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Uffel) und an der Spitze des Collegiat-Stifts zu Zeitz ein Decan, (derzeit der fürstl. reuss. greizische Regierungs- und Consistorialrath Herr von Kutzschenbach in Greiz.)

Auligk wurde nach Aufhebung der Stiftsregierung zu Zeit an das Amt Pegau gewiesen.

Auligk Obertheil gehörte in der Mitte des 16. Jahrhunderts und auch schon vorher einen Ritter Jacob von Thor, ihm folgte Eberhardt von Thor, welcher bischöflicher Naumburgischer Statthalter war. Dann folgten im Besitze die von Kayn. Im 16. Jahrhundert besassen es die Herren von Ponickau, die auch mit Tackau beliehen waren. Unter diesen ist vorzüglich Friedrich Seiffarth von Ponickau zu bemerken, welcher sich um Auligk viele Verdienste erworben hat. Dann kam das Gut wieder an das Geschlecht der von Kayn, welche Familie bis zum Jahre 1712 und noch später im Besitze desselben geblieben ist. Im Jahre 1729 war Frau von Einsiedel damit beliehen, von welcher es Graf von der Schulenburg acquirirte. Zu Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts finden wir im Besitze die Herren von Wolfersdorf, deren Stammsitz das Rittergut Wolfersdorf bei Ronneburg war. Herr Eduard von Wolfersdorf, königl. preuss. Rittmeister war 1838 und später noch damit beliehen. Am 8. Sept. 1853 nahm es Herr Gottfried Petzold in Lehn, von welchem es der dermalige Besitzer Herr Schirmer acquirirte.

Bei dem Brandte der Stadt Pegau im Jahre 1644 gingen die interessantesten Nachrichten über Auligk, welche dort aufbewahrt wurden, verloren und deshalb fehlen auch alle näheren Nachweise über die Entstehung und späteren Schicksale des Orts.

Nur so viel ist auf unsere Zeiten gekommen, dass das Jahr 1633 für Auligk ein Schreckensjahr war: Denn die kaiserlichen Krieger plünderten zu dieser Zeit nicht nur Dorf und Kirche, sondern es wüthete auch die Pest auf eine schreckliche Weise.

Die Sitten der Einwohner sind mehr, als in mancher andern Gegend, abgeschliffen. Der Landmann hat Verstand und benutzt ihn zur möglichsten Verbesserung seines Wohlstandes.

Die meisten Einwohner dieses Ortes nähren sich von Ackerbau, die übrigen treiben ihre erlernten Handwerker allhier, und man findet Schuhmacher, Schneider, Fleischhauer, Zeugmacher, Böttcher, Sattler, Bader, Schmiede, Uhrmacher, die sich niedergelassen und ihr Brod redlich verdienen, die übrigen Einwohner sind Tagelöhner. Das frühere Spinnrad der Frauenzimmer existirt nicht mehr.

Die Viehzucht ist hier bedeutend und die Bienenzucht wird in den neuern Zeiten mit Erfolg gepflegt.

Der übrige Landbau ist vortrefflich zu nennen. Denn, wie im ganzen Gerichtsamtsbezirke, (der nicht mehr so gross und so umfangreich ist, wie das frühere Amt Pegau) so werden auch hier, viel Raps und Rübsenöl, Hirsen, Chamillen, Kümmel, Fenchel, Scharte, Gurken und Zwiebeln erbaut und für den Handel geliefert.

Der Besitzer von Auligk Oberntheils hat auch das Jus patronatus und nicht – wie irrthümlich in vielen Chronicken und Beschreibungen vom Stiftsdorfe „Auligk“ man angeführt findet, – der sogenante Oberhof. Ueberhaupt scheinen das Rittergut Auligk Oberntheils und das Rittergut „der sogenannte Oberhof“ sehr oft mit einander verwechselt worden zu sein, und wenn man vom Rittergute Auligk Oberntheils sprechen wollte, erzählte man vom sogenannten Oberhof, und so wieder umgekehrt.

Der sogenannte Oberhof ist ein Theil vom Rittergute Auligk Unterntheils und hat mit dem Rittergute Auligk Oberntheils gar nichts gemein.

Die Geschichte der Parochie ist leiter in Dunkel gehüllt und selbst was die Zeit der Einführung der Reformation betrifft, so ist es wenig mehr als Vermuthung, dass erst der Tod des Bischofs Julius Pflugk in die hiesigen kirchlichen Verhältnisse eine Veränderung brachte. Die Kirche zu Auligk, welche im Raume sehr beschränkt, dunkel, winkelig und mit Stühlen, Emporkirchen und Kapellen unverhältnissmässig überladen ist, verräth durch ihre eigenthümliche Bauart ein hohes Alter; dessenungeachtet ist die Zeit der Erbauung selbst nicht mit Bestimmtheit anzugeben.

Das eigentliche Schiff ist augenscheinlich erst später angebaut, und das ursprüngliche Gebäude, allem Vermuthen nach nichts weiter, als eine herrschaftliche Kapelle, ist wohl der jetzige Altarplatz gewesen.

Urkundlichen Nachrichten zufolge wurde die Kirche im Jahre 1668 mit hinlänglichen Stühlen für die Kirchfahrt versehen; eine völlige Renovation aber erfuhr das Gebäude im Jahre 1702.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/250&oldid=- (Version vom 3.6.2018)