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Artikel „Weirotter, Franz Edmund“ von Karl Weiß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 520–521, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weirotter,_Franz_Edmund&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 00:45 Uhr UTC)
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Weirotter: Franz Edmund W., geboren am 29. Mai 1730 zu Innsbruck, † am 13. Mai 1771 zu Wien, war der Sohn eines Tischlers aus der Kohlstatt, einer Vorstadt Innsbrucks. Schon frühzeitig ein seltenes Talent für die Kunst zeigend, kam er mit Unterstützung von Freunden nach Wien und trat hier 1751 als Schüler in die Akademie der Künste ein. Die glänzenden Fortschritte in den Anfangsgründen des Zeichnens, durch welche sich W. auszeichnete, verschafften letzterem die Gunst des Kurfürsten Joh. Friedrich von Mainz aus dem Hause Ostheim. Er nahm den Künstler zu sich, und sandte ihn zu seiner weiteren Ausbildung nach Paris. Unter der Leitung Wille’s, des großen Meisters des Grabstichels, studirte W. mehrere Jahre und bildete sich als eine Specialität im Radiren von Landschaften aus. Nachdem er mehrere Folgen von Landschaften aus Paris und seiner Umgebung ausgeführt hatte, zog er zu seiner Vervollkommnung nach Italien, wo er viele malerische Punkte nach der Natur zeichnete und in seinen Arbeiten eine steigende Veredlung seines Naturgeschmackes an den Tag legte. Nach Paris zurückgekehrt, erhielt W. 1766 auf Anregung Schmutzer’s die Berufung an die Wiener Kunstakademie. Die Veranlassung hierzu war, daß Schmutzer als Director der Kupferstechschule sich außer Stande gefühlt hatte, die einen Aufschwung nehmende Landschaftsschule und das Landschaftszeichnen nach der Natur, worauf er großes Gewicht legte, nebst seinen übrigen Obliegenheiten persönlich zu betreiben. Er lenkte die Aufmerksamkeit der Kaiserin auf den jungen, sich eines ausgezeichneten Rufes erfreuenden Künstler mit dem Bemerken, daß dieser, wiewol er bereits einen Ruf nach Sachsen in den Händen habe, es vorziehen würde, als geborner Tiroler sich in Wien niederzulassen, [521] ungeachtet er sich mit seinen geätzten Landschaften, welche in England, Holland und Deutschland gerne gekauft würden, jährlich 4–5000 fl. verdiene. Ferner bringe W. siebzig bereits fertige Platten mit Radirungen römischer Landschaften mit, was zur Hebung des österreichischen Kunsthandels beitragen werde, der Reichthum Oesterreichs an herrlichen Landschaften werde in- und ausländische Liebhaber noch mehr als alles, was er bisher gemacht, zum Kaufe seiner Werke anreizen. Und für die Heranbildung junger Leute zur Porzellan- und Schmelzmalerei, in welcher besonders Landschaften beliebt sind, sei W. ganz der Mann, um den Ausländern den Vorzug abzugewinnen. Der Kaiserin gegenüber betrachtete es Schmutzer als eine Ehrensache, den Mann in seine Heimath zurückzuberufen, der ganz durch sich selbst geworden, was er sei und in der Fremde stets dem Vaterlande seine treue Gesinnung bewahrt habe. Diese Anschauungen waren so vollständig in Uebereinstimmung mit jenen der maßgebenden Kunstkreise, daß der Staatsrath sofort und zwar am 16. November 1766 die Berufung Weirotter’s an die Akademie mit dem Jahresgehalte von 600 fl. und 200 fl. Quartiergeld genehmigte. Im J. 1767 begann er als erster Professor des Landschaftszeichnens seine Thätigkeit an der Akademie. Leider war diese nur von kurzer Dauer. Ein wiederholtes Augenleiden unterbrach seine Arbeiten und schon am 13. Mai 1771 rief den Künstler der Tod ab, eine schwer auszufüllende Lücke in dem Freundeskreis Schmutzer’s zurücklassend. Ungeachtet seines kurzen Wirkens entwickelte W. auf den Gebieten der Landschaftszeichnung und der Radirung eine staunenswerthe Thätigkeit und gab Impulse, die noch heute fortdauern. Sein gesammter künstlerischer Nachlaß fand aber in Wien keine Abnehmer; er ging nach Paris. Kenner und Freunde seiner Blätter mußten die Abdrücke einzelner Blätter theuer bezahlen. Er hinterließ nach den Angaben Nagler’s 214 eigenhändige Radirungen und über 100 von andern reproducirte Zeichnungen. Hervorragende Meister haben seine Originale gestochen. Als Radirer zählt W. zu den hervorragendsten Künstlern. Landschaften von W. in Oel gemalt gehören zu den gesuchtesten Seltenheiten. Nur das Landesmuseum in Innsbruck besitzt zwei auf Holz gemalte Oellandschaften.

K. v. Wurzbach, Biographisches Lexikon. – K. v. Lützow, Geschichten der k. k. Akademie der bildenden Künste, Wien 1877, S. 41 u. f.