Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Auligk untern Theils – Unterhof
Auligk Unterhof besitzt ein schön erbautes Schloss, welches 1603 einem der Brüder von Raschko zugeschrieben wurde. Auch zu diesem Orte gehören schöne Wiesen und herrliches Laubholz.
Schon im 18. Jahrhundert war das Gut in den Händen der Familie von Görschen, welche es dermalen noch besitzen.
Der derzeitige beliehene Eigenthümer derselben ist Herr Friedrich von Görschen, welcher dasselbe von seinem Herrn Vater, dem herzogl. dessauischen Kammerherrn und Oberforstmeister Friedrich von Görschen, im Jahre 1848 erb- und eigenthümlich überkommen hat.
Die früheren Besitzer von Auligk untern Theils, die Ritter Raschko oder Raschkau, standen nach den alten Urkunden wegen ihres Edelsinnes und ihres ritterlichen Wesens in grossem Ansehen. Sie waren wegen ihrer Tapferkeit und ihres Muthes gefürchtet und geliebt zugleich.
Auligk Unterntheils, wie Auligk Oberntheils war früher befestigt und mit Gräben und Mauern umgeben.
Ueberhaupt ist die hiesige Gegend reich an zahlreichen Resten oder doch Spuren alter Burgen und alter Lagerschanzen. Denn durch Kriege hat von jeher diese Gegend überaus stark gelitten; schon im Bruderkriege gingen hier viele Dörfer im Rauch auf und später schadeten die Hussiten, der 30jährige Krieg, besonders aber das Jahr 1813 der hiesigen Gegend bedeutend.
Bei dem nahen Predel ging der linke Flügel der Alliirten am 4. Mai gegen Mittag über die Elster zurück und das französische Corps unter Bertrand rückte ihm nach. Letztrer war überhaupt der Riese des Tags bei der Schlacht von Lützen (denn von dieser und keiner andern ist hier die Rede).
Ohne Beihülfe Bertrand’s würde das französische Centrum gesprengt [166] worden sein. Die Alliirten haben blos deshalb sich zum Rückzug bewogen gefühlt, weil Napoleons Manövre, die Elbe vor ihnen zu gewinnen, von dem Ersteren durchschaut war.
Die russ. und preuss. Berichte nennen diese Schlacht die Schlacht von Gross-Görschen.
In dieser Schlacht fielen preussischer Seits der Prinz von Hessen-Homburg und der als militärischer Schriftsteller bekannte Scharnhorst.
Im Anfange der Schlacht hatte Napoleon geäussert: „Dieses ist eine ägyptische Schlacht. Eine gute Infanterie, von der Artillerie unterstützt, muss sich selbst genug sein.“
Man hat auch fast gar keine französische Reiterei im Gefechte gesehen.
Der Kaiser Napoleon übernachtete nach dieser Schlacht in Pegau, in demselben Hause, wo einst im Jahre 1757 der grosse Friedrich wohnte, das damals dem Bürgermeister Rein gehörte, wovon sich folgende Anekdote erhalten hat:
Der Bürgermeister Rein erwartete seinen hohen Gast an der Treppe. Der König, denselben erblickend, fragte: Wer ist er? Ihro Majestät, ich bin der Besitzer dieses Hauses! Kön.: Was ist er? Ich bin ein Juris practicus! Kön.: Nun, den ersten Process, den ich habe, soll er machen.
Nach dieser Abschweifung noch einige wenige Worte über Auligk Unterhof.
Zu Auligk Unterntheils gehörten früher auch Antheile von den Dörfern Minkwitz und Traupitz, welche jedoch durch die Theilung Sachsens für diese Gerichtsbarkeit verloren gingen.
Hier in Auligk Unterntheils befindet sich auch noch eine Schenke, die der Schenke in Oberhof insoferne nachsteht, als sie nur beschränkte Gastgerechtigkeit hat.