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Artikel „Wiggert, Friedrich“ von Hugo Holstein in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 468–469, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wiggert,_Friedrich&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 16:19 Uhr UTC)
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Wiggert: Friedrich W., hervorragender Schulmann. Er war geboren am 29. December 1791 zu Möckern als der Sohn eines Kaufmanns, besuchte von 1804–1810 das Domgymnasium zu Magdeburg, das sich unter der Leitung des trefflichen Rectors G. B. Funk (s. A. D. B. VIII, 201) befand, und bezog Michaelis 1810 die Universität Halle zum Studium der Theologie. Er hörte vornehmlich Knapp und Gesenius; der letztere begeisterte ihn für das Studium der morgenländischen Sprachen. Philologische Studien machte er unter Schütz und Jacobs. Die Aufhebung der Universität Halle bei Ausbruch des Krieges im J. 1813 vereitelte seinen Plan, sich für die Universitätslaufbahn vorzubereiten. Funk’s Nachfolger im Rectorate J. A. Matthias (s. A. D. B. XX, 672) zog den strebsamen jungen Mann als Lehrer an das Domgymnasium zu Magdeburg. 1814 trat er als Collaborator ein und wurde 1821, nachdem seine Wahl zum Director des Gymnasiums zu Soest vom Ministerium wegen seiner Jugend nicht bestätigt worden war, zum Oberlehrer befördert. 1835 erhielt er den Charakter als Professor und 1849 wurde er zum Director ernannt. Die Anstalt wurde von ihm bis 1860 geleitet, wo er in den Ruhestand trat. In einem Zeitraum von 46 Jahren hat er der Bildung und Erziehung der vaterländischen Jugend die treusten und erfolgreichsten Dienste geleistet, als Lehrer den bedeutendsten pädagogischen Einfluß geübt und viele Tausende mit seinem gründlichen und umfassenden Wissen unterstützt und durch seine eingehende Belehrung zu inniger Dankbarkeit verpflichtet. Seine schriftstellerischen Leistungen bewegen sich theils auf dem Gebiete der altclassischen, theils auf dem der germanistischen Philologie. Der lernenden Jugend leistete er wesentliche Dienste durch sein im J. 1820 zum ersten Male erschienenes, seitdem weit verbreitetes „Handbüchlein der lateinischen Stammwörter“, das über 20 Auflagen erlebt hat und eine Fülle seiner etymologischer, auch dem Fachmann willkommener Bemerkungen enthält. Im Programm des Domgymnasiums zu Magdeburg von 1824 veröffentlichte er „Variae lectiones ad Lucani Phars. IX, 423–642 et 862–1077 ex fragmentis oodicis membr. Magdeburgiensis“. Eine Frucht seiner auf die Geschichte der deutschen Sprache verwandten Studien waren zwei in einer kleinen Anzahl von Exemplaren auch in den Buchhandel gekommene Programmabhandlungen von 1832 und 1836: „Scherflein zur Förderung älterer deutscher Mundarten.“ Es sind darin verschiedene Bruchstücke von ihm aufgefundener, zum Theil sehr alter deutscher Handschriften, außerdem auch Auszüge aus bis dahin ganz unbekannten vollständig erhaltenen Handschriften gegeben. Er machte u. a. eine niederdeutsche gereimte Umschreibung der Sittensprüche des Facetus aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts und die niederdeutschen Fabeln des Gerhard von Minden bekannt. In hervorragender Weise aber war sein Interesse der deutschen Alterthumskunde zugewandt. Verschiedene Aufsätze veröffentlichte er in Ledebur’s Archiv für die Geschichtskunde des preußischen Staates, sowie in den Mittheilungen des thüringisch-sächsischen Alterthumsvereins (von hohem Werthe ist der Aufsatz: „Historische Wanderungen durch Kirchen des Regierungsbezirks Magdeburg“). [469] Das Streben, die Geschichte der Stadt Magdeburg, mit der er durch seinen langjährigen Aufenthalt auf das innigste verwachsen war, aufzuhellen, füllte seine Mußestunden aus. So schrieb er: „Der Dom zu Magdeburg“ (1845); „Ueber Martin Luther’s Schülerleben zu Magdeburg und den dortigen Verein der Brüder vom gemeinsamen Leben im Thal des h. Hieronymus“ (1851); „Ueber das Denkmal Kaiser Otto’s auf dem Alten Markt“ (1858). Für den von ihm 1866 gegründeten Verein für Geschichte und Alterthumskunde des Herzogthums und Erzstifts Magdeburg war er nicht nur durch belehrende Vorträge über wichtige Fragen der Localgeschichte und des magdeburgischen Münzwesens, sondern auch durch gediegene wissenschaftliche Abhandlungen in der Vereinszeitschrift thätig. Er schrieb über die Begräbnisse der Königin Editha, des Kaisers Otto des Großen und der Engelas sowie über die der Erzbischöfe im Dom zu Magdeburg, vom alten Sudenburger Thor etc. Leider hielt ihn allzugroße Bescheidenheit ab, der Nachwelt mit seinem vielseitigen Wissen durch die Herausgabe zusammenhängender Werke über die Geschichte des Erzstiftes Magdeburg zu nützen. Er starb am 1. December 1871.

Biographische Skizzen im Magdeburger Correspondenten 1871 Nr. 289, im Beiblatt zur Magdeburger Zeitung 1872 Nr. 4, in den Geschichtsblättern für Stadt und Land Magdeburg 1872, S. 620–626. – Gedächtnißrede des Domhilfspredigers Nehmiz am 3. December 1871 gehalten. – Holstein, Geschichte des Domgymnasiums zu Magdeburg, 1875, S. 117–124.