim Allmächtigen
für euch und Sion ein,
ob ich vielleicht noch mehr erleuchtet würde.
Dann lehre ich zu euch zurück.


35. Kapitel: Des Baruch Klage
1
So geh ich, Baruch, bis zur heiligen Stätte

und setz mich auf die Trümmer in der Stadt;

2
„Daß meine Augen doch zu Quellen würden,

zu einem Tränenborne meiner Augen Wimpern.“

3
Wie kann ich nur genugsam über Sion seufzen

und trauern ob Jerusalem?

4
Hier, wo ich mich jetzt niederwerfe,

da brachte ehedem der Hohepriester heilige Opfergaben dar
und legte Weihrauch von den lieblich duftenden Gewürzen auf.

5
Nun aber wurde unser Stolz zu Staub,

zu Sande unserer Seelen Sehnen.“


36. Kapitel: Die Vision vom Wald, dem Weinstock, der Quelle und der Zeder
1
Ich schlief dort ein, nach diesen Worten.

Da sah ich ein Gesicht bei Nacht.

2
In einer Ebene war ein Wald von Bäumen

und ihn umgaben hohe, wilde Felsenberge,
und jener Wald war groß.

3
Ihm gegenüber wuchs ein Weinstock hoch empor

und unter ihm floß eine Quelle sanft hervor.

4
Die Quelle aber kam zum Walde hin

und ward zu ganz gewaltigen Fluten
und diese Fluten überschwemmten jenen Wald.
Und sie entwurzelten im Walde viele Bäume,
verwüsteten die Berge alle um ihn her.

5
So ward des Waldes Wipfel immer niedriger,

dergleichen auch der Berge Gipfel.

[76]

Und jene Quelle ward so stark,
daß von den vielen Waldbäumen
sie nichts mehr übrig ließ,
als eine einzige Zeder.

6
Als sie auch diese hingeworfen

und so den ganzen großen Wald
vernichtet und entwurzelt hatte,
derart, daß gar nichts von ihm übrigblieb,
und seine Stätte nicht mehr zu erkennen war,
da kam auf einmal jener Weinstock samt der Quelle
ganz ruhig, still herbei.
Er kam zu einer Stätte,
nicht ferne von der Zeder.
Da brachten ihre Fluten zu ihm diese Zeder,
die auf dem Boden lag.

7
Ich schaute, wie der Weinstock seinen Mund aufmachte

und mit der Zeder redete und sprach:
Bist du denn nicht die Zeder,
die von dem Unglückswalde übrigblieb?
Durch deine Hand ward ja das Böse immerfort
in allen diesen Jahren ausgeführt,
doch niemals Gutes.
Du fühltest stark dich gegenüber dem,
was nicht dein eigen war;
auch hattest du mit dem, was dir gehörte,
nie Mitleid.

8
Du dehntest deine Herrschaft über die aus,

die dir gar ferne waren,
und die dir nahe kamen,
die brachtest du durch deiner Bosheit Netz in deine Hand.
So überhobest du dich allezeit,
als ob du nicht entwurzelt werden könntest.

9
Nun aber eilte deine Zeit herbei,

und deine Stunde kam heran.

10
Geh nun auch du von dannen,

du, Zeder, hinter jenem Walde her,
der vor dir her von dannen ging,
und werd mit ihm zu Sand;
zusammen misch sich euer Staub!

11
So schlafet jetzt in Trübsal

und ruhet in der Qual,
bis deine letzte Zeit erscheint,
in der du wiederkehren sollst,
um noch mehr Pein zu leiden!


37. Kapitel: Das Ende der Vision
1
Dann sah ich, wie in Flammen diese Zeder stand,

und wie der Weinstock hoch empor sich reckte,

[77]

und rings um ihn war eine Ebene voll Blumen,
die nicht verwelkten;
und ich erwachte
und stand vom Lager auf.


38. Kapitel: Gebet um Aufschluß
1
Ich betete und sprach:

Herr, mein Gott!
Zu aller Zeit erleuchtest du
die sich verständig aufführen.

2
Und dein Gesetz ist Leben,

und deine Weisheit rechte Führung.

3
Sag mir, was dies Gesicht bedeutet!
4
Du weißt es ja.

Es hat sich meine Seele allezeit mit dem Gesetze dein befaßt.
Ich hab mich nie, solang ich lebe,
von deiner Weisheit losgesagt.


39. Kapitel: Deutung der Vision
1
Er sprach zu mir:

Baruch!
Dies ist die Deutung des Gesichts,
das du geschaut.

2
Daß du den großen Wald geschaut,

den hohe, wilde Berge rings umgeben,
bedeutet Folgendes:

3
Es kommen Tage,

da wird dies Königreich, das Sion einst zerstörte,
zerstört und unterjocht
von dem, das nach ihm kommt.

4
Dann wird auch dies nach einiger Zeit zerstört;

dann kommt ein anderes, ein drittes, auf.
Auch dieses führt zu seiner Zeit die Herrschaft
und wird zerstört.

5
Da kommt das vierte Königreich,

und seine Herrschaft ist viel härter und viel schlimmer,
als die der Vorgänger,
und es regiert viel Zeiten,
sowie der Wald die Ebene
und es behält die Herrschaft lange Zeit
und es erhebt sich höher, als die Zedern Libanons.

6
Es muß in ihm die Wahrheit sich verbergen

und zu ihm fliehen alle,
die sich, mit Freveltat befleckt,
gleichwie die wilden Tiere
zum Walde fliehend hineinschlüpfen.

[78]
7
Kommt seines Endes Zeit heran,

daß es zu Falle kommen muß,
dann offenbart sich meines Gesalbten Herrschaft;
sie gleicht der Quelle und dem Weinstock.
Ist sie erschienen,
alsdann vertilgt sie seine ganze große Schar.

8
Daß du die hohe Zeder sahest,

wie sie von jenem Walde übrig blieb,
und daß der Weinstock mit ihr diese Worte sprach,
die du gehört,
bedeutet folgendes:


40. Kapitel: Der letzte Fürst wird vom Messias getötet
1
Der letzte Herrscher bleibt am Leben,

sind seine ganzen großen Scharen auch vernichtet.
Dann schlägt man ihn in Fesseln
und schafft ihn auf den Sionsberg,
und mein Gesalbter stellt ihn hier zur Rede
ob aller seinen Freveltaten,
und seiner Scharen Taten insgesamt
legt er gesammelt vor ihm nieder.

2
Und nachher gibt er ihm den Tod,

und so beschützt der meines Volkes Rest,
der sich in dem von mir erwählten Lande findet.

3
Und seine Herrschaft währet immerfort,

bis des Verderbens Welt zu Ende kommt
und bis die angezeigten Zeiten sich vollenden.

4
Dies ist nun dein Gesicht,

dies seine Deutung.


41. Kapitel: Baruchs Bedenken
1
Ich fragte:

Für wen wird dies geschehen?
Und für wieviele?
Oder wer ist wert, in jener Zeit zu leben?

2
Ich aber rede vor dir jetzt,

was immer ich nur denke,
und frage dich um das, was ich im Sinne habe.

3
Ich seh aus deinem Volke viele,

die sich von deinen Bundesvorschriften getrennt
und dein Gesetzesjoch von sich geworfen.

4
Doch schaute ich auch andere,

die schon ihr eitles Wesen aufgegeben
und unter deine Fittiche geflohen waren.

5
Was werden jene nun erhalten?

Wie nimmt die letzte Zeit sie auf?

6
Wird jene Zeit genau gewogen

und werden sie gerichtet je nach dem Gewicht?

[79]
42. Kapitel: Aufschluß
1
Er sprach zu mir:

Auch dies will ich dir künden.

2
Wenn du gefragt:

Für wen und für wieviel geschieht doch dies?
Nur Gläubigen wird das genannte Gut zuteil,
doch denen, die’s verschmähn, das Gegenteil.

3
Du sprachest auch von solchen, die sich näherten,

und solchen, die sich losgesagt;
mit diesen hat es folgende Bewandnis:

4
Für die, die sich vorläufig unterwarfen

und später erst sich lossagten
und dann sich mit den Völkerstämmen mischten,
den Völkern, die schon ihrerseits gemischt gewesen,
gilt ihre frühere Zeit
und wird für etwas Großes angesehen.

5
Für die, die vorerst nichts vom Leben wußten

und später dieses erst erkannten
und sich vermischten mit dem Stamm des Volkes,
das sich gesondert hat,
gilt ihre spätere Zeit für etwas Großes.

6
Die einen Zeiten sind der anderen Erben,

die einen Zeitabschnitte die der andern
und nehmen, einer von dem andern, an.
Aufs Ende hin wird alles ausgeglichen werden
ganz nach der Zeiten Maß
und nach den Stunden jener Zeitabschnitte.

7
Es nimmt ja das Verderben mit,

die ihm gehören;
doch auch das Leben
die diesem angehören.
Und angerufen wird der Staub und ihm gesagt:
Gib das zurück, was dir nicht eignet!
Laß alles auferstehen,
was du für seine Zeit hast aufbewahrt!


43. Kapitel: Mahnung an Baruch
1
Du aber, Baruch, mach dein Herz bereit

für das dir Angekündigte!
Versteh, was dir ward kundgetan!
Es gibt dir vielen Trost, der immer währt.

2
Du gehst aus diesem Land ja fort

und wanderst von den Stätten weg,
die jetzt von dir gesehen wurden.
Und du vergissest, was vergänglich ist,
gedenkest nicht mehr dessen,
was bei den Sterblichen geschieht.

[80]
3
Geh also hin!

Sorg um dein Volk!
Kehr dann an diesen Ort zurück!
Fast sieben Tage!
Dann komm ich wiederum zu dir
und red mit dir.


44. Kapitel: Baruch ermahnt die Ältesten
1
Ich, Baruch, ging von dort hinweg

und kam zu meinem Volk.
Da rief ich meinen erstgeborenen Sohn
samt meinem Freund Gedalja
und sieben von des Volkes Ältesten.
Ich sprach zu ihnen:

2
Ich geh zu meinen Vätern,

nach Art der ganzen Erde.

3
Sagt euch nicht los vom Wege des Gesetzes!

Befolget es
und mahnt das Volk, das übrig noch geblieben,
sie sollen sich nicht lossagen
von des Allmächtigen Geboten!

4
Ihr sehet ja, daß der gerecht, den wir verehren,

daß unparteiisch unser Schöpfer ist.

5
Seht, was mit Sion ist geschehen

und was Jerusalem getroffen!

6
Denn des Allmächtigen Gericht soll offenkundig werden

und seine Pfade,
wie sie so unerforschlich und doch richtig sind.

7
Harrt ihr geduldig aus in Furcht vor ihm,

vergeßt ihr niemals sein Gesetz,
dann wandeln sich die Zeiten auch zum Heil;
ihr sollet Sions Tröstung schauen.

8
Denn das, was jetzt geschieht, ist nichts;

doch was in Zukunft, das ist ganz gewaltig.

9
Denn alles, was verweslich ist, vergeht,

dahin geht alles, was da sterblich.
So schwindet denn aus dem Gedächtnis
die ganze jetzige Zeit
und nicht gedacht wird mehr
der jetzigen Zeit, befleckt durch Sünde.

10
Wer jetzt schon läuft,

der läuft vergeblich,
und wer im Glücke lebt,
der fällt sofort und wird erniedrigt.

11
Was künftig, wird herbeigewünscht;

wir schaffen das, was nachher kommt.
Es gibt ja eine Zeit, die nicht vergeht.

[81]
12
Es kommt die Zeit, die ewig bleibt,

die neue Welt, die nimmer der Verwesung übergibt,
die in die Seligkeit zu ihr gelangen.
Sie aber hat mit denen kein Erbarmen,
die in die Peinen gehen;
die aber in ihr leben,
die läßt sie nicht verderben.

13
Die sind’s,

die die verheißne Zeit ererben,
und ihrer wartet auch das Erbe der versprochenen Zeit:

14
Die sich der Weisheit Reichtum angeeignet,

bei denen sich der Einsicht Schätze finden,
die von der Gnade sich nicht losgesagt
und des Gesetzes Wahrheit stets befolgt:

15
ja, diesen wird die Welt, die kommende, gegeben;

der vielen andern Wohnung ist im Feuer.


45. Kapitel: Belehrung des Volkes
1
Ermahnt das Volk, soviel ihr könnt!

Denn uns kommt diese Mühe zu.

2
Denn wenn ihr es belehrt,

so macht ihr es lebendig.


46. Kapitel: Mahnung zur Gesetzesbefolgung
1
Da sprach mein Sohn,

sowie des Volkes Älteste zu mir:
Beschloß denn der Allmächtige,
uns so sehr zu erniedrigen,
daß er dich eilends uns entreißen will?

2
Und sollen wirklich wir im Dunkeln sein,

und soll das Volk, das übrigblieb,
nun gar kein Licht mehr haben?

3
Wo sollen wir uns fernerhin

noch über das Gesetz befragen können?
Wer zeigt uns dann den Unterschied,
der zwischen Tod und Leben ist?

4
Ich sprach zu ihnen:

Dem Throne des Allmächtigen
kann ich mich nicht entgegenstellen,
und trotzdem soll ein Weiser Israel nicht fehlen
und dem Geschlechte Jakobs nicht ein Schüler des Gesetzes.

5
Bereitet einzig und allein nur eure Herzen darauf vor,

daß ihr gehorsam dem Gesetze seid,
daß ihr euch denen unterwerfet,
die weise und verständig sind!
Sagt euch auf keine Art von ihnen los!

[82]
6
Denn, tut ihr das,

so kommen die Verheißungen für euch herbei,
wie ich vorher es euch gesagt.
Nie werdet ihr der Pein verfallen;
ich hab sie eben euch bezeugt.

7
Doch daß ich weggenommen werden sollte,

verschwieg ich ihnen,
auch meinem Sohn.


47. Kapitel: Baruchs Fasten
1
Als ich herausgegangen

und sie entlassen,
ging ich von dort hinweg
und sprach zu ihnen:
Jetzt gehe ich bis Hebron;
mich sendet dorthin der Allmächtige.

2
So komm ich an den Ort,

wo mir ein Wort zuteil geworden;
ich setz mich hin
und faste sieben Tage.


48. Kapitel: Baruchs Gebet
1
Und nach dem siebten Tag,

da sprach ich betend vorm Allmächtigen:

2
Mein Herr! Rufst du, die Zeiten sollen kommen,

so stehn sie schon vor dir.
Der Welten Regiment läßt du vergehen;
sie widersetzen sich dir nicht.
Den Lauf der Jahreszeiten ordnest du;
sie folgen dir.

3
Die Dauer der Geschlechter kennst nur du allein;

doch offenbarst du nicht der Menge die Geheimnisse von dir.

4
Du gibst des Feuers Masse an;

die Schnelligkeit des Windes wägst du ab.

5
Den Saum der Himmelshöhen erforschest Du.

die Abgründe der Finsternis ergründest du.

6
Und du bestimmst die Anzahl, die vergeht,

und die, die fortbesteht,
und du bereitest eine Wohnstatt für die Künftigen.

7
Dir ist bewußt der Anbeginn, den du geschaffen;

der künftige Untergang entgeht dir nicht.

8
Mit Drohen und mit Dräuen

gebietest furchtbar du den Flammen;
sie wandeln sich in Winde.
Du rufst ins Leben durch dein Wort
das, was nicht ist.

[83]

Mit großer Kraft
beherrschest du,
was noch nicht eingetreten.

9
Du lehrst durch deine Einsicht die Geschöpfe

und machst die Sphären weise,
so daß nach ihren Ordnungen sie dienstbar sind.

10
Zahllose Heeresscharen stehen vor dir

und dienen freudig deinem Wink nach ihren Chören.

11
Hör nur auf deinen Diener

und merk auf meine Bitte!

12
Inmitten einer kurzen Spanne Zeit sind wir geboren;

inmitten einer kurzen Spanne kehren wir zurück.

13
Bei dir sind Stunden gleich den Jahren

und Tage gleich Geschlechtern.

14
Zürn nicht dem Menschen!

Er ist ja nichts.
Denk doch nicht über unsere Werke nach!

15
Was sind wir denn?

Wir kamen in die Welt durch dein Geschenk,
und nicht mit unserm Willen gehn wir wieder fort.

16
Wir sagten nicht zu unsern Vätern:

„Zeuget uns!“
Wir sandten nicht zur Unterwelt und sagten:
„Nimm uns auf!“

17
Was ist denn unsere Stärke,

daß deinen Zorn wir tragen könnten?
Was sind wir denn,
daß dem Gericht wir aushielten?

18
Bestimm uns du in deiner Gnade!

Hilf uns nach deiner Milde!

19
Blick auf die wenigen, die sich dir unterwarfen!

Rett alle die, die sich dir nahen!
Nimm unserm Volk nicht seine Hoffnung weg!
Verkürze nicht für uns der Hilfe Zeiten!

20
Das ist das Volk, das du dir auserwählt.

Sie sind das Volk,
dem du nicht ebenbürtig eines fandest.

21
Doch reden will ich jetzt vor dir

und sagen, wie mein Herze denkt. –

22
Auf dich vertrauen wir;

bei uns ist dein Gesetz.
Wir wissen auch, daß wir so lang nicht fallen,
als wir an deinen Bundesvorschriften uns halten.

23
Heil uns zu aller Zeit!

Wir haben mit den Völkern uns nicht mehr vermischt!

24
Wir alle sind ein Volk,

das einen hochberühmten Namen trägt,
die wir von Einem ein Gesetz empfingen.

[84]

Und das Gesetz, das unter uns verweilt,
ist unsere Hilfe;
die Weisheit, die vortreffliche bei uns,
ist unsre Stütze.

25
Auf dies Gebet hin ward ich ganz erschöpft.
26
Er sprach zu mir:

Du betest, Baruch, ehrlich;
Erhörung fanden alle deine Worte.

27
Doch mein Gericht verlangt das Seine,

und mein Gesetz erheischt sein Recht.

28
Ich gebe Antwort dir auf deine Worte

und red mit dir um deines Betens willen.

29
So ist es.

Das, was vergänglich ist, war nichtig
und tat doch also gottlos,
als ob es etwas machen könnte.
An meine Güte dacht es nicht
und machte meine Langmut sich nicht mehr zunutzen

30
Deswegen wirst du sicher weggenommen,

wie ich dir vorhin schon gesagt.
Gekommen ist die Zeit,
von der ich dir gesprochen.

31
Es offenbart sich jetzt die Drangsalszeit.

Sie kommt
und zieht mit großem Ungestüm vorüber;
sie ist voll Unruhe,
kommt sie mit Zornesdräuen.

32
In diesen Tagen sind dann alle Erdbewohner

in Aufruhr gegenseitig,
weil sie nicht wissen,
daß nahe mein Gericht gekommen.

33
Nicht viele Weise finden sich in jener Zeit,

und Einsichtsvolle gibt’s nur wenige.
Die’s wissen, werden aber erst recht schweigen.

34
Da gibt es viel Gerüchte

und Nachrichten nicht wenige;
verbreitet werden Hirngespinste.
Man spricht nicht wenig von Verheißungen;
die einen sind zwar eitel,
doch andre gehen in Erfüllung.

35
Die Ehre wandelt sich in Schmach;

die Stärke wird erniedrigt zur Mißachtung;
es schwindet die gesunde Kraft;
die Schönheit wird Gemeinheit.

36
Zu vielen sagen viele dann in jener Zeit:

Wohin barg sich die viele Einsicht?
Wohin entwich die viele Weisheit?

37
Und wie sie das bedenken,
[85]

dann steigt die Eifersucht in denen auf,
die selbst nichts von sich hielten.
Die Leidenschaft ergreift den Ruhigen,
und viele werden zornig aufgeregt,
und sie verletzen viele.
Armeen reizen sich zum Blutvergießen
und gehen schließlich allesamt zugrunde.

38
Der Zeiten Wechsel ist zu jener Zeit

für jeden deutlich sichtbar,
weil sie in allen jenen Zeiten sich befleckten,
Betrug verübten,
und jeder seinen Werken folgte
und des Gesetzes des Allmächtigen nicht mehr gedachten.

39
Deswegen frißt das Feuer ihre Pläne;

in Flammen werden ihre heimlichsten Gedanken wohl geprüft.
Der Richter kommt
und zögert nicht.

40
Es konnte jeder von den Erdbewohnern wissen,

wann er ein Frevler war;
ihr Hochmut aber ließ sie mein Gesetz nicht kennen.

41
Dann werden viele wirklich weinen,

doch über Lebende noch mehr als über Tote.

42
Ich sprach:

Was hast du, Adam, allen angetan,
die von dir abstammen?
Was soll man denn zur ersten Eva sagen,
daß sie ihr Ohr der Schlange lieh?

43
Die ganze große Masse fällt ja dem Verderben zu;

Unzählige sind’s, die das Feuer frißt.

44
Ich sag vor dir noch Folgendes:
45
Du, Herr, mein Herr!

Du weißt es, was an deiner Schöpfung ist.

46
Denn du gebotest ehedem dem Staub,

daß er hervor den Adam brächte!
Du weißt ja auch die Zahl
all derer, die aus ihm entstammen,
und wie die bisher waren,
vor dir gesündigt haben
und dich als ihren Schöpfer nicht bekannt.

47
Darob bezichtigt sie ihr Ende,

und es bestraft sie dein Gesetz,
das jene übertraten.

48
Jetzt aber lassen wir die Übeltäter außer acht

und beten für die Frommen.

49
Von ihrer Seligkeit will ich erzählen

und will nicht schweigen, ihre Herrlichkeit zu preisen,
die für sie schon bereitet ist.

50
Wie ihr in dieser kurzen Spanne Zeit
[86]

in dieser Welt, worin ihr lebt und die vergänglich ist,
viel Mühe habt erduldet,
so werdet ihr viel Licht
in jener Welt, die endlos ist, empfangen.


49. Kapitel: Frage nach der Auferstehung
1
Allmächtiger!

Noch weiter flehe ich dich an
und bitte den, der alles schuf, um Gnade.

2
In welcher Weise leben weiter,

die noch an deinem Tag am Leben sind?
Wie währt ihr späterer Glanz noch fort?

3
Ja, ziehen sie die jetzige Gestalt dann wieder an

und sind sie so bekleidet
mit den durch Bändern festverbundenen Gliedern,
die jetzt in Sünden,
und die der Sünden Werkzeug sind?
Oder wandelst du so, wie die Welt,
all die, die einstens in der Welt gewesen?


50. Kapitel: Die Auferstehung der Toten
1
Er sprach zu mir:

Hör, Baruch, dieses Wort
und schreib in deines Herzens Kammer,
was immer du vernimmst!

2
Denn sicher gibt die Erde ihre Toten wieder,

die Toten, die zum Aufbewahren sie empfängt,
wobei sich nichts an ihrem Aussehen ändert.
Wie diese sie empfängt,
gibt sie sie auch zurück;
und wie ich ihr sie übergab,
so läßt sie diese auferstehen.

3
Dann ist es nötig,

den Lebenden zu zeigen,
daß diese Toten wieder aufgelebt,
und daß gekommen sind,
die einstens fortgegangen waren.

4
Und haben dann einander die erkannt,

die sich jetzt kennen,
so wird gar mächtig das Gericht erscheinen
und kommen wird, was vorher schon gesagt.


51. Kapitel: Die Verklärung
1
Und ging der festgelegte Tag vorüber,

dann wandelt sich der Sünder Aussehen.

[87]

Die recht gehandelt,
erscheinen alsdann herrlich.

2
Der Missetäter Anblick wird dann schlimmer,

dieweil sie Peinen dulden müssen.

3
Die herrliche Erscheinung derer,

die so gerecht gehandelt,
wie mein Gesetz es will,
und die im Leben Einsicht hatten
und in ihr Herz der Weisheit Wurzel senkten,
erstrahlt in ihrem Glanz verschiedenartig.
Ihr Antlitz wandelt sich,
daß es vor Schönheit leuchtet.
So können sie die längstverheißene Welt bekommen, die unsterbliche.

4
Drum seufzen ganz besonders die,

die kommen müssen,
und die einst mein Gesetz mißachtet
und ihre Ohren so verstopft,
daß sie nicht Weisheit hören,
nicht Einsicht sich erwerben konnten.

5
Nun sehen sie, daß hocherhaben

die, über die sie sich erhaben dünkten,
und daß sie größere Herrlichkeit als sie erhalten.
Da werden beide, die und jene, umgewandelt:
die einen zu der Engel Glanz;
die andern aber schwinden noch mehr hin
zu schrecklichen Erscheinungen
und furchtbaren Gestalten.

6
Noch schauen sie zu;

dann aber gehen sie, Pein zu leiden.

7
Doch denen, die durch ihre Handlungen gerettet wurden,

und denen das Gesetz die Hoffnung,
die Einsicht ihre Sehnsucht,
der Glaube ihre Weisheit war,
erscheinen wunderbare Dinge
zu ihrer Zeit.

8
Dann sehen sie die Welt,

die ihnen annoch unsichtbar;
sie sehen auch die Zeit,
die ihnen jetzt verborgen ist.

9
Die Zeit läßt sie nicht altern.
10
Sie wohnen in den Höhen jener Welt

und sind den Engeln gleich
und gleich den Sternen.
Und sie verwandeln sich in alle möglichen Gestalten,
wie sie sich wünschen,
von Schönheit bis zur Pracht,
von Lichte bis zum Glanz der Herrlichkeit.

11
Des Paradieses weite Räume,
[88]

sie liegen ja vor ihnen ausgebreitet.
Gezeigt wird ihnen auch der Lebewesen hoheitsvolle Schönheit,
der Wesen, die zunächst dem Throne sind,
und aller Engelscharen.
Sie halten ja an meinem Worte fest,
um so zunächst noch unsichtbar zu werden;
sie halten auch an den Geboten fest,
um so an ihren Plätzen zu verbleiben,
bis daß die Zeit herbeikommt,
allwo sie wiederkommen.

12
Bei den Gerechten wird die Herrlichkeit noch größer sein

als bei den Engeln.

13
Die ersten werden ja die letzten,

die sie erwartet, aufnehmen,
die letzten die, von denen sie vernahmen,
sie seien vorher weggegangen.

14
Aus dieser Welt der Drangsal finden sie ja Rettung

und werfen ihrer Trübsal schwere Last von sich.

15
Um was verloren doch die Menschen nur ihr Leben?

Was tauschten sie auf Erden ein für ihre Seele?

16
Sie wählten sich nicht diese aller Trübsal bare Zeit,

die nicht vergehen kann;
sie wählten sich dafür die Zeit,
die nur ein Ende voller Seufzer, voller Leiden hat;
sie lehnten ab die Welt,
die niemanden, der sie betritt, je altern läßt,
und sie mißachteten die Zeit der Herrlichkeit,
so daß sie nie zur Glorie gelangen können,
von der ich vorher dir gesagt.


52. Kapitel: Das Ende der Frevler und der Frommen
1
Ich sprach:

Wie könnten wir doch die vergessen,
die, denen Wehe zubereitet ist?

2
Weswegen klagen wir auch über die Gestorbenen?

Weshalb beweinen wir,
die in die Unterwelt hinabgestiegen?

3
Spart für den Anbeginn der künftigen Pein die Weheklagen auf!

Laßt Tränen erst beim Nahen des Unterganges fließen!

4
Doch auch das Gegenteil will ich jetzt sagen:
5
Was sollen die Gerechten heute tun?
6
Habt eure Lust am Leiden, das ihr heute leidet!

Weswegen schaut ihr aus,
daß eure Hasser noch zu Falle kommen?

7
Bereitet euch auf das euch Zugedachte vor

und macht euch wert des Lohnes,
der für euch hinterlegt ist worden!

[89]
53. Kapitel: Neue Vision
1
Nach diesen Worten schlief ich daselbst ein.

Da sah ich ein Gesicht,
und eine Wolke stieg empor
aus einem riesig großen Meer.
Ich sah auf sie.
Sie war voll weißen und voll schwarzen Wassers
und viele Farben in dem Wasser.
An ihrem obern Rande war so etwas,
gleichwie ein großer Blitz zu sehen.

2
Ich schaute, wie die Wolke stürmisch rasch vorüber zog

und dann die ganze Erde überdeckte.

3
Dann ließ die Wolke auf die Erde dieses Wasser regnen,

das sich darin befand.

4
Ich sah, daß nicht von gleichem Aussehen das Wasser war,

das ihr entströmte.

5
Zum Anfang war es schwarz und viel

und dieses eine Zeitlang;
dann sah ich, daß das Wasser wenig, aber hellicht wurde.
Dann sah ich wieder schwarzes,
dann wieder helles
und wieder schwarzes
und wieder helles Wasser.

6
Dies dauerte zwölf Zeiten lang;

des schwarzen Wassers aber war es immer mehr,
als je des hellen.

7
Vor ihrem Schwinden ließ die Wolke schwarzes Wasser regnen,

und dies war noch viel dunkelfarbiger,
als alles frühere Wasser.
Und Feuer mischte sich damit.
Verderben und Vernichtung brachte dieses Wasser,
als es herabströmte.

8
Dann sah ich, wie der Blitz sie packte und zur Erde schleuderte,

der Blitz, den ich am obern Wolkenrand geschaut.

9
Nur um so heller leuchtete der Blitz,

daß er die ganze Erde hell beleuchtete;
er heilte auch die Länder,
wohin das letzte Wasser strömte
und dort Verwüstung wirkte.

10
Er nahm die ganze Erde in Besitz

und herrschte über sie.

11
Und darnach schaute ich:

Da fluteten zwölf Ströme aus dem Meer empor
und sie umringten jenen Blitz
und wurden diesem untertan.

12
Ich wachte auf

und hatte Angst darob.

[90]
54. Kapitel: Gebet um Deutung der Vision
1
Ich flehte zum Allmächtigen und sprach:

Du, Herr, kennst ganz allein
die Tiefen in der Welt zum voraus;
was in den Zeiten sich ereignet,
führst du ja durch dein Wort herbei.
Der Erdbewohner Werke wegen
bringst du so schnell der Zeiten Anfänge herbei;
der Zeitabschnitte Ende kennst nur du allein.

2
Du, dem nichts allzu schwer,

der alles leicht durch einen Wink vollführt,

3
zu dem die Tiefen wie die Höhen kommen,

und dessen Worten auch die Anfänge der Welten dienstbar sind,

4
der denen, die ihn fürchten, offenbart,

was ihnen zubereitet ist,
um sie auf diese Art zu trösten!

5
Du zeigest deine Wunderkräfte denen, die nicht kundig,

machst eine Öffnung in den Zaun
für die, die unerfahren sind,
erhellst die Dunkelheiten
und offenbarest das Verborgene den Makellosen,
die sich im Glauben dir und dem Gesetze hingegeben.

5
Du zeigtest deinem Diener dies Gesicht.

Nun offenbar mir seine Deutung!

7
Ich weiß,

von dir erhielt ich über das von dir Erflehte Auskunft;
du gabst mir über das von mir Erbetne Aufschluß.
Du tatest mir auch kund,
mit welcher Stimme ich dich preisen,
von welchen Gliedern aus ich Preis und Lobgesang
zu dir empor soll steigen lassen.

8
Wär jedes meiner Glieder ja ein Mund

und meines Hauptes Haare Stimmen,
so könnt ich dennoch dir den Lobpreis niemals abstatten
und dich so preisen, wie’s dir zukommt.
Ich kann auch nicht von deiner Herrlichkeit erzählen,
vom Glanze deiner Majestät berichten.

9
Was bin ich bei den Menschen?

Was bin ich wert bei denen,
die besser sind als ich,
daß ich vom Höchsten all dies Wunderbare hörte,
die zahllosen Verheißungen von meinem Schöpfer?

10
Heil meiner Mutter unter denen, die geboren.

Gepriesen unter Weibern sei, die mich zur Welt gebracht!

11
Ich aber schweige nicht

und hör nicht mit dem Preise des Allmächtigen auf;
ich zähle mit des Lobes Stimme seine Wundertaten her.

[91]
12
Denn wer denkt noch an deine Wundertaten, Gott?

Und wer erfaßt je deine tiefen Pläne, die voll Leben?

13
Denn du regierst durch die Vernunft

all die Geschöpfe, die nur deine Rechte schuf;
du machtest jeden Quell des Lichts für dich zurecht
und legtest deiner Weisheit Schätze neben deinem Throne nieder.

14
Mit Recht zugrunde gehen die,

die dein Gesetz nicht lieben,
und des Gerichtes Pein nimmt in Empfang,
die deiner Herrschaft sich nicht unterwarfen.

15
Wenn Adam auch zuerst gesündigt

und über alle den vorzeitigen Tod gebracht,
so zog doch auch von den Kindern
ein jedes selber auch die künftige Pein sich zu;
es wählte jedes einzelne davon
die künftige Herrlichkeit sich aus.

16
In Wahrheit trägt den Lohn davon,

wer gläubig ist.

17
Jetzt aber wendet euch nur dem Verderben zu,

ihr, die ihr heute Übeltäter seid!
Ihr werdet streng bestraft,
weil ihr des Höchsten Einsicht ehedem mißachtet.

18
Denn euch belehrten niemals seine Werke,

noch überzeugt euch seiner Schöpfung Wunderbau bis heute.

19
Sonach trägt Adam einzig und allein für sich die Schuld;

wir alle aber wurden jeder für sich selbst zum Adam.

20
Erklär mir deine Offenbarung, Herr!

Gib Auskunft über meine Frage!

21
Den Übeltätern wird nach ihrer Missetat

am End der Welt vergolten,
und du verherrlichest die Gläubigen nach ihrem Glauben.

22
Du leitest die, die in dem Deinen sind,

und du vertilgst die Sünder aus dem Deinen.


55. Kapitel: Baruchs Aufregung über das Gericht
1
So hatte ich gebetet.

Ich setz mich unter einen Baum,
zur Ruhe in der Zweige Schatten.

2
Ich wundre mich und staune

und überdenke diese große Güte,
die auf der Erde hier die Sünder von sich stießen,

3
und jene große Pein, die sie mißachteten,

obwohl sie wußten,
sie müßten Pein für ihre Sünden leiden.

3
Und so bedacht ich Dies und Ähnliches.

Da ward zu mir der Engel Ramiel gesandt,
wahrhaftiger Gesichter Leiter;

[92]

er sprach zu mir:

4
Warum macht dich dein Herze, Baruch, unruhig?

Warum regt dich dein Sinnen auf?

5
Und bist du jetzt schon aufgeregt,

wo du nur vom Gericht vernommen,
wie dann,
siehst du es erst vor dir mit Augen klar und deutlich?

6
Und bist du schon so außer dir infolge der Erwartung

auf des Allmächtigen Tag,
wie dann,
erlebst du seine Ankunft?

7
Und bist du über dieses Wort erschrocken,

das dir die Pein der Sünder kündet,
wie dann,
wenn der Vollzug die Wunderwerke offenbart?

8
Und bist du schon betrübt darüber,

daß du der künftigen Segnungen und Leiden Namen hörtest,
wie dann,
wenn du erst siehst,
was seine Majestät macht offenbar,
sie, die die einen schuldig spricht,
die andern jubeln macht?


56. Kapitel: Deutung der Vision
1
Du batest ja den Höchsten noch einmal,

er mög dir offenbaren,
was das von dir gesehene Gesicht bedeutet;
so ward ich hergesandt, dir’s auszudeuten.

2
Es hat dir der Allmächtige in seiner Welt die Zeiten kundgetan,

die schon vergangenen
und die noch kommenden,
vom Anfang seiner Schöpfung bis zum Ende,
die einen, die in trügerischer Weise,
die andern, die auf rechte Art verlaufen.

3
Sahst du die große Wolke,

die aus dem Meere stieg
und fortzog und die Erde deckte,
so ist damit die weite Welt gemeint,
die wirklich der Allmächtige erschuf,
als er die Welt zu schaffen plante.

4
So war es auch:

Kaum war das Wort aus seinem Mund,
da stand die Welt in ihrer Dauer da;
sie war so klein;
doch war sie eingerichtet
nach ihres Schöpfers großer Weisheit.

[93]
5
Sahst du zuerst am obern Rand der Wolke schwarzes Wasser,

das auf die Erde strömte,
so deutet dies die Übertretung
des ersten Menschen Adam.

6
Nach seinem Falle trat der Tod vorzeitig ein;

so ward die Trauer namentlich genannt;
die Trübsal machte sich bereit;
es ward der Schmerz geschaffen,
und fertig stand die Mühsal;
das Ungemach begann sich einzustellen.
Es forderte die Unterwelt Erneuerung durch Blut;
so trat das Kinderzeugen ein
und wurde Elternbrunst geschaffen;
der Menschen Hoheit ward erniedrigt;
die Güte welkte hin.

7
Was kann nun schwärzer oder dunkler sein

als dies?

8
Das ist der Anfang mit dem schwarzen Wasser,

das du geschaut.

9
Von diesem schwarzen stammte wieder schwarzes ab;

das tiefste Dunkel wurde so hervorgebracht.

10
Denn jener war zunächst sich selbst gefährlich,

dann aber auch den Engeln.

11
Sie hatten ja auch Freiheit

zur Zeit, wo er geschaffen ward.

12
So kamen einige davon herab

und mischten sich mit Weibern.

13
Doch wurden diese Täter dann in Fesseln

den Peinen überliefert.

14
Die vielen andern unzählbaren Engel blieben fern davon.
15
Die Erdbewohner aber kamen alle durch der Sintflut Wasser um.
16
Das ist das erste, schwarze Wasser.


57. Kapitel: Das helle Wasser
1
Dann sahst du helles Wasser.

Das ist der Ursprung Abrahams,
sowie die Ankunft seines Sohnes
und seines Enkels samt den ihresgleichen all.

2
Zu jener Zeit war das Gesetz ja ungeschrieben zwar,

doch ihnen allgemein bekannt.
So wurden der Gebote Werke damals schon getan.
Der Glaube an das künftige Gericht ward damals schon geboren.
Die Hoffnung auf Erneuerung der Welt ward damals auferbaut;
dort ward gepflanzt auch die Verheißung eines Lebens,
das nachher kommt.

3
Das ist das helle Wasser, das du schaust.


[94]
58. Kapitel: Das schwarze Wasser
1
Das dritte, schwarze Wasser, daß du sahest,

ist die Vermengung aller Sünden,
die späterhin die Völker taten
nach jener Frommen Tod,
sowie der Frevel des Ägypterlandes,
das durch die Unterjochung ihrer Kinder
so freventlich gehandelt.

2
Sie gingen schließlich aber auch zugrund.


59. Kapitel: Das vierte, helle Wasser
1
Das vierte, helle Wasser, das du sahest,

ist Mosis, Aarons und der Mirjam Kommen,
sowie des Nunsohns Josue,
des Kaleb und all ihresgleichen.

2
Die Lampe des Gesetzes, das für immer gilt,

erleuchtete zu jener Zeit all, die im Dunkeln saßen.
Den Gläubigen zeigt diese die Verheißung ihres Lohnes
und denen, die nicht glauben, Feuerpein.

3
Von ihrem Orte wurden damals auch die Himmel weggerückt

und die beim Throne des Allmächtigen erzitterten,
als Er zu sich den Moses nahm.

4
Er gab ihm viele Mahnungen und Weisungen

für das Gesetz und für der Zeiten Ende
gerade so wie dir,
dann Sions Plan und seine Maße,
es sollt ja nach dem Plan des jetzigen Heiligtums gefertigt werden.

5
Er zeigte damals ihm des Feuers Masse,

der Urflut Tiefen,
der Winde Schwere,
die Zahl der Regentropfen,

6
des Zorns Zurückhalten,

das große Maß von Langmut
und des Gerichtes Wirklichkeit

7
der Weisheit Wurzel,

der Einsicht Reichtum,
die Quelle der Erkenntnis,

8
des Luftmeers Höhe,

des Paradieses Größe,
der Welten Ende,
den Anfang des Gerichtstags,

9
die Zahl der Opfergaben,

die Erden, die noch nicht gekommen,

10
den Mund der Hölle,

die Stelle der Vergeltung,
des Glaubens Land,
der Hoffnung Ort,

[95]
11
das Bild der künftigen Pein,

zahlloser Engel Menge
und Flammenheere, Blitzeleuchten
und Donnerhall,
die Ordnungen der Erzengel,
des Lichtes Vorratskammern,
der Zeiten Wechsel,
das Forschen im Gesetz.

12
Das ist das vierte, helle Wasser,

das du geschaut.


60. Kapitel: Das fünfte, schwarze Wasser
1
Das fünfte, schwarze Wasser, das du regnen sahest,

das sind der Amoriter Werke,
das Murmeln ihrer Zaubersprüche
und ihre greulichen Mysterien
und ihre unreinen Vermischungen.

2
Zur Richterzeit befleckte sich auch Israel mit Sünden,

obschon es seines Schöpfers viele Wunderzeichen sah.


61. Kapitel: Das sechste, helle Wasser
1
Das sechste, helle Wasser, das du schautest,

das ist die Zeit von Davids und von Salomos Geburt.

2
In jener Zeit ward Sion auferbaut,

der Tempel eingeweiht,
in Menge sündiger Völker Blut vergossen
und viele Opfergaben bei der Tempelweihe dargebracht.

3
Dort herrschte Wohlstand, Frieden.
4
Und Weisheit hörte man in der Gemeinde;

der Einsicht Reichtum ward darin gefeiert.

5
Die heiligen Feste wurden mit gar vieler Freud und Lust begangen.
6
Und das Gericht der Fürsten zeigte sich ganz ohne Trug,

und die Gerechtigkeit nach den Geboten des Allmächtigen
ward wirklich ausgeführt.

7
So war das Land, das damals recht beliebt gewesen,

auf solche Art und wegen Sündenfreiheit seiner Bürger
mehr, als die andern Ländern, hochgepriesen,
und Sions Stadt besaß die Oberherrschaft über alle Länder
und über alle Landschaften.

8
Das ist das helle Wasser,

das du geschaut.


62. Kapitel: Das siebte, schwarze Wasser
1
Das siebte, schwarze Wasser, das du schautest,

ist der verkehrte Plan Jeroboams,
zwei goldene Kälber anzufertigen,

[96]
2
und all der spätern Könige Freveltaten,
3
der Bannfluch über die Izebel,

die Anbetung der Götzen,
die Israel zu jener Zeit verehrte,

4
und die Zurückhaltung des Regens,

die Hungersnöte,
von einer Art, daß Weiber selbst die Leibesfrucht verzehrten,

5
die Zeit der Wegführung,

die über neun und einen halben Stamm gekommen,
weil sie in vielen Sünden lebten.

6
So kam der König der Assyrer, Salmanassar,

und führte sie gefangen fort.

7
Und von den Heidenvölkern wär auch viel zu sagen,

wieviel sie Missetaten, Frevel allezeit verübt
und niemals recht gehandelt haben.

8
Das ist das siebte, schwarze Wasser,

das du geschaut.


63. Kapitel: Das achte, helle Wasser
1
Das achte, helle Wasser, das du sahest,

ist die Gerechtigkeit
und Biederkeit des Judakönigs Ezechias
und Gottes Huld, die ihm zuteil geworden.

2
Es plante Sanherib voll Wut, ihn zu vernichten,

vom Zorn gereizt, ihn zu verderben,
er und die vielen Nationen, die mit ihm gezogen.

3
Der König Ezechias hörte,

was der Assyrerkönig plante;
er wollte kommen
und ihn gefangen fortschleppen,
sowie sein Volk vernichten,
die zwei und einen halben Stamm, die übrig waren.
Dann wollt er Sion selber noch zerstören.
Und Ezechias baut auf seine Werke
und hofft auf seine Rechtlichkeit.
So sprach er zum Allmächtigen:

4
Sieh, Sanherib ist schon zugegen,

uns zu vernichten;
er wird sich prahlend überheben,
vernichtet er jetzt Sion.

5
Und der Allmächtige erhörte ihn;

denn Ezechias war gar klug
und wartete auf sein Gebet, weil er gerecht.

6
Und der Allmächtige beauftragt seinen Engel Ramiel,

der mit dir spricht.

7
So zog ich aus

und brachte ihre große Menge um;

[97]

es waren ihrer Anführer allein an 185 000,
und jeder hatte Leute in bestimmter Anzahl unter sich.

8
Und ich verbrannte ihre Leiber drinnen;

die Waffen aber und die Wehren draußen ließ ich unversehrt,
damit die Wunder des Allmächtigen
nur um so mehr zu sehen wären,
und daß man auf der ganzen Welt
von seinem Namen reden sollte.

9
So ward Sinn gerettet,

Jerusalem befreit
und Israel von seinen Drangsalen erlöst.

10
Es jauchzten alle, die im Heiligen Lande waren,

und des Allmächtigen Namen ward gepriesen,
daß er in aller Munde war.

11
Das ist das helle Wasser,

das du geschaut.


64. Kapitel: Das neunte, schwarze Wasser
1
Das neunte, schwarze Wasser, das du sahest,

ist all die Schlechtigkeit,
die’s in den Tagen des Manasse, Ezechiassohnes, gab.

2
Er handelt ruchlos;

die Frommen tötet er
und beugt das Recht,
vergießt unschuldig Blut
und schändet Eheweiber mit Gewalt,
vernichtet die Altäre,
schafft Opfergaben ab,
vertreibt die Priester,
daß sie länger nicht mehr im Heiligtume Dienst tun.

3
Er machte eine Statue mit fünf Gesichtern;

nach den vier Winden schauten vier davon;
das fünfte fand sich auf der Statue Scheitel,
wie um den Eifer des Allmächtigen zu reizen.

4
Da wurde der Allmächtige zornig;

es sollte Sion ganz vernichtet werden,
und so geschah’s in euren Tagen.

5
Auch über die zwei Stämme und den halben

erging der Urteilsspruch,
sie sollten auch in die Gefangenschaft gelangen,
wie du’s erlebst.

6
Die Schlechtigkeit Manasses ward so arg,

daß sich des Höchsten Herrlichkeit
vom Heiligtum entfernte.

7
Deswegen ward zu dieser Zeit

Manasse ganz bekannt als Bösewicht,
und schließlich war sein Aufenthalt im Feuer.

[98]
8
Doch als beim Höchsten sein Gebet Erhörung fand,

ward schließlich ihm
ein Wunderzeichen zu der Stund zuteil,
wo er ins eherne Pferd hineingeworfen ward,
und dieses schmolz.

9
Er führte ja ein unvollkommen Leben

und war des Zeichens gar nicht wert.
Doch sollte er daran erkennen,
durch wen er schließlich Peinen leiden würde.

10
Der wohltun kann,

kann ja auch peinigen.


65. Kapitel: Manasse
1
In dieser Weise handelte Manasse ruchlos

und war dabei der Meinung,
es würde der Allmächtige zu seiner Zeit nichts rächen.

2
Das ist das neunte, schwarze Wasser,

das du geschaut.


66. Kapitel: Das zehnte, helle Wasser
1
Das zehnte, helle Wasser, das du sahest,

das ist die Lauterkeit
im Leben des Josias, Herrschers über Juda,
der ganz allein zu jener Zeit
von ganzem Herzen, ganzer Seele,
nur dem Allmächtigen untertänig war.

2
Er reinigte das Land von Götzen

und weihte alle die entweihten Sachen wieder
und gab die Opfergaben dem Altar zurück.
Er hob der Heiligen Macht,
erhöhte die Gerechten
und ehrte klugerweise all die Weisen.
Die Priester brachte er zu ihrem Dienst,
vertrieb die Zauberer und Magier
und Totenbeschwörer aus dem Land.

3
Er tötete nicht bloß die Gottlosen, die noch am Leben;

er ließ auch die Gebeine der Gestorbenen
aus ihren Gräbern holen und verbrennen.

4
Er richtete die Feste und die Sabbate

mit ihren heiligen Gaben wieder ein,
verbrannte die Befleckten,
die Lügenseher, die das Volk verführten;
auch sie verbrannte er im Feuer.
Das Volk, das noch bei Lebzeiten auf sie gehört,
warf er ins Kidrontal
und häufte Steine drauf.

[99]
5
Er eiferte für den Allmächtigen mit ganzer Seele.

Und er allein in jener Zeit hielt am Gesetze fest,
so daß er keinen unbeschnitten ließ
und nicht in seinem Leben zugab,
daß in dem ganzen Lande jemand gottlos handelte.

6
So wird er ewig währenden Gewinn empfangen

und beim Allmächtigen weit mehr geehrt,
als viele andre in der letzten Zeit.

7
Für ihn und alle, die ihm gleichen,

sind die gepriesenen Herrlichkeiten zubereitet und geschaffen,
wie’s dir zuvor verkündet ward.

8
Das ist das helle Wasser,

das du geschaut.


67. Kapitel: Das elfte, schwarze Wasser
1
Das elfte, schwarze Wasser, das du sahest,

das ist das Unheil, das jetzt Sion trifft.

2
Meinst du vielleicht,

vor dem Allmächtigen betrübten sich die Engel nicht,
daß Sion also preisgegeben ist
und daß die Völker sich in ihrem Herzen brüsten,
die Heeresscharen vor den Götzen also sprechen:
„Sie, die solange niedertrat,
ist selbst zertreten
und unterjocht,
die unterjochte?“

3
Meinst du, daß sich der Höchste drüber freut

und daß vielleicht deshalb sein Name hochgepriesen wird?

4
Was würde auch mit seinem so gerechten Urteil werden?
5
Von Drangsal werden dann auch die ergriffen,

die bei den Völkern sind zerstreut
und die in jedem Land in Schande wohnen.

6
Je mehr schon Sion preisgegeben ist,

Jerusalem verödet liegt,
nur um so mehr stehn in der Völker Städten
in Flor die Götzen.
Und der Gerechtigkeit balsamischer Duft,
der dem Gesetz entstammt,
ist ganz aus Sion ausgetilgt.
Im Lande Sions allerorten ist der Rauch des Frevelsinns.

7
Alsdann erhebt sich Babels König,

der Sion jetzt zerstörte,
und brüstet sich dem Volke gegenüber
und denkt im Herzen Prahlereien vor dem Höchsten.

8
Doch schließlich fällt auch er.
9
Das ist das neunte Wasser.


[100]
68. Kapitel: Das zwölfte, helle Wasser
1
Das zwölfte, helle Wasser, das du sahst,

bedeutet dies:

2
Es kommt hernach die Zeit;

da fällt dein Volk in solche Drangsal,
daß es Gefahr läuft, insgesamt zugrund zu gehen.

3
Doch werden sie im Gegenteil gerettet werden,

und ihre Feinde kommen dann zu Fall vor ihnen.

4
Sie werden eine Zeitlang großen Jubel haben.
5
Zu jener Zeit wird nachher bald auch Sion aufgebaut

und seine Opfergabe wieder eingerichtet;
die Priester kehren wiederum zum Dienst zurück;
die Heiden kommen auch und preisen es,

6
doch nicht in solcher Zahl, wie ehedem.
7
Dann kommt der Sturz gar vieler Nationen.
8
Das ist das helle Wasser,

das du geschaut.


69. Kapitel: Das schwärzeste Wasser
1
Das letzte Wasser, das du sahest,

war schwärzer ja, als alles frühere.
Es kam nach allen zwölf Gewässern.
Es trifft die ganze Welt.

2
Der Höchste hat sie ehedem geteilt,

weil er allein weiß, was geschieht.

3
Denn von den Sünden und den Freveln,

die unter seinen Augen einst geschehen werden,
schaut er voraus sechs Arten.

4
Und von der Frommen guten Taten,

die einst vor ihm vollzogen werden,
erblickt er auch sechs Arten,
ganz abgesehen von dem,
was Er am End der Welt noch tut.

5
Deswegen gab es nicht mit schwarzem Wasser schwarzes

und nicht mit hellem helles.
Es ist das Ende.


70. Kapitel: Deutung des schwärzesten Wassers
1
Hör nun die Deutung dieses letzten schwarzen Wassers,

das nach dem frühern schwarzen kommen wird!
Dies ist die Deutung:

2
Es kommen Tage,

da wird die Weltzeit reif:
Der Bösen und der Guten Aussaat Ernte naht.
Alsdann gießt der Allmächtige Geisteswissen
und Herzensängste auf die Erde, ihre Einwohner und Fürsten.

[101]
3
Dann hassen sie einander

und reizen gegenseitig sich zum Krieg;
die Niedern schalten mit den Angesehenen
und die Geringen dünken sich viel mehr, als Hochgestellte.

4
Die vielen werden wenigen preisgegeben

und die nichts waren,
sie herrschen über Mächtige.
Die Armen haben Überfluß anstatt der Reichen;
die Frevler überheben sich gar über Helden.

5
Die Weisen schweigen;

die Toren reden.
Doch nicht wird wahr,
was Menschen denken;
nicht, was die Fürsten sinnen.
Und nicht wird wahr die Hoffnung derer, die da hoffen.

6
Tritt aber ein, was jetzt vorausgesagt,

dann fällt Verwirrung über alle Menschen.
Und manche fallen in dem Krieg,
und manche gehen zugrund durch Trübsal,
und manche werden durch die Eigenen vermißt.

7
Dann offenbart der Höchste jene Völker, die er vorbereitet;

sie kommen her
und kriegen mit den Fürsten, die noch übrigblieben.

8
Doch jeder, der sich aus dem Kriege rettet,

stirbt durch ein Erdbeben.
Wer aus dem Erdbeben sich rettet,
verbrennt
und wer sich aus dem Feuer rettet,
verhungert.

9
Wer dann noch Rettung findet

und alledem entgeht,
mag er nun Sieger oder Unterlegener sein,
fällt in die Hände meines Dieners, des Messias.

10
Die ganze Erde frißt, die sie bewohnen.


71. Kapitel: Schutz im Heiligen Land
1
Das Heilige Land jedoch erbarmt sich seiner Eigenen;

es schirmt zu jener Zeit so seine Insassen.

2
Dies ist nun das Gesicht, das du geschaut,

und dieses seine Deutung.

3
Ich kam, dir dies zu sagen,

weil dein Gebet Erhörung bei dem Höchsten fand.


72. Kapitel: Der Messias
1
Vernimm auch über jenen Blitz,

der an dem Ende nach dem schwarzen Wasser kommen soll!
Denn er bedeutet dies:

[102]
2
Nach jenen früher dir genannten Wunderzeichen,

wenn in Verwirrung sind die Völker
und wenn die Zeit meines Gesalbten kommt,
da ruft er alle Völker her.
Die einen läßt er leben,
und andere tötet er.

3
Und das kommt über jene Völker,

die Er verschonte:

4
Ein jedes Volk, das Israel nicht kennt

und nie den Jakobsstamm bedrückte,
soll leben bleiben,

5
Sie werden sich von allen Völkern deinem Volke unterwerfen.
6
Doch alle, die einst über euch geherrscht

oder sonstens euch gekannt,
verfallen insgesamt dem Schwert.


73. Kapitel: Das Friedensreich
1
Nachdem er alles in der Welt gedemütigt

und sich in Frieden immerdar auf seinen königlichen Thron gesetzt,
da offenbart sich Wonne
und Ruhe kommt.

2
Dann steigt herab im Taue die Gesundheit

und Krankheit weicht.
Und bei den Menschen schwinden Sorge, Seufzer, Trübsal,
und Freude wandelt auf der ganzen Erde.

3
Und niemand stirbt vor seiner seit Zeit,

und nie kommt plötzlich etwas Widriges.

4
Prozesse, Klagen, Streitigkeiten

und Rachetaten, Blutschuld,
Begierden, Neid und Haß
und alles Ähnliche verfällt dann der Verdammung,
soll es doch ausgerottet werden.

5
Denn diese sind’s, die diese Welt mit Übeln füllten,

und ihretwegen kam der Menschen Leben in Verwirrung.

6
Die wilden Tiere sollen aus dem Walde kommen

und Menschen Dienste leisten;
Nattern und Drachen kriechen aus den Löchern
und lassen sich von kleinen Kindern führen.

7
Die Weiber haben keine Schmerzen beim Gebären

und quälen sich nicht mehr,
wenn sie zur Welt die Frucht des Mutterschoßes bringen.


74. Kapitel: Ruhe und Frieden der Messiaszeit
1
In jenen Tagen mühten sich die Schnitter nicht mehr ab,

die bauen, werden sich nicht schinden.
Von selber kommt die Arbeit zum Erfolg,
samt denen, die in Ruhe daran schaffen.

[103]
2
Denn jene Zeit wird sein das Ende dessen, was vergänglich,

und dessen Anfang, was da unvergänglich.

3
Und was gesagt, wird darum sich erfüllen.

Deswegen ist sie fern dem Bösen
und nahe denen, die nicht sterben.

4
Das ist der helle Blitz,

der nach dem letzten schwarzen Wasser kam.


75. Kapitel: Gottes Güte
1
Ich sprach:

Wer kann von deiner Güte, Herr, ein Bild gewinnen?
Sie ist ja unbegreiflich.

2
Und wer erforschet deine schrankenlose Gnade?
3
Oder wer kann deine Einsicht fassen?
4
Oder wer kann die Gedanken deines Geistes melden?
5
Oder wer der Erdgeborenen kann hoffen,

sie zu erreichen,
wenn der nicht, dem du Gnade gibst,
und dem du gnädiglich dich neigst?

6
Denn gibst du nicht von dir den Menschen Gnade,

ist sie von denen auch nicht zu erreichen,
die unter deiner Rechten stehen,
die ausgenommen, die für die genannte Zahl berufen sind.

7
Wenn aber wir, die noch am Leben, wissen,

weswegen wir gekommen sind,
und dem uns unterwerfen,
der aus Ägypten uns in dieses Land gebracht,
alsdann erinnern wir uns des Vergangnen abermals
und freun uns des Geschehenen.

8
Verstehen wir aber nicht,

bejahen wir nicht die Herrschaft dessen,
der aus Ägypten uns herausgeführt,
dann fragen wir nach dem, was jetzt geschehen,
betrüben uns gar schmerzlich über das Ereignis.


76. Kapitel: Ankündigung der Hinwegnahme Baruchs
1
Er sprach zu mir:

Weil dir die Offenbarung des Gesichts zuteil geworden,
wie du gebeten hast,
so hör des Höchsten Wort,
daß du erkennst,
was künftig dir begegnen wird!

2
Zwar scheidest du von dieser Erde,

doch nicht zum Tod;
du wirst fürs Zeitenende aufbewahrt.

3
Besteig den Gipfel dieses Berges

und alle Länder dieser Erde sollen dir vorüberziehen,

[104]

die Form des Erdkreises,
der Berge Spitzen,
der Täler Gründe,
des Meeres Tiefen,
die Schar der Flüsse!
Dann siehst du, was du hinterlässest,
wohin du gehst!

4
Dies kommt dann vierzig Tage später.
5
Geh jetzt in diesen Tagen hin!

Belehr das Volk, soviel du kannst,
daß sie erfahren,
daß in der letzten Zeit sie nicht mehr sterben!
Sie sollen vielmehr wissen:
Sie leben in der letzten Zeit.


77. Kapitel: Mahnrede Baruchs an das Volk
1
Ich, Baruch, ging hinweg

und kam zum Volk
und sammelte den Größten bis zum Kleinsten.
Ich sprach zu ihnen:

2
Ihr Kinder Israels, vernehmet es!

Schnitt nur,
wie viele ihr noch übrig seid
von Israels zwölf Stämmen!

3
Euch aber sowie euren Vätern gab der Herr

vor allen Völkern das Gesetz.

4
Weil aber eure Brüder die Gebote des Höchsten übertraten,

so brachte er die Ahndung über euch und sie.
Wie Er die Ersten nicht verschonte,
so übergab er auch die Letztern der Wegführung
und ließ von ihnen keinen Rest mehr übrig.

5
Jetzt seid ihr hier mit mir.
6
Wenn ihr auf euren Wegen gerade wandelt,

so braucht ihr nicht mehr fortzuziehen,
wie eure Brüder fortgezogen;
sie werden vielmehr zu euch kommen.

7
Denn gnädig ist, den ihr verehrt

und liebereich, auf den ihr hofft,
und treugesinnt, euch wohlzutun,
nicht wehzutun.

8
Saht ihr denn nicht,

was Sion traf?

9
Oder dachtet ihr,

der Boden hab allein gesündigt
und sei deshalb verwüstet worden?
Oder das Erdreich habe sich verfehlt
und sei deswegen preisgegeben?

[105]
10
Und wißt ihr’s nicht?

Verwüstet wurde wegen euch, die ihr gefrevelt,
was ohne Sünde.
Der Frevler wegen und den Feinden überliefert,
was frevellos.

11
Da sprach das ganze Volk zu mir:

Der Wohltat denken wir, soviel wir können,
die der Allmächtige uns einst erwies.
Und dessen wir nicht mehr gedenken,
weiß er in seiner Gnade.

12
Doch magst du jetzt für uns, dein Volk, so tun:

Send hin nach Babylon an unsere Brüder
ein Schreiben der Belehrung
sowie ein Schreiben der Verheißung!
So stärkst du sie,
bevor du von uns gehst.

13
Der Hirten Israels entbehren sie;

erloschen sind die Lampen, die einst leuchteten,
die Quellen hemmten ihre Ströme,
daraus wir tranken.

14
Man ließ uns in der Dunkelheit,

im dichten Walde, in der Wüste voller Durst.

15
Ich sprach zu ihnen:

Die Hirten, Lampen, Quellen,
sie all entstammten dem Gesetz.
Und gehen wir auch fort,
bleibt dennoch das Gesetz bestehen.

16
Schaut ihr sonach auf das Gesetz

und achtet recht der Weisheit,
dann mangelt nicht die Lampe.
Der Hirte geht nicht fort;
der Quell vertrocknet nicht.

17
Doch will ich, wie ihr zu mir sagtet,

nach Babel euren Brüdern schreiben
und diesen Brief durch Menschen senden.
Den neun und einem halben Stamme will ich gleichfalls schreiben
und diesen Brief durch einen Vogel überbringen lassen.

18
Am einundzwanzigsten im achten Monat kam ich, Baruch, hin

und setzt mich unter eine Eiche in der Zweige Schatten,
und niemand war bei mir;
ich war allein.

19
Nun schrieb ich folgende zwei Briefe;

den einen sandte ich durch einen Adler
den neun und einem halben Stamm;
den andern sandte ich an die zu Babel durch drei Männer.

20
Ich rief den Adler her und sprach zu ihm:
21
Dich schuf der Höchste so,

daß du die andern Vögel überragen solltest.

[106]
22
So geh jetzt fort!

Laß dich an keinem Orte nieder!
Geh in kein Nest!
Setz dich auf keinen Baum,
solange du den großen, breiten Euphratstrom nicht überflogen
und zu dem Volk dort nicht gekommen bist!
Wirf ihnen diesen Brief hier zu!

23
Denk aber dran,

daß zu der Zeit der Sintflut Noe von der Taube
des Ölbaums Frucht empfing,
als er sie aus der Arche sandte.

24
Und auch die Raben dienten dem Elias,

als sie ihm brachten Speise,
wie’s ihnen anbefohlen war.

25
Und einen Vogel sandte Salomo,

wohin er immer jemand senden wollte,
wo immer Nachfrage zu halten war;
bei jedem Auftrag war er folgsam.

26
Nun laß dich’s nicht verdrießen

und bieg nicht ab,
nicht rechts, nicht links!
Flieg nur geradewegs dahin,
um des Allmächtigen Befehl zu tun,
wie ich dir aufgetragen!


78. Kapitel: Brief an die neun und ein halb Stämme
1
So lautete der Brief, den Baruch, der Neriasohn,

an die neun und einen halben,
jenseits des Euphrat wohnenden Stämme sandte,
worin geschrieben stand.

2
Nerias Sohn Baruch spricht so zu den gefangenen Brüdern:

Gnad sei mit euch und Friede!

3
Ich denke, meine Brüder, an die Liebe dessen, der uns schuf

und uns seit alters liebte
und nie uns haßte.
Er aber hat uns um so mehr gezüchtigt.

4
In Wahrheit weiß ich,

wir alle, die zwölf Stämme,
wir sind in eine einzige Gefangenschaft verschleppt,
weil wir von Einem Vater stammen.

5
Deswegen bin ich um so eifriger darauf bedacht,

euch diesen Brief vor meinem Tod zu hinterlassen,
auf daß ihr Trost in eurem Unglück, das euch traf, empfanget
und wieder euch betrübet durch das Unglück,
das eure Brüder traf.
Dann sollt ihr auch das Urteil
von eurer Gefangenschaft zurecht erkennen,

[107]

ist doch geringer das, was ihr erduldet,
als das, was ihr getan!
Ihr sollt für wert erfunden werden
in eurer Väter letzten Zeiten.

6
Bedenkt ihr also,

daß ihr zu eurem Heile leidet,
damit ihr nicht am Ende gerichtet werdet
und Pein erdulden müßt,
dann kommet ihr zu steter Hoffnung.
Doch müsset ihr zuvor aus eurem Herzen
den eitlen, irren Glauben reißen;
ihr mußtet seinetwegen von hier fort.

7
Denn tut ihr dies,

so denkt er eurer ohne Unterlaß,
Er, der da unsretwegen immer die Verheißung gab
den Männern, die einst trefflicher als wir,
er wolle nicht für immer unseres Geschlechts vergessen,
es nicht im Stiche lassen,
vielmehr in seiner Gnade die Zerstreuten
nochmals zusammenbringen.


79. Kapitel: Belagerung Jerusalems
1
So wisset, meine Brüder, denn zuerst,

was sich mit Sion hat ereignet,
daß uns der Babelkönig Nebukadnezar bekriegt.

2
Wir hatten gegen unsren Schöpfer ja gesündigt

und die Gebote, die er uns gegeben, nicht befolgt.
Doch hat er uns nicht so gezüchtigt,
wie wir’s verdient.

3
Was euch getroffen,

das sollten wir erst recht erdulden.
Es hat uns auch getroffen.


80. Kapitel: Jerusalems Eroberung
1
Jetzt, meine Brüder, meld ich euch:

Die Feinde hatten schon die Stadt umzingelt;
da wurden von dem Höchsten Engel ausgesandt
und sie vernichteten der starken Mauer Festungswerke
und rissen ihre festen Eisenecken nieder;
sie hätten sonst nicht eingerissen werden können.

2
Dagegen haben sie der heiligen Gefäße einige verborgen,

damit sie von den Feinden nicht entweihet würden.

3
Dann übergaben sie,

zerstört, die Mauer an die Feinde,
ausgeraubt das Haus,
ausgebrannt das Heiligtum,
sodann das Volk.

[108]

Und dieses ward besiegt,
dieweil es preisgegeben,
daß nicht die Feinde prahlend sagen könnten:
„Wir haben es so weit gebracht,
daß wir sogar des Höchsten Haus
im Krieg verwüsten konnten!“

4
Auch fesselten sie eure Brüder

und führten sie nach Babel ab
und siedelten sie an.

5
Und wir sind hier in sehr geringer Anzahl übrig.
6
Das ist die Trübsal,

wovon ich euch jetzt schreiben wollte.

7
Ich weiß in Wahrheit,

es tröstet euch die Trübsal der Bewohner Sions.
Ihr müßt doch einsehen,
daß diese größer war, als einst die eurige,
als ihr von Sion euch entfernen mußtet.


81. Kapitel: Trost für Sion
1
Vom Troste nun vernehmet,

was ich zu sagen habe!

2
Ich trauerte um Sion

und bat um Gnade von dem Höchsten mit den Worten:

3
Wie lang bleibt dies für uns bestehen?

Befallen alle diese Unglücksfälle uns zu jeder Zeit?

4
Und der Allmächtige tat ganz nach seiner großen Gnade,

der Höchste nach der Fülle der Erbarmung.
Er offenbarte mir ein Wort,
daß ich mich trösten sollte,
und zeigte mir Gesichte,
daß ich nicht länger trauern möchte.
Er tat mir die Geheimnisse der Zeiten kund
und zeigte mir der Zeiten Ankunft an.


82. Kapitel: Tröstung der Verbannten
1
Deswegen, meine Brüder, wollte ich euch schreiben,

damit ihr euch in eurer vielen Trübsal tröstet.

2
Doch wissen sollet ihr,

daß unser Schöpfer uns ganz sicher rächt an allen unsern Feinden,
nach dem, was sie uns angetan!
Sodann, daß dieses Ende, das der Höchste bringt,
sehr nahe ist,
desgleichen seine Gnade, die erscheinen soll,
und daß nicht fern das Ende seines Gerichtes.

3
Jetzt sehen wir

bei jenen Völkern, die so gottlos handeln,

[109]

des Wohlstands Fülle
und trotzdem gleichen sie nur einem Hauch.

4
Wir sehen ihrer Herrschaft Größe,

indes sie Frevelhaftes tun,
und dennoch gleichen sie nur einem Tropfen.

5
Wir sehen ihrer Stärke Festigkeit,

indes sie dem Allmächtigen Jahr für Jahr entgegentreten,
und dennoch gleichen sie dem Speichel.

6
Und wir betrachten ihrer Größe Herrlichkeit,

indessen sie die Satzungen des Höchsten nicht befolgen,
und doch vergehen sie wie Rauch.

7
Wir sinnen über ihres Glanzes Pracht,

indes sie unrein leben,
und doch verdorren sie wie Gras, das welkt.

8
Und wir gedenken ihrer harten Grausamkeit,

indessen sie das Ende nicht bedenken,
und doch zerstieben sie
gleich einer Welle, die vorüberflutet.

9
Und wir betrachten ihre prahlerische Macht,

indessen sie die Güte Gottes, der sie ihnen gab, verleugnen,
und doch vergehen sie
gleich einer Wolke, die vorüberschwebt.


83. Kapitel: Das Endgericht
1
Das Höchste läßt ja seine Zeiten eilends kommen,

führt seine Zeiten her.

2
Er richtet sicher die Bewohner seiner Welt

und sucht wahrhaftig alles heim
nach allen seinen, auch geheimsten, Werken.

3
Und er erforscht auch sicher die verborgenen Gedanken

und alles, was im Innersten der Menschenglieder liegt;
er bringt es öffentlich vor jedermann
mit scharfem Tadel an den Tag.

4
Und darum sollt ihr nicht

um eines dieser Dinge Sorge tragen!
Wir wollen vielmehr ruhig harren,
weil unsere Verheißung nahe kommt.

5
Wir wollen jetzt nicht auf der Völker Lüste schauen;

wir wollen der Verheißung auf die Endzeit denken.

6
Es schwinden doch der Zeiten und der Zeitenteile Enden hin

und alles drin zugleich mit ihnen.

7
Das Weltenende offenbart die große Macht des Weltenlenkers;

denn zum Gericht kommt alles.

8
So richtet eure Herzen hin

auf euren frühern Glauben,
damit ihr nicht von beiden Welten aufgegriffen werdet!

[110]

Hier seid ihr in Gefangenschaft geraten
und dort erleidet ihr die Peinen.

9
In dem, was jetzt besteht, vergeht, erscheint,

ist nicht das Böse völlig bös,
das Gute völlig gut.

10
Was jetzt Gesundheit,

das wandelt sich in Krankheit,
was rüstig jetzt,
wird hinfällig,

11
was jetzt noch Kraft,

wird Schwäche.

12
Und alle jugendliche Stärke

verwandelt sich in Altersschwäche und in Tod.
Und alle wundervolle Schönheit heute
wird welk und häßlich.
Großsprecherische Herrschaft
verwandelt sich in Niedrigkeit und Schmach.

13
Und aller stolze Ruhm von jetzt

verwandelt sich in Scham und Schweigen.

14
Und alles Rühmen, alles Prunken heute

verwandelt sich in Sturz und Verstummen.

15
Was jetzt Genuß und Wonne,

verwandelt sich in Mottenfraß und in Vergehen.

16
Und alles prahlerische Schreien jetzt

verwandelt sich in Staub und Schweigen.

17
Was jetzt Besitz, was Reichtum heute,

fällt ganz allein der Unterwelt anheim.

18
Was jetzt Gewinne der Begierde,

verwandelt sich in unfreiwilligen Tod.
Und alle Gier der Leidenschaften heute
verkehrt sich ins Gericht der Peinigung.

19
Und heute ränkevolle List

verwandelt sich in aufrichtigen Tadel.

20
Und aller süße Salbenduft von jetzt

verwandelt sich in das Gericht und in Verdammung.

21
Und alle falsche Freundschaft

verwandelt sich in wahre Schmähungen.

22
Da alles dies geschehen ist,

meinst du vielleicht,
es werde nicht gerächt?

23
Ereignis wird von alledem das Ende.


84. Kapitel: Mahnreden
1
Ich tu euch dieses kund,

weil ich noch jetzt am Leben bin;
ich sag’s, damit ihr Besseres lernet.
Denn der Allmächtige trug mir es auf,

[111]

euch zu vermahnen.
So will ich doch vor meinem Tod
von seines Rechtes Satzungen euch künden.

2
Erinnert euch,

daß Moses einst
den Himmel und die Erde aufgerufen
zu Zeugen gegen euch:
„Befolget ihr nicht das Gesetz,
sollt ihr zerstreut werden.
Befolget ihr’s,
dann bleibt ihr eingepflanzt.“

3
Und auch noch anderes sagte er zu euch,

als ihr zwölf Stämme all zusammen in der Wüste waret.

4
Nach seinem Tode ließet ihr es unbeachtet;

deswegen traf die Drohung euch von einst.

5
Und jetzt?

Es sagte Moses einst zu euch,
es werde euch nicht treffen,
und doch hat’s euch getroffen;
euch kümmerte ja nimmer das Gesetz.

6
Willfahrt ihr dem, was euch geboten,

dann wird euch vom Allmächtigen zuteil,
was euch in treuer Sorge aufbewahrt.

7
Und zwischen mir und euch

sei dieser Brief zum Zeugnis,
daß ihr an die Gebote des Allmächtigen denket,
und daß er mich entschuldige
bei dem, der mich gesandt!

8
Seid des Gesetzes eingedenk

und Sions und des Heiligen Landes
und eurer Brüder und des Bundes eurer Väter!
Vergeßt auch nicht der Feste und der Sabbate!

9
Gebt diesen Brief

und des Gesetzes Überlieferungen euren Kindern,
wie’s euch von euren Vätern überliefert!

10
Und bittet allezeit beständig

und betet recht aus ganzer Seele,
daß der Allmächtige euch gnädig sei
und eure vielen Sünden nicht mehr rechne,
vielmehr nur eurer Väter Rechtlichkeit gedenke!

11
Und richtet er uns nicht nach seiner großen Gnade,

dann weh uns, allen Erdgeborenen!


85. Kapitel: Mahnungen
1
Dann wisset noch,

daß unseren Vätern in den früheren Zeiten

[112]

und bei den ehemaligen Geschlechtern
die Frommen und die heiligen Propheten Helfer waren.

2
Wir freilich waren damals auch in unserm Land

und jene halfen uns, wenn wir in Sünde;
Fürsprache legten sie für uns bei unserm Schöpfer ein,
weil sie auf ihre Handlungen vertrauen konnten,
und der Allmächtige erhörte ihr Gebet
und tilgte unsere Sünden.

3
Jetzt aber sind die Frommen hingegangen

und die Propheten sind entschlafen;
auch wir sind jetzt aus unserm Lande ausgewandert;
entrissen ist uns Sion;
nichts haben wir jetzt mehr,
als den Allmächtigen und sein Gesetz.

4
Bereiten wir jetzt unsere Herzen zu,

alsdann erhalten wir, was wir verloren,
in reichem Maße Besseres, als das Verlorene.

5
Was wir verloren, war vergänglich;

was wir dafür erlangen, unvergänglich;

6
Ich schrieb nach Babel unsern Brüdern ebenso;

das gleiche wollt ich ihnen auch bezeugen.

7
Habt das Gesagte stets vor Augen,

weil wir bis jetzt noch über Geist
und freien Willen zu verfügen haben!

8
Des Höchsten Langmut ist auch hier mit uns;

er tat uns kund, was künftig ist,
verbarg uns nicht, was schließlich sich ereignet.

9
Eh das Gericht das Seine fordert,

was ihr gebührt, die Wahrheit,
so wollen wir uns vorbereiten,
auf daß wir nehmen,
doch nicht genommen werden,
und daß wir hoffen,
doch nicht zuschanden werden,
daß wir mit unsern Vätern wonnige Genüsse haben,
doch nicht mit unsern Hassern Pein erleiden.

10
Die Jugendzeit der Welt ist ja vergangen,

der Schöpfung Vollkraft längst zu End gekommen;
der Zeiten Ankunft ist fast da,
fast schon vorüber.
Denn nahe ist der Krug dem Brunnen,
das Schiff dem Hafen,
der Stadt die Karawane,
dem Abschlusse das Leben.

11
Bereitet euch drauf vor,

daß ihr euch ausruhen könnet,
wenn ihr gefahren und dem Schiff entstiegen,
und nicht verurteilt werdet, wenn ihr fortgegangen!

[113]
12
Denn, wenn der Höchste alles das herbeigeführt,

dann gibt es dort nicht abermals Gelegenheit zur Buße
und nicht ein Ende für die Zeiten,
nicht eine Dauer für die Stunden,
nicht einen Wechsel für die Wege,
nicht mehr Gelegenheit fürs Beten,
nicht nicht ein Bitten,
nicht Finden von Erkenntnis,
nicht Hingabe aus Liebe,
nicht mehr Gelegenheit für Seelenreue,
nicht Fürbitten für Sünden,
nicht Fürsprache der Väter,
nicht Flehen der Propheten,
nicht Hilfe der Gerechten.

13
Dort aber ist das Urteil zum Verderben,

der Weg zum Feuer,
der Pfad zur Hölle.

14
Darum ist ein Gesetz durch einen,

und eine Welt,
ein End für all die Ihrigen.

15
Dann macht er die lebendig,

die er entsündigen kann;
zugleich vernichtet er die Schuldbefleckten.


86. Kapitel: Des Briefes Verwendung
1
Bekommt ihr diesen Brief,

alsdann verleset ihn mit Sorgfalt
in eueren Versammlungen

2
und denkt darüber nach,

besonders in den Tagen eurer Fasten!

3
Und denkt an mich beim Lesen dieses Briefes,

gleichwie ich euer auch bei seiner Niederschrift
und allezeit gedenke!


87. Kapitel: Übersendung des Briefes
1
Nachdem ich diesen Brief vollendet

und ihn mit Sorgfalt bis zu End geschrieben,
da faltete ich ihn,
versiegelt ihn behutsam
und band ihn an des Adlers Hals.
Alsdann entließ ich ihn
und schickte ihn mit diesem Briefe fort.

Erläuterungen

[1270]
5. Zum syrischen Baruch

Die syrisch erhaltene Apokalypse Baruchs erzählt die Erlebnisse Baruchs vor und nach Jerusalems Fall. Ihre kühnen Zukunftsbilder wollen den gesunkenen Mut des jüdischen Volkes wieder aufrichten. Im ersten Teil (1–12) zeigt Gott dem Baruch den Untergang der heiligen Stadt, im zweiten (13–20) erklärt Gott den Zweck der Strafe Israels und der Heidenwelt. Im dritten Teil (21–34) wird Baruch über die Nöten vor der Messiaszeit belehrt. Im vierten (35–46) hat Baruch die Weinstock-Zedernvision. Der fünfte (47–52) schildert die Schrecken der letzten Zeit und die Auferstehung. Im sechsten (53–76) hat Baruch die Wolkenvision. Im siebten Abschnitt (77–87) schreibt Baruch einen Brief an die Exulanten und einen an die Nordstämme. Der erstere ist verloren. Der syrische Text geht auf einen griechischen zurück und dieser auf einen hebräischen. Der Grundstock mag selbst in die vorchristliche Zeit zurückgehen. Das Ganze aber wurde nicht lange nach 70 n. Chr. aus verschiedenen Schriften zusammengestellt. Die Ähnlichkeit mit dem älteren 4. Esdrasbuch ist auffallend. (Br. Violet. Die Apokal. des Esra und des Baruch 1924. E. Kautzsch, Pseudepigr. 1900 II 402 ff R. H. Charles Pseudepigr. 1913 II 470 ff).

  • 1: 1 Im Jahre 590 v. Chr. Der Sohn des Neria s. Jer 32, 12; 36, 4. 3 „von ihren Königen d. i. Jeroboam und seinen Nachfolgern.
  • 2: 1 Nach dem Talmud kann ein Haus nicht stürzen, solange ein guter Mann darin ist. 2 Jer 6, 27 „Ich mache dich zu einer festen Säule“ ist hier umgebogen.
  • 3: 1 „Mutter“ das irdische Jerusalem. 7 s. 4 Esdr. 7, 30.
  • 4: 2 s. Is. 49, 16. 4 s. 4 Esdr. 3, 13 f.
  • 5: 5 Iddo heißt ein Priester bei Zorobabel (Neh 12, 4). Seraja ist der Bruder des Baruch (Jer 51, 59), Gedalja, der nachmalige Statthalter (Jer 40, 14).
  • 6: 1 Die Eiche stand wohl im Kidrontal. 7 Ähnliche Tradition in 2 Mak 2, 4 ff. Statt „Schulterkleid“ liest man besser „Lade“ s. 2 Mak 2, 5. Sonst nur zwölf Edelsteine an der Brustplatte und zwei am Ephod (Ex. 28, 9, 15 ff).
  • 7: 2 „ihr“ die Engel.
  • 8: 2 Tacit. Hist. 5, 13 „Plötzlich öffneten sich die Pforten des Tempels, und eine übermenschliche Stimme ward gehört, die sagte, die Götter gehen jetzt weg.“
  • 9: 2 Das erste siebentägige Fasten in diesem Buch. Das Fasten ist die gewöhnliche Vorbereitung für übernatürliche Mitteilungen (s. Dan 9, 2 ff).[1271]
  • 10: 1 Das Wort „Gott“ findet sich in Apok. Bar. im ganzen nur dreimal (10, 1; 54, 12; 82, 9), dagegen öfters in 4 Esdr. 2 Nach Jer 43, 4 ff wurde dagegen Jeremias nach Ägypten verschleppt; das spätere Judentum ließ den Propheten nach Babel ziehen. 6 s. Kol 4, 2 ff. 8 Nachtgespenster s. Is 34, 14. 14 f. Mt 24, 19 Luk 23, 29.
  • 11: 1 „Babel“ hier Rom s. Apok. 14, 8.
  • 13: 4 Heidnische Städte.
  • 14: 7 s. Gen 18, 23–33. 17 s. Ps 33, 6 Hebr 11, 3. 18 s. Ps 8, 6.
  • 15: 8 s. Rom 8, 18; 2 Kor 4, 17 „unsere gegenwärtige Trübsal .. bewirkt eine ewige ... Herrlichkeit“ 1 Petr 5, 4.
  • 17: 1 „Licht“ s. Ps 119, 105 „Dein Wort ist eine Leuchte“.
  • 19: 3 „Sphären“ des Himmels. Das Gesetz ist ein Teil der himmlischen Ordnung.
  • 21: 2 auf den Berg Sion. 4 Die Erschaffung aus nichts s. Ps 148, 5; 2 Petr 3, 5. 11 Optimismus gegen den Pessimismus von 4 Esdr, wonach nur wenige gerettet werden. 23 Der Todesengel erscheint vorwiegend in spätjüdischen Schriften s. Testament Abrahams.
  • 22: 1 Die „Stimme“ ist die Bat-Kol s. Mt 3, 17 Apok 4, 1.
  • 24: 1 s. Dan 7, 20. Apok 20, 12.
  • 27: 7 s. Mt 24, 7.
  • 29: 4 Behemot s. 4 Esdr. 6, 49 ff. 5 Papias nennt dies ein Herrnworte Irenäus hat einen längeren Text. 8 Manna ist in Sibyll. VII 149 die Speise der Messiaszeit, in V. 3 ist animalische, in V. 5 vegetabilische Nahrung als himmlische Speise verheißen, ein Zeichen des Synkretismus dieses Textes.
  • 30: 1 Der Messias ist hier praeexistent; in 4 Esdr. 7, 29 stirbt der Messias am Ende seines Königtums.
  • 32: 1 „Gesetzesfurcht“ sind gute Werke. Die Erschütterung dient zur Schaffung eines neuen Himmels und einer neuen Erde s. Apg 2, 6 Hebr 12, 26. 2 „Kurze Zeit“ durch Nebukadnezar 587 v. Chr. „wieder aufgebaut durch Nehemias und Esdras. 3 Zerstörung durch die Römer 70 n. Chr. 4 Das himmlische Sion. 6 Die beiden Leiden sind Sions Fall und die Erneuerung der Schöpfung (Is 65, 16 Mt 19, 28; 2 Petr 3, 13 Apok 21, 1). 7 „ein paar Tage“ = sieben Tage.
  • 34: 1 zum Platz, wo der Altar stand, s. 35, 4.
  • 35: 2 s. Jer 9, 1.
  • 39: 3 Das Chaldäerreich und das Perserreich. 3 Die Diadochenreiche. 5 Das Römerreich. 6 „Die Wahrheit verbirgt sich“ ebenso bei 4 Esdr 5, 1 im Römerreich.
  • 41: 4 s. Ps 36, 8 Mt.
  • 42: 4 „gemischte Völker“ s. Jer 25, 20 ff. 5 Die Proselyten. „Das abgesonderte Volk“ sind die Pharisäer.
  • 43: 3 „Sorge!“, d. h. gib deine letztwilligen Verfügungen kund! 7 „Sions Tröstung“ ist sein Wiederaufbau.
  • 45: 2 s. Ps 119, 50, 93.
  • 46: 4 „Thron“ = Wille, Beschluß. Nie soll es Israel an Lehrern und Schülern fehlen. 5 Gehorsam gegen die Rabbinen. 7 Die Aufnahme in den Himmel ist ein echt jüdischer Zug.
  • 48: 8 s. Ps 104, 4 Hebr 1, 7. 9 s. Ps Sal. 19, 2 f. 10 Nach den Juden gibt es zehn Chöre, bei den Christen neun. 24 gegen das Christentum gerichtet.
  • 51: 1 s. 1 Kor 15, 51 „alle werden auferstehen, aber nicht alle verwandelt werden.“ 4 Heiden und Juden. 11 „Lebewesen“ s. Apok. 4, 6 „vier Wesen“ s. Ez 1, 5.
  • 52: 6 s. Jak 1, 2 „Haltet es für lauter Freude, wenn ihr geprüft werdet“!
  • 53: 1 „Meer“ s. Dan 7, 2. 7 Die schwarzen Wasser werden in 69, 1 ff gedeutet. 8 Der Blitz ist der Messias s. Dan 7, 13. 9 Mt 24, 27 „wie der Blitz, so ist die Ankunft des Menschensohnes. 11 „Zwölf Ströme“, Herden oder die zwölf Stämme Israels. 18 s. Rom 1, 20; Ps 19, 1. 21 „Glauben“ hier Gegensatz zur Gottlosigkeit.
  • 55: 3 Ramuel auch in Henoch, 4 Esdr, 2 Sib.
  • 56: 6 Zum Hunger s. Prov. 27, 20 Is 5, 14. 10 Adam. 11 Die Engel.
  • 57: 1 Die erste helle Periode reicht von Abraham bis Jakob. 2 Die Gesetzeserfüllung vor dem Gesetz wird besonders in Jub betont.
  • 58: 1 Der Text folgt Ex 1, 4 MT, nicht LXX 4 Sions Plan s. Ex 25, 40. 5 Was hier von Moses gesagt wird,[1272] galt sonst von Henoch. Da dieser wie die LXX bei den Christen viel genannt wurde, scheint hier eine christenfeindliche Änderung vorzuliegen, nicht älter als 50 n. Chr. 10 „Stelle der Vergeltung“ s. Henoch 18, 12 ff u. a. 10 „des Glaubens Land“ ist das messianische Reich.
  • 62: 4 s. 2 Kg 6, 28 f. 6 s. 2 Kg 17, 3. 6; 4 Esdr 13, 40. 7 In 2 Kg 19, 35 Is 37, 36 beträgt die ganze Zahl der Erschlagenen so viel.
  • 64: 3 s. 2 Chr 33, 7 „Er stellte das geschnitzte Götzenbild auf“. 8 „das eherne Pferd“ s. Targum zu 2  Chr 32, 11.
  • 67: 7 Nebukadnezar.
  • 68: 2 Die Bedrohung des Volkes zu Esthers Zeit (2 Mak 15, 38 und diese Stelle sind die ältesten Anspielungen auf das Estherbuch). 5 unter Darius I 520 v. Chr. 6 Der zweite Tempel war weniger geschätzt.
  • 69: 4 „am Ende der Welt“ kommen noch die Werke des Messias (s. 70, 1–72, 1 ff.)
  • 70: 7 Gog und Magog. 8 Erdbeben s. 4 Esdr 9, 3.
  • 73: 6 s. Is 11, 6 ff 65, 25. 3 Sib 620 ff 743 ff.
  • 76: 3 s. Dt 34, 1 ff Mt 4, 8. 4 s. Ex 24, 18; 4 Esdr 14, 23 ff.
  • 77: 4 „Die Ersten“ Juda und Benjamin, die „Letzteren“ die zehn Stämme. 5 „hier“ in Babel.
  • 77: 1 s. Jer 21, 10 Am 9, 4. 12 Die Juden in Babel.
  • 78: 7 „die trefflicher als wir“ sind die Patriarchen.
  • 81: 1 „Trost“ ist Sions Aufbau. 5 s. Is 40, 15 LXX.
  • 83: 8 an Christen, die früher Juden waren, gerichtet s. 41, 3.
  • 85: 3 Das Gesetz ist Israels unbedingter Besitz, nicht so das Heilige Land. 14 „durch Einen“, Moses.

Anmerkungen (Wikisource)

Siehe auch folgende Artikel aus Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft zu dem hier dargebotenen Text: