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Artikel „Wilberg, Friedrich“ von Friedrich Koldewey in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 473–474, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wilberg,_Friedrich&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 02:09 Uhr UTC)
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Wilberg: Friedrich Wilhelm W. wurde am 19. Juli 1798 zu Overdyk bei Bochum in der Grafschaft Mark geboren, kam aber schon im Alter von vier Jahren nach Elberfeld, als sein Vater, ein tüchtiger und angesehener Schulmann, dort an einer von wohlhabenden Familien gegründeten Bildungsanstalt für junge Kauflaute die Stelle des Vorstehers übernahm. Nachdem der Knabe sich in diesem Institute bereits mit den neueren Sprachen bekannt gemacht hatte, [474] besuchte er von Michaelis 1813 bis Ostern 1813 das Lyceum zu Mannheim, darauf das Gymnasium zu Düsseldorf, bestand im Herbst 1816 mit einem Zeugnisse ersten Grades die Abiturientenprüfung und ging dann nach Berlin, wo er sich unter F. A. Wolf, Böckh und Buttmann eifrig mit Philologie, unter Rühs und Wilken mit Geschichte, unter Grüson mit Mathematik beschäftigte. Zur Ableistung seiner Militärpflicht begab er sich 1817 nach Köln und bezog 1818 die neu errichtete Hochschule zu Bonn. Hier schloß er sich vor allen an die Philologen Heinrich, Näke und Welcker an, war vier Jahre lang Mitglied des von den beiden Erstgenannten geleiteten philologischen Seminars, arbeitete zuletzt eine Zeit lang auf der Universitätsbibliothek, ertheilte in den unteren Classen des Gymnasiums den mathematischen Unterricht und legte schließlich mit Auszeichmmg die Prüfung für das höhere Schulamt ab. Im Herbst 1822 folgte er einem Rufe als provisorischer Lehrer an das königliche Gymnasium zu Essen, rückte 1824 in eine ordentliche Lehrerstelle ein, wurde 1829 erster Oberlehrer und übernahm 1845 als Director die Leitung der Anstalt. Am 11. Juni 1852 starb er; schon einige Wochen vorher hatte ein Nervenschlag ihn gelähmt und zur Erfüllung seiner Berufsgeschäfte unfähig gemacht.

W. gehörte vermöge seiner gründlichen und vielseitigen Kenntnisse, seiner Lehrgabe und namentlich auch vermöge des vortheilhaften Einflusses, den er auf die sittliche Entwickelung der Jugend ausübte, zu den vorzüglichsten Schulmännern, die das Rheinland zu seiner Zeit besaß. Die ihm unterstehenden Collegen wußte er in hohem Maaße zu einem einträchtigen Zusammenwirken heranzuziehen, und bei den Angehörigen seiner Schüler erfreute er sich eines weitgehenden Vertrauens. Die Frequenz des Essener Gymnasiums wurde während der sieben Jahre seines Directorats nahezu um das Doppelte vermehrt. Auch außerhalb seines Berufs entfaltete er, vor allem als Begründer und Leiter eines litterarischen Vereins und mehrere Jahre hindurch als Redacteur einer Zeitung, der „Allgemeinen politischen Nachrichten“, eine rege und fruchtbringende Thätigkeit.

Von Wilberg’s wissenschaftlichen Arbeiten ist besonders eine große kritische Ausgabe des Ptolemäus hervorzuheben, für die er die bedeutendsten Pariser und Mailänder Handschriften selbst verglichen hat (Claudii Ptolemaei Geographiae libri octo. Graece et latine ad codicum manu scriptorum fidem etc. Essen 1838). Auch unter den Abhandlungen, die er in verschiedenen Zeitschriften, sowie als Beilagen zu den Schulprogrammen erscheinen ließ, haben manche Anspruch auf dauernde Beachtung. An dem „Museum des rheinisch-westfälischen Schulmännervereins“ war er mehrere Jahre hindurch als Mitherausgeber betheiligt. In Anerkennung seiner wissenschaftlichen Verdienste wurde ihm von der obersten Schulbehörde der Professortitel, der für die Gymnasiallehrer damals noch eine Auszeichnung bildete, von der philosophischen Facultät der Universität Tübingen die Doctorwürde verliehen. Der König hatte ihn noch kurz vor seinem Tode zum Ritter des Hohenzollernschen Hausordens ernannt.

Vergl. den Nekrolog im Jahresbericht des Königl. Gymnasiums zu Essen für 1851/52, S. 20–23. Auch abgedruckt in Mützell’s Zeitschr. f. d. GW., Jahrg. VII (1853), S. 338–343.