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Artikel „Zechendorf, Johann“ von Paul Stötzner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 740–741, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zechendorf,_Johann&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 23:08 Uhr UTC)
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Zechendorf: Johann Z. wurde am 8. August 1580 zu Lößnitz im Erzgebirge geboren; sein Vater, Michael Z., war daselbst Schullehrer, späterhin aber in Schneeberg an der Lateinschule und zuletzt als Archidiakonus thätig. Mit neunzehn Jahren verließ Johann Z. die Heimath und begab sich zunächst nach Aschersleben zu einem Bruder seines Vaters; dann aber führte er ein Wanderleben, während dessen er die Schulen zu Braunschweig, Eisleben, Zerbst und zuletzt wieder in seiner sächsischen Heimath, in Schneeberg, besuchte. 1604 ging er nach Leipzig, wo er zuerst Medicin studirte, später aber der Theologie sich zuwandte. Das Baccalaureat erwarb er sich 1607, im folgenden Jahre die Magisterwürde; er studirte jedoch weiter, bis er 1610, im Todesjahre seines Vaters, an die Schule nach Schneeberg in die Stellung eines Conrectors berufen wurde. Bereits 1614 wurde er zum Rector ernannt und drei Jahre darnach in gleicher Eigenschaft an die Lateinschule zu Zwickau versetzt. Dieses Amt verwaltete er über 44 Jahre lang, bis zu seinem am 17. Februar 1662 erfolgten Tode.

Superintendent Peißker nennt Z. in der Leichenrede einen „hochgelehrten Fortpflantzer der Orientalischen Sprachen, einen weitberühmten Philologus und Polyhistor, einen wohlverdienten Mann vmb die Jugend.“ Wol besonders um der zuerst erwähnten Eigenschaft willen verdient Z. gerühmt zu werden, denn sowol die von ihm in Druck gegebenen Werke als auch seine auf der Rathsschulbibliothek zu Zwickau noch vorhandenen Manuscripte beweisen, daß er vielen Eifer auf die orientalischen Sprachen verwandt hat, deren er sieben verstanden haben soll. Die Anfangsgründe dazu hatte er, wie berichtet wird, schon in Schneeberg bei dem Rector Mag. Joh. Förster gelernt, im Persischen und Türkischen aber war er Autodidakt. Ein Verzeichniß seiner Schriften, der gedruckten wie der ungedruckten, findet sich in der schon erwähnten Leichenpredigt, sowie bei Ludovici, Hist. rect. etc. V, S. 69 f.; auch in Zedler’s Universallexicon, wo übrigens als Zechendorf’s Geburtsort fälschlich „Leißnig in Meißen“ genannt [741] wird, steht ein solches. Unter den Handschriften wird bei Jöcher besonders das Lexicon πτωτικόν ad linguam Persicam genannt. Aber nicht auf Orientalia allein beschränkte sich seine schriftstellerische Thätigkeit, auch die classischen Sprachen umfaßte sie mit, wie folgende Titel von Zechendorfschen Büchern zeigen: „Circuli graecae linguae“, „Gymnasium discendi linguam latinam“, „Didactica linguae latinae“. Seine Wirksamkeit als Rector wurde jedenfalls durch die wissenschaftlichen Arbeiten und den lebhaften Briefwechsel, in den ihn jene mit einer großen Anzahl namhafter Gelehrter brachte, stark in den Schatten gestellt und entschieden auch beeinflußt. Denn seine Vorliebe für die orientalischen Sprachen bewirkte, daß ihnen auf der Zwickauer Schule außerordentlich viel Zeit und Mühe geopfert wurde: Hebräisch, Syrisch, Chaldäisch und Arabisch trieb man damals an dieser Anstalt, und es war nur natürlich, daß darüber manches wichtigere versäumt wurde. Z. steht übrigens mit solchen Bestrebungen nicht allein da; auch Ratichius wollte eigentlich, daß der Sprachunterricht sich wenden solle „aus dem Deutschen ins Hebräische zuerst, zum theil, weil sie die Hauptsprache ist, zum theil auch, weil die älteste Gotteslehre darin beschrieben ist. Aus dem Hebräischen ins Chaldäische, und für die, welche etwas weiter kommen wollen, aus dem Chaldäischen ins Syrische und Arabische“. In dem bekannten Gutachten aber, das die Gießener Professoren 1614 über Ratichius’ Lehrart ausstellten, wird diese Forderung sogar eingehend begründet. Wenn die Zwickauer Schule jedoch unter Zechendorf’s Rectorat nicht besonders in Blüthe stand, so darf man die Schuld nicht allein bei ihm suchen, sondern muß vor allem bedenken, daß in die Zeit seiner Amtsführung der dreißigjährige Krieg gefallen ist; auch Zwickau hat sammt seiner Schule schwere Kriegesnoth leiden müssen, und die lange anhaltende Pest verscheuchte Schüler und Lehrer. Zechendorf’s Andenken aber wurde in der Schule, die er so lange geleitet hatte, in Ehren gehalten; sein berühmter Schüler und Nachfolger im Amte, Rector Christian Daum, hat sein Gedächtniß „jährlich mit einem carmine celebriret.“

Die Hauptquelle für vorstehende Mittheilungen bildet die mehrerwähnte Leichenpredigt von Peißker nebst dem ihr angehängten Lebenslaufe, die 1662 bei Michael Göpner in Zwickau gedruckt wurde. Auf ihr beruhen direct oder indirect auch die übrigen Nachrichten über Z., die sich in Herzog’s Geschichte des Zwickauer Gymnasiums (Zwickau 1869), S. 80 verzeichnet finden, ebenso die jüngste Erwähnung Zechendorf’s in einem Aufsatze von Heydenreich über das Schneeberger Lyceum (Neues sächsisches Archiv, Bd. 16, S. 229–268).