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Artikel „Zillner, Franz Valentin“ von Willibald Hauthaler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 231–233, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zillner,_Franz_Valentin&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 21:39 Uhr UTC)
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Band 45 (1900), S. 231–233 (Quelle).
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Zillner: Franz Valentin Z. war geboren zu Salzburg am 14. Februar 1816, als Sohn des Johann Anton Z., der sich vom einfachen Zimmermann zu einem gesuchten Maschinenbauer und zum Baubeamten der Saline Hallein emporgearbeitet hatte. Franz Valentin studirte in Salzburg am akademischen Benedictinergymnasium und Lyceum 1827–1835 und hatte seit 1832 einen Freiplatz im Collegium Rupertinum inne. Von Jugend auf hatte er viel Sinn für Naturbeobachtung, der während seiner Studienjahre in Salzburg sehr befruchtend weiter gebildet wurde. Nach Beendigung der Philosophie ging er 1835 nach Wien und brachte sich hier als Mediciner mit Stundengeben durch. In den medicinischen Studien verfolgte er mit besonderer Vorliebe die neue, auf die genaueste [232] Naturbeobachtung gegründete Richtung, in welcher später Hyrtl, Rokitansky, Hebra, Skoda u. a. so Ausgezeichnetes leisteten. Am 30. November 1841 wurde Z. in Wien zum Doctor der Medicin promovirt. Hiefür hatte er die Dissertatio inauguralis medico-politica continens historiae physico-medicae ducatus Salisburgensis rhapsodias duas (Vindob. Typis Caroli Ueberreiter, 36 S.) ausgearbeitet und mit 16 Thesen, die er am 20. November öffentlich vertheidigte, vorgelegt. Die Abhandlung selbst ist deutsch geschrieben und trägt den Specialtitel „Beiträge zu einer medicinischen Landesgeschichte des Herzogthumes Salzburg“. Im ersten Theile gibt er eine kurze Geschichte der Medicin in Salzburg in drei Zeitabschnitten 580–1327, 1327–1772 und 1772–1816, im zweiten Theile erörtert er die Bevölkerungsverhältnisse Salzburgs 1784–1837 (Statistitk). Damit war die Bahn seiner ganzen künftigen Geistesthätigkeit gekennzeichnet. Nachdem er 1842 sein Doctorat noch für Geburtshilfe und Chirurgie ergänzt hatte, trat er im allgemeinen Krankenhause in Wien als Präparand in Verwendung. Schon 1844 bewarb er sich um die Stelle eines Assistenten und Secundärarztes im St. Johannisspital in Salzburg und 1848 erhielt er die neu geschaffene landschaftliche Stelle eines Irren- und Leprosenhausarztes, die er bis zu seiner Pensionirung 1893 inne hatte. Bei der Bewegung des Jahres 1848 nahm er als Oberlieutenant des akademischen Studentencorps Antheil und wurde zum Gemeinderath seiner Vaterstadt gewählt, welche Vertrauensstelle er bis 1858 bekleidete. Im Schuljahre 1847–1848 hielt er an der heimischen chirurgischen Anstalt Vorlesungen und 1864–1873, d. i. bis zur Auflösung der Anstalt, vertrat er daselbst das Fach der theoretischen Medicin und Anatomie. Als Irrenhausarzt verwandelte er thatsächlich die bisherige Irrenbewahranstalt in eine Irrenheilanstalt, nachdem er 1853 eine größere Bereisung hervorragender Irrenanstalten ausgeführt hatte. Er besuchte da die bezüglichen Anstalten in Wien, Prag, Sonnenstein bei Pirna, Halle, Würzburg und Straßburg. Durch seine ersprießliche praktische und schriftstellerische Thätigkeit auf dem Gebiete der Psychiatrie erwarb er sich im In- und Auslande vielseitige Anerkennung. Doch da er mit dem Gedanken der Erbauung eines neuen, den modernen Anforderungen entsprechenden Irrenhauses und damit auch mit der gewünschten Erweiterung seiner ärztlichen Berufsthätigkeit nicht durchdringen konnte, so verwandte er seine Mußezeit für die eingehendste Erforschung der geschichtlichen Vergangenheit seiner Vaterstadt und seines engeren Heimathlandes und ging auch da, wie auf dem Gebiete der Psychiatrie eigene Wege. Z. war eine durch und durch rationalistisch angelegte Natur und suchte jedes Object des menschlichen Erkennens mit seinem leiblichen und geistigen Auge zu ergründen und in eine ihm zusagende Form zu bringen. Dadurch erhielten auch alle seine schriftstellerischen Erzeugnisse einen gewissen selbständigen Charakter, aber wie er selbst als Mensch ein höchst einfaches und zum Theil ungeschliffenes, ja für einen Fremden, ihm ferner Stehenden selbst abstoßendes Aeußere zeigte, so tragen auch alle seine zahlreichen litterarischen Erzeugnisse den Charakter des Besonderlichen und in formeller Beziehung vielfach den des Unfertigen an sich. Bis 1860 gehören seine litterarischen Erzeugnisse vorzugsweise der Psychiatrie an und finden sich in medicinischen und naturforschenden Zeitschriften zerstreut. Im besagten Jahre aber sammelte er eine Anzahl gleichgesinnter strebsamer Freunde in heiterer Abendgesellschaft um sich und daraus erwuchs bald die „Gesellschaft für Landeskunde“, deren eigentlicher Gründer er war (1860) und deren thätigstes Mitglied er bis zu seinem Tode blieb. Er starb am 17. December 1896 im Alter von 80 Jahren. Von seinen geschichtlichen Publicationen sind dem Inhalte und Umfange nach am bedeutendsten: „Salzburgische Culturgeschichte in Umrissen“ (1871) und „Geschichte der Stadt Salzburg“ (I. Buch, Geschichtliche Stadtbeschreibung [233] 1885; II. Buch, Zeitgeschichte bis zum Ausgange des 18. Jahrhunderts. 2 Hälften. 1890). Seine letzte litterarische Arbeit und gleichsam sein Vermächtniß an die Nachwelt ist „Kurze Geschichte von Salzburg“ (1896), der er selbst als Schild vordrucken ließ: „Dieser Umriß entstand aus dem Gedanken der Herstellung eines Leitfadens für Mittelschulen und wurde im achtzigsten Lebensjahre des Verfassers entworfen“. Auch eine Anzahl Artikel der Allgem. deutschen Biographie tragen seine Unterschrift, nämlich Bönike J. M.; Colloredo-„Waldsee“-Malz, Hieronymus; Dückher Franz; Filz Michael; Firmian Leopold Anton; Gruber Augustin; Heinrich I., Bischof von Chiemsee; Kleimayrn Jos. Franz Thaddä; Lodron Paris, Graf; Mezger Paul; Vierthaler F. M.

Vgl. Dr. Franz Valentin Zillner 1816–1896. Ein Lebensbild. (Mit einem Porträt.) von Dr. Hans Widmann. Salzburg 1897. (Mitth. d. Ges. f. Salzburg. Landeskunde XXXVII, S. I–XXIII.) – Dr. Franz Valentin Zillner. Beiträge zur Schilderung seines Lebensganges von Joh. Ev. Engl. Salzburg 1897, 41 S. (mit Porträt).