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Artikel „Weidenfeld, Johann“ von Jakob Schnorrenberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 445–447, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weidenfeld,_Johannes&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 11:15 Uhr UTC)
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Weidenfeld: Johann W., Kölner Buchhändler des 17. Jahrhunderts, wurde im J. 1617 geboren. Das erste und zugleich das einzigste Buch, welches mit dem Vermerke seines alleinigen Verlages versehen ist, stammt aus dem Jahre 1659. Es ist die vierte Ausgabe des Concionum opus tripartitum Auctore Matthia Fabro, welches die Verlagsangabe enthält: Coloniae Agrippinae, apud Joannem Widenfeldt sub Monocerote veteri. Anno M. D. C. LIX. W. war der Schwiegersohn und langjährige Gehülfe des im Jahre 1656 in Köln verstorbenen bedeutenden Buchhändlers Johann Kinckius, dessen aus erster Ehe hervorgegangene Tochter Gertrud er geheirathet hatte.

Nach Fahne, Geschichte der Kölnischen, Jülischen und Bergischen Geschlechter, Köln 1848, S. 446 ist die Familie Weidenfeld ein vornehmes Kölnisches Patriciergeschlecht gewesen. Unser Johann ist das fünfte Kind des Senators Konrad W. Einer seiner Brüder, Christian, iuris utriusque licentiatus, war pfälzischer Rath, eine Schwester, Christine, Priorin des Klosters in der Kupfergasse, ein anderer Bruder, Adam, iuris utriusque doctor, Oberamtmann zu Gimborn und Neustadt, Intendant des Landes Winnenthal. Johann W., der Buchhändler, wurde Rathsherr, und einer seiner Neffen, Andreas v. W., wurde im J. 1712 mit Philipp Wilhelm v. Mockel regierender Bürgermeister der [446] freien Reichsstadt Köln, ein Amt, welches er bis 1730 siebenmal bekleidete. Als im J. 1656, wie schon erwähnt, Johann Kinckius das Zeitliche gesegnet hatte, wurde sein in der Straße Unter Fettenhennen im Hause „Zum alten Einhorn“ befindliches Geschäft eine Reihe von Jahren für gemeinschaftliche Rechnung der Geschwister fortgeführt. Noch im J. 1661 lautet in der 2. Ausgabe der Vita Jacobi Merlo-Horstii die Verlagsangabe: Sumtibus Haeredum Joannis Kinchii. Anno M. DC. LXI. Indessen schon vorher hatte Johann W. das bereits erwähnte Opus tripartitum M. Fabri in seinem privaten Verlage erscheinen lassen. W. erlangte den ausschließlichen Besitz des Geschäftshauses „Zum alten Einhorn“; sein Schwager Johann Anton Kinckius war sein unmittelbarer Nachbar im Nebenhause. 1661 gab W. einen Catalogus librorum olim apud Joannem Kinchium, qui nunc apud Joannem Widenfeldt prostant heraus. In demselben Jahre noch starb er. Seine Ehe war mit 13 Kindern gesegnet, von denen aber keines sich dem Geschäfte des Vaters widmete; der größte Theil erwählte den geistlichen Stand, einige starben in der Jugend.

Nach Weidenfeld’s Tode leitete seine Wittwe, Gertrud geb. Kinckius, allein das Geschäft. Ihre Adresse findet sich auf Drucken bis 1672: Sumptibus Viduae Joannis Widenfeldt. Als Signet gebrauchte sie, da sie vieles für die Jesuiten druckte, den Namen Jesu – IHS – in einer ovalen Einfassung. Oben halten zwei Engel das Wort Jesu bezw. Maria; unten ist das Weidenfeldische und Kinckius’sche Wappen angebracht, das erstere mit der Bezeichnung J. Weidenfelt, das letztere mit der Bezeichnung G. Kinckes. In ersterem Wappen erblickt man einen laufenden Wolf, der ein Lamm im Maule hält; in Urkunden führen nämlich ältere Glieder des Geschlechtes W. den Namen „Wiedenfelt dictus Wolff“. Nach 1672 findet sich die Adresse der Wittwe nicht mehr auf Drucken, so daß die Annahme wol richtig ist, daß sie in diesem oder dem folgenden Jahre das Zeitliche segnete. Von nun an setzten die Erben das Geschäft fort, da es von 1673–1681 auf den Druckwerken heißt: Apud haeredes Joannis Widenfeldt. Im J. 1682 ist mit diesen Erben ein gewisser Gottfried de Berges verbunden, von dem es aber nicht feststeht, ob er in irgend einem verwandtschaftlichen Verhältnisse zur Familie W. gestanden hat. Vielleicht war er bereits unter der Gemahlin Johann Weidenfeld’s Geschäftsführer. Unter der Firma nun der haeredum Joannis Widenfelt et Godefridi de Berges kamen vier verschiedene Signete zur Anwendung. Wir sehen zunächst einen Kupferstich, welcher einen landschaftlichen Hintergrund und zwei aus Wolken hervorragende Hände zeigt, wovon die zur rechten der linken eine brennende Fackel mit der Ueberschrift „Vicissim traditur“ darreicht; unten in der Mitte der Einrahmung sind die verschlungenen Buchstaben J W und G D B angebracht. Auf andern Titelblättern sieht man einen Holzschnitt mit einem auf dem Meere schwankenden Schiffe in der Nähe des Hafens, dazu die Ueberschrift „Post Nubila Phoebus“. Ein drittes Signet ist dem von der Wittwe des Johann W. geführten gleich, nur daß hier an Stelle des Kinckius’schen Wappens dasenige des de Berges sich zeigt mit der Unterschrift G. Berges. Als viertes Signet endlich findet man einen Holzschnitt mit dem unter einem Baume sitzenden Merkur nebst dem Spruche „Docta per orbem scripta fero“; unten ein Schildchen mit herzförmiger Marke.

Gottfried de Berges scheint auch Privatverlag gehabt zu haben. 1691 und 1693 wenigstens findet man die Angabe: Coloniae Agrippinae apud Godefridum de Berges. 1702 hinwiederum heißt es: Sumptibus haeredum Joannis Widenfelt; vorher also wird Gottfried de Berges, wenn nicht gestorben, so doch aus der Firma ausgeschieden sein. Das hauptsächlichste aus der Presse der Erben W. und de Berges hervorgegangene Werk ist das „Theatrum veritatis et justitiae [447] Johannis Baptistae Cardinalis de Luca“ in neun Foliobänden; das meiste waren Wiederholungen des früheren Verlags des Johannes Kinckius.

Büllingen, Materialien zu einer Buchdruckergeschichte Kölns (Handschrift in der Kölner Stadtbibliothek). – Merlo, Die Buchhandlungen und Buchdruckereien „Zum Einhorn“ in der Straße unter Fettenhennen zu Köln. Köln 1879, S. 68–71.