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Artikel „Wolfgang v. Salm, Bischof von Passau“ von Walter Goetz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 117, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wolfgang_zu_Salm-Neuburg&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 23:49 Uhr UTC)
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Wolfgang: W. v. Salm, Bischof von Passau (1540-1555), wurde 1509 [nach Bruschius erst 1514] als Sohn des Grafen Niklas v. Salm, des späteren Vertheidigers von Wien, geboren. Seine Erziehung scheint eine außerordentlich sorgfältige gewesen zu sein: sein Wissen in der antiken Philosophie und in den hl. Schriften, seine Kenntnisse in alten und neuen Sprachen werden gerühmt, eine Reise des Jünglings nach Italien wird berichtet. Frühzeitig schon Kanonikus, wurde er 1534 Dompropst und 1540 Bischof von Passau, – wie es heißt, vor allem auf Empfehlung König Ferdinand’s. Denn der König schätzte ihn hoch und betraute ihn mehrfach mit wichtigen Missionen: an den Reichstagen von 1544 und 1546, an dem Heilbronner Bundestage von 1553 nahm er als königlicher Bevollmächtigter theil; zu Anfang der 50er Jahre ist W. wiederholt am Wiener Hofe und der König hätte ihn gerne ganz in seine Dienste gezogen. Beim Abschluß des Passauer Vertrages 1552 war W. neben Herzog Albrecht von Baiern als erfolgreicher Vermittler zwischen den beiden Parteien thätig. Mit dem bairischen Herzog verband ihn herzliche Freundschaft, – sein guter Einfluß auf den jungen unerfahrenen Fürsten ist mehrfach nachweisbar. Albrecht hätte ihm gerne das Erzbisthum Salzburg verschafft; seit Herbst 1550 bemühte sich die bairische Regierung, W. an Stelle des zur Resignation geneigten Erzbischofs Ernst nach Salzburg zu bringen, und Hg. Albrecht empfand es als persönliche Beleidigung, daß 1554 die Wahl des Capitels auf einen andern fiel. W. selber zeigte keinen Kummer darüber, – hatte er es doch auch abgelehnt, sich um das Cardinalat zu bewerben. Mehr galt ihm wol die Beschäftigung mit Kunst und Wissenschaften; Passau wurde unter seiner Regierung ein Sammelpunkt geistigen Lebens. Litteraten und Gelehrte suchten die Stadt für längere oder kürzere Zeit auf, die Räthe und Beamten des Bischofs waren zum guten Theil angesehene Gelehrte des Zeitalters, – in solcher Umgebung fühlte W. sich am wohlsten. Gerühmt werden seine Bibliothek und die Schule zu Passau, in der zahlreiche Schüler des österreichischen Adels unterrichtet wurden. Freilich, es ist bezeichnend für den Geist der Schule, daß viele dieser Adligen später Vorkämpfer der Reformation in Oesterrich wurden. Der Grund dafür liegt nicht in einer protestantischen Richtung dieser Schule und ihres Herren, – W. ist mit Unrecht als heimlicher Protestant angesehen worden, seine gut katholische Gesinnung steht nach den heute vorliegenden Zeugnissen außer allem Zweifel; aber er sah vorurtheilsfrei die Mißstände des alten Kirchenthums, auch neigte seine ganze Natur zur Versöhnlichkeit, – in ihm war noch nichts von der Schärfe der Gegenreformation. Dennoch galt seine stete Sorge der kirchlichen Erneuerung seines Bisthums: durch Heranziehung guter Prediger, durch Visitationen, durch das eigne makellose Beispiel suchte er zu wirken. Man darf W. zu den besten Bischöfen seiner Zeit rechnen; sein Ansehen war gleich groß bei Katholiken wie bei Protestanten. Er starb am 6. December 1555 an der Wassersucht.

Die älteren Quellen wie Bruschius und Hansiz sind ebensowenig zuverlässig wie die neueren Bearbeitungen der Passauer Geschichte von Buchinger, Schrödl und Erhard. Für das Geburtsjahr Wolfgang’s habe ich mich an Hornik’s Chronologia Pataviensis (Ms. der bischöfl. Bibl. zu Passau) gehalten. In Vorbereitung ist eine Schrift von Reichenberger, Wolfgang v. Salm, Bischof von Passau, deren Ergebnisse – nach freundlicher Mittheilung des Verfassers – in der Hauptsache übereinstimmen mit Goetz, Die bayer. Politik im ersten Jahrzehnt der Regierung Hg. Albrecht’s V. S. 13-17 (Anm. 13 Angabe von Quellen und Litteratur).