Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section/H21
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Mitten in jener reizenden Aue, welche zwischen den Städten Zeitz und Pegau der Elsterfluss um sich her ausgebreitet hat, liegt, von den Wellen der Schwennigke bespült, an der äussersten Grenze des preussischen Herzogthums Sachsen, das Dorf Auligk, die frühere alte Festung Vlack.
Der Ort selbst theilt sich von Alters her in 2 Hälften, Ober- und Untertheil.
Auligk Untertheil, welches zwei besondere Rittergüter hat, zerfällt wieder in den Oberhof und in den Unterhof.
Jetzt vor der Hand sprechen wir blos von Auligk Obertheil, wohl zu unterscheiden von Auligk Oberhof.
In Auligk Obertheil befindet sich ebenfalls ein Rittersitz und zwar ein sehr alter Rittersitz. Bei dem ehemaligen herrschaftlichen Wohngebäude befanden sich zwei Thürme, die in neueren Zeiten abgetragen worden sind. Das Gut hat schöne Felder, Wiesen und Laubholz, grosse Brauerei und Brennerei und wurde im Jahre 1790 bis 1813 neunmal von 30 bis zu 80,000 Thlr. verkauft.
Auligk hat in der frühesten Zeit mit vielen andern Ortschaften zum Kloster Pegau gehört, welches später der Markgraf Wiprecht, dem als Osterländischen Grafen von Groitzsch die hiesige Pflege gehörte, in den Jahren 1091–1095 am westlichen Ende der Stadt erbaute und welches in der Folgezeit in eine Abtei verwandelt, ungemein reich und mächtig wurde, vorzüglich durch die Verordnung Kaiser Friedrich des Rothbarts, nach welcher keiner von Adel sich weiterhin in Pegau niederlassen durfte, die bereits Angesessenen ihre Güter an Handelsleute verkaufen oder den Stadtrechten sich unterwerfen mussten.
Nach der Einziehung dieses grossen und reichen Klosters kamen die Dörfer Auligk, Costewitz, Gazen, Michelwitz, Trautzschen an das Collegiatstift Zeitz. Ueberhaupt war die bei der Stiftsregierung in Zeitz zu Lehn gehende Ritterschaft sehr stark und besass als bischöfliche Lehen vor ungefähr 310 Jahren folgende Rittergüter und Gerichtssprengel:
Auligk, Bennewitz, Breitingen, Burgholzhausen, Costewitz, Crosten, Deschwitz, Dragsdorf, Eula, Etzoldshayn, Falkenhayn, Geisslitz, Gladitz, Götewitz, Grosszössen, Heuckewalde, Johnsrothe, Kayna, Kreipitzsch, Kreippa, Kühndorf, Leisslau, Mutschau, Naundorf, Nehmitz, Nethern, Neitschütz, Oderwitz, Ostrau, Peuscha, Pirkau, Plotha, Predel, Quessnitz, Ramsdorf, Regis, Rehmsdorf, Reichstädt, Reuden, Rödisseln, Romschütz, Salsitz, Schielen, Selingstädt, Silbitz, Starkenberg, Stackelberg, Storkewitz, Tackau, Tauchharid, Teuritz, Trebister, Treupitz, Elstertrebnitz, Wadewitz, Wiedebach, Wildenborn, Wildenhayn, Wirchwitz, Wittchendorf, Zangenberg und Zweitzschen. Diese Güter zusammen lagen bis zum Jahre 1815 in den Aemtern Pegau, Altenburg, Ronneburg, Zeitz, Heinsburg, Weissenfels, Naumburg und Eckardtsberga.
Seit dem Jahre 1815, wo Zeitz an Preussen kam, hat die besondere Verwaltung der Stiftslande durch das Stifts-Kammercollegium, durch die Stiftsregierung, durch das Stiftsconsistorium aufgehört, wogegen die Stifter zu Zeitz und Naumburg selbst noch bestehen. An der Spitze des Dom-Capitels zu Naumburg steht ein Dompropst (derzeit Herr von [162] Uffel) und an der Spitze des Collegiat-Stifts zu Zeitz ein Decan, (derzeit der fürstl. reuss. greizische Regierungs- und Consistorialrath Herr von Kutzschenbach in Greiz.)
Auligk wurde nach Aufhebung der Stiftsregierung zu Zeit an das Amt Pegau gewiesen.
Auligk Obertheil gehörte in der Mitte des 16. Jahrhunderts und auch schon vorher einen Ritter Jacob von Thor, ihm folgte Eberhardt von Thor, welcher bischöflicher Naumburgischer Statthalter war. Dann folgten im Besitze die von Kayn. Im 16. Jahrhundert besassen es die Herren von Ponickau, die auch mit Tackau beliehen waren. Unter diesen ist vorzüglich Friedrich Seiffarth von Ponickau zu bemerken, welcher sich um Auligk viele Verdienste erworben hat. Dann kam das Gut wieder an das Geschlecht der von Kayn, welche Familie bis zum Jahre 1712 und noch später im Besitze desselben geblieben ist. Im Jahre 1729 war Frau von Einsiedel damit beliehen, von welcher es Graf von der Schulenburg acquirirte. Zu Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts finden wir im Besitze die Herren von Wolfersdorf, deren Stammsitz das Rittergut Wolfersdorf bei Ronneburg war. Herr Eduard von Wolfersdorf, königl. preuss. Rittmeister war 1838 und später noch damit beliehen. Am 8. Sept. 1853 nahm es Herr Gottfried Petzold in Lehn, von welchem es der dermalige Besitzer Herr Schirmer acquirirte.
Bei dem Brandte der Stadt Pegau im Jahre 1644 gingen die interessantesten Nachrichten über Auligk, welche dort aufbewahrt wurden, verloren und deshalb fehlen auch alle näheren Nachweise über die Entstehung und späteren Schicksale des Orts.
Nur so viel ist auf unsere Zeiten gekommen, dass das Jahr 1633 für Auligk ein Schreckensjahr war: Denn die kaiserlichen Krieger plünderten zu dieser Zeit nicht nur Dorf und Kirche, sondern es wüthete auch die Pest auf eine schreckliche Weise.
Die Sitten der Einwohner sind mehr, als in mancher andern Gegend, abgeschliffen. Der Landmann hat Verstand und benutzt ihn zur möglichsten Verbesserung seines Wohlstandes.
Die meisten Einwohner dieses Ortes nähren sich von Ackerbau, die übrigen treiben ihre erlernten Handwerker allhier, und man findet Schuhmacher, Schneider, Fleischhauer, Zeugmacher, Böttcher, Sattler, Bader, Schmiede, Uhrmacher, die sich niedergelassen und ihr Brod redlich verdienen, die übrigen Einwohner sind Tagelöhner. Das frühere Spinnrad der Frauenzimmer existirt nicht mehr.
Die Viehzucht ist hier bedeutend und die Bienenzucht wird in den neuern Zeiten mit Erfolg gepflegt.
Der übrige Landbau ist vortrefflich zu nennen. Denn, wie im ganzen Gerichtsamtsbezirke, (der nicht mehr so gross und so umfangreich ist, wie das frühere Amt Pegau) so werden auch hier, viel Raps und Rübsenöl, Hirsen, Chamillen, Kümmel, Fenchel, Scharte, Gurken und Zwiebeln erbaut und für den Handel geliefert.
Der Besitzer von Auligk Oberntheils hat auch das Jus patronatus und nicht – wie irrthümlich in vielen Chronicken und Beschreibungen vom Stiftsdorfe „Auligk“ man angeführt findet, – der sogenante Oberhof. Ueberhaupt scheinen das Rittergut Auligk Oberntheils und das Rittergut „der sogenannte Oberhof“ sehr oft mit einander verwechselt worden zu sein, und wenn man vom Rittergute Auligk Oberntheils sprechen wollte, erzählte man vom sogenannten Oberhof, und so wieder umgekehrt.
Der sogenannte Oberhof ist ein Theil vom Rittergute Auligk Unterntheils und hat mit dem Rittergute Auligk Oberntheils gar nichts gemein.
Die Geschichte der Parochie ist leiter in Dunkel gehüllt und selbst was die Zeit der Einführung der Reformation betrifft, so ist es wenig mehr als Vermuthung, dass erst der Tod des Bischofs Julius Pflugk in die hiesigen kirchlichen Verhältnisse eine Veränderung brachte. Die Kirche zu Auligk, welche im Raume sehr beschränkt, dunkel, winkelig und mit Stühlen, Emporkirchen und Kapellen unverhältnissmässig überladen ist, verräth durch ihre eigenthümliche Bauart ein hohes Alter; dessenungeachtet ist die Zeit der Erbauung selbst nicht mit Bestimmtheit anzugeben.
Das eigentliche Schiff ist augenscheinlich erst später angebaut, und das ursprüngliche Gebäude, allem Vermuthen nach nichts weiter, als eine herrschaftliche Kapelle, ist wohl der jetzige Altarplatz gewesen.
Urkundlichen Nachrichten zufolge wurde die Kirche im Jahre 1668 mit hinlänglichen Stühlen für die Kirchfahrt versehen; eine völlige Renovation aber erfuhr das Gebäude im Jahre 1702.
[163] Der Altar ist durch Herrn Friedrich Seyffarth von Ponickau im Jahre 1639 im damaligen Geschmacke erbaut, zeichnet sich aber durch ein gelungenes Gemälde des Abendmahls Jesu aus.
Noch älter und zwar im Jahre 1628 erbaut ist die Kanzel, welche in 7 einzelnen Feldern mit den Attributen der 4 Evangelisten, die den Meister in der Mitte haben, und mit Abbildungen aus der heiligen Geschichte verziert ist.
Verschiedene Personen haben um diese Kirche sich sehr verdient gemacht:
Die Patronin von Kayn hat ein Legat von 20 Gulden und Christoph von Kayn ein Legat von 50 Gulden ausgesetzt, vor diesen hatte aber schon Georg Friedrich von Raschkow 100 Mfl. der Kirche geschenkt. Auch andere Personen wollten den hohen Gebern nicht nachstehen: Der Kirchvater Barthol Pazschke hat bei der Confirmirung seiner Tochter im Jahre 1722 der Kirche einen sammeten Klingelbeutel und eine vierfache Sanduhr verehrt, eben so hat Frau Johanna Dorothea von Oebschalwitz auf Elster-Trebnitz der Kirche ein Geschenk von ein paar Wachskerzen nebst ein paar kleinen zinnernen Leuchtern gemacht.
Eingepfarrt sind Kleinprinessligk, Minkwitz, Traupitz und Könderitz, welche 3 letztern Dörfer 1815 ans preussische Herzogthum gekommen sind.
Die Gebäude der Pfarrwohnung, welche ehemals an der Strasse gestanden haben, befinden sich seit 1693 auf ihrem jetzigen Platze.
Auch ist hier eine Bibliothek vorhanden, welche dem jedesmaligen Pfarrer bei seinem Amtsantritte zum Inventarium übergeben wird. Darinnen befinden sich unter andern vorzüglichen Werken:
- Die Lanki’sche Concordanzbibel,
- Salzmann’s singularia Lutheri,
- Ravanelli Bibliotheca sacra,
- Seckendorf’s Historia Lutheranismi,
- Weller’s deutsche auch lateinische Schriften,
- Luther’s sämmtliche Schriften und Werke.
Der Gottesacker, ehemals rings um die Kirche, wurde im Jahre 1596 vors Dorf verlegt, 1601 eingeweiht, 1709 aber renovirt.
Das Schulgebäude wurde 1662 errichtet. Die Parochie bildet einen Schulbezirk mit 200 Schülern.
In Folge des neuen sächsischen Schulgesetzes genügte die Räumlichkeit des Schulgebäudes nicht mehr, wodurch die preussischen Parochieen veranlasst worden sind, ihre Ausschulung zu bewirken.
Letztere haben daher unter Anschliessung des bisher nach Langendorf eingeschulten Dorfes Wadewitz sich ein eignes Schulhaus zu Traupitz erbaut. Dieses Traupitz ist dasselbe, welches vor 800 Jahren ein Städtchen war, welches unter dem Namen Thrubizi vorkommt und im sogenannten Langendorfer Strich liegt. Der Langendorfer Strich hat seine Benennung von dem 2 Stunden nordöstlich von Zeitz, an der Hauptstrasse von Gera nach Leipzig gelegenen Dorfe Langendorf. Dieser Langendorfer Strich ziehet sich von dem Orte Langendorf gegen Groitzsch und Lucka und fasst 12 Dörfer in sich.
Die ganze Gegend und die Parochie Auligk haben durch die Drangsale des 30 jährigen Kriegs viel gelitten. Die Kirche wurde von dem holkischen Kriegsvolke gewaltig erbrochen und beraubt, ein Schicksal, welches sich im Jahre 1717 mittelst dieblichen Einbruchs wiederholte, wobei jedoch – unter diesen Umständen ein besonderer Zug von heiliger Scheu – der Communion-Kelch von den Dieben, ob sie ihn schon in Händen gehabt, verschont wurde.
In den Jahren 1757 und 1762 und im Jahre 1813 mussten die Bewohner der Dörfer der hiesigen Gegend zu ihrer eigenen Lebensrettung in die benachbarten Städte flüchten.
Ursprünglich bildete Auligk und die Umgegend einen Haupttheil der ausgebreiteten Grafschaft Groitzsch, deren Sitz eine ungemein feste Burg auf dem steilen Hügel in Westen vom Städtchen Groitzsch gewesen ist. Das Zubehör der Burg kam später durch kaiserliche Schenkung an Konrad den Grossen, die Burg selbst an dessen Sohn Dedo, welchen die Wittwe des Markgrafen Heinrich von Groitzsch erzogen hatte.
Nachher kam diese Burg mit vielen andern Orten an die Pegauer Aebte, welche die Burg selbst völlig schleiften.
Später kamen die Dörfer Auligk, Costewitz, Trautzschen, Gazen, Michelwitz zur Ephorie Zeitz und mag dies im Jahre 1662 der Fall gewesen sein, wo der Churfürst Johann Georg II. Stadt und Amt Pegau auf Wiederkauf an den Herzog Moritz zu Sachsen,- Zeitz gab. Nach Absterben dieser Linie, im Jahre 1718 kamen beide wieder an das [164] Churhaus, die Stift Naumburg-Zeitzischen obgenannten Dörfer wurden jedoch erst im Jahre 1815 der Ephorie Pegau wieder zugetheilt.
Das früher dem Amtsbezirke Pegau mit einverleibt gewesene Städtchen Zwenkau hat jetzt sein eignes Gerichtsamt mit 22 Langemeinden.
Wogegen zum Gerichtsamt Pegau nur noch 2 Städte und 47 Landgemeinden gehören, worunter sich auch Auligk befindet, welches jetzt 74 bewohnte Gebäude mit 79 Familienhaushaltungen und 389 Einwohner zählt.
Unter das frühere Patrimonialgericht von Auligk Obertheil gehörte auch das Dörfchen Kleinpriesligk, wogegen die zu Auligk gehörigen preussischen Dörfer unter sechsfacher getheilter Gerichtsbarkeit standen.
Bemerkenswerth von Auligk Oberntheils ist noch, dass hier der Pfarrer M. Abraham Wiegner lebte, welcher aus Pegau gebürtig war und sich durch Herausgabe seiner katechetischen Fragen und Andachten über die Leidensgeschichte vortheilhaft bekannt gemacht hat.
Auligk Unterntheils enthält 2 Rittersitze, die sich als Ober- und Unterhof in die gutsherrlichen Rechte theilen.
Auligk Unterntheils haben früher zusammengehört und sind im Jahre 1603 von den Brüdern von Raschko vermessen und in zwei gleiche Theile getheilt worden.
Jedes dieser Güter besitzt 53 Scheffel Feld, schöne Wiesen und Laubholz.
Das Rittergut Oberhof ist ebenfalls ein prächtiger Herrensitz mit schönem Garten.
Im Jahre 1662 kam die Kanoness von Neitschütz in Besitz dieses Gutes, von welcher es Bauer von Bauern acquirirte. Im Jahre 1815 kaufte es ein gewisser Herr Kretzschmar, von welchem es 1819 Herr Amtmann Gutbier übernahm, dessen hinterlassene Wittwe es noch im Jahre 1838 und später besass. Am 9. März 1850 wurde Herr Hans Caspar Bruno von Ludwiger damit beliehen, welcher es vor kurzer Zeit an Herrn Saupe verkauft hat.
Auligk Oberhof wird als solches Gut aufgeführt, welches schon frühzeitig unter dem Amte Pegau stand, und wird nur Auligk Oberntheils als dasjenige bezeichnet, welches beim Stifte Zeitz zur Lehn ging.
Soviel steht fest, dass alle 3 Rittersitze von Auligk nach dem Jahre 1662 beim Stifte Zeitz zu Lehn gingen und mag daher erst nach dem Jahre 1718 eine Aenderung eingetreten sein, wo Auligk wieder an das Churhaus fiel.
In Auligk Oberhof soll eine Zeit lang die Maria Eichlerin gelebt haben, welche im Jahre 1648 in einen Hexenprozess verwickelt wurde.
Diese Eichlerin war später in dem nahen Meuselwitz an einen Tagelöhner verheirathet und ihre irren Reden, die feurigen Lufterscheinungen, welche vor dem entlegenen Hause derselben nach Zeugenaussagen sich niedergelassen hatten, verbunden mit einem gleichzeitigen Viehsterben auf dem Hofe von Meuselwitz, gaben die Veranlassung zu Untersuchungen und Hinrichtungen.
Die Eichlerin war des Drachenhaltens und der Hexerei bald geständig und nannte noch 3 Personen als Mitgenossen, worunter ein 72jähriger Greis der als Spielmann auf dem Blocksberge aufgewartet und mit seiner Fiedel zum Tanze gescherbet haben sollte. Der Schöppenstul [165] zu Leipzig erkannte diesen dreien, da sie ihre Unschuld aufs heiligste behaupteten und nicht zum Geständnisse zu bringen waren, die Tortur zu, bei welcher sie zuletzt ihre angebliche teuflische Verbindung eingestanden und die unsinnigsten Fragen mit Ja! beantworteten. Nur eine der Unglücklichen eine ziemlich bejahrte Frau, hielt alle Torturgrade zu verschiedener Zeit mit unerschütterlicher Behauptung ihrer Unschuld aus und wurde frei gesprochen – nachdem sie an den Folgen der Tortur gestorben war. Die übrigen, nämlich Maria Eichlerin, Christine Greulichin und der Spielmann, Hans Kromsdorf wurden nach Urtheil und Recht verbrannt.
Die noch vollständig vorhandenen Acten über diese Prozesse sind in psychologischer Hinsicht ungemein interessant. Die von dem Dr. Johannes Rosa in Altenburg für jene Zeit meisterhaft ausgearbeitete Vertheidigung für eine andere Angeklagte, Ursula Mengelin wegen Verdachts der Hexerei enthält aufgeklärte physicalische Hindeutungen auf den natürlichen Ursprung solcher Dinge, die jene Unglücklichen in den Verdacht satanischer Gemeinschaft brachten. Man findet hier dämmernde Spuren des Lichts, das erst heller aufging, als Christian Thomasius mit seiner Geistesbildung um sich her die dunkeln Pfade des Lichts erleuchtete.
Zu Auligk Oberhof gehört eine Schenke, welche der Kirche gegenüber liegt und das Recht hat ihr eigenes Bier zu brauen und Gäste zu beherbergen.
Auligk Unterhof besitzt ein schön erbautes Schloss, welches 1603 einem der Brüder von Raschko zugeschrieben wurde. Auch zu diesem Orte gehören schöne Wiesen und herrliches Laubholz.
Schon im 18. Jahrhundert war das Gut in den Händen der Familie von Görschen, welche es dermalen noch besitzen.
Der derzeitige beliehene Eigenthümer derselben ist Herr Friedrich von Görschen, welcher dasselbe von seinem Herrn Vater, dem herzogl. dessauischen Kammerherrn und Oberforstmeister Friedrich von Görschen, im Jahre 1848 erb- und eigenthümlich überkommen hat.
Die früheren Besitzer von Auligk untern Theils, die Ritter Raschko oder Raschkau, standen nach den alten Urkunden wegen ihres Edelsinnes und ihres ritterlichen Wesens in grossem Ansehen. Sie waren wegen ihrer Tapferkeit und ihres Muthes gefürchtet und geliebt zugleich.
Auligk Unterntheils, wie Auligk Oberntheils war früher befestigt und mit Gräben und Mauern umgeben.
Ueberhaupt ist die hiesige Gegend reich an zahlreichen Resten oder doch Spuren alter Burgen und alter Lagerschanzen. Denn durch Kriege hat von jeher diese Gegend überaus stark gelitten; schon im Bruderkriege gingen hier viele Dörfer im Rauch auf und später schadeten die Hussiten, der 30jährige Krieg, besonders aber das Jahr 1813 der hiesigen Gegend bedeutend.
Bei dem nahen Predel ging der linke Flügel der Alliirten am 4. Mai gegen Mittag über die Elster zurück und das französische Corps unter Bertrand rückte ihm nach. Letztrer war überhaupt der Riese des Tags bei der Schlacht von Lützen (denn von dieser und keiner andern ist hier die Rede).
Ohne Beihülfe Bertrand’s würde das französische Centrum gesprengt [166] worden sein. Die Alliirten haben blos deshalb sich zum Rückzug bewogen gefühlt, weil Napoleons Manövre, die Elbe vor ihnen zu gewinnen, von dem Ersteren durchschaut war.
Die russ. und preuss. Berichte nennen diese Schlacht die Schlacht von Gross-Görschen.
In dieser Schlacht fielen preussischer Seits der Prinz von Hessen-Homburg und der als militärischer Schriftsteller bekannte Scharnhorst.
Im Anfange der Schlacht hatte Napoleon geäussert: „Dieses ist eine ägyptische Schlacht. Eine gute Infanterie, von der Artillerie unterstützt, muss sich selbst genug sein.“
Man hat auch fast gar keine französische Reiterei im Gefechte gesehen.
Der Kaiser Napoleon übernachtete nach dieser Schlacht in Pegau, in demselben Hause, wo einst im Jahre 1757 der grosse Friedrich wohnte, das damals dem Bürgermeister Rein gehörte, wovon sich folgende Anekdote erhalten hat:
Der Bürgermeister Rein erwartete seinen hohen Gast an der Treppe. Der König, denselben erblickend, fragte: Wer ist er? Ihro Majestät, ich bin der Besitzer dieses Hauses! Kön.: Was ist er? Ich bin ein Juris practicus! Kön.: Nun, den ersten Process, den ich habe, soll er machen.
Nach dieser Abschweifung noch einige wenige Worte über Auligk Unterhof.
Zu Auligk Unterntheils gehörten früher auch Antheile von den Dörfern Minkwitz und Traupitz, welche jedoch durch die Theilung Sachsens für diese Gerichtsbarkeit verloren gingen.
Hier in Auligk Unterntheils befindet sich auch noch eine Schenke, die der Schenke in Oberhof insoferne nachsteht, als sie nur beschränkte Gastgerechtigkeit hat.
sonst Costitz, Cosswitz geschrieben, liegt ¾ Stunden südwestwärts von Pegau und gehört zu der dichten Dörferreihe, welche sich oberhalb Pegau am Elstermühlgraben hinaufzieht.
Die über die Gründung und frühesten Schicksale des Ortes sprechenden Urkunden wurden im Jahre 1644 im Pegauischen Brande vernichtet. Doch so viel steht fest, dass der Ort als ein von den Sorbenwenden erbauter zu bezeichnen ist und später zum Kloster von Pegau gehört hat.
Das Rittergut im Dorfe, sonst der Zeiselhof genannt, besass bis zum 17. Jahrhundert über 150 Jahre die Familie von Helldorf.
Im Jahre 1714 war mit diesem Rittergute das Geschlecht derer von Bünau beliehen; von 1730–1750 gehörte es der Familie von Löser, darauf dem Postmeister Johann Friedrich Probst zu Pegau, von welchem es an die Freiherrlich von Apel’sche Familie kam, welche sich um den dasigen Ort, um Kirche und Schule sehr verdient gemacht hat.
Der gegenwärtige Besitzer des Gutes ist Herr Johann Friedrich Thümler, welcher seit dem 10. April 1851 damit beliehen ist.
Das Rittergut Costewitz liegt in der sogenannten goldenen Aue und die dasige Gegend zeichnet sich vorzüglich durch die enge zusammengedrängten [167] Dörfer aus, deren nebst dem Städtchen Groitzsch 23 bis auf eine Stunde Entfernung von Pegau liegen.
Costewitz hat eine besondere Kirche und Schule. Früher soll das Dorf nach dem 1 Stunde entfernten Auligk gepfarrt gewesen sein. Einem Unglücksfall soll Costewitz seine eigene Kirche zu verdanken haben.
Während eines harten Winters soll ein Sohn des Rittergutsbesitzers, welcher die heilige Taufe in Auligk empfangen sollte, unterwegs in der strengen Kälte oder der ausgetretenen Gewässer umgekommen sein und nach diesem Ereignisse haben die Besitzer von Costewitz eine eigene Pfarrstelle im Orte gegründet.
Nach anderer Nachricht ist jedoch die Kirche zu Costewitz früher ein Filial von Auligk gewesen, um das Jahr 1560 zur Pfarrkirche erhoben worden.
Beide Nachrichten lassen sich nicht gut vereinen. Auf einen kirchlichen Verband zwischen Auligk und Costewitz deutet auch der Auligker Zehent hin, welcher vor dem von den hiesigen Pfarrern erhoben wurde. Vor des Bischofs zu Naumburg Julius Pflugk Zeiten – er war der Sohn des Kanzlers Cäsar Pflugk auf Eythra und ward 1541 Bischof zu Naumburg und Zeiz – sollen die benachbarten Dörfer Oderwitz und Greitschütz, welche jetzt zu der preussischen Parochie Profen gehören, im Kirchspiel begriffen gewesen sein: vielleicht hatten aus diesem Grunde die Herrschaften von Oderwitz und Greitschütz ihre eigenen zu den Rittergütern gehörigen Sitze in der Kirche.
Um das Jahr 1670 gehörte die Kirche zur Ephorie Pegau, ist jedoch im Jahre 1662, wo Herzog Moritz von Sachsen-Zeiz seinem Bruder, dem Kurfürsten Johann Georg II., Stadt und Amt Pegau abkaufte, an das Collegiat-Stift Zeiz gekommen. Zwar kam nach dem Aussterben dieser Linie mit dem Tode des Herzogs Moritz Wilhelm Amt und Stadt wieder an das Kurhaus, doch die Dörfer Costewitz, Trautzschen, Gazen, Auligk, Michelwitz wurden erst im Jahre 1815 der Ephorie Pegau wieder zugetheilt, bis dahin stand Costewitz unter der Stifts-Inspection oder Superintendur Zeiz.
Die Stifts-Superintendur zu Zeiz war mit dem Pastorate an der St. Michaeliskirche verbunden. Bei der Vacanz derselben wählte das Stiftsconsistorium drei Competenten aus und brachte solche mittelst Berichts bei dem Consilio zu Dresden in Vorschlag. Letzteres ernannte sodann nach gepflogener Communication mit dem Naumburger Domcapitel, unter welchem das Collegiat-Stift von Zeiz stand, den Stifts-Superintendenten, der zugleich Assessor des Stiftsconsistoriums war.
Herzog Moritz wollte 1660 das Zeizer Collegiat-Stift zugleich aufheben und dessen Einkünfte zur Verbesserung von Pfarr- und Schulstellen, zu Stipendien u. s. w. verwenden, erhielt auch die Beistimmungen aller darüber eingeholten Bedenken, gab aber doch den lebhaften Gegenvorstellungen des Capitels nach und zog nur 1667 einige Pfründen zum geistlichen Fiscus, doch musste 1670 das Capitel einige Punkte seiner Statuten zeitgemäss abändern.
Die früher mit dem Collegiatstift zusammenhängende eigenthümliche Verfassung hat aufgehört und gehört deren Geschichte nicht weiter hieher. Wenigstens würde uns dies einerseits zu weit führen und andrerseits solches der Raum nicht gestatten.
Collator über die Pfarre und Schule zu Costewitz ist der jedesmalige Gutsherr. Die einzelnen Collatoren haben sich um die Kirche zu Costewitz immer verdient gemacht und Anspruch auf die grösste Dankbarkeit der Parochianen. So hat G. F. von Helldorf seinem Namen eine dauernde Erinnerung dadurch gesichert, dass er im Jahre 1695 der Kirche nicht nur eine silberne übergoldete Weinkanne und Hostienschachtel, da die heiligen Gefässe im 30jährigen Kriege von durchziehenden kaiserlichen Truppen geraubt worden, sondern auch zum Privatstudium des Pfarrers eine nicht geringe Anzahl von theologischen Büchern schenkte, unter welchen sehr werthvolle Werke sich befinden. Ein Freiherr von Apel, der Grossvater des Herrn Ernst Friedrich Christ Ferdinand Freiherrn [168] von Apel bedachte noch auf seinem Todtenbette die Pfarre und Schule mit Legaten von 1000 Thlrn. und 350 Thlrn.; von deren ersterem der Pfarrer zu Trautzschen die Hälfte der jährlichen Zinsen geniesst, so lange das Rittergut Trautzschen bei der freiherrlich Apel’schen Familie verbleiben wird.
Auch ein Mühlenbesitzer zu Oderwitz, Herr Johann Chistian Meyh, hat sich ein bleibendes Denkmal durch das grosse Geschenk einer neuen Orgel erworben, deren Bau von Kreuzbach in Borna besorgt wurde und deren Einweihung am 10. Juli 1836 stattfand. Auch schon früher hat dieser Freund der Kirche die Kirchenbibliothek durch reiche Geschenke vermehrt.
Die Pfarrwohnung mit Wirthschaftsgebäuden liegt nicht fern vom Mühlgraben, an welchem der wohlbestandne Obstgarten stöst. Während einer 4jährigen Vacanz vom Jahre 1833 an, wurden die Pfarreinkünfte zu durchgreifender Reparatur und theilweisen Neubau der Pfarrgebäude verwendet, welche in ihrer Gesammtheit, so wie die Rittergutsgebäude einen freundlichen Anblick gewähren.
Costewitz hat in den Jahren 1631 und 1632 bei Durchzügen kaiserlicher Truppen nach Leipzig und Lützen alle Greuel der Plünderung ertragen müssen und viele Menschen hat in darauf folgenden Jahre die Pest dahingerafft.
Costewitz ist übrigens merkwürdig als der Geburtsort des dänischen Staatsministers Huth.
Vor der neuen Gerichtsorganisation gehörte der Ort mit seinen 2 Pferdnern, 7 Gärtnern, 13 Häuslern mit den Erbgerichten zum Rittergute, mit den Obergerichten aber unter das Amt Pegau.
Das Rittergut selbst war früher Stift-Zeitzisches Mannlehn.
Jetzt gehört das Rittergut mit dem ganzen Dorfe, worinnen 31 bewohnte Gebäude, 34 Familienhaushaltungen und 160 Einwohner sich befinden, zum Gerichtsamt Pegau, zum Bezirksgericht Borna, zur Amtshauptmannschaft Borna, zum Regierungsbezirk Leipzig.
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