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Artikel „Wocher, Gustav von“ von Oscar Criste in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 540–541, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wocher,_Gustav_von&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 03:16 Uhr UTC)
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Wocher *): Gustav von W., k. k. Feldzeugmeister, geboren am 4. September 1781 zu Ludwigsburg in Württemberg, besuchte die Schule seines Geburtsortes und trat am 28. Juni 1798 als ex propriis–Cadett beim Tiroler Scharfschützencorps ein, aus welchem er, am 6. December desselben Jahres zum Fähnrich befördert, in das Infanterieregiment Brechainville Nr. 25 übersetzt wurde. Am 9. März 1799 in einem Scharmützel kriegsgefangen, wurde W. am 5. August desselben Jahres „gegen Parola“ entlassen, avancirte am 10. November 1800 zum Unterlieutenant, wurde am 1. August 1803 zum Tiroler-Jägerregiment und am 30. Januar 1804 zum Infanterieregimente Nr. 3 versetzt, in welchem er an demselben Tage die Charge eines Capitänlieutenants durch Kauf erwarb. Während des Feldzuges vom Jahre 1805 machte W. die Katastrophe von Ulm mit und wurde am 1. September 1808 zum wirklichen Hauptmann befördert. Als solcher nahm er 1809 mit dem Regimente im Verbande des V. Armeecorps an dem Feldzug im Reiche nur bis zum 23. April theil, da er an diesem Tage in dem Gefechte bei Neumarkt in Kriegsgefangenschaft gerieth, aus welcher er am 16. October desselben Jahres ausgewechselt wurde. Den Feldzug des Jahres 1813 machte W. mit dem Regimente bei der Armee in Deutschland, den von 1814 und 1815 bei der Armee in Italien mit, kam im J. 1816 als Grenadierhauptmann nach Wien, woselbst [541] er bis zu seiner am 20. September 1820 erfolgten Beförderung zum Major blieb. Im J. 1823 zum Generalcommando-Adjutanten in Niederösterreich ernannt, wurde er am 21. Januar 1828 zum Oberstlieutencmt, am 30. März 1830 zum Obersten beim Infanterieregimente Prinz Hohenlohe-Langenburg Nr. 17 befördert, das er, zum größten Theil in Italien, bis zu seiner Beförderung zum Generalmajor, 5. Mai 1835, commandirte. Anfangs Brigadier in Mailand, dann in Wien, am 14. November 1842 zum Inhaber des Infanterieregiments Nr. 25 ernannt, am 31. Mai 1844 zum Feldmarschalllieutenant befördert, kam W. als Divisionär nach Italien, wo er vier Jahre später, im Beginn des Greisenalters, ein hervorragender Mitkämpfer des greisen Marschalls Radetzky werden sollte. Als dieser nach Ausbruch des Mailänder Aufstandes nach Verona zurückging, commandirte W. zuerst die zur Deckung von Pastrengo zurückgelassenen Brigaden Wohlgemuth und Erzherzog Sigismund, dann, nach Beginn der Offensivoperationen Radetzky’s, das Reservecorps, 11 Bataillone, 28 Escadronen und 79 Geschütze. Die ihm zu theil gewordene, ebenso wichtige als schwierige Aufgabe „sowol die Garnison von Verona zur Sicherstellung dieses Platzes gegen einen feindlichen Angriff während der Unternehmungen Radetzky’s gegen Vicenza zu verstärken, als auch dem Gegner glauben zu machen, daß sich die ganze Armee nach Verona gezogen habe, was ihn von einem Angriff gegen diesen Platz während der Abwesenheit der übrigen Corps abhalten sollte“, löste W. in so glänzender Weise, daß ihn der Kaiser mit dem Orden der Eisernen Krone I. Classe auszeichnete. Als es sich später darum handelte unter Umständen auf dem rechten oder linken Ufer des Mincio zu operiren, führte W. den Brückenschlag bei Salionze in kürzester Zeit aus und unterstützte dann durch umsichtige Leitung seines Corps die großen Erfolge Radetzky’s bei Custoza. Bei der Neueintheilung der Armee im November 1849 erhielt W. das Commando des IX. Corps in Illyrien, wurde im December desselben Jahres Geheimer Rath und trat am 16. April 1850 mit Feldzeugmeistercharakter in den Ruhestand. W., der auch über eine gediegene humanistische Bildung verfügte und ein vorzüglicher Landschaftsmaler war, starb unvermählt am 25. März 1858 in Wien.

Die Acten des k. u. k. Kriegs-Archivs. – Wurzbach, Biogr. Lexikon d. Kaiserth. Oesterreich. – Strack, Die Generale der österr. Armee.

[540] *) Zu Bd. XLIII, S. 703.