Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Zingerle, Josef“ von Anton Zingerle in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 319–320, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zingerle,_Josef&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 10:23 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Zingerle, Pius
Band 45 (1900), S. 319–320 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Josef Zingerle in der Wikipedia
Josef Zingerle in Wikidata
GND-Nummer 117004480
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|45|319|320|Zingerle, Josef|Anton Zingerle|ADB:Zingerle, Josef}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117004480}}    

Zingerle: Josef Z., geboren zu Meran in Tirol am 25. Januar 1831, † zu Trient am 14. April 1891, erhielt seine erste Ausbildung am Gymnasium seiner Vaterstadt durch Albert Jäger, Beda Weber, Pius Zingerle und studirte dann seit 1847 an der Universität Innsbruck, wo ihn namentlich die Vorträge Flir’s anzogen und er am 12. November 1852 die Lehramtsprüfung aus der griechischen Philologie und aus der deutschen Sprache bestand. Hierauf lehrte er als Probecandidat die genannten Fächer am Gymnasium zu Meran, entschloß sich aber im Augenblicke, als ihm eine wirkliche Lehrerstelle angeboten wurde, zum Studium der Theologie. 1854–1856 hörte er an der Universität Tübingen bei v. Hefele, v. Kuhn, Welte, Aberle, Kober theologische, bei v. Keller paläographische Vorlesungen; nachdem er hierauf 1856–1858 die Studien an den theologischen Diöcesanlehranstalten in Brixen und Trient fortgesetzt hatte, wurde er vom Fürstbischof Joh. v. Tschiderer zum Priester geweiht und verrichtete am 11. Juli 1858 in der Pfarrkirche seiner Vaterstadt sein erstes Meßopfer. Im Herbste desselben Jahres wurde er an die höhere geistliche Bildungsanstalt zum hl. Augustin in Wien gesendet, besuchte dort durch zwei Semester an der Universität öffentliche Vorlesungen und widmete sich vorzüglich der weiteren Ausbildung in den orientalischen Sprachen unter Professor Kaerle. Schon im Herbste 1859 wurde er Professor des Bibelstudiums des alten Testamentes an der Diöcesanlehranstalt in Trient; im Studienjahre 1863/64 erhielt er Urlaub und brachte diese Zeit im Collegium all’ anima in Rom zu, wo er Vorlesungen seines Onkels Pius an der Sapienza hörte und mit demselben auf der vaticanischen Bibliothek arbeitete. Am 23. Juni 1866 erhielt er das Amt eines Prosynodal-Examinators. Am 26. April 1876 wurde er vom Kaiser Franz Josef zum Domherrn am Cathedralcapitel in Trient ernannt; doch setzte er bis zum Herbste 1879 zugleich auch noch die Lehrthätigkeit an der theologischen Anstalt fort, wo er in den letzten Jahren den Vorlesungen seines eigentlichen Faches auch solche über Geschichte der kirchlichen Kunst beifügte. Im J. 1880 befiel ihn ein Magenleiden, das anfangs nicht bedenklich schien, später aber, trotz einer Cur in Karlsbad, sich bösartiger entwickelte und die Ursache seines zu frühen Todes wurde. Seine irdische Hülle wurde, nachdem sie am 16. April 1891 im Dom zu Trient feierlich eingesegnet worden war, in seine Vaterstadt überführt und dort unter größter Theilnahme des Clerus und der Bevölkerung in der Zingerle’schen Familiengruft beigesetzt.

Seine schriftstellerische Thätigkeit theilte sich naturgemäß auch in zwei Perioden; in der ersten, vor seinem Eintritte in den geistlichen Stand, beschäftigte er sich besonders gern mit der Ethnographie und Culturgeschichte Tirols; im J. 1850 erschien das Büchlein „Die Stadt Meran und ihre Umgebungen. Ein Wegweiser für Fremde“ (Bozen); mit seinem Bruder Ignaz gab er die „Kinder- und Hausmärchen aus Tirol“ (Innsbruck 1852) und die „Kinder- und Hausmärchen aus Süddeutschland“ (Regensburg 1854) heraus; außerdem lieferte er in dieser Zeit Beiträge für die „Tiroler Volks- und Schützenzeitung“, die damals von Dr. v. Schönherr redigirt wurde, für L. Lang’s „Hausbuch für christl. Unterhaltung“ u. dgl. – In der zweiten Periode widmete er sich ausschließlich theologischen Gebieten; mit Onkel Pius und Professor Mösinger in Salzburg arbeitete er an den „Monumenta Syriaca ex romanis codicibus collecta“ (Innsbruck 1869 u. 1878); dazwischen erschien „S. Jacobi Sarugensis sermo de Thamar. Ex cod. Vat. 117“ (Innsbruck 1871); die Zeitschrift für kathol. Theologie brachte von ihm folgende Abhandlungen: „Die Weissagung des Propheten Isaias (11, 6–8) vom messianischen Friedensreich“ (Innsbr. 1880); [320] „Beiträge zur Erklärung der Prophetie des Malachias (1, 11) über das neutestamentliche Opfer“ (1881); „Eine ungedruckte Homilie Jacobs von Sarug, übersetzt und erklärt“ (1887); kurz vor seinem Tode gab er noch mehrere schätzenswerthe Bemerkungen über Bibelstellen für die Hilariusausgabe seines Bruders Anton (Wien 1891), wofür ihm im Vorwort der Dank ausgesprochen ist (p. XIX).

Kehrein, Biogr.-liter. Lexicon II, 286. – v. Wurzbach, Biogr. Lexicon d. Kaiserth. Oesterr. 60, 155.