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Artikel „Witzstat, Hans“ von l. u. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 677–678, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Witzstat,_Hans&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 20:24 Uhr UTC)
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Witzstat: Hans W. von Wertheim, auch Witzstatt, Witzstädt und anders geschrieben, hat zur Zeit Luther’s gelebt und geistliche Lieder gedichtet. Von seinem Leben ist nichts bekannt, soviel wir zu sehen vermögen; nach Schamelius, Wetzel und Anderen soll er im J. 1528 bei den Wiedertäufern in Zwickau gewesen sem; doch ist nicht deutlich, woher diese Angabe stammt. Ob Serpilius sein Versprechen, von Witzstat’s Lebensschicksalen das eine und das andere zu melden (vgl. Serpilius’ Zufällige Gedanken u. s. f., Regensburg 1703, S. 63), in einer seiner späteren Schriften erfüllt hat, ist uns unbekannt. Daß W. für einen Wiedertäufer gehalten wurde, hat vielleicht seinen Grund nur darin, daß mehrfach einzelne Lieder von ihm auf Zwei- oder Dreiliederdrucken neben Liedern von Wiedertäufern gedruckt sind. Das ihm häufig zugeschriebene Lied: „Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn“ ist nach der durchaus glaubwürdigen Angabe des „Chronickel der Wiedertäufer“ von Georg Grünewald gedichtet (s. A. D. B. X, 59, und Josef Beck, Die Geschichtsbücher der Wiedertäufer, Wien 1883, [678] S. 104 f.). Mit Sicherheit lassen sich vier geistliche und zwei weltliche Lieder W. zuschreiben; von diesen fehlt bei Oskar Schade (vgl. unten: Weimarsches Jahrbuch) nur das Lied: „Fröhlich, so wollen wir heben an“; Wackernagel hat die vier geistlichen Lieder abgedruckt, unter ihnen das bei Schade fehlende; die Anfänge und ersten Drucke aller sechs gibt Goedeke an. Sie erschienen fast alle zuerst als Einzeldrucke. Unter ihnen ist das bekannteste das „der geistliche Buchsbaum, von dem Streite des Fleisches wider den Geist“ überschriebene Lied: „Nun höret zu, ihr Christenleut“, ein Lied, das Luther in den zweiten Theil des Bapst’schen Gesangbuches 1545 aufnahm. Der auffallende Titel kommt daher, daß es einem weltlichen Liede nachgebildet ist, in welchem der Streit zwischen einem Buchsbaum und einem Felbinger (das ist einer Bachweide) beschrieben wird. Das Lied fand sich bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts in Gesangbüchern; ob es fortgelassen ist, weil man an seinem Inhalt Anstoß nahm, oder weil man den Verfasser für einen Wiedertäufer hielt (vgl. Rambach a. a. O.), oder, was wahrscheinlicher, weil es sich doch zum Gemeindegesang nicht recht eignete, muß dahingestellt bleiben.

Schamelius, Liedercommentarius, Leipzig 1724, im Anhang S. 85 f. – Wetzel, Hymnopoeographia III, 439. – Rambach, Anthologie II, 85 f. – Weimarsches Jahrbuch f. deutsche Sprache, Litteratur u. Kunst IV, 452 ff. – Koch, Das deutsche Kirchenlied u. s. f., Aufl., Bd. 1, S. 255. – Wackernagel, Bibliographie S. 89, 115, 126, 140, 213 u. 479. – Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied I, 400; III, 167 ff. – Fischer, Kirchenliederlexikon 2. Hälfte, S. 110b. – Goedeke, 2. Aufl., 2. Bd., S. 257, Nr. 32. – Die beiden weltlichen Lieder (von 1535 und 1546) bei v. Liliencron, Histor. Volksl. Nr. 460 u. Nr. 529.