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Artikel „Zazikhoven, Ulrich von“ von Samuel Singer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 733–734, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zazikhoven,_Ulrich_von&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 12:21 Uhr UTC)
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Zazikhoven: Ulrich von Z., 1214 urkundlich nachgewiesen als Leutpriester in dem Dorfe Lommis, das eine Viertelstunde von seinem Heimathsorte Zezikon im Thurgau entfernt liegt; dichtete gegen 1210 im Auftrage eines unbekannten Herrn nach einer verlorenen französischen Quelle, die 1194 durch Hugo von Morville, einen Edelmann im Gefolge des englischen Königs Richard Löwenherz, nach Deutschland gebracht worden war, einen Lanzelotroman. Diese Quelle erweist sich durch das Fehlen des Liebesverhältnisses zwischen dem Helden und Ginover, sowie durch die Namensform Artur, als älter als Chrestien de Troyes, scheint aber in der Geschichte von Iblis wie in dem Zug der Einrichtung einer förmlichen cour d’amour (8034-40) anderswoher Zusätze erfahren zu haben. Doch scheinen nicht alle Zusätze, die der mhd. Lanzelot gegenüber dem nächstverwandten französischen Prosaroman aufweist, auf diese Quelle zurückzuführen zu sein, vielmehr hat wol Ulrich, der hauptsächlich stoffliche Interessen zu befriedigen suchte, den Inhalt bereichert durch Einflechtung von Episoden und Zügen aus Wolfram’s Parzival und Hartmann’s Erec. Dem Einfluß des letzteren ist wol auch die hervorragende Rolle zuzuschreiben, die Erec in unserem Gedichte spielt, wie vielleicht die analoge Tristan’s dem Gedichte des Eilhart von Oberge, das ebenso wie der Erec, die Eneide des Heinrich von Veldeke und auch der Parzival nebenher formellen Einfluß auf unsern Autor geübt hat, zu verdanken ist. Daneben laufen uncontrollirbare Beeinflussungen durch Spielmannsepen, auf welche allerhand „unhöfische“ und alterthümliche Wendungen zurückzuführen sind, durch deren Mischung mit den erwähnten höfischen Entlehnungen der Stil ein eigenthümlich buntscheckiges Gepräge bekommt. Das erklärt sich genügend aus der Lebensstellung des von den höfischen Centren entfernten Mannes, für den charakteristisch ist, daß er, wie erwähnt, den Erec und den Parzival, aber nicht das dazwischen liegende, Epoche machende zweite Epos Hartmann’s, den Iwein, gekannt zu haben scheint. Er ist einer unserer schlichtesten mhd. Erzähler: abgesehn von einigen Sprichwörtern, die seinen Umgang mit dem Volke, und Sentenzen, die seine Gelehrsamkeit beweisen, fließt seine Rede schmucklos dahin, wenn man etwa von der humoristischen Beschreibung eines schönen Pferdes durch Negationen absieht. Auf feinere technische Ausführung wie auf psychologische Detailschilderung legte er offenbar gar keinen Werth, ja er hat seine Quelle wol an mehr als einer Stelle (4170 f.) in diesen Richtungen gekürzt und dadurch deren Inconcinnitäten nur mehr hervortreten lassen. Dennoch hat das Gedicht einen gewissen Beifall gefunden: Rudolf von Ems, Ulrich Füetrer und Püterich von Reichertshausen nennen es, der jüngere Titurel (1975. 1997) und der Garel (17199. 20195. 20198) haben es benutzt. Die Anspielung Hermann’s von Sachsenheim im Spiegel (Altswert 185, 13) ist unklar. Ausgabe: Hahn, Frankf. a. M. 1845. Uebersetzung mit Auszug: Hofstäter, Altd. Gedichte I. Wien 1811.

Bächtold, Der Lanzelot des U. v. Z. 1870. – G. Paris, Romania X, 465–96. – Bächtold, Gesch. d. deutsch. Litt. in der Schweiz 1892, S. 87–91. Anmerkungen S. 27 f. und daselbst angegebene Litteratur. – [734] Gervinus, Gesch. d. d. Dicht., 5. Aufl. S. 443–52. – Lachmann, Anmerkg. zu Iwein 5426. – Haupt, Lieder u. Büchlein u. d. arme Heinrich S. XI f. – Wackernagel-Toischer, D. arme Heinrich. S. 8. 12. – Singer, Bemerk. zu Wolfr. Parzival. Halle 1898, S. 77–84 (SA. aus Festschr. f. Heinzel).